Hallo Oliver,
Du schriebst:
der Arzt mit dem Porsche - ein uraltes, trotz gezielter
Argumentation nicht ausrottbares, und offensichtlich auch noch
gerne von Ärzten gefördertes Klischee (der reiche Herr Doktor,
das kommt einfach gut…)
Klischee? Das waren die Worte meines Bekannten (Landarzt) selber! Und er hat mir erzählt von Kollegen (nicht nur einem!), denen es wirklich so geht!!! Nur Klischee? Nein, denn das ist auch in diesen Zeiten TEILWEISE Realität! Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Aber DER Arzt schlechthin nagt am Hungertuch? Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
Um von obiger, zwangsweise nicht sonderlich aussagekräftiger
Einzelfallbetrachtung wegzukommen, hier einige Meinungen
anderer Kollegen:
http://www.hausarzt-bda.de/bda/hausarzt/1500/16-17.pdf
http://www.aerztegesundheit.de/finanzen3.htm
Tja, und genau beim zweiten Link ist sehr schön aufgelistet, warum ein Arzt in der Realität finanzielle Nöte kommen kann. Ich zitiere:
"Tab II Gründe für Liquiditätsengpässe in der Praxis:
1.Rückgang der Praxiserlöse z. B. d. Punktwertverfall
2.Fehlentscheidung bei Praxisgründung (zu hohe Miete, Investitionen, Personalstärke)
3.Zu geringes Eigenkapital (Überschuldung)
4.Zu hohe Privatentnahme
5.Scheidung (wenn Zugewinngemeinschaft)
6.Riskante Anlageentscheidungen (Börsenspekulation, Spielsucht)
Was gemerkt? Der Rückgang der Praxiserlöse ist nur ein Grund unter vielen!!! Die meisten Gründe zum finanziellen Desaster sind vom Arzt vielmehr hausgemacht (speziell Punkte 2, 4, 5, 6).
Vielleicht sollten einige der jammernden Ärzte mal einsehen, dass die Zeiten der üppigen gesetzlich garantierten Erträge nun mal vorbei sind. Sie sollten lieber besser wirtschaften lernen (siehe oben)… (ok, klingt hart, aber in der freien Wirtschaft ist das schon immer so gewesen. Wieso sollten die Ärzte das nicht auch können sollen?)
Welche Stilblüten der Zwang zum Überleben treiben kann, liest
Du hier:
http://www.hpz.com/praxiserfolg.html
nicht besonders erfreulich, wenn man jetzt auch noch zum
eigenen Überleben gezwungen ist, unter irgendwelchen Vorwänden
den Patienten direkt ins Portemonnaie zu greifen, oder?
Naja, zu dem letzten Link fällt mir nicht viel ein. Es gibt zu allem und jedem derartige halbseriöse Ratgeber… dazu äussere ich mich lieber nicht.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich gibt es sicherlich Arztpraxen, denen es ohne eigene Schuld aufgrund der Kürzungen im Gesundheitswesen richtig schlecht geht. Aber genauso gibt es viele, die immer noch ordentliches Geld machen. Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte. Aber zu behaupten, dass im Durchschnitt die Arztpraxen sozusagen am Hungertuch nagen und dass die ach so bösen BKK´s daran schuld sind, hat mit der Realität nicht viel zu tun. Hier werden nämlich wieder nur die schlimmen Einzelfälle zitiert…
MfG
Werner