Außenfassade

um einen Tipps für eine passende Internetseite wäre ich dankbar:
meine Schwiegermutter ist Eigentümerin einer Wohnung in einem Hausblock, und hat sich zur Verfügung gestellt, wenn es um organisatorische Dinge geht, die das Haus betreffen.
Nun soll die Außenfassade mit Steropur (weiß jetzt die richtige Schreibweise nicht genau) isoliert werden. Von Bekannten ist ihr dazu abgeraten worden, weil die statische Anziehungskraft des Materials besonders gut Staubpartikel anzieht, das Haus schneller unansehnlich macht und ein erneutes Streichen wegen des schmutzigen Aussehens früher als normal notwendig wird.
Ich soll im Internet mal nachforschen, ob das stimmt, und falls ja, es eine Alternative zur Wärmedämmung bei Hausfassaden gibt.
Aber vielleicht habt hier ja der eine oder andere Experte darin Erfahrung, und kann mir so schon Auskunft geben. Das wäre noch besser.
Danke im voraus
viele Grüße
grilla

Hallo grilla,

auf die Oberfläche der Dämmung (geschäumtes Material) wird noch ein Putz aufgetragen. Dieses Material kann ein mineralischer oder ein Kunstharzputz sein. Die Ausführung kann in verschiedenen Korngrößen erfolgen, wo eigenlich der Schmutz in „Taschen“ liegen bleibt. Was die elektrostatische Aufladung betriftt, da glaube ich hat sich in der Baubranche noch keiner Gedanken weiter gemacht, da Häuser in der Regel einen Blitzableiter als Erdung haben.

Verschmutzen wird eine Fassade immer. In regelmäßigen Abständen muß man sein Haus außen waschen.

Ich sehe hier ein ganz anderes Problem. Hier wird gedämmt des Dämmens willen und gar nicht des Bedarfes nach. Ist denn eine Wärmebedarfsberechnung aufgestellt wurden und wurden die ökologischen Fördermittel ausgeschöpft/angefragt. Setze Dich am Besten mit einen Fachman (Architekt oder Bauingenieur) in Verbindung udn alsse Dich zum Thema Fassade beraten (hinterlüftet / nicht hinterlüftet, Oberflächeausführung etc.)

Christian

Hallo Christian,

erst einmal danke für Deine ausführliche Antwort.
Die Wohnungseigentümer haben sich bei der letzten Versammlung darüber geeinigt, dass die Fassade gestrichen werden muß. Dabei wurde überlegt, die Fassade auch gleich zu verkleiden, um in diesem Zuge für den nächsten Winter Heizkosten zu sparen.
Aber wenn das Steropur offensichtlich durch seine elektrostatische Aufladung Schmutz geradezu ansaugt, dann wird die Fassade - nach dieser Annahme - schneller schmutzig, als ohne diese Verkleidung.
Wenn ich dich recht verstehe, läßt sich das durch den entsprechenden Putz verhindern oder glaubst du, dass es von dem geschäumten Material keine Anziehungskraft ausgeht?
viele Grüße
grilla

Styropor / Styrodur … Hartschaumdämmstoff
Hallo Grilla,

in einem Punkt pflichte ich Christian besonders bei: Ihr solltet einen Fachmann (Architekten oder, in eurem Fall, einen Verputzer / Malerbetrieb - fragt nach Referenzobjekten, also ob die so was schon mal gemacht haben) zu Rate ziehen, denn „Einfach mal so irgendwas auf die Aussenwand eines Mehrfamilienhauses kleben“ halte ich

  • gestalterisch für eine verpasste Chance und
  • bauphysikalisch für äußerst Riskant … und daher
  • finanziell für Euch ein Wagnis (angenommen ihr entscheidet
    Euch jetzt für eine Fassadensanierung, ohne die Risiken zu
    kennen, und (z.B.) in zwei Jahren verfaulen die Holzfenster
  • wer bezahlt dann … ?!)

Daher möchte ich auch mit dem Rat nicht allzu weit ausschweifen und nur kurz direkt auf Deine Frage eingehen:

Styropor - Platten (Das ist der Markenname eines Herstellers für die von ihm hergestellten Polystyrol Hartschaum - Dämmstoff-platten) werden nie (!) als äußerste Haut verwendet - wie Christian auch schon sagte, es wird bei Wärmedämm - Verbundsystemen („Thermohaut“) auf die Wand erst die Dämmstoffplatte (z.B. „Styropor“) und darauf ein oft zweischichtiger und dünner Putz aufgetragen, bei dem man sich dann die Farbe und Grobkörnigkeit aussuchen kann. Der verschmutzt dann genauso schnell oder langsam wie jede andere Putzfläche - vermutlich bringt´s vom Verschmutzungsaspekt mehr, den Mietern das Rauchen in der Wohnung zu verbieten, als deswegen auf andere Dämmstoffe umzusteigen. (Wie auch schon erwähnt wurde könnt Ihr natürlich die Möglichkeiten der alternativen Dämmstoffe und deren eventuelle Fördermöglichkeiten auch beim Fachmann erfragen … Dämmung aus Altpapier, Schafwolle oder ähnlichem gibt´s auf dem Markt jedenfalls zu genüge)

Die statische Aufladung des Dämmaterials würde ich weniger als ein Problem ansehen als die Tatsache, dass ihr unberaten auf Eure Fassade losgeht … (s.o.)

ich hoffe, ich hab´ Euch / Dir jetzt nicht zu barsch geantwortet, aber leider wird halt beim Bauen / Umbauen viel Murks gemacht, und mit einer solchen Warnung versuche ich nur, Euch zu helfen …

viel Glück Gilla!

Tim

Hallo grilla,

Wenn ich dich recht verstehe, läßt sich das durch den
entsprechenden Putz verhindern oder glaubst du, dass es von
dem geschäumten Material keine Anziehungskraft ausgeht?

Du mußt immer einen Putz auftragen. Die Hartschaumplatten sind an die Wand geklebt. Die Ecken und die Kanten (Sockel, Fenster etc.) werden mit Eckschutzschienen versehen. Darauf (gesamte Fläche) wird eine Spachtelung gebracht, die wiederumg mit einem Scheibenputz (der Anstrich) versehen wird. Der Putz hat hier neben seiner technischen Funktionen auch eine ästhetische Forderung zu erfüllen.

Was die statische Aufladung betrifft sagte ich schon, Häuser sind geerdet von antur aus (Fundament) udn haben in der Regel einen Blitzableiter und die Hauselektrik ist auch noch einmal geerdet. In dieser Hinsicht würde ich nicht weiter recherchieren.

Christian

vielen Dank
Eure Tipps habe ich ausgedruckt und an meine Schwiegermutter geschickt, in deren Namen ich mich auch nochmals herzlich bedanken soll.
Und ich weiß jetzt, dass man Steropur Styropor schreibt :wink:
viele Grüße
grilla

Hallo!

Nun soll die Außenfassade mit Steropur (weiß jetzt die
richtige Schreibweise nicht genau) isoliert werden. Von
Bekannten ist ihr dazu abgeraten worden, weil die statische
Anziehungskraft des Materials besonders gut Staubpartikel
anzieht, das Haus schneller unansehnlich macht und ein
erneutes Streichen wegen des schmutzigen Aussehens früher als
normal notwendig wird.

Das Argument mit der statischen Aufladung ist mir noch nie begenet. Wodurch sollte die Aufladung erfolgen?
Daß moderne Sanierungen schneller verschmutzen, davon habe ich sehr wohl gelesen und (bzgl. Kunstharzfarben) auch eine Fernsehsendung schon aus den 70ern auf Band (Harz wird bei Sonneneinstrahlung weich, Dreck sinkt ein und läßt sich beim besten Willen nicht mehr abspülen, ähnlich auch bei „Lotusfarbe“).

Mein Wissen stammt im Wesentlichen von dieser Seite:
http://home.t-online.de/home/konrad-fischer/index.htm
Dort wird z.T. recht drastisch formuliert, ich fürchte, berechtigt.

Folgende Argumente sprechen gegen die Notwenigkeit einer Isolierung.

Vielleicht am überzeugendsten, die Empirie:
Zwei benachbarte, baugleiche Häuser, davon eins mit einer Isolierung, das andere ohne, hatten den gleichen Energieverbrauch, vor und nach der Sanierung des einen Hauses.

Dazu die Theorie:
Isolierung verhindert die Speicherung von Energie bei Sonneneinstrahlung, die der Energiehaushalt des Hauses dadurch entzogen wird.

Isolierung ist mit Baustoffen gekoppelt, die sich nach kurzer Zeit in dauerfeuchtem Zustand befinden. (z.B. durch Feuchtigkeit zurückhaltende Zusatzstoffe und Feinporigkeit) Dadurch:

  • sinkt der berechnete Isolationswert
  • veralgen diese Fassaden sehr schnell
  • wird die darunterliegende Bausubstanz geschädigt

Ganz abgesehen davon geben k-Werte die Wärmedurchlässigkeit nur bei statischen Zuständen gültig an, wenn also dauerhaft gleiche Temperaturen innen und außen herrschen. Durch den Tag-Nacht-Wechsel und schwankende Sonneneinstrahlung tritt dieser Fall praktisch nie ein. Oftmals herrscht sogar ein Temperaturgefälle von der äußeren Oberfläche einer am Tage aufgeheizten Wand (nur ohne Iso mgl.) nach innen. Die auf der k-Wert-Philosophie berechneten und vorhergesagten Einsparungen treten darum nicht ein.

Die Internetseite ist lesenswert. Es werden auch Werbeaussagen gegenübergestellt und Gutachten zitiert.

Kurzfazit:
Eine dauerhaft gut aussehnde Fassade, darf nicht mit Kunstharz beschichtet sein, sondern mit Kalkputz. Der sandet, wodurch zwar die Kalkputzschicht mit den Jahren dünner wird, aber das genau ist der Weg, um Verschmutzungen von ganz allein zu verhindern. Kunstharze erfordern dagegen schneller eine erneute Sanierung.

Energieeinsparung erfolgt bei der herkömmlichen Heiztechnik letztlich durch eine luftdichte Abdichtung des gesamten Gebäudes.
Dadurch verschlechtert sich das Wohnklima und führt zu Schimmel und Krankheiten.
Strahlungsheizung hingegen spart Energie und verbessert das Wohnklima:
Statt die Luft zu erwärmen, triffts sofort den Menschen (=wohlig) und die Wände (=keine Chance für Schimmel)

Die Sanierung der Außenhaut muß also wohl durchdacht sein, sollte am ehesten mit reinem Kalputz erfolgen.

Tschuess, Sven.

Hallo Sven,

da hast Du ja abenteuerliche Weisheiten mit dem Link ans Licht befördert. Mit missionarischem Eifer wird dort zum Thema Heizung und Dämmung wortreich haarsträubender Unsinn unters Volk gebracht.

Zunächst müssen Feuchtigkeitssperren von Fundament und Kellerwänden intakt sein. Unter dieser Voraussetzung ist eine außen angebrachte thermische Isolierung ein sehr vernünftiger Schritt. Handwerklich sachgerechte Ausführung vorausgesetzt, denn eine Isolierung darf nicht durchfeuchten, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen soll.

„Salzfraß gefährdet Wandmalereien im Karmeliterkloster.“ Mit solchen und ähnlichen Überschriften wird auf der fraglichen Internetseite vom verblendeten Verfasser gegen zeitgemäße und energiesparende Bauweise zu Felde gezogen.

Ein moderner Putzaufbau auf der thermischen Isolierung erfüllt u. a. eine Schutzfunktion gegen Bewitterung, ist weitgehend schmutzabweisend und macht aus dem Bauwerk keine Tropfsteinhöhle. Dabei ist grundsätzlich zu beachten, daß thermisch isolierte Gebäude mit dichten Fenstern regelmäßig zu belüften sind.

Die Gegebenheiten eines Gebäudes, das nach Gesichtspunkten wirtschaftlich vertretbarer Betriebskosten gebaut wird und ein behagliches Raumklima bieten soll, sind nicht mit einem mittelalterlichen, ursprünglich weitgehend unbeheizten Gebäude mit meterdicken Gemäuer zu vergleichen. Da zog es zwangsläufig überall wie Hechtsuppe. Selbst einfachste Verglasungen gab es nur für Könige und wenige Reiche. Diese Verhältnisse sind nicht mit einem heutigen Wohngebäude zu vergleichen, bei dem die Bewohner mit immer spitzer werdendem Bleistift die Heizkosten nachrechnen.

Der oder die Verzapfer der von Dir empfohlenen Seite können sich bei mir gerne eine Lektion in elementarer Bauphysik abholen. Dann erfahren diese Leute auch, was man machen muß, um ein Gebäude dauerhaft trocken zu bekommen, was die Voraussetzungen für ein gesundheitlich zuträgliches Raumklima sind, wohin dafür der Taupunkt an den Außenmauern wandern muß und mit welchen Maßnahmen das zu erreichen ist. Die Vorschläge stammen dann aber nicht aus der Zeit Karls des Großen.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

Mit missionarischem Eifer wird dort zum Thema
Heizung und Dämmung wortreich haarsträubender Unsinn unters
Volk gebracht.

Nuja, missionarischen Eifer würd ich eher bei den Werbeleuten sehen. Aber die, sagen wir mal sanfter, recht „engagierte“ Wortwahl stört mich auch.

Andererseits überzeugt mich Dein Beitrag nicht. Zum einen, weil Du Dich zu Unsachlichkeiten hinreißen läßt (haarsträubend, verblendet, von Karl dem Großen, etc.), was ich zwar nachvollziehen kann, weils mir auch oft so geht.
Zum andern jedoch, wenn Du Aussagen nicht begründest.

Zum Beispiel:

Ein moderner Putzaufbau auf der thermischen Isolierung erfüllt
u. a. eine Schutzfunktion gegen Bewitterung, ist weitgehend
schmutzabweisend

Das ist erstmal nur eine Aussage ohne Begründung.
Der steht die Aussage gegenüber, daß ein moderner Putzaufbau einen Kunstharzanstrich erhält, der sich bei Sonneneinstrahlung so stark aufheizen kann (logisch, weil die starke Isolation eine Ableitung der Wärme nicht ermöglicht), daß er erweicht, so daß Schmutz eindringt, der sich nicht wieder entfernen läßt.

Weiter in: Bauhandwerk/Bausanierung 3/2000

"Eigenschaften von Siliconharzfarben/-putzen
[…]
Nachteil

  • Die hydrophoben Eigenschaften verursachen, dass der vorhandene Feuchtetransport überwiegend in der Gasphase stattfindet. Die transportierte Flüssigkeitsmenge auf kapillarem Weg ist immer größer, als über den Vorgang der Diffusion."

Darauf bezieht sich meiner Meinung nach auch die Aussage zu „abgesoffenen“ Außenisolierungen, also unabhängig von funktionierender Feuchtigkeitssperre im Fundamentbereich:

Zunächst müssen Feuchtigkeitssperren von Fundament und
Kellerwänden intakt sein. Unter dieser Voraussetzung ist eine
außen angebrachte thermische Isolierung ein sehr vernünftiger
Schritt. Handwerklich sachgerechte Ausführung vorausgesetzt,
denn eine Isolierung darf nicht durchfeuchten, wenn sie ihre
Aufgabe erfüllen soll.

Die Aussage, daß Außenisolierungen nichts bringen ist durch ein Beispiel gut belegt:
„Sie basiert auf den Meßwerten von 1976 -1996 von Prof. Jens Fehrenberg, FH Hildesheim und zeigt die energetische und
wirtschaftliche Nutzlosigkeit von Wärmedämmung am Beispiel zweier identischer Bauwerke (Haus 2A und 6 entsprechend der hier
abgebildeten Meßtabelle 1976-1998), wovon eines nachträglich (1988) mit WDVS gedämmt wurde. Der Energieverbrauch beider
Bauwerke, abzulesen an den Graphen der Energiekosten, blieb trotz Dämmung gleich.“

Andres Beispiel:
„… neueste[s] Förderprojekt der HASTRA (Hannoversche Stromversorgungs-Akiengesellschaft), die supergedämmten Wohnblöcke am Kronsberg, Randlage EXPO-Gelände. Den Mietern wurden so gut wie ‚keine‘ Heizkosten versprochen. Die Stromversorgung wollte damit prahlen, daß bei fast 0 Heizenernergiebedarf Stromheizung die vorteilhafteste Variante ist. Nun ist 2000 die erste Heizkostenabrechnung eingetroffen: Wie im ungedämmten Wohnblock, oder gar noch schlimmer. Die Mieter zetern.“

Oder in: „unipor-trend 7/2000“
„Forschungsprojekt Bochum-Werne beweist: Die k-Wert Diskussion ist längst irrelevant. Lüftung verursacht vielfachen Wärmeverlust.
Die k-Wert-Diskussion erübrigt sich - das haben die Messreihen [des Fraunhofer-Instituts und der AG Mauerziegel] an neun Reihenhäusern [unterschiedlichster Lage und Wandkonstruktion, mit und ohne Dämmschichten] in Bochum-Werne ergeben.

Tschuess, Sven.

DAS KENNST DU EINFACH NICHT ERNST MEINEN …
Sag´ mal:

Folgende Argumente sprechen gegen die Notwenigkeit einer
Isolierung.

HÄ ???

Vielleicht am überzeugendsten, die Empirie:
Zwei benachbarte, baugleiche Häuser, davon eins mit einer
Isolierung, das andere ohne, hatten den gleichen
Energieverbrauch, vor und nach der Sanierung des einen Hauses.

Trau´ keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast … übrigens isoliert man Stromkabel - Häuser werden gegen Wärmeverluste im allgemeinen gedämmt.

Dazu die Theorie:
Isolierung verhindert die Speicherung von Energie bei
Sonneneinstrahlung, die der Energiehaushalt des Hauses dadurch
entzogen wird.

Klar - Speichermasse ist wichtig … aber deswegen kann man nicht auf die Dämmung verzichten

Strahlungsheizung hingegen spart Energie und verbessert das
Wohnklima:

Das radiationswärme von Menschen angenehmer empfunden wird als Konvektionswärme ist allgemien bekannt … das eiskalte Wände im Winter sehr unangenehm sind allerdings auch.

Die Sanierung der Außenhaut muß also wohl durchdacht sein.

Ja, das stimmt - und wenn man auf bauphysikalische Grundregeln achtet (also sich nicht so verhält wie Du - sorry, aber es fällt schwer, nicht persönlich zu werden, wenn man so´n Blödsinn liest) wird´s sogar gut (s. auch mein erstes Posting zu diesem Thema)

Tschuess, Sven.

Ja - Tschüss, Sven

weshalb ist Blech kein geeignetes Material für eine Saunawand…

Hallo Tim,

auf Sven’s Einwand reagierte ich nicht mehr, weil es mir sinnlos erschien, wenn jemand letztlich die Wärmeleitfähigkeit eines Materials leugnet. Und so hätte ich dann nur noch mit der alltäglichen Lebenserfahrung und den oben genannten Beispielen argumentieren können.

Zitate aus professoralen Gutachten, deren Ausgangspunkte und Ziele unbekannt sind, buntes Durcheinanderwürfeln von Halbwissen und Unwahrheiten mit haarsträubenden Postulaten, die im glatten Widerspruch zur Physik stehen, vergällten mir die Lust an der unfruchtbaren Auseinandersetzungen.

Danke für Dein Posting.

Gruß
Wolfgang

Hallo!
Ist ja schade, daß Du nicht mehr antworten willst. Ich habs jedenfalls nicht böse gemeint.

Zuerst für Grilla noch zwei Links:

  1. Gesellschaft für rationelle Energieanwendung e.V.
    http://www.gre-online.de/news/mitglied/ziegel/wiener…

Hier wird der Forschungsbericht vom Fraunhofer-Institut
für Bauphysik, Stuttgart, zitiert, das über drei Jahre Messungen der energetisch relevanten Zustände bewohnter Reihenhäuser durchführte.(dürfte seriös sein) Der komplette Bericht kann kostenlos angefordert werden (am Ende der Seite).
Diese Forschung ging den umgekehrten Weg: Rechnerisch hätten die Häuser in etwa denselben Wärmeverbrauch haben müssen. Hatten sie in der Praxis aber ganz und gar nicht. Die großen Differenzen zeigen, daß Vorhersagen unsicher sind und Dichtheit und Lüftungsverhalten (u.a. durch materialabhängiges Behaglichkeitsempfinden beeinflußt) wesentlich sind.

  1. Ein Artikel aus dem Züricher „Tages-Anzeiger“, FORUM vom 30. März 2000, von Dipl.-Ing./Arch. Paul Bossert, Präsident des Verwaltungsrates UNIVERSE Architecture and Engineering Ltd. Dietikon, Schweiz
    http://www.universe-architecture.com/ch/KritikGebh.html

Er zitiert einerseits eine Fachtagung der EMPA-Akademie (Forschungsabteilung der ETH Zürich, ich denke, seriös) aus der deutlich wird, daß Schimmelpilze im Gebäudeinnern, und Algenbildungen auf Fassaden ein häufiges Problem darstellen. Gleichzeitig kritisiert er, daß noch zu wenig an den Ursachen geforscht werde (seitens der EMPA) und benennt Polystyrol als schädlich (sicher unabhängig von der üblichen, mehrere Millimeter dicken Schicht Putz).

Zu Tim und Wolfgang:
Einige Mißverständnisse will ich versuchen aufzuklären.

Zuerst ein grundlegendes:
Selbstverständlich müssen Wohngebäude eine Wärmeisolation aufweisen. Haben sie ja automatisch, wenn statt Papierwänden, welche aus Stein vorhanden sind. Ein Sonderfall liegt vor, wenn außergewöhnlich dünne Massivwände vorliegen, etwa 24er, oder aber Natursteinwände (Granit) aber das dürfte bei Grilla nicht der Fall sein.
Gegenwärtig ist der Begriff Wärmedämmung jedoch meist gleichbedeutend mit „zusätzlicher Dämmung aus Dämmstoffen mit hohem k-Wert“, wie Polystyrol oder Steinwolle. Diese zusätzliche, nicht jedoch die prinzipielle Wärmedämmung, ist meist unnötig.

  • Begriff Isolation vs. Dämmung
    Laut Fremdwörterbuch bedeutet Isolation „Verhinderung des Durchgangs von Strömen.“ Ausdrücklich sind das nicht nur elektrische Ströme, sondern auch Gas- und Wärmeströme.
    Wenn in der Architektur der Begriff auf elektrische Isolation eingeschränkt wird, ist das eben eine Vereinbarung, aber die kannte ich nicht.

wenn jemand letztlich die Wärmeleitfähigkeit eines Materials leugnet.

  • Ich mußte erst nachdenken, was Du meinst. Vermutlich die Aussage: Die Fassade erhitzt sich stärker, wegen der starken Isolation, sprich Wärmedämmung, und erweicht.
    Als Gegenbeleg meinst Du vermutlich die Frage:

weshalb ist Blech kein geeignetes Material für eine Saunawand…

Antwort: Wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit des Metalls. In kurzer Zeit wird in die Hand viel Wärme übertragen. Diesen Effekt erlebt man, wenn man kurz nach Sonnenuntergang Hausfassaden mit Infrarottechnik fotografiert. Steinwände strahlen sehr viel Wärme ab (die sie tagsüber von der Sonne gespeichert haben).
Ich bezog mich aber auf den umgekehrten Prozeß am Tage, bei Sonneneinstrahlung. Das entspricht dem Phänomen, wenn man Metall mit Zimmertemperatur anfaßt: Aus der Hand wird rasch Wärme ins Metall abgeführt und weitergeleitet. Die Haut kühlt sich ab. Wenn man Polystyrol berührt, leitet es die Temperatur der Hand schlecht weiter. Sie kühlt sich deshalb weniger ab, als beim Berühren von Metall bzw.: das Polystyrol erwärmt sich. Das ist der Grund, warum sich Metall immer kühler anfühlt, als Holz oder Schaumstoff. Und warum sich eine mit Polystyrol wärmegedämmte Fassade bei Sonneneinstrahlung stärker erhitzt, als eine Massivwand aus Ziegelmauerwerk.

Tschuess, Sven.

ergänzende Einmischung
Hallo erst einmal

Der steht die Aussage gegenüber, daß ein moderner Putzaufbau
einen Kunstharzanstrich erhält, der sich bei
Sonneneinstrahlung so stark aufheizen kann (logisch, weil die
starke Isolation eine Ableitung der Wärme nicht ermöglicht),
daß er erweicht, so daß Schmutz eindringt, der sich nicht
wieder entfernen läßt.

Weiter in: Bauhandwerk/Bausanierung 3/2000

"Eigenschaften von Siliconharzfarben/-putzen
[…]
Nachteil

  • Die hydrophoben Eigenschaften verursachen, dass der
    vorhandene Feuchtetransport überwiegend in der Gasphase
    stattfindet. Die transportierte Flüssigkeitsmenge auf
    kapillarem Weg ist immer größer, als über den Vorgang der
    Diffusion."

Dies kann nur bei den Kunstharzputzen eintreten (aber nur in ausgewählten Fällen)). Bei Silikatputzen tritt dies nicht ein.

Nebenbei zur Wortwahl:

Isolation ist eine Maßnahme gegen Feuchtigtransport.
Dämmung ist eine Maßnahme gegen Wärmetransport.

Gruß Christian