Bezahlung der Ärzte

Hallo,

Rechnen wir mal anhand Deines Beispiels mit runden Zahlen:

Wie könnte ein Arzt überhaupt auf die Idee kommen sich
selbständig zu machen und von nur einem Patienten/Tag zu
leben?

Der Karneval ist doch vorbei, Manni. Was sollen diese
Witzchen?

Ich habe extra betont mit runden Zahlen zu rechnen.

Wenn Du mit nur 5 Tagen/Woche rechnest sind das ca. 60 Tage/Quartal.
Bei meiner Annahme von 90 Patienten/Quartal sind es dann halt 1,5 Patienten/Tag. Du darfst das gern großzügig auf 2 Patienten/Tag aufrunden (um wie ich mit runden Zahlen zu rechnen).

Das ändert den von Dir ausgerechneten Verdienst natürlich ganz „dramatisch“ nach oben und hilft selbstverständlich bei einer Entscheidung eines Arztes zur evtl. Selbständigkeit:wink:

Der Karneval ist doch vorbei, VB. was sollen diese Witzchen?

Gruß:
Manni

Ein Allgemeinarzt hat mir gegenüber mal ausgeplaudert, man muß
die Leute wartenlassen, sonst bleiben sie der Praxis fern.

Hallo Gitta,
klingt sehr seltsam und unglaubhaft.
Wenn ich im Restaurant zu lange warten muss gehe ich, das gleiche nache ich beim Arzt. Ist doch auch nur ein Dienstleister.
Außer bei Notfällen, habe ich noch nie länger als 15 min gewartet. Und das liegt nMn nicht daran das ich Privatpatient bin. Alles eine Frage der Organisation.

Gruß, Joshi

Fragen an Manni
Hallo Manni
Du wirst schon irgendeinen GRund haben, der Schilderung der Sachlage durch uns direkt betroffene Ärzte zu misstrauen. Ich weiß nur nicht, welchen. Möglicherweise sitzt du dem Ärzte-bashing auf o.ä.
Welchen GRund sollte ich haben, diese Zahlen zu verfälschen? Warum sollte ich erzählen, dass ich 5 bis 6 Patienten am Tag jeweils eine Stunde lang behandeln kann und nicht mehr, weil diese ihre existentiellen Nöte vollständig bei mir abladen, wenn es nicht so wäre?
Warum sollte ich erzählen, dass meine Frau mit 200 Kassen-Patienten im Quartal zurecht kommen muss, wenn es nicht so wäre? Und dass sie für einen Patienten etwa 35 Euro in diesen 3 Monaten bekommt, wenn es nicht so wäre?
Denkst du im Ernst, ich wäre auf Mitleidsbekundungen im Innenpolitik-Brett aus?
Gruß,
Branden

Hallo,

das Problem ist, entgegen der Aussagen der Politiker und KKs etc. nicht auf der Ausgabenseite zu beheben, sondern die auf Einnahmeseite der KKs zu suchen.

Wenn man die Zahlen der aktuellen Sozialausgaben in Relation zu dem Bruttosozialprodukt der Volkswirtschaft stellt, wird man feststellen das diese Ausgaben seit den fruehen 50ziger Jahren nicht wesentlich gestiegen sind, sondern relativs konstant um die 19,5% liegen.
Nur auf der Einnahmeseite sieht es etwas anders aus, 1954 wurden ca. 95% des BSP uber den Faktor Arbeit, also beitragswirksam fuer die KKs, RV, ALV, im Jahre 2007 waren es noch knappe 50%.

Meiner Meinung nach wird hier das Pferd von der falschen Seite aufgezaeumt. Man sollte sich weniger Strategien zur Ausgabensenkung ueberlegen sondern eher solche zur Einnahmensteigerung, auch wenn diese dann drastisch ausfallen werden. Aber um dies anzugehen sind die Politiker, egeal welcher Couleur, in diesem unserem Lande sowieso viel zu feige.

Tschau
Peter

Passt halt nicht!
Hallo vanBranden

Welchen GRund sollte ich haben, diese Zahlen zu verfälschen?

Das wissen wir doch nicht?

Warum sollte ich erzählen, dass meine Frau mit 200
Kassen-Patienten im Quartal zurecht kommen muss, wenn es nicht
so wäre? Und dass sie für einen Patienten etwa 35 Euro in
diesen 3 Monaten bekommt, wenn es nicht so wäre?

Weil dieses Konstrukt einfach nicht zu dem passt was wir erleben und
was finanziell möglich ist.
2333 Euro monatlich als selbsständiger ist bei 2 Kindern etwa Hartz 4
Satz, ich frage mich wie unser Doc das schafft. Entweder deine Frau
arbeitet weniger, anders, keine Ahnung aber von dem Geld kann sie
keine Familie ernähren in der Art wie es unsere Allgemeinmediziner
uns hier vorleben.
Ein eigenes Häuschen, PKW und 2 mal im Jahr in Urlaub ist da das
Mindeste. Irgendwie passen da die sichtbaren Fakten mit denen die
man uns erzählt nicht zusammen.

Ich gönne euch ein schönes Gehalt nur dieses ewige „wir nagen
am Hungerstock“ geht auf die Nerven.
Ich möchte jetzt nicht mal anfangen mit was für Autos unsere
Ärzte im Dorf so rumdüsen…

Denkst du im Ernst, ich wäre auf Mitleidsbekundungen im
Innenpolitik-Brett aus?

Wer weiß? :smile:

Gruß
Stefan

Hallo vB,

Du wirst schon irgendeinen GRund haben, der Schilderung der
Sachlage durch uns direkt betroffene Ärzte zu misstrauen. Ich
weiß nur nicht, welchen. Möglicherweise sitzt du dem
Ärzte-bashing auf o.ä.

Nein, sitze ich nicht.

Welchen GRund sollte ich haben, diese Zahlen zu verfälschen?

Das habe ich auch nicht gesagt/vermutet/unterstellt.

Warum sollte ich erzählen, dass ich 5 bis 6 Patienten am Tag
jeweils eine Stunde lang behandeln kann und nicht mehr, weil
diese ihre existentiellen Nöte vollständig bei mir abladen,
wenn es nicht so wäre?

Das habe ich nicht angezweifelt und das wird so sein, wie Du es sagst.

Warum sollte ich erzählen, dass meine Frau mit 200
Kassen-Patienten im Quartal zurecht kommen muss, wenn es nicht
so wäre? Und dass sie für einen Patienten etwa 35 Euro in
diesen 3 Monaten bekommt, wenn es nicht so wäre?

Du sprachst nur von „z.B 100 Patienten pro Quartal“, also nur beispielsweise.
Von Deiner Frau mit 200 P./Quartal sprachst Du zunächst nicht.
IMHO kann man aber auch bei 200P/Quartal nach Deinen Zahlen keine Praxis unterhalten.

Denkst du im Ernst, ich wäre auf Mitleidsbekundungen im
Innenpolitik-Brett aus?

Nein, denn das brächte Dir konkret nichts.

Gruß:
Manni

Hallo Manni

Von Deiner Frau mit 200 P./Quartal sprachst Du zunächst nicht.

Stimmt, ich hab nochmal bei ihr nachgefragt und kam dann auf 200.

IMHO kann man aber auch bei 200P/Quartal nach Deinen Zahlen
keine Praxis unterhalten.

Das i s t ja eben das Problem. Du sagst es.
Gruß,
Branden

Hi

Entweder deine
Frau
arbeitet weniger, anders, keine Ahnung aber von dem Geld kann
sie
keine Familie ernähren in der Art wie es unsere
Allgemeinmediziner
uns hier vorleben.

Richtig. Geht auch nicht. Geht nur, weil wir beide arbeiten.
Sonst wäre da nix zu machen. Wenn einer von uns mal krank wird (wie ich jetzt vor kurzem), war es sehr bedrohlich.
Warum will denn kaum noch einer Medizin studieren? Warum steuern wir auf einen neuen Ärztemangel zu? Warum machen so viele Praxen pleite? Warum gehen denn die Ärzte gestern und heute auf die Straße demonstrieren und streiken?
Gruß,
Branden

Hallo

Warum sollte ich erzählen, dass meine Frau mit 200
Kassen-Patienten im Quartal zurecht kommen muss, wenn es nicht
so wäre? Und dass sie für einen Patienten etwa 35 Euro in
diesen 3 Monaten bekommt, wenn es nicht so wäre?

Dann hat deine Frau aber ganz schön wenig Patienten (wenn sie Allgemeinmedizinerin ist).
Ich habe mal großzügig überschlagen, wie es bei uns aussieht: die Wartezimmer sind immer (über-)voll, bei 4 Patienten pro Stunde (meist werden in der Zeit mehr „abgefertigt“) macht das ca. 20 Patienten pro 5-Stunden-Tag und 400 Patienten im Monat (bei 20 Arbeitstagen a 5 Stunden). Falls jeder Patient 2mal im Quartal kommt, macht das schon 600 „Abrechnungspatienten“ im Quartal. Ich habe auch mal in der Zeitung gelesen, dass hier auf einen Allgemeinmediziner bis zu 1000 Patienten pro Monat kämen.
Da erscheinen mir deine 200 pro Quartal doch etwas wenig.

Allerdings unbestritten von den konkreten Zahlen ist es trotzdem ein Unding, dass es diese Pauschalen gibt, egal wieviel Aufwand man pro Patient hat…

LG Beatrix

Guten Morgen Branden!

Nee, nee das kann so auch nicht stimmen.

Richtig. Geht auch nicht. Geht nur, weil wir beide arbeiten.

Hier leben uns aber Allgemeinmediziner vor das es geht wenn nur
einer arbeitet, ein Haus, zwei PKW, zwei bis vier Kinder, …!

Warum will denn kaum noch einer Medizin studieren?

Was so nicht stimmt. Solange es noch Zulassungsbeschränkungen für
das Studium gibt kann man sicher nicht davon reden es will kaum
einer studieren. Wartelisten und so ein Quark gibt es im wesentlichen
nur bei den Medizinern.

Warum machen so viele Praxen pleite?

In meiner Umgebung hat noch keiner Pleite gemacht aber das mag in
einer Großstadt anders sein.

Warum gehen denn die Ärzte gestern und
heute auf die Straße demonstrieren und streiken?

Das nennt sich Besitzstandswahrung, auch der Manager von HRE geht
für seine 3,5mio auf die Barrikaden. Jeder streikt und meckert wenn
es an die eigene Geldbörse geht, das ist normal sagt aber nichts über
die Höhe der Einkünfte aus.

Gruß
Stefan

Hi Beatrix

Da erscheinen mir deine 200 pro Quartal doch etwas wenig.

Es ist halt eine kleine Praxis. 2oo Kassenpatienten und 50 Private.
Ich selber habe etwa 40 Kassenpatienten und etwa 10 Private.
Gruß,
Branden

Ob du es glaubst oder nicht, ist letztlich deine
Sache. Ich kann nur berichten, wie es hier ist.

Hallo,

ich bin zwar kein Mediziner, habe aber einige selbstständige Ärzte in meinem Bekanntenkreis. Sie bestätigen genau das, was vB schreibt. Pauschalvergütung pro Patient, unabhängig vom Arbeitsaufwand, Umsatzrückgänge von ca. 20 % im Vergleich zum Vorjahr bei gleichbleibenden Betriebskosten. Jammern auf „hohem Niveau“ kann ich nicht erkennen, es geht nicht um Lebensstandard, sondern um das Überleben von Praxen. Ohne Privatpatienten wären schon längst viele Praxen dicht. Ein „dickes“ Auto fährt keiner von ihnen.

Einerseits wird sich gerade in strukturschwachen Gebieten darüber beklagt, dass es kaum noch „Landärzte“ gibt und man Nachwuchs- und Versorgungsprobleme hat, man macht aber auch alles, um potentielle Interessenten durch immer mehr Streichungen des Einkommens zu vergraulen. Ich frage mich schon, ob z.B. ein Installateur zum Stundenlohn eines Arztes arbeiten würde.

Iru

Hat jemand schon mal an Klinikärzte gedacht???
Hallo, mal ein paar Fakten:
Ein normaler Assistenzarzt in einer normalen Klinik der täglichen Vollversorgung bekommt in der Regel zw. 3.200 und ca. 4.200 Euro brutto, je nach Fachbereich.
Mit 6 mal 24 h Zusatzdienst pro Monat (auch an Wochenenden) kommt er vielleicht auf 4.000 bis 4.500,-. Dann hat er aber im Monat noch mind. ca. 100 - 130 Überstunden, die i.d.R. nicht verrechnet werden.

Wer berechtigt Basis der o.g. geführten (Neid)-Mail-Debatten ist, sind die wenigen spezialisierten Fachärzte, mit hohem priv. Patenienten - Anteil oder Oberärzte, bei denen die Gehälter und (Neben-)Einkommen dann richtig zu Buche schlagen. Hier gibt es klar Auswüchse.

Warum sonst sind zwischenzeitlich ca. 21 % aller in D (auf Steurzahlerkosten) ausgebildeten Mediziner zwischenzeitlich auf Dauer ins Ausland abgewandert?? Warum sonst haben wir heute einen Ärztemangel ohne Ende, so dass die Grundversorgung schon kaum noch aufrecht erhalten werden kann??
Zum Glück weiß kaum einer, wass in Kliniken wirklich in manchen Abteilungen „gedreht“ wird, nur damit der Betrieb überhaupt noch läuft.

Gruß Henry

Hallo Branden,

aber die neue Bezahlung der Ärzte wurde doch unter maßgeblicher Beteiligung der KVen ausgehandelt. Wären dann nicht eigentlich die der Ansprechpartner (Anmotzpartner?), anstatt die Politik (auch wenn es bei Frau Schmid eigentlich immer einen Grund zum Meckern gibt)? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die KVen hier etwas ausgehandelt haben, was ihnen bzw. ihren Mitgliedern dann selber nicht passt und die erste Reaktion ist dann eben, nach noch mehr Geld zu rufen.

Ralph

Hallo,

Hier leben uns aber Allgemeinmediziner vor das es geht wenn
nur
einer arbeitet, ein Haus, zwei PKW, zwei bis vier Kinder, …!

Das sind dann die wenigen, die den Durchschnitt stark nach oben treiben.
Ich wusste z.B. bis vor Kurzem nicht, dass es (wenige) Ärzte gibt, die nur oder fast nur Privatpatienten behandeln.
Dass es denen gut geht, liegt auf der Hand.

Praxen mit sagen wir mal mehr als 90% Patienten zweiter Klasse kriechen am Minimum.

Gruss,
TR

Hallo Thomas!

Hier leben uns aber Allgemeinmediziner vor das es geht wenn
nur
einer arbeitet, ein Haus, zwei PKW, zwei bis vier Kinder, …!

Das sind dann die wenigen, die den Durchschnitt stark nach
oben treiben.
Ich wusste z.B. bis vor Kurzem nicht, dass es (wenige) Ärzte
gibt, die nur oder fast nur Privatpatienten behandeln.
Dass es denen gut geht, liegt auf der Hand.

Praxen mit sagen wir mal mehr als 90% Patienten zweiter Klasse
kriechen am Minimum.

Naja,naja… Vier Beispiele:

Mein Hausarzt-2Autos, 3Kinder, Frau arbeitet nicht. Da er nur wenige hundert Meter von mir entfernt wohnt, weiss ich, wie groß sein Haus ist, glaub mir, es IST groß! In einer Stunde(wenn man ohne Termin kommt und länger warten muss, kriegt man’s mit) „bearbeitet“ er 4 bis 6Patienten. Ist vor knapp einem Jahr umgezogen und jetzt glänzt seine Praxis durch allerlei modernen Schnickschnack.

Mein Orthopäde: auch 2Autos, 2Kinder und die Frau tut nix, außer sich um Kinder und Garten zu kümmern. Er wohnt sogar gegenüber und ich kann praktisch rein schauen. Die Frau, die 3Mal die Woche kommt, ist bestimmt die Putzfrau. In seiner Praxis einen Termin zu bekommen ist fast unmöglich-2Monate Wartezeit!

Mein Frauenarzt: gut, ich weiss zwar nicht, ob er verheiratet ist, ob er Kinder hat und wie sein Haus aussieht aber ich weiss was er für ein Auto fährt: Ferrari! Könntest du es dir leisten?

Und mein Zahnarzt, der früher auch mein Chef war… VIER Autos! Keine Frau, keine Kinder, ein Hund, der ihn alle 3Monate in den Urlaub begleitet. Hab mal zufällig eins seiner Kontoauszüge gesehen. Wenn ich ehrlich bin, da habe ich bereut, dass ich nicht auch studiert habe…

In meiner Stadt wohne ich seit 13J und habe bislang nur ein einziges Mal erlebt, dass ein Arzt seine Praxis schließen musste-das war ein Frauenarzt und der durfte wegen einen Fehler nicht mehr praktizieren.

Arme Ärzte! Oder doch Ausnahmen? Dann habe ich aber ein Händchen dafür…

Grüße, Seltsam