Hiho,
ja, zugegebenermaßen ist der Titel meiner Frage etwas provkant gewählt. Das Problem, das ich hier gerne zur Diskussion stellen möchte, ist jedoch viel komplexer.
Folgender Fall: Eine gute Freundin, nennen wir sie Yvonne. Vor ca. 9 Jahren eine schwere Trennung gehabt, danach konnte sie sich sehr lange nicht mehr auf jemanden einlassen. Erst tat es noch zu weh, dann war sie mißtrauisch, irgendwann hatte sie sich dann so in ihrem Single-Dasein eingeigelt, daß einfach keiner mehr an sie ran kam - dabei mangelte es nicht an Avancen, sie ist hübsch, charmant und intelligent. Sie mochte einfach nicht. Und nein, nach eigenem und allem anderen Ermessen war sie zufrieden mit ihrem Single-Dasein.
Einhergehend stellte ich (und auch andere in unserem Freundeskreis) fest, daß Yvonne mit der Zeit … sagen wir, schrulliger wurde. Eigenschaften wie Rechthaberei, Zickigkeit, launisch sein, wenig kompromißbereit, eigenbrötlerisch und ichbezogen, all das nahm immer mehr zu. Versteht mich nicht falsch, ich hatte sie nach wie vor lieb, aber: Sie wurde schon schwierig.
Ich habe diese Entwicklung nie mit ihrem Single-Dasein in ursächlichen Zusammenhang gebracht, bis vor einem Jahr. Oh Freude, Yvonne hat wieder eine Beziehung. Alles prima, die beiden passen toll zusammen … und Yvonne ist - charakterlich - wieder ganz die Alte!
Es war wirklich auffällig zu beobachten.
Immer noch zog ich keine Parallele zwischen den genannten negativen Eigenschaften und dem Single-Dasein. Bis mir letztens etwas auffiel.
Ein anderer guter Freund von mir, wir nennen ihn jetzt mal Peter, hat sich vor nunmehr vier Jahren von seiner langjährigen Beziehung getrennt. Seitdem hat er zwar immer wieder mal Kurzbeziehungen, aber was „Richtiges“ ist irgendwie nie dabei.
Was mir nur unlängst auffiel, ist, daß er in genau das gleiche Verhaltensmuster fällt wie damals Yvonne - die gleiche Empfindlichkeit, die gleiche Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen, kurz: Ein zunehmendes Defizit an Kommuniaktionskompetenz.
Und erst jetzt begann ich, kausale Zusammenhänge zu suchen. Sprüche wie „Findet Ihr nicht auch, daß Peter sich komisch benimmt? Naja, das kennen wir ja von Yvonne noch zu gut“ rutschten dem ein oder anderen raus.
Was ich jetzt gerne diskutieren würde: Ist es möglich, daß sich das Alleine-Leben (egal ob gewollt oder ungewollt, egal ob selbst akzeptiert oder nicht) auf die sozialen Kompetenzen auswirkt? Ist der Mensch wirklich einfach nicht dafür gemacht? Verliert er kommunikative oder empathische Fähigkeiten, wenn er lange Zeit auf niemanden außer sich selbst Rücksicht nehmen muß?
Ich habe weder mit Peter noch mit Yvonne ein echtes Problem, aber diese Fragestellung geht mir seit einiger Zeit durch den Kopf und ich würde sie gerne zur psychologischen Debatte stellen.
Danke für Eure Ideen,
Nike