Hauptperson festlegen

Hallo Leute,

ein bissel graue Theorie vor dem Wochenende:

James N. Freys „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ I+II ist bei mir eingetroffen und Teil I habe ich halb durch. Wenn ich das Wissen auf meine Geschichte von Pater Rudolph, deren Anfang ich hier in „Storys“ veröffentlicht hatte, anwende, fällt mir einiges auf.

Eine Geschichte soll eine Prämisse haben, die in Zusammenhang mit der Hauptfigur steht. Als Hauptfigur hatte ich den Gauner Mike ausgesucht, da ich mich mit dem am besten identifizieren konnte. Der Hauptteil der Geschichte sollte aus seiner Perspektive erzählt werden. Zum Höhepunk der Handlung tritt aber seine Gehilfin Butch in Aktion um den Konflikt zu lösen und alle zu retten. Nur sie kann das tun, sonst ist die Pointe i.A., vorher spielt sie aber nur eine Nebenrolle.
Ich glaube Frey so verstanden zu haben, dass das nicht gut ist, und die Hauptperson auf dem Höhepunkt den zentralen Konflikt lösen sollte.

Muss ich also den Großteil der Geschichte aus Butchs Perspektive erzählen?

Das wir mir sicher schwerer fallen, Gott-sei-Dank ist sie wenigstens lesbisch… :wink: Ich habe schon eine Idee, wie ich aus der Nebenrolle eine sich entwickelnde Persönlichkeit machen kann, aber ich kenne nicht so besonders viele lesbische Schlägerinnen und habe Sorgen, mich in Klischees zu verfangen.

Danke
Nic

Hallo Nic,

ein bissel graue Theorie vor dem Wochenende:

James N. Freys „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“
I+II ist bei mir eingetroffen und Teil I habe ich halb durch.

halb lesen gilt nicht.

Wenn ich das Wissen auf meine Geschichte von Pater Rudolph,
deren Anfang ich hier in „Storys“ veröffentlicht hatte,
anwende, fällt mir einiges auf.

Eine Geschichte soll eine Prämisse haben, die in Zusammenhang
mit der Hauptfigur steht. Als Hauptfigur hatte ich den Gauner
Mike ausgesucht, da ich mich mit dem am besten identifizieren
konnte. Der Hauptteil der Geschichte sollte aus seiner
Perspektive erzählt werden. Zum Höhepunk der Handlung tritt
aber seine Gehilfin Butch in Aktion um den Konflikt zu lösen
und alle zu retten. Nur sie kann das tun, sonst ist die Pointe
i.A., vorher spielt sie aber nur eine Nebenrolle.
Ich glaube Frey so verstanden zu haben, dass das nicht gut
ist, und die Hauptperson auf dem Höhepunkt den zentralen
Konflikt lösen sollte.

  1. Frey und wie sie alle heißen sind nicht der liebe Gott.
  2. Der, der für eine Story/eines Romans lieber Gott spielt ist der Autor.
  3. Schreiben lernt man durch Schreiben.
    NICHT dadurch, dass man Schreiblern-Bücher verinnerlicht.

Muss ich also den Großteil der Geschichte aus Butchs
Perspektive erzählen?

Wir müssen alle sterben.
Sonst musst Du aber gar nichts.
Du musst mir nicht einmal glauben.

Das wir mir sicher schwerer fallen, Gott-sei-Dank ist sie
wenigstens lesbisch… :wink:

hmpf? Was willst Du Dichter mir damit sagen?

Ich habe schon eine Idee, wie ich
aus der Nebenrolle eine sich entwickelnde Persönlichkeit
machen kann, aber ich kenne nicht so besonders viele lesbische
Schlägerinnen

diese Ausage impliziert, dass Du zumindestens eine kennst. Wenn dem so ist, dann frage sie, wie es ist eine leblische Schlägerin zu sein.
Wer kein Insiderwissen hat, besorgt sich welches.
Das nennt man Recherche.

und habe Sorgen, mich in Klischees zu verfangen.

erstmal schreiben
dann liegen lassen - einige Zeit -
dann wiederlesen und Klischees ausbügeln

im Übrigen: wer-weiss-was ist kein sonderlich gutes Forum für solche Fragen.

Für Möchtegern-Autoren in Schreibnöten:

http://www.kurzgeschichten.de/vb/kgdestart.php
http://www.leselupe.de/lw/startseite.php
http://www.autorenforum.de/
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl

und ganz speziell für die Jünger von James Frey:
http://www.wwgpro.de/

… und google kennt noch viele mehr

viele Grüße
geli

Danke

Nic

Hallo Geli,
danke für die Antwort.

Wir müssen alle sterben.
Sonst musst Du aber gar nichts.
Du musst mir nicht einmal glauben.

Ich wollte mich als Anfänger lieber etwas an eine Kochrezept halten, damit ich nicht so ein Buch wie Wieseigel (Titel vergessen) schreibe, mit einer wunderschönen Geschichte aber ein bissel konfus.

Das wir mir sicher schwerer fallen, Gott-sei-Dank ist sie
wenigstens lesbisch… :wink:

hmpf? Was willst Du Dichter mir damit sagen?

Das ich als Hetero-Mann das Begehren sicher authentischer hinbekomme, wenn die Angebetete eine Frau ist.

Ich habe schon eine Idee, wie ich
aus der Nebenrolle eine sich entwickelnde Persönlichkeit
machen kann, aber ich kenne nicht so besonders viele lesbische
Schlägerinnen

diese Ausage impliziert, dass Du zumindestens eine kennst.
Wenn dem so ist, dann frage sie, wie es ist eine leblische
Schlägerin zu sein.
Wer kein Insiderwissen hat, besorgt sich welches.
Das nennt man Recherche.

Auch das war leider noch übertrieben. Gibts hier ein Brett für lesbische Schlägerinnen? :wink:

…und Danke für die Links, da werde ich die anderen auch noch nerven, hihi!

Nic

Mahlzeit,

Das ich als Hetero-Mann das Begehren sicher authentischer
hinbekomme, wenn die Angebetete eine Frau ist.

vielleicht, vielleicht aber nicht. Du solltest z.B. nicht schreiben: „Sobald sie ihre Angebetete sah, bekam sie einen Ständer.“

Gruß

Sancho

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hallo nic,

ich habe „wie man einen verdammt guten roman schreibt“ nicht gelesen. weder teil 1 noch 2.

die sache mit diesen wie-schreibe-ich-richtig-büchern ist, daß zum einen tausende davon gibt, und - wie horoskope - meist ein bißchen was davon immer stimmt. aber welches bißchen?

wenn man weiterhin darüber reflektiert, daß es einem großteil dieser schreibratgeber-autoren noch nie gelungen ist, ihre eigenen erkenntnisse erfolgreich einzusetzen (sprich: von denen hat man noch nie einen roman gelesen!), läßt das doch einige berechtigte skepsis zu.

allenfalls könnte es in ansätzen sinn machen, wenn man erfolgreiche autoren ausquetscht und nach ihrem erfolgsrezept fragt. und während man dann die erkenntnisse des erlauchten autors von dessen lippen trinkt wie nektar, wird man vielleicht merken, daß es aber diese rezepte nicht gibt und ein erfolg auch schon mal von parametern wie dem luftdruck, der laune des vertriebschefs im verlag oder ob der mann der lektorin mal wieder den geschirrspüler nicht ausgeräumt hat, abhängt.
also sollte man dieser art von ratgeberliteratur nicht allzuviel bedeutung beimessen. das wollte ich nur damit sagen.

hauptperson eines roman ist der, der denkt. nur in den einen (oder die natürlich) kann sich der leser hineinversetzen, nur den können wir glaubwürdig fühlen lassen, riechen, angst haben und lieben lassen. was er (oder sie) dann denkt, fühlt, liebt, riecht, muß schlüssig sein. er darf nicht über geheimwissen des autors verfügen, sondern der komissar muß durch erfahrung bzw. ermittlung und eigenes nachdenken den mörder entlarven. und nicht, weil er plötzlich über kenntnisse verfügt, die der autor einsickern läßt, weil er jetzt langsam mal zum ende kommen muß.

in fortgeschrittenem stadium, also wenn man das o.g. beherrscht, kann mal ja mal probieren, mehrere personen denken zu lassen. das geht aber nur nacheinander und fein säuberlich getrennt (also einmal die story aus ihrer sicht und einmal aus seiner…) und nie in einem kapitel/einer szene gleichzeitig.

probier mal einfach ein bißchen aus, denn wie geli schon sagte: nur das übt das schreiben.

schöne grüße und viel erfolg
ann

Hi!

ich habe „wie man einen verdammt guten roman schreibt“ nicht
gelesen. weder teil 1 noch 2.

Ich habe sie gelesen. Beide. Und ich halte sie für nur eingeschränkt brauchbar.

die sache mit diesen wie-schreibe-ich-richtig-büchern ist, daß
zum einen tausende davon gibt, und - wie horoskope - meist ein
bißchen was davon immer stimmt. aber welches bißchen?

Das ist die Kunst des Herausfilterns. Ich weiß nicht, welche der Tausende von Wie-schreibe-ich-richtig-Bücher du gelesen hast. Das Problem dabei ist, dass es kein vernünftiges Buch gibt, mit dem ein „Anfänger“ wirklich das Schreiben anfangen kann. Entweder sind die Bücher zu pauschal und selbstverliebt (dazu zähle ich z.B. die beiden oben genannten) oder sie sind - zumindest für Anfänger - viel zu spezifisch. Andererseits gibt es aber Wahrheiten beim Schreiben, die sind derart banal, dass man sich schämen müsste, sie in ein Wie-schreibe-ich-richtig-Buch zu setzen.

wenn man weiterhin darüber reflektiert, daß es einem großteil
dieser schreibratgeber-autoren noch nie gelungen ist, ihre
eigenen erkenntnisse erfolgreich einzusetzen (sprich: von
denen hat man noch nie einen roman gelesen!), läßt das doch
einige berechtigte skepsis zu.

Das ist das altbekannte Problem des von-außen-Betrachtens. Wie viele Lektoren kennst du, die ihren Beruf an den Nagel gehängt und einen solchen Megaseller geschrieben haben, durch den sie ihren Wohnsitz nach Monaco verlegen oder sich eine eigene Insel in der Karibik leisten konnten? Vermutlich nicht sehr viele (wenn überhaupt). Trotzdem sind es Lektoren, die entscheiden, was gut und was schlecht ist, was von den eingereichten Manuskripten in den Mülleimer oder in die Druckerei geht. Sie entscheiden letztlich, was auf dem Markt erscheint und was nach ihrer Meinung ein guter Roman ist.

allenfalls könnte es in ansätzen sinn machen, wenn man
erfolgreiche autoren ausquetscht und nach ihrem erfolgsrezept
fragt. und während man dann die erkenntnisse des erlauchten
autors von dessen lippen trinkt wie nektar, wird man
vielleicht merken, daß es aber diese rezepte nicht gibt und
ein erfolg auch schon mal von parametern wie dem
luftdruck, der laune des vertriebschefs im verlag oder ob der
mann der lektorin mal wieder den geschirrspüler nicht
ausgeräumt hat, abhängt.

Das ist richtig. Erfolg ist ein Zufallsfaktor. Patrick Süßkind hat seinen Erfolgsroman „Das Parfüm“ etwa 100 Mal erfolglos eingereicht. Dass das Buch erschienen ist - reiner Zufall.

Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ brauchte ein Jahr, bis sich ein Agent für das Buch interessierte. Der wiederum musste bei einigen Verlagen Klinken putzen, ehe Bloomsbury sich erbarmte, das Buch in einer Auflage von 500 Stück herauszubringen (mit der Empfehlung an die Autorin, sich einen Job zu suchen, weil sie von diesem Buch niemals würde leben können). Was aber gerade bei Rowling besonders auffällt: Der erste „Harry Potter“ hat noch sehr stark die Schreibe der „Anfängerin Rowling“. Mit jedem Band wird ihre handwerkliche Profssionalität besser - und entspricht dabei weitgehend dem, was in den Wie-schreibe-ich-richtig-Büchern propagiert wird. Gleiches kann ich von einem Bekannten berichten, der ein entschiedener Gegner des erlernbaren Schreibhandwerks war. Er hielt auch nichts von diesen Handwerk-Schreib-Ratgebern, fand Plotten, Charakterentwicklung, strukturiertem Handlungsaufbau, klare Zielsetzung der Romanhandlung nur blöd. Dann bekam er seinen ersten Verlagsvertrag. Sein zuständiger Lektor hat sein Manuskript von vorne bis hinten auseinander genommen. Heute sagt mein Bekannter, das Wichtigste sei plotten, plotten plotten. Und eine vernünftige Charakterentwicklung. Sauberes Handwerk eben.

So kann’s passieren.

also sollte man dieser art von ratgeberliteratur nicht
allzuviel bedeutung beimessen. das wollte ich nur damit sagen.

Das hängt davon ab, was für eine Art von Literatur man schreiben will. Wer scharf auf den Georg-Büchner-Preis oder auf einen Erfolg beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb ist, der sollte diese Ratgeberbücher mit einer möglichst langen Kneifzange anfassen und sie verbrennen (deutsche Edel-Literatur lebt bekanntlich seit Goethe und Schiller vom Gedanken des Genies: Wenn der Autor nicht mehr versteht, was er schreibt, so meint er, der Genius spräche aus ihm).

Wer aber „nur“ handlungsorientierte Unterhaltungsromane schreiben will, der sollte sich durchaus mit den handwerklichen Aspekten des Schreibens befassen.

hauptperson eines roman ist der, der denkt.

Sorry, aber das ist purer Unsinn. In einem Roman können viele Leute denken. In den Romanen des 19. Jahrhunderts denken sogar alle Leute, und das mitunter gleichzeitig (okay, ich übertreibe, aber die Romane des 19.Jahrhunderts sind größtenteils auktorial). In den heutigen Romanen denken ebenfalls mehrere Leute, allerdings nicht mehr gleichzeitig, sondern nach Kapiteln getrennt. Richtig ist, dass in heutigen Romanen eine eindeutige Erzählperspektive innerhalb eines Kapitels als anstrebenswert gilt. Gestattet man nur der Hauptperson das Denken, dann müsste sie zwangsläufig in jedem Kapitel des Romans vorkommen - was aber nicht der Realität entspricht.

Nach meiner Auffassung sollte die Hauptperson eines Romans immer derjenige Romancharakter sein, für den am meisten auf dem Spiel steht und der die stärkste Wandlung im Roman durchläuft, weil dadurch diese Figur für den Leser am interessantesten ist. Eine Romanfigur, die sich durch die Ereignisse der Romanhandlung nicht wandelt, ist eine Schablone (für bestimmte Genres sind schablonenhafte Hauptfiguren durchaus von Vorteil, siehe James Bond, oder die bekannten Agatha-Christie-Hauptfiguren wie Hercule Poirot oder Miss Marple, aber auch Figuren wie Sherlock Holmes und Dr. Watson - hier kommt es nicht auf die Wandlung der Hauptfiguren an, sondern auf den Wettstreit zwischen den Hauptfiguren und dem Leser: Wer bekommt früher heraus, wer der Täter ist?).

Grüße
Heinrich

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100% Identifikation - LOL
LOL

Danke Euch, mir ist schon klar, dass Frey die Wahrheit auch nicht gepachtet haben kann, aber ich finde die Bücher sehr hilfreich. Vor allem deshalb, da ich vermutlich nicht das Genie bin, dass von Natur aus alles richtig macht.
Ach und Heinrich, auch wenn Du dich hier von Frey distanzierst, aber Deine Kritik an meinem Pater-Rudolph-Text steht in vollem Einklang mit Frey.

Also: Handwerk lernen ohne sich einengen zu lassen - Message recived!

hallo heinrich,

ich sehe nicht, wo deine aussage der meinen im wesentlichen widerspricht (außer im letzten absatz). nur begründe ich meine nicht unbedingt auf meiner meinung.
im übrigen soll dir deine auffassung unbenommen bleiben - aber es gibt nun mal regeln beim schreiben. DIE zu kennen und zu beherrschen macht das schreibhandwerk aus.
regeln durchbrechen kann man natürlich auch, aber immer erst, wenn man sie aus dem ff beherrscht.

aber ob und wie viele lektor-kollegen in der karibik wohnen hat damit nicht das geringste zu tun.

nach wie vor rate ich eher zu einem fundierten schreibkurs vor ort als zu einem (zumeist) teuren und nutzlosen fernkurs oder (zumeist) ebenso nutzlosen und mitunter auch recht kostspieligen schreib-lern-kochbüchern. dort findet man oft nur die literarische entsprechung des „malen nach zahlen“ - oder sie schmeißen im gegenteil alle regeln über bord und erklären allen ernstes, daß nur der gut schreibt, der völlig unbeleckt ist.

wer wirklich schreiben lernen möchte, der sollte schreibforen/-gruppen beitreten und sich dort mit anderen messen, der sollte themenbezogen in vorgegebenem rahmen schreiben üben oder auch an wettbewerben teilnehmen. und daran wachsen!

gruß
ann

Hi!

aber ob und wie viele lektor-kollegen in der karibik wohnen
hat damit nicht das geringste zu tun.

Nun, du hast in deinem Beitrag den Schreibern von Wie-schreibe-ich-richtig-Büchern ganz kräftig vors Schienbein getreten. Ich zitiere dich:

„wenn man weiterhin darüber reflektiert, daß es einem großteil dieser schreibratgeber-autoren noch nie gelungen ist, ihre eigenen erkenntnisse erfolgreich einzusetzen (sprich: von denen hat man noch nie einen roman gelesen!), läßt das doch einige berechtigte skepsis zu.“

Genau darauf bezog ich mich. Es gibt - so habe ich deine Aussage verstanden - Leute, die in Buchform beschreiben, wie man richtig/gut schreibt, es selbst aber nicht auf die Reihe bekommen (laut deiner Aussage hat keiner der Schreibratgeber es zu einem Erfolg gebracht). Schlussfolgerung: Sei skeptisch gegenüber diesen Verfassern.

Mein Argument ist, dass jemand, der das Handwerkliche zu beschreiben weiß, nicht zwangsläufig auch ein erfolgreicher Autor sein muss. Das sieht man m.E. hervorragend an den Lektoren der Verlage. Jeder von denen kann dir haarklein erklären, warum diese Figur schwach und jene Szene völlig überflüssig ist und warum das Romanende grundsätzlich überarbeitet gehört. Darf der Lektor einem solche Kritik um die Ohren hauen, wenn er selbst bislang kein eigenes erfolgreiches Buch auf den Markt gebracht hat? Genau das wirfst du den Wie-schreibe-ich-richtig-Autoren vor.

Grüße
Heinrich

Hi!

Ach und Heinrich, auch wenn Du dich hier von Frey
distanzierst, aber Deine Kritik an meinem Pater-Rudolph-Text
steht in vollem Einklang mit Frey.

Ich habe mich nicht von Frey distanziert, ich halte seine Ratgeber nur für bedingt tauglich. Oder mit anderen Worten: es gibt andere Ratgeber, die ich für besser halte.

Grüße
Heinrich

Welche? Sag doch mal…
.

hallo,

Nun, du hast in deinem Beitrag den Schreibern von
Wie-schreibe-ich-richtig-Büchern ganz kräftig vors Schienbein
getreten.

nur den allerweltswischiwaschischreibern, die die gutgläubigkeit ernsthaft bestrebter hobbyschreiber ausnutzen wollen, indem sie ihnen instant-schreibkurse aufschwatzen. „lies dieses buch und du kannst schreiben!“
so läuft das nicht!

Mein Argument ist, dass jemand, der das Handwerkliche zu
beschreiben weiß, nicht zwangsläufig auch ein erfolgreicher
Autor sein muss. Das sieht man m.E. hervorragend an den
Lektoren der Verlage. Jeder von denen kann dir haarklein
erklären, warum diese Figur schwach und jene Szene völlig
überflüssig ist und warum das Romanende grundsätzlich
überarbeitet gehört. Darf der Lektor einem solche Kritik um
die Ohren hauen, wenn er selbst bislang kein eigenes
erfolgreiches Buch auf den Markt gebracht hat? Genau das
wirfst du den Wie-schreibe-ich-richtig-Autoren vor.

ja, und ich bleibe dabei.

ich weiß nicht, ob und wieviel ahnung du von lektorenarbeit hast - ich arbeite seit jahren als lektorin. als solche traue ich es mir zu, die stellen, die haken zu glätten unlogische handlungsverläufe zu begradigen, stil zu verbessern und vieles mehr. ich kann mich sogar vor eine bleiwüste setzen und die story aus viel text herausschälen und ergründen, was der autor mir eigentlich sagen will. ich kann auch sagen, wo mir die handlung zu dünn ist oder - im gegenteil - zu dicke kommt. dann mache ich vorschläge. schreiben muß es der autor. (oder er sagt vielleicht auch: nö, ich will, daß alles genauso stehenbleibt.)

im rahmen meiner erfahrung könnte ich auch checklisten erstellen und dem autor sagen, wo er drauf achten, bzw. was er vermeiden soll.

dafür muß aber erst etwas da sein! material, mit dem man arbeiten kann! natürlich, das kann man sehr gut in einem kurs/seminar mit mehreren erstellen und gemeinsam dran arbeiten. DAS traue ich mir zu und vielen anderen auch. aber ein solcher kreativer prozeß ist niemals eine einbahnstraße!
einen ratgeber zu schreiben - selbst wenn er noch so gut sein sollte! - kann immer nur ein teil des schreiben lernens sein.

und jemand, der diamanten schleifen kann, kann noch lange keine herstellen.

gruß
ann

Hi!

nur den allerweltswischiwaschischreibern, die die
gutgläubigkeit ernsthaft bestrebter hobbyschreiber ausnutzen
wollen, indem sie ihnen instant-schreibkurse aufschwatzen.
„lies dieses buch und du kannst schreiben!“
so läuft das nicht!

Nein, so läuft das sicher nicht. Aber Frey hat in bestimmten Teilen seiner Bücher genau diesen Anspruch (meines Erachtens). Deshalb wage ich weiterhin zu behaupten, dass Freys Bücher nur bedingt nutzbar sind.

ich weiß nicht, ob und wieviel ahnung du von lektorenarbeit
hast - ich arbeite seit jahren als lektorin. als solche traue
ich es mir zu, die stellen, die haken zu glätten unlogische
handlungsverläufe zu begradigen, stil zu verbessern und vieles
mehr. ich kann mich sogar vor eine bleiwüste setzen und die
story aus viel text herausschälen und ergründen, was der autor
mir eigentlich sagen will. ich kann auch sagen, wo mir die
handlung zu dünn ist oder - im gegenteil - zu dicke kommt.
dann mache ich vorschläge. schreiben muß es der
autor. (oder er sagt vielleicht auch: nö, ich will, daß alles
genauso stehenbleibt.)

Ist das - mal völlig unbedarft gefragt - nicht genau das, was du den Wie-schreibt-man-richtig-Autoren vorwirfst? Du kannst deinem Autoren sagen: Hier hapert es, du musst das so und so machen (was im eigentlichen Sinne ja auch die Richtig-schreiben-Autoren machen). Was unterscheidet dich in deiner Arbeit von jenen Richtig-Schreibern (außer das du einen konkreten Text vor Augen hast)?

im rahmen meiner erfahrung könnte ich auch checklisten
erstellen und dem autor sagen, wo er drauf achten, bzw. was er
vermeiden soll.

Hmmm…
Wenn du Checklisten machst, dann komme ich mit deinem Argument „Will mir sagen, wie man schreiben soll, und hat selbst noch nichts auf den Markt geworfen …“

und jemand, der diamanten schleifen kann, kann noch lange
keine herstellen.

Once again: Genau das ist dein Vorwurf gegen die Richtig-Schreiber.
Sie - die Richtig-Schreiber - sagen in einem Buch, wie es funktioniert. Du sagst, die haben keine Ahnung, weil sie es selbst nicht anwenden (wer kennt z.B. eine Roman eines Richtig-Schreibers?).
Was ist denn jetzt der Stand der Dinge?

Grüße
Heinrich

sag mal, schreibe ich so undeutlich?

MAN WIRD KEIN AUTOR ALLEIN DADURCH, DASS MAN SCHREIBLERNBÜCHER LIEST!
WER BÜCHER MIT DIESEM ANSPRUCH VERKAUFT, LÜGT!

schreiben und auch schreiben lernen ist ein kreativer und multidirektionaler prozeß, den man in erster linie durch ÜBUNG, ÜBUNG, ÜBUNG und sich messen und reiben an anderen erreicht.

Once again: Genau das ist dein Vorwurf gegen die
Richtig-Schreiber.

last time: ES GIBT KEINE _RICHTIG_SCHREIBER! jedenfalls nicht so, wie du es gern hättest. jeder autor kann nur seinen eigenen text, seine eigene story, sein eigenes buch schreiben, jeder kann nur seine eigene liebe lieben.
picasso malte nur seinen eigenen bilder, jedes andere wäre kein picasso geworden.

es gibt tipp-sammlungen, meinetwegen auch übungsbücher und auch texte, in denen namhafte autoren ihre tricks zum besten geben - aber keine bücher, nach deren lektüre man plötzlich autor ist.

(wer kennt z.B. eine Roman eines
Richtig-Schreibers?).
Was ist denn jetzt der Stand der Dinge?

es wird dir nicht gefallen, aber "richtig"schreiber schreiben richtige romane/bücher und haben selten zeit für ratgeber.

ende & gruß
ann

Hi!

Auch auf die Gefahr, mich hier in die Nesseln zu setzen:

Handwerkliches:

Fritz Gesing
Kreativ Schreiben
Handwerk und Techniken des Erzählens
Dumont Verlag

Halte ich persönlich für ergiebiger als die beiden Frey-Bücher. Gesing ist gelernter Germanist, was man mitunter in seinem Tonfall merkt. Mir persönlich gefällt das Buch (trotzdem oder gerade deshalb) deutlich besser als die beiden Bücher von Frey. Außerdem gibt es im Buch jede Menge Aufgaben, bestimmte Dinge einfach auszuprobieren (Bsp. zum Thema Inspiration: „Spielen Sie mit Einfällen, zerlegen Sie sie, kombinieren Sie sie neu, stellen Sie alle möglichen Fragen, variieren Sie nach der Was-wäre-wenn-Methode, stellen Sie überhaupt alle W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Wozu?“). Das Gesing-Buch ist ein Buch zum Arbeiten.

Sol Stein
Über das Schreiben
Verlag Zweitausendeins

Für viele gilt Steins „Über das Schreiben“ als Bibel. Ich bin nicht so hundertprozentig davon überzeugt, weil Stein wie viele andere amerikanische Ratgeberschreiber eine Tendenz zum Schwafeln hat. Vermutlich könnte man die 430 Seiten inhaltlich auf 300 eindampfen. Na ja. Es ist nicht ganz so leicht zu lesen wie die Bücher vom Kollegen Frey, dafür aber gehaltvoller. Ich persönlich ziehe Stein dem Frey auf jeden Fall vor (das zweite bekannte Buch von Stein „Aufzucht und Pflege eines Romans“ basiert zum größten Teil auf „Über das Schreiben“)

Handlungsaufbau:

Hier habe ich zwei klare Lieblingsbücher. Nummer 1 ist …

Syd Field
Das Handbuch zum Drehbuch
Verlag Zweitausendeins

Primär gesehen befasst sich das Buch zwar mit dem Schreiben von Drehbüchern, biete aber wunderbare Einblicke in die Gestaltung von Handlung und Charaktere, wie sie in Romanen vorkommen. Die Grobstruktur eines Drehbuches lässt sich in gewisser Weise auch auf handlungs- bzw. spannungsorientierte Erzählungen übertragen (viele Leute lesen heutzutage Romane, wie sie Filme im Fernsehen oder Kino gucken: Der Anfang muss sitzen, sonst zappt man weg).

Mein zweites Buch zum Thema Handlungsaufbau ist …

Ronald B. Tobias
20 Masterplots
Woraus Geschichten gemacht sind
Verlag Zweitausendeins

Tobias pflückt den Begriff „Plot“ auseinander. Bekannlich gibt es solche Begriffe wie „Stoff“, „Geschehen“ und „Plot“, nur fällt vielen die Abgrenzung zueinander schwer („Stoff“ = unstrukturiertes Geschehen einer Erzählung, z.B. die Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich ineinander verlieben, sich aber nicht lieben dürfen, weil ihre Familien verfeindet sind; „Geschehen“ = Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, z.B. in einer Stadt lebten zwei verfeindete Familien, ständig gab es Streit unter den jungen Leuten, und eines Tages tötete einer … usw.; „Plot“ = Abfolge der Ereignisse im Zusammenhang und mit Kausalität, z.B. weil ihre Familien im Streit leben, dürfen zwei junge Menschen sich nicht lieben, weil die jungen Leute sich attackieren, gibt es einen Toten, weil es einen Toten gibt, wird Blutrache geschworen, weil Blutrache geschworen wurde, … usw.)
Tobias analysiert 20 Plotstrukturen und zeigt, was für bestimmte Plots als typisch gilt, warum bestimmte Erzählstrukturen in der Literatur immer wieder auftauchen, was für Grundmuster im Erzählen existieren.

Ergänzend zum Selber-Plotten sei das Buch von
Ansen Dibell: Plot
erwähnt, allerdings gibt es das nur in Englisch als Import aus den USA

Sprache:

Zum Thema Sprache und Stil gibt es für mich nur zwei Bücher (bzw. Autoren), die ich empfehlen kann. Das eine ist …

Ludwig Reiners
Stilfibel
dtv Taschenbuch

Das Buch ist mittlerweile fast 60 Jahre alt (die originäre „Stilkunst“, auf der die „Stilfibel“ basiert, kommt aus dem Jahre 1944) manches darin ist mittlerweile von der Zeit - und der Rechtschreibreform - überholt, aber trotzdem ist das Buch für mich ein Muss, wenn es um Wortwahl und Satzbau geht. Da geht es um Stilschlampereien („Er ging zusammen mit seinem Vater und Mutter nach Hause“ - uhh!), um das „würde“ in Wenn-Sätzen („Wenn er kommen würde, könnten wir abfahren“ - uhh!), um falsche Passiv-Partizipien („Bei der gestern stattgefundenen Feier sprach der Bürgermeister.“ - uhh!) usw. usw.

Der andere Autor, den ich zum Thema Sprache und Stil empfehle, ist …

Wolf Schneider
Deutsch fürs Leben
rororo Taschenbuch

und

Deutsch für Kenner
Stern-Buch

Schneider befasst sich mit Sprachschlampereien in Literatur und Presse, wie man Inhalte vernünftig vermittelt, saubere Satzstrukturen aufs Papier bringt, Modewellen in der Sprache vermeidet.

Zu Sprache und Stil gehören natürlich auch diverse Bände des Duden (nicht die Rechtschreibkorrektur der Textverarbeitung! Da schleichen sich die absonderlichsten Fehler ein).
Besondere Empfehlung im Bereich Wörterbücher:

Franz Dornseiff
Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen
Verlag de Gruyter
(sauteuer! 68 Euro, aber auf keinen Fall die Taschenbuchausgabe kaufen, die fällt ziemlich schnell auseinander)

Hier noch ein Buch, das völlig aus der Reihe fällt:

Albert Zuckerman
Bestseller
Wie man einen Erfolgsroman schreibt
Lübbe Verlag

In diesem Buch geht es nicht um klare Hinweise, wie man einen erfolgsversprechenden Roman schreibt. Das Spannende an diesem Buch ist, die Entstehung eines Romans vom ersten Entwurf an mitzuerleben. Zuckerman ist (war?) der US-Agent von Ken Follett und zeigt anhand von vier Entwürfen des Follett-Romans „Der Mann aus St.Petersburg“, wie aus einer banalen Spionage-Geschichte mit Hängern und Löchern von Entwurf zu Entwurf einer immer dichtere Geschichte aufgebaut wird. Und es zeigt, dass auch Erfolgsautoren nur mit Wasser kochen und eine ganze Menge Schrott produzieren. Das Durcharbeiten der verschiedenen Entwürfe sowie die Analyse der Entwürfe von Zuckerman kostet einiges an Arbeit und Zeit.

Was sich ebenfalls sehr gut lesen lässt (und von vielen empfohlen wird), ist das Stephen King Buch „Das Leben und das Schreiben“ aus dem Ullstein-Verlag. King hat da kein reines Sachbuch mit Tipps aus seiner Schreiberfahrung abgeliefert, sondern eine Mixtur aus seinem Schreiben und einer Art Autobiographie. Zum Nachschlagen ist es nicht unbedingt geeignet, aber interessant.

So, das wär’s. Ich habe zwar noch einige mehr hier stehen (meist zu Spezialthemen), aber für einen Einstieg sollten o.g. Bücher reichen.

Grüße
Heinrich

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