Hallo an alle Interessierte,
vor kurzem las ich wieder einen Artikel „Unternehmer und Banken sehen Mittelstand wegen Basel II bedroht“ und möchte heute die Gelegenheit nutzen, andere Unternehmer und die, die es noch werden wollen zu warnen bzw. sie für dieses schwierige Thema zu sensibilisieren.
Aus eigener Erfahrung und aus etlichen Gesprächen mit anderen Unternehmern heraus müssen wir sagen, daß viele Klein- und Mittelständischen Unternehmen, seit einigen Jahren, ein unbefriedigendes Verhältnis zu ihrer Bank haben, teilweise katastrophal.
Es macht uns Angst, zu beobachten, wie durch Abhängigkeit und auch Unwissenheit Schaden entsteht. Dabei wäre ein erheblicher Teil der jährlichen Insolvenzen ganz sicher vermeidbar!
Große Unternehmen verfügen, im Gegensatz zu den kleinen, über Fachleute und darüber hinaus über Macht, um sich gegenüber Banken zu behaupten.
Wer legt die Spielregeln fest? Sie werden fast ausnahmslos von Banken formuliert und interpretiert. Die Spielregeln bzw. das Verhalten von Banken hat sich grundlegend geändert. Die Bereitschaft der Banken zur Kreditgewährung an mittelständischen Unternehmen ist deutlich gesunken. Konkurrenz muß sie nicht fürchten. Andere Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung, wie z.B. private Risikokapitalgeber (Business Angel), stehen für kleine Dienstleistungsunternehmen ebenfalls nicht zur Verfügung.
Das mittelständische Unternehmen ist in der Regel der schwächere Partner!
„Keine Branche geht so ruppig mit ihrer Kundschaft um, wie die Kreditwirtschaft“, hieß es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Aber die Zahl der Kunden, die zunächst Vertrauen zu einem Bankberater haben, dem seriösen Schein, den die Banken um sich verbreiten, Glauben schenken, nimmt mehr und mehr ab.
Wir haben uns damals auf die Bank verlassen, das würden wir heute nicht mehr tun.
Wir glaubten, daß die Bank uns kompetent und seriös in allen Finanzierungsfragen beraten würde, daß die Bank unser wirtschaftlicher Partner wäre, doch dieser Vertrauensvorschuß war, wie wir heute, zehn Jahre später, wissen, nicht gerechtfertigt. Es war unser größter Fehler und im nachhinein ziemlich naiv, zu glauben, eigene Wertmaßstäbe wie z.B. Fairneß gelten auch für Banken.
Wenn wir heute nach zehn Jahren zurückblicken, fragen wir uns, wo die Gründe für das, was wir erlebt haben, zu suchen sind, was daraus zu lernen ist, was dringend verbessert und geändert werden müßte.
Was in der ganzen Ausbildung und in Seminaren niemals zur Sprache kam, war, wie man Banken und ihre Mitarbeiter/innen zu beurteilen hat, welches gesunde Mißtrauen man im Umgang mit Banken entwickeln sollte, was z.B. in einem Kreditvertrag für Fallen stecken können, was ein Konkurs ist.
Dagegen hat man es bei den Banken selbstverständlich mit Fachleuten zu tun, für die Kreditverträge und Konkurse Alltagsgeschäfte sind, die sie mit Routine abwickeln. Die Bankfachleute kennen sich aus mit Zins und Zinseszins, mit (teuren) Zwischenkrediten und Mahnstufen und mit Konkursverfahren und Versteigerungen. Der Handwerksmeister bzw. der Leiter eines mittelständischen Betriebes hingegen ist zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Konkursverfahren konfrontiert, und dabei geht es nicht um irgendwelche theoretischen Überlegungen, sondern um das nackte Überleben seines Betriebes, um Arbeitsplätze, um Familien, Ehen, Kinder. Allein von der seelischen Belastung her gesehen, von der fachlichen ungleichen Ausbildung ganz zu schweigen, ergibt sich hier ein horrendes Ungleichgewicht zwischen Bank und Bankkunde.
In den vergangenen Jahren haben wir nichts unversucht gelassen, um Hilfe und Beratung zu finden. Aber es war niemand zuständig. Als es eine Minute vor zwölf war, konnten wir endlich nach vier Jahren des Bemühens am Förderprogramm „Runder Tisch“ der IHK Ulm sowie der KfW teilnehmen. Die Bank war, wie schon in den Jahren zuvor, nicht bereit an der Konsolidierung bzw. Sanierung mitzuwirken. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Herrn Dr. Upplegger (IHK Ulm) sowie bei Herrn Thomas Bauer (Unternehmensberater, Ulm) für ihr Engagement bedanken.
Es ist so wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren:
Es sollten geschäftliche Dinge wie z.B. das Konkursverfahren als solches mit in die Ausbildung von angehenden Selbständigen und Unternehmern integriert werden.
Die Einrichtung einer Anlaufstelle für Firmen und Betriebe, die in Liquiditätsschwierigkeiten sind.
Dringend notwendig wäre meiner Meinung nach die Einrichtung eines neutralen Amtes, das prüft, was und wer für den Konkurs wirklich verantwortlich ist und wie die Vorgeschichte war.
Beim Konkurs fällt den Banken fette Beute in den Schoß. Sie bedienen sich billig an den Maschinen, dem Bauland, den Fabriken und Werkshallen. Heute billig gekauft, morgen teuer wiederverkauft. So werden Gewinne gemacht, die schwindelerregend sind.
Wir stellen uns daher die Frage:
Ist es gut für die Banken und die dahinterstehenden Konsortien?
Ist es gut für die Wirtschaft?
Ist es gut für den Mittelstand?
Ist es gut für das unternehmerische Klima in Deutschland?
Wer verliert dabei am meisten?
Wer verdient und wer verliert?
Welche Auswirkungen hat das auf das unternehmerische Klima in Deutschland?
Welche Auswirkungen hat das auf Gewinne und Verluste?
Welche Auswirkungen hat das in Bezug auf Arbeitsplätze bzw. Abbau oder Schaffung von Arbeitsplätzen?
Was kostet den Staat die hohe Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite?
Was soll der einzelne Bankkunde von der Seriosität der Bankinstitute halten, wenn monatelang von „Peanuts“ gesprochen wird, als ob es nicht um die Existenz vieler kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe und mittelständischer Unternehmen gegangen wäre. Und wie gehen die meisten Banken mit den „Peanuts“ ihrer Kunden um, den Gebühren, den Aufschlägen auf überzogene Girokonten usw… Die Banken sollten sich darüber im Klaren sein, daß ihre Glaubwürdigkeit kaum noch besteht.
Für die vielen Bankkunden sollte es einen Verein geben, der über die jeweilige Vertrauenswürdigkeit der einzelnen Banken bzw. ihrer Mitarbeiter informiert.
Es ist jedenfalls klar, wenn nichts unternommen wird, um der immer größer werdenden Macht der Banken mit Wertmaßstäben wie Fairneß und Partnerschaftlichkeit entgegenzutreten, wird die Wirtschaftskraft in unserem Lande weiter kaputtgemacht. Innovation und Kreativität werden in Frage gestellt, der Mittelstand, das Handwerk, haben kaum noch Überlebenschancen.
Der Mittelstand ist Garant für Innovationen, Kreativität und Qualität in Deutschland. Vom Mittelstand werden mit Recht die notwendigen Anstöße erwartet.
Aber die kleinen- und mittelständischen Unternehmen, zu dem auch unser Betrieb zählte, hat keine Lobby. Wenn wir das nicht ändern, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann das Handwerk ausstirbt.
Um einen günstigen Kredit aus den Fördermitteln des Bundes zu erhalten, muß man einen Antrag über die jeweilige Hausbank stellen, das heißt, man kann sich nicht direkt an die Vergabestelle wenden.
Wenn nun aber die Bank nicht der wirkliche Partner des Unternehmers ist, der sie sein sollte, wenn die Bank einzig und allein ihre höchsteigenen Profit - Interessen verfolgt, können hier schon in der Gründungsphase eines Unternehmens erhebliche Interessenskonflikte auftreten, die letztlich, wie es in unserem Fall geschehen ist, zum von der Bank regelrecht provozierten und gesteuerten Konkurs des Unternehmens führten.
Verfolgt nämlich die Bank einzig und allein ihren schnellen Profit, wird die Existenz des Unternehmens auf schon fast sträfliche Art außer Acht gelassen. Hier wird nicht partnerschaftlich gewirtschaftet, sondern hier bereichert sich der mächtige Partner am Anderen, der von vornherein als nicht gleichwertig gesehen und behandelt wird.
Dringend erforderlich wäre daher eine weitere neutrale Anlaufstelle, an die sich Unternehmer für die Beantragung öffentlicher Mittel und zinsgünstiger Kredite für die Unternehmensgründung wenden könnten.
Man sollte den Banken nicht wie bisher unbeaufsichtigt und unkontrolliert das Feld allein überlassen, man sollte den Banken nicht das alleinige Recht zubilligen, über das Procedere der Beantragung von öffentlichen Mitteln zu wachen.
Sie erhalten hier einen Wissens- und Informationsvorsprung, der, wenn er nicht fair gehandhabt wird, zum Handikap für den Unternehmer wird. Außerdem läßt auch die Qualität der sogenannten Berater/innen der Banken zu wünschen übrig, eine Tatsache, die man sich als Bankkunde nicht vorstellen kann. Man glaubt sich natürlich in den besten Händen, was Beratung, was Rat und Tat in wirtschaftlicher Hinsicht anlangt.
Aus eigener Erfahrung kann ich heute sagen, daß es wichtig gewesen wäre einen Unternehmensberater (für kleinere Unternehmen) oder einen Coach im Hause zu haben, der einen von Anfang an begleitet. Denn neben den Finanzierungsfehlern mit der Bank gab es auch andere Faktoren, mit denen wir zu kämpfen hatten:
Finanzierung - Falschaussagen der Bank, in wichtigen Finanzierungsfragen, dadurch falsche Gründer- und wachstumsfinanzierung.
Personalwesen – Fehlentscheidungen bei der Auswahl von Personal. Es gab einen Mangel an qualifizierten und motivierten Mitarbeitern, trotz intensiver Suche nach geeigneten Kräften und trotz regelmäßigen Schulungen.
Marketing – Die Entscheidung, gleich in den ersten Jahren auf Messen auszustellen war aus heutiger Sicht ein Fehler (Kostenfaktor).
Betriebsorganisation EDV – Fehlentscheidung beim Kauf von Software (Warenwirtschaft und Finanzbuchhaltung), dadurch wurden enorme Kosten verursacht. Der gesamte Betriebsablauf wurde gefährdet.
Wir haben die Fehler erkannt und daran gearbeitet diese gewinnbringend zu lösen.
Mit Unterstützung des Unternehmensberaters erarbeiteten wir ein Unternehmens- und Finanzierungskonzept und stellten es der Bank vor. Es bestand seitens der Bank kein Interesse. Einer neuen Finanzierung bzw. Umschuldung wollte die Bank nur dann zustimmen, wenn sie endlich die gewünschten Sicherheiten (Grundbucheintrag auf das Haus der Schwiegereltern) bekommt.
Als wir damals (1996) die Strategie des Bankberaters durchschauten, war es für uns schon zu spät. Der Weg zu einem anderen Kreditinstitut war verbaut. Das war nicht nur uns klar!
Damals dachten wir, daß es doch möglich sein muß, eine Bank zu finden, die bereit ist, uns als Kunde zu betreuen und daran Interesse hat, bei der Expansion unserer Firma mitzuwirken, indem sie uns kompetent berät und für uns günstige Förderdarlehen beantragt. Wir können es kaum in Worte fassen, was wir in den Bankgesprächen mit verschiedenen Geldinstituten erleben mußten. In der Zeit des Aktienbooms mußten wir uns sagen lassen: „Ach wissen Sie, wir als die Dresdner Bank haben kein großes Interesse an langfristigen Krediten. Wir sind an schnellen Gewinnen Interessiert, wie z.B. Aktien und Investment“, damit verdienen wir unser Geld“!Wieviel Kredit wollen Sie? Also ich sage ihnen mal, ab welcher Summe es sich lohnt darüber zu reden und welche Summe sie bei uns anlegen sollten. Das Gespräch dauerte fünf Minuten, dann guckte er auf seine Rolex und stieg in seinen Jaguar ein. Bei der Deutschen Bank hörte man sich geduldig an, was wir zu sagen hatten. Das Ergebnis: Sie können bei uns gern ein Konto einrichten, allerdings müssen wir von einem Kreditengagement absehen. Das Interesse war gleich NULL! Bei der LBBW gleiches Spiel. Ich würde sie ja gern als neuen Kunden aufnehmen, aber wir haben von oberster Stelle die Anweisung solche Firmen wie sie abzulehnen, das heißt, kleine Firmen wie z.B. Familienbetriebe, Handwerksbetriebe, Dienstleistungsunternehmen usw… Die Begründung: Die kleine Firma wirft nicht genügend Profit für die Bank ab und gegenüber steht der hohe Arbeitsaufwand (Überwachung). Die Volksbank sagte: Wir nehmen nur Kunden auf, die sehr gut dastehen, die uns für Kredite Sicherheiten (120% - 150%) zur Verfügung stellen. Desweiteren sollte der Kunde gewillt sein, auch andere Produkte der Bank (z.B. Aktien, Versicherungen) zu kaufen bzw. abzuschließen. An Unternehmens- und Finanzierungskonzepten haben wir kein Interesse, denn Papier ist geduldig.
Sie stehen dieser Situation machtlos gegenüber. Wieviele Unternehmen in Deutschland sind davon betroffen? Wieviele Arbeitsplätze werden jährlich dadurch vernichtet? Wieviele Insolvenzen folgen auf eine Insolvenz? In unserem Fall wurden 12 Arbeitsplätze und unsere gesamte Existenz vernichtet.
Die Unternehmer bzw. die zukünftigen Unternehmer werden sich immer mehr darauf einstellen müssen, daß das Kapital nicht mehr von inländischen Banken (Hausbank) kommt, sondern von ausländischen Banken und Investoren. Dies gilt allerdings nur für High-Tech-Unternehmen, die z.B. im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind. Wo bleibt da der Rest?
Letztendlich führte die Haltung der Bank dazu, daß es keine Spielräume mehr gab und ein Umsatzeinbruch (6 Monate) ausreichte, um dem Unternehmen den Todesstoß zu geben.
„Wer wagt, verliert“ – Wie es Unternehmern ergeht, wenn sie zu lange an sich und nicht den Marktgesetzen glauben – und warum sie mit Hilfe kaum rechnen dürfen, ist nachzulesen in der Süddeutschen Zeitung 04. März 1999.
In den USA sieht es dagegen etwas anders aus. Wenn ein Unternehmer scheitert, dann ist sein Ruf nach der Pleite nicht beschädigt, im Gegenteil. Er wird von allen Seiten ermutigt und unterstützt, nocheinmal durchzustarten.
Seit dem 01. Januar 1999 gilt in Deutschland zwar eine neue Insolvenzregelung, nach sieben Jahren kann man von einer Restschuld befreit werden, aber die Kreditwürdigkeit ist und bleibt beschädigt. Also ist die Neugründung einer Firma durchaus problematisch und die Banken sitzen am viel längeren Hebel.
An dieser Stelle möchten wir auf eine Studie hinweisen, vom Institut für Mittelstandsforschung in Bonn:
„Restart: Eine zweite Chance für gescheiterte Unternehmer?“.
Mittelständler und Kleinunternehmen dürften nicht wie Großunternehmen behandelt werden, sondern wie Verbraucher. In den USA gingen inzwischen viele große Banken dazu über, das Mittelstandsgeschäft in ihr Privatkundengeschäft zu integrieren, weil sich dort die Erkenntnis durchgesetzt habe, das Geld werde an Menschen verliehen und nicht an Maschinen oder Grundstücke.
In Deutschland bedürfe es bei der Mittelstandsfinanzierung dagegen noch eines grundlegenden Mentalitätswandels bei den Banken.
Weiter wird in der Untersuchung darauf hingewiesen, daß der früher durchaus bestehende gute Kontakt zwischen Mittelständlern und ihrer Bankfiliale verloren gegangen sei, denn heute sähen sich Mittelständler zunehmend damit konfrontiert, daß ihre Hausbank die Unterlagen für die Kreditentscheidung an eine Zentrale weiterleiten müsse, die die Entscheidung träfe. Ein möglicherweise zwischen dem Unternehmer und dem Filialleiter der Bank gewachsenes Vertrauen spielt dann keine Rolle mehr.
Die Zentralisierung der Kreditvergabe führt zu „objektiven“ Entscheidungskriterien, das heißt, es gibt viel mehr Ablehnungen als vorher. Zitiert nach der Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Titel „Ohnmacht der Verbraucher gegenüber Banken und Versicherungen“, Erscheinungsjahr 1996.
Inzwischen reagiert die Öffentlichkeit aufmerksamer und sensibler auf die „Abzocker in Nadelstreifen“ (Focus), und neue Grundsatzurteile stärken eindeutig die Position des Verbrauchers, des Kunden, des Kreditnehmers.
Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht im Mittelstand oder Handwerk selbst, sondern bei den Finanzgebern und es gibt einen Zusammenhang zu unserer ganzen Finanzpolitik. Es wird allerhöchste Zeit, daß das gesamte Bankensystem neu geordnet bzw. reformiert wird. Die Politik muß sich neue Rahmenbedingungen einfallen lassen.
Diese Änderungen sollten schnellstens eingeleitet werden, bevor die Negativschlagzeilen über Banken und ihre Praktiken zum Alltag werden. Zum Teil sind sie es leider schon.
Auch die Bundesbank äußert sich so: „Das internationale Bankensystem muß nach Ansicht der Deutschen Bundesbank grundlegend saniert werden“.
Die jährlichen Insolvenzzahlen belaufen sich mittlerweile auf ca. 40.000. Die Politik und die Banken geben natürlich einzig und allein den Unternehmern die Schuld. Sie haben ihrer Meinung nach „Mißmanagement“ betrieben bzw. sie sind „unfähig“ und deshalb ist es legitim, daß dann eine Marktbereinigung stattfindet.
Wie einfach es sich die Banken machen, die Schuld einseitig auf den Unternehmer zu schieben, dokumentiert die Zeitung „Welt am Sonntag“ am 02. März 1997 in dem Artikel „Größtes Problem im Mittelstand: Die Bank“. Einleitend heißt es, daß jede zweite Existenzgründung in Deutschland scheitert.
Bei den meisten stimmte die Finanzierung nicht. Schlecht beraten und hoch verschuldet rennen Selbständige in den Ruin. Staatlich geförderte Kredite stehen zur Verfügung, werden aber zu spät oder gar nicht abgerufen.
Wohlgemerkt, daß diese zur Verfügung stehenden günstigen Kredite zu spät oder gar nicht abgerufen werden, ist nicht der Wille oder das Verschulden des Existenzgründers, sondern gezielte Strategie der Hausbank, denn die teuren Zwischenfinanzierungen bzw. Kontokorrentkredite und Darlehen bringen der Bank erst das richtige Geld, nicht die günstigen staatlichen Kredite.
Häufig fehlt es an der Anschubfinanzierung. Existenzgründer brauchen nicht nur Räume, Maschinen und Werkzeuge, sondern auch Arbeitskapital.
Die Banken lasten dagegen stets den Existenzgründern Fehler im Management an, anstatt die Rolle, die sie gespielt haben, mit in die Analyse einzubeziehen.
Betrachtet man aber die vielen Einzelfälle, alle angeblich selbstverschuldet, ergibt sich ein ganz anderes Bild – Eines von vielen Katastrophen, wirtschaftlicher und menschlicher Art.
Der Vertreter des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) wirft den Banken vor, sie fungierten in der Praxis als Grundpfandrechtverleiher und nicht als Cash-flow-Finanzierer. Diese Haltung sei heute eines der Hauptprobleme des deutschen Mittelstandes.
Denn die mittelständischen Unternehmen verfügten in der Regel nicht über Grundbesitz, sie hätten keine Kreditgeschichte und keine bestimmten Branchenanalysen parat und könnten auch nicht auf die Geschäftsberichte der letzten fünf Jahre verweisen. Die kreditsuchenden Mittelständler seien vielmehr Personen mit manchmal nicht mehr als einer Geschäftsidee. Der Mittelstand sei jedoch heute der entscheidende Motor dafür, daß in Deutschland neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Praxis belegt jedoch, daß die Banken heute nicht mehr bereit seien, ein eigenes Risiko einzugehen. Stattdessen benutzten sie zunehmend staatliche Programme, um hundertprozentig sichere Kredite auszugeben.
Ein weiterer Fehler den viele Banken und Sparkassen bei Neugründungen machen:
Weil die Bank das Risiko scheut, drückt sie das Kreditvolumen nach unten und wird nervös, wenn das junge Unternehmen für Investitionen mehr Mittel benötigt. Fatale Folge: Wenn das Unternehmen wächst, gibt es schnell Liquiditätsprobleme.
Und solange nicht bessere, wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen (Steuerreform, Arbeitsmarktreform usw.) für Klein- und Mittelständische Unternehmen von der Politik geschaffen werden, haben es Unternehmer in diesem Land sehr schwer. Gerade in Hinblick auf Basel II und der Aufforderung der Kreditinstitute an die Unternehmer ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. Fragt sich nur wovon??? Großunternehmen haben da mehr Möglichkeiten, die Steuerlast auf ein Minimum zu reduzieren.
In die Ursachenforschung, weshalb eine Haus- oder Gewerbefinanzierung kaputt gegangen ist, versuchte sich bislang niemand zu wagen.
Als Unternehmer mit kaufmännischen Verständnis und langjährigen Erfahrungen aus der Praxis wissen wir heute, daß ein Kreditinstitut jahrelang zusieht, wenn die Geschäfte eines Kunden schlecht laufen. Sie bekommen es anhand ihres Informationsvorsprunges und Datenabgleich am schnellsten mit, wenn in einem Unternehmen etwas (in diesem Falle der Gewinn) nicht mehr stimmt.
Hinsichtlich der Rechtsprechung hat der Bundesgerichtshof entschieden, daß die Banken eine gewisse Beratungspflicht haben, das heißt, daß bei der Beantragung und Durchführung einer Finanzierung insbesondere anläßlich einer Existenzgründung ein Beratungsvertrag zustande kommt. Aus diesem Beratungsvertrag entstehen Haftungsfolgen für die Bank. Sie wird in die Verantwortung genommen.
Dabei bezieht sich die Beratungspflicht der Bank nicht nur auf Geldanlagen, sondern selbstverständlich auch auf Finanzierungen und Kredite, wobei noch eine besondere Rolle spielt, ob der Bankkunde Fachmann in Finanzierungsfragen ist oder nicht. Welcher Existenzgründer ist neben dem Aufbau seines jeweiligen Geschäftes außerdem noch Fachmann für Finanzierungen? Wäre er es, wäre er doch wahrscheinlich Banker geworden!
Den Nicht-Fachmann in Finanzierungsfragen schützt die Rechtsprechung ausdrücklich und betont, daß die Bank diesem gegenüber ein regelrechtes Spezialistenwissen hat, das sie nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil nutzen darf. Der Existenzgründer kommt zur Bank, damit sie in diesem Punkt als Vertreterin des Staates für ihn die öffentlichen und zinsgünstigen Kredite beantragt, einen Finanzierungsplan aufstellt. Hierdurch erhält das jeweilige Geldinstitut die Möglichkeit der Neukundengewinnung- und bindung.
Existenzgründungen sind auf einen langen Zeitraum ausgelegt, nicht auf das schnelle Abcashen, an dem die Geldinstitute weit mehr Interesse zu haben scheinen. Sie gehen kaum ein Risiko ein, beteiligen sich kaum an der Finanzierung, lassen zudem ihre geringe Beteiligung doppelt und dreifach (z.B. Grundbucheinträge) absichern.
Im Falle des Falles verdienen sie an der Versteigerung der Objekte und Grundstücke. Da dieser Verdienst sehr viel höher ausfällt, als die normal geplante Finanzierung und außerdem sehr viel schneller zu Buche schlägt, liegt rechtlich gesehen auch ein Interessenkonflikt vor. Für wen handelt die Bank? Für ihre Kunden oder für sich selbst?
Und hatte der Kunde sich nicht in Treu und Glauben auf die Beraterqualitäten und die Loyalität der Bank ihm gegenüber verlassen?
Das Problem, mit dem sich die von Banken oder Sparkassen geschädigten Menschen bisher vor Gericht konfrontiert sahen war, daß sie nur sehr schwer beweisen konnten, welches Spiel die Geldinstitute mit ihnen und ihrer Existenz gespielt hatten, denn wie sollten sie die bankinternen Vorgänge dokumentieren und bewerten. So war es für die Geldinstitute leicht, die Schuld an Pleiten und Konkursen einseitig auf die Existenzgründer abzuladen.
Man machte zu geringe Auftragslage, zu hohe Privatentnahmen oder schlicht und einfach generelles Mißmanagement für das Scheitern verantwortlich. Die Rolle der Banken und Sparkassen blieb dagegen im Dunkeln.
Viel zu oft kommen Prozesse gegen Geldinstitute allein deshalb nicht in Betracht, weil die Geschädigten am Ende ihrer Mittel, am Ende ihrer physischen und psychischen Kräfte sind. Analysen, Beratungen, Gutachten, Rechtsvertretungen und Prozesse kosten viel Geld, Zeit und Kraft, und wer hat als Bankengeschädigter noch Geld, Zeit und Kraft.
Gesellschaftspolitisch stellen sich Banken und Sparkassen als die Opfer hin, welche von den bösen Kreditnehmern, welche weder Willens oder in der Lage waren, den lieben Banken ihr Geld zurück zu bezahlen, getäuscht wurden.
Mit der Gründung unseres eigenen Betriebes kamen wir unseren Wünschen und Träumen immer näher. Eine Vision war Wirklichkeit geworden. Aber aus dem Traum wurde ein Alptraum, aus der Vision eine Schreckensvision, denn die Bank entpuppte sich schon nach kurzer Zeit als eine Art „Trojanisches Pferd“ in meinem Unternehmen. Keinen fairen und verläßlichen Partner hatten wir da. Keinen Berater, der uns wirklich objektiv beriet, sondern Rechenmaschinen, die nur daran interessiert zu sein schienen, den Profit auf ihrer Seite so schnell wie möglich und so hoch wie möglich zu gestalten.
Wir haben plötzlich Dinge erkannt, die zu einem Alptraum geworden sind. Wir haben erkannt, daß wir ganz alleine sind und niemand uns den Weg zeigt, wohin das Leben führt. Wir mußten lernen, mit Dingen umzugehen, von denen wir keine Ahnung bzw. nicht die notwendige Fachkompetenz hatten. Diese bitteren Erfahrungen mußten wir schwer erkaufen. Auf sehr viele schöne Dinge, die das Leben lebenswert machen, mußten wir verzichten. Urlaub und Reisen, Familienleben, Freundschaften pflegen, Freizeit und Hobbys waren kaum möglich.
Im Laufe der vielen Jahre lernten wir auch Menschen, Firmen, Unternehmer kennen, die Ähnliches erleben mußten. Denen alles genommen wurde und die jetzt von der Sozialfürsorge leben müssen. Die nicht mehr die Kraft und den Mut haben, sich zu wehren. Die nun lebenslang gebranntmarkt sind und nie wieder die Möglichkeit haben, ein Leben zu führen, wie die meisten von uns. Die ums finanzielle Überleben kämpfen müssen und die von der Gesellschaft nicht mehr beachtet werden.
Es gibt eine Vielzahl von Bücher über die Marktwirtschaft. Wie man Gewinne macht und eine Firma erfolgreich führt. Zahlreiche Möglichkeiten werden angeboten, wie man sein Geld, das zumeist von Banken zinsgünstig bereitgestellt wird, investiert.
Zahlreiche Autoren schreiben über ihre Firma und wie erfolgreich sie damit sind. Welche Marktbeherrschung sie damit haben und wie reich sie damit wurden.
Aber es gibt kaum Bücher oder Literatur über gescheiterte Existenzen und wie es dazu kam und wie man wieder Boden unter die Füße bekommt.
Als letzten Satz möchte ich noch sagen:
„Nicht für die Bank arbeiten, sondern mit der Bank, sollte eine Grundlage jeder Marktwirtschaft sein“.