Hi!
Auch auf die Gefahr, mich hier in die Nesseln zu setzen:
Handwerkliches:
Fritz Gesing
Kreativ Schreiben
Handwerk und Techniken des Erzählens
Dumont Verlag
Halte ich persönlich für ergiebiger als die beiden Frey-Bücher. Gesing ist gelernter Germanist, was man mitunter in seinem Tonfall merkt. Mir persönlich gefällt das Buch (trotzdem oder gerade deshalb) deutlich besser als die beiden Bücher von Frey. Außerdem gibt es im Buch jede Menge Aufgaben, bestimmte Dinge einfach auszuprobieren (Bsp. zum Thema Inspiration: „Spielen Sie mit Einfällen, zerlegen Sie sie, kombinieren Sie sie neu, stellen Sie alle möglichen Fragen, variieren Sie nach der Was-wäre-wenn-Methode, stellen Sie überhaupt alle W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Wozu?“). Das Gesing-Buch ist ein Buch zum Arbeiten.
Sol Stein
Über das Schreiben
Verlag Zweitausendeins
Für viele gilt Steins „Über das Schreiben“ als Bibel. Ich bin nicht so hundertprozentig davon überzeugt, weil Stein wie viele andere amerikanische Ratgeberschreiber eine Tendenz zum Schwafeln hat. Vermutlich könnte man die 430 Seiten inhaltlich auf 300 eindampfen. Na ja. Es ist nicht ganz so leicht zu lesen wie die Bücher vom Kollegen Frey, dafür aber gehaltvoller. Ich persönlich ziehe Stein dem Frey auf jeden Fall vor (das zweite bekannte Buch von Stein „Aufzucht und Pflege eines Romans“ basiert zum größten Teil auf „Über das Schreiben“)
Handlungsaufbau:
Hier habe ich zwei klare Lieblingsbücher. Nummer 1 ist …
Syd Field
Das Handbuch zum Drehbuch
Verlag Zweitausendeins
Primär gesehen befasst sich das Buch zwar mit dem Schreiben von Drehbüchern, biete aber wunderbare Einblicke in die Gestaltung von Handlung und Charaktere, wie sie in Romanen vorkommen. Die Grobstruktur eines Drehbuches lässt sich in gewisser Weise auch auf handlungs- bzw. spannungsorientierte Erzählungen übertragen (viele Leute lesen heutzutage Romane, wie sie Filme im Fernsehen oder Kino gucken: Der Anfang muss sitzen, sonst zappt man weg).
Mein zweites Buch zum Thema Handlungsaufbau ist …
Ronald B. Tobias
20 Masterplots
Woraus Geschichten gemacht sind
Verlag Zweitausendeins
Tobias pflückt den Begriff „Plot“ auseinander. Bekannlich gibt es solche Begriffe wie „Stoff“, „Geschehen“ und „Plot“, nur fällt vielen die Abgrenzung zueinander schwer („Stoff“ = unstrukturiertes Geschehen einer Erzählung, z.B. die Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich ineinander verlieben, sich aber nicht lieben dürfen, weil ihre Familien verfeindet sind; „Geschehen“ = Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, z.B. in einer Stadt lebten zwei verfeindete Familien, ständig gab es Streit unter den jungen Leuten, und eines Tages tötete einer … usw.; „Plot“ = Abfolge der Ereignisse im Zusammenhang und mit Kausalität, z.B. weil ihre Familien im Streit leben, dürfen zwei junge Menschen sich nicht lieben, weil die jungen Leute sich attackieren, gibt es einen Toten, weil es einen Toten gibt, wird Blutrache geschworen, weil Blutrache geschworen wurde, … usw.)
Tobias analysiert 20 Plotstrukturen und zeigt, was für bestimmte Plots als typisch gilt, warum bestimmte Erzählstrukturen in der Literatur immer wieder auftauchen, was für Grundmuster im Erzählen existieren.
Ergänzend zum Selber-Plotten sei das Buch von
Ansen Dibell: Plot
erwähnt, allerdings gibt es das nur in Englisch als Import aus den USA
Sprache:
Zum Thema Sprache und Stil gibt es für mich nur zwei Bücher (bzw. Autoren), die ich empfehlen kann. Das eine ist …
Ludwig Reiners
Stilfibel
dtv Taschenbuch
Das Buch ist mittlerweile fast 60 Jahre alt (die originäre „Stilkunst“, auf der die „Stilfibel“ basiert, kommt aus dem Jahre 1944) manches darin ist mittlerweile von der Zeit - und der Rechtschreibreform - überholt, aber trotzdem ist das Buch für mich ein Muss, wenn es um Wortwahl und Satzbau geht. Da geht es um Stilschlampereien („Er ging zusammen mit seinem Vater und Mutter nach Hause“ - uhh!), um das „würde“ in Wenn-Sätzen („Wenn er kommen würde, könnten wir abfahren“ - uhh!), um falsche Passiv-Partizipien („Bei der gestern stattgefundenen Feier sprach der Bürgermeister.“ - uhh!) usw. usw.
Der andere Autor, den ich zum Thema Sprache und Stil empfehle, ist …
Wolf Schneider
Deutsch fürs Leben
rororo Taschenbuch
und
Deutsch für Kenner
Stern-Buch
Schneider befasst sich mit Sprachschlampereien in Literatur und Presse, wie man Inhalte vernünftig vermittelt, saubere Satzstrukturen aufs Papier bringt, Modewellen in der Sprache vermeidet.
Zu Sprache und Stil gehören natürlich auch diverse Bände des Duden (nicht die Rechtschreibkorrektur der Textverarbeitung! Da schleichen sich die absonderlichsten Fehler ein).
Besondere Empfehlung im Bereich Wörterbücher:
Franz Dornseiff
Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen
Verlag de Gruyter
(sauteuer! 68 Euro, aber auf keinen Fall die Taschenbuchausgabe kaufen, die fällt ziemlich schnell auseinander)
Hier noch ein Buch, das völlig aus der Reihe fällt:
Albert Zuckerman
Bestseller
Wie man einen Erfolgsroman schreibt
Lübbe Verlag
In diesem Buch geht es nicht um klare Hinweise, wie man einen erfolgsversprechenden Roman schreibt. Das Spannende an diesem Buch ist, die Entstehung eines Romans vom ersten Entwurf an mitzuerleben. Zuckerman ist (war?) der US-Agent von Ken Follett und zeigt anhand von vier Entwürfen des Follett-Romans „Der Mann aus St.Petersburg“, wie aus einer banalen Spionage-Geschichte mit Hängern und Löchern von Entwurf zu Entwurf einer immer dichtere Geschichte aufgebaut wird. Und es zeigt, dass auch Erfolgsautoren nur mit Wasser kochen und eine ganze Menge Schrott produzieren. Das Durcharbeiten der verschiedenen Entwürfe sowie die Analyse der Entwürfe von Zuckerman kostet einiges an Arbeit und Zeit.
Was sich ebenfalls sehr gut lesen lässt (und von vielen empfohlen wird), ist das Stephen King Buch „Das Leben und das Schreiben“ aus dem Ullstein-Verlag. King hat da kein reines Sachbuch mit Tipps aus seiner Schreiberfahrung abgeliefert, sondern eine Mixtur aus seinem Schreiben und einer Art Autobiographie. Zum Nachschlagen ist es nicht unbedingt geeignet, aber interessant.
So, das wär’s. Ich habe zwar noch einige mehr hier stehen (meist zu Spezialthemen), aber für einen Einstieg sollten o.g. Bücher reichen.
Grüße
Heinrich