Hi,
da ich mehr Techniker als Wirtschafter bin, muss mir mal
jemand erklären was der Sinn einer Holding AG ist und welche
Vorteile dies finanziell und führungstechnisch für beteiligte
Unternehmen mit sich bringt!
eine Holding ist zunächst einmal ein Unternehmen, das Beteiligungen an anderen Unternehmen hält und selbst keine operative Tätigkeit ausübt. Unterschieden wird in der Theorie zwischen Finanz-, Strategie- und Managementholding, wobei in der Praxis eigentlich immer Mischformen vorliegen.
Eine Finanzholding dient einerseits zum Ausgleich bzw. der Optimierung der Finanzströme zwischen den Tochtergesellschaften, d.h. verfügt Tochter A über Liquiditätsüberschüsse und Tochter B müßte eigentlich Kredit aufnehmen, nimmt die Finanzholding den Ausgleich vor, um im Gesamtkonzern die Fremdkapitalkosten zu minimieren. Andererseits versucht man über Ertragssteuerung und Organschaften (d.h. mehrere Gesellschaften werden als eine Einheit besteuert) die Steuerbelastung der Gruppe so gering wie möglich zu halten. Ansonsten mischt sich die idealtypische Finanzholding nicht in das Geschäft der Tochtergesellschaften ein.
Eine Strategieholding übt für die Gruppe die strategische Leitung aus, d.h. Planung, Controlling, Zu- und Verkäufe von Unternehmen zur Erreichung eines langfristigen Unternehmenszieles. Auch hier ist der Eingriff in das operative Geschäft der Tochtergesellschaften eher gering.
Bei einer Managementholding kommt neben den Aufgaben einer Strategieholding noch die Bereitstellung bestimmter Dienstleistungen für die Tochtergesellschaften hinzu, deren Vorhaltung bei jeder Tochter zu teuer wäre, z.B. Rechtsabteilung, Steuerfritzen, Marketing, Personalmanagement usw. Die Inanspruchnahme dieser Dienstleistungen wird dann von den Tochtergesellschaften über Umlagen bezahlt. In diesem Fall ist der Eingriff in das operative Geschäft der Konzerngesellschaften u.U. etwas höher.
Generell hat eine Holdingstruktur wie alles andere auf dieser Welt Vor- und Nachteile. Je nach gewähltem Konzept soll die Struktur helfen, Kosten zu reduzieren und Ressourcen optimal einzusetzen. Praktisch gesehen entsteht bei einer Holdingstruktur oftmals ein erheblicher Mehraufwand durch ständiges Berichtswesen, übergeordnete Stabstellen (=Doppelarbeit) usw. Hinzu kommt, daß zumindest im Falle der Finanzholding oftmals Synergieeffekte zwischen Tochtergesellschaften (bspw. Einkauf, Vertrieb) nicht genutzt werden.
Als letztes sei noch angeführt, daß in einer Holding nicht zwangsläufig Leute arbeiten müssen, die vom Geschäft der geführten Unternehmen Ahnung haben müssen und weit von Markt und Kunde entfernt sind. Das kann dann dazu führen, daß pauschale Entscheidungen für die gesamte Gruppe getroffen werden, die jedoch bspw. für Tochter A und C absolut ungenütz oder sogar schädlich sind. Außerdem funktionieren Branchen, die vermeintlich ähnlich sind, u.U. völlig verschieden. Prominentes Beispiel ist da Daimler-Benz, wo man in den 80ern und 90ern meinte, alles was mit Technik zu tun hat, gut in einen Konzern paßte. Dummerweise funktioniert die Autobranche anders als Elektrotechnik oder Flugzeugbau.
Noch Fragen?
Gruß,
Christian