Birkenbihl-Methode

Hi,
wollte mal fragen, ob jemand Erfahrung mit der Birkenbihl-Methode gemacht hat?

wollte mal fragen, ob jemand Erfahrung mit der
Birkenbihl-Methode gemacht hat?

vergisses! Amateure, die ihre Null-Methode als Evangelium verkaufen. Leider glauben ne Menge Leute daran.
Guck’s Dir selbst an!

GruĂź

jp (Fremdsprachenlehrer)

Ich hab’s probiert aber nur halbherzig. Einige Voreschlaege fand ich o.k. aber nicth besonders.
-KIM

eigentlich banal, nichts besonderes.
ich beziehe mich auf

http://195.149.74.241/BIRKENBIHL/PDF/AuszugNeuesStro…

das klingt alles sehr intuitiv und nahe am erlernen der muttersprache.

nein ich habe keine erfahrungen mit kursen, muĂź aber sagen, daĂź ich offensichtlich auf diese weise eine neue sprache gelernt und eine weitere schon bekannte vertieft habe.

erstens habe ich hebräisch völlig neu gelernt, einfach dadurch, daß man es um mich herum sprach und daß ständig der fernseher und das radio lief oder jemand telefonierte. als ich dann in einem kurs lesen und schreiben und die schrftsprache lernte, wurde da sehr ähnlich unterrichtet wie birkenbill beschreibt. wörterbücher waren verboten, obwohl wir 8 mutterspachen in der klasse hatten! neue wörter wurden beschrieben oder pantomimt. grammatik würde zwar erklärt, aber nicht „gepaukt“, sondern in gesprächen eingeflochten. die unterschiede zu den jeweiligen unseren sprachen waren oft thema. wie denkt man in anderen sprache, wie heißen die sprichwörter usw. tägliches fernsehen war pflicht. in der klasse wurden radioaufnahmen zerpflückt, filme gesehen und lieder gesungen.

mein englisch hat sich außerdem allein durch fernsehen von null auf hundert entwickelt. brikenbil beschreibt, daß man zuhören soll und die übersetzung in der eigenen sprache mitlesen soll. das ist ja wie UNTERTITEL !!

vorher, als ich alles nur auf deutsch sah, konnte ich recht wenig in englisch. innerhalb eines jahres konnte ich plötzlich alles verstehen und mit muttersprachlern normale gespräche führen, die für sie elegant und nicht „einstudiert“ klingen. das ging vorher nur mühsam, alles war voll mit „germanismen“, und vor allem das akustische verstehen war schwer.

ich kenne mehrere kinder (6-10), die durch das tägliche ansehen von argentinischen seifenopern mit untertiel spanisch können.

ich finde sie hat recht - so lernt man sprachen richtig!! für mich klingt das ganze eher BANAL als etwas „besonderes“.

störend wirkt leider das pseudowissenschaftliche brimborium und der esoterische hauch, der das ganze umgibt. aber anscheinend ist das nötig, um das ding auch zu verkaufen. würde „wittgenstein“ draufstehen, wäre die frau vera halt pleite. man lebt nicht von lust und liebe. es sei ihr gegönnt. nicht jeder ist so hochgeistig wie wir :smile:

gruĂź
dataf0x

Hallo, dataf0x,

die Birkenbihl-Methode mag in gewisser Weise vergleichbar sein mit der Art und Weise, wie du Hebräisch gelernt hast. Dennoch muss man eines klar vor Augen halten: Alles, was ein Birkenbihl-Schüler in der Hand hält, ist ein Kurs in vier Schritten, der sich vielleicht durch die Methode von herkömmlichen Kursen unterscheidet, nicht aber durch die Menge des Gelernten und schon gar nicht durch die Zeitinvestition! Nachdem der Kurs absolviert ist, beherrscht man die Sprache ja noch lange nicht! Auch wer eine Sprache nach der Birkenbihl-Methode erlernen will, kommt ab einem gewissen Punkt nicht darum herum, sein Vokabular auf „konventionellem“ Weg zu erweitern und die komplexeren Strukturen der entsprechenden Fremdsprache zu studieren sowie sie zu üben (unabhängig vom Birkenbihl’schen "Einstiegs kurs"!). Und dieser verhältnismäßig viel längere Weg gelingt natürlich nach wie vor am besten in einer Umgebung, in der die Sprache auch gesprochen wird.

Fakt ist und bleibt, dass eine Sprache nichts anderes darstellt als eine riesige Menge an Wissen, die in unserem Gehirn gespeichert ist. Um dieses Wissen dort hin zu bringen, gibt es nur einen Weg: Lernen – das ist Arbeit und braucht Zeit! Und daran kann auch Birkenbihl nichts ändern.

Über die Methode selbst und das „pseudowissenschaftliche Brimborium“ möchte ich mich jetzt nicht im Detail auslassen. Es gibt da m.E. ein paar interessante Ansätze, aber auch viel Lächerliches. Jedenfalls weit entfernt von empfehlenswert das Ganze.

GruĂź
Ben

1 Like

Hallo dataf0x,
Ich kann dir da voll und ganz zustimmen, so sieht’s bei mir auch aus, obwohl ich keine Erfahrungen wie du mit Hebräisch gemacht habe.

Bei Englisch war’s bei mir auch der Fall, dass ich damals als Kind (so 6. bis 8. Klasse vielleicht), als ich nur ganz rudimentäres Englisch konnte, täglich Cartoon Network geschaut habe. Ich bin regelrecht süchtig geworden und habe mir alles angesehen… Dexter’s Laboratory, Cow & Chicken, Johnny Bravo, alles… ich hab Star Trek auf Sky1 gehört (der war verschlüsselt, daher nur gehört) und mir ab und zu auch englische Filme einfach mal so angeguckt. Teilweise hab ich in den Ferien von 10:00 bis 17:00 im Bett gelegen, Cartoon-Network-geguckthabenderweise. War schon schlimm. :wink:
Aber hat geholfen - mein Englisch ist zwar bei weitem nicht perfekt, aber allemal besser als meiner damaligen MitschĂĽler Schulenglisch.

Was auch praktisch ist, wenn man eine Sprache lernt, ist es, wie ich finde, mit Leuten zu sprechen/schreiben und dabei einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Vokabeln zu haben. So habe ich Spanisch und Esperanto gelernt — also mit Leuten gechattet und unbekannte Wörter in den Babylon Translator eingeben… ein Mausklick und der poppt auf und übersetzt das unter dem Mauscursor befindliche Wort. Ungemein praktisch (scheint auf Hebräisch auch gut zu sein, ich glaub er erkennt da sogar flektierte Wörter).

Ich weiß jetzt nicht so viel über diese ominöse Birkenbihl-Methode, aber ich hab gesehen, dass es unter anderem viel mit Lehrkassetten zu tun hat, von denen ich aber nicht viel halte. Zur Ausspracheübung natürlich ja, aber nicht zum Erlernen der Sprache.

Viele GrĂĽĂźe wĂĽnscht:

  • AndrĂ©

täglich Cartoon Network geschaut

das ist auch EIN grund, warum es von seiten der professionellen lehrer widerstand gegen natürliche lehrmethoden gibt: was spaß macht, kann ja kein lernen sein! lernen ist ja stillsitzen und auswendiglernen, aber auf keinen fall cartoons schauen und laut mitbrüllen, obwohl man grade bei letzterem am meisten lernt. (am allerbesten funzen WERBESPOTS, die man sich wegen ihrer penetranten blödheit und ständigen wiederholung immer besonders LAUTMALERISCH einprägt und fast parodistisch wiedergibt. dabei lernt man am besten die korrekte aussprache und sprachmelodie.)

mein Englisch ist zwar bei weitem nicht
perfekt, aber allemal besser als meiner damaligen MitschĂĽler
Schulenglisch.

nanu… ich hab in der schule gar nie englisch gelernt (war in franz. schon so mies). heute red ich wie ein wasserfall. stimmt vielleicht nicht alles, akzente sind auch dabei, aber das ist mir egal. meine alterskollegen sind stumm. und nen neuen film im original? np. ich versteh nie 100%, aber das stört mich nicht.

Babylon Translator

oder wordpoint :smile:

(scheint auf Hebräisch auch gut zu sein,
ich glaub er erkennt da sogar flektierte Wörter).

tut er. owbohl ich da mehr auf ein lebendes wöterbuch vertraue ehehe.

Ich weiß jetzt nicht so viel über diese ominöse
Birkenbihl-Methode

klingt nach einer vermarktungsorgie fĂĽr etwas sehr simples.

aber ich hab gesehen, dass es unter
anderem viel mit Lehrkassetten zu tun hat, von denen ich aber
nicht viel halte. Zur AusspracheĂĽbung natĂĽrlich ja, aber nicht
zum Erlernen der Sprache.

najaaaa natürlich könnte sie auch schreiben: „geht ins kino, hört radio und chattet mit skype“, aber dann würde keiner die kassetten kaufen müssen! :wink:

gruĂź
dataf0x

Lernen – das ist Arbeit und braucht
Zeit! Und daran kann auch Birkenbihl nichts ändern.

hi

ja. bei dem ding entsteht leider der eindruck einer „10 kg abnehmen in 1 monat ohne hungern“-vermarktung. das durchschaue ich schon.

welche ansätze findest du interessant und was findest du lächerlich?

gruĂź
dataf0x

wirklich LĂ„CHERLICH, nichts besonderes.
hi dataf0x

wie gesagt wollte ich eigentlich nicht im Detail auf diese Methode eingehen, denn sonst endet das in einem ellenlangen Posting…

Ich habe das PDF-Dokument nun aber noch ein zweites Mal gelesen. Und je mehr ich mich mit dieser Methode beschäftige, desto mehr stellt sich bei mir dieser Eindruck ein, den ich von den HOT-Werbefilmen her kenne. Ich würde sagen, da wird man richtig gehend für dumm verkauft.

Was mich schon bei der ersten Lektüre gestört hat, war das Pseudowissen über Gedächtnis, Unterbewusstsein, Wittgenstein etc.

Nun stört mich aus textanalytischer Sicht auch die extreme Subjektivität, die im Text aufscheint. Im ersten Teil schreibt Birkenbihl übertreibend und dramatisierend (die schlechteste aller Methoden des Fremdsprachenlernens wird dargestellt), dann wirft sie mit Schlagwörtern um sich (gehirn-gerecht), arbeitet mit gezielten
Wortkonnotationen (der (krampfhafte) Versuch) und wendet rhetorische Mittel an (werden Sie sich hilflos, frustriert ja sogar „dumm“ vorkommen). Die Meinung der Autorin ist im stets im Text präsent; der Text ist also nur vordergründig informativ, hintergründ ist er argumentativ. Weitere Auffälligkeiten sind die Registerbrüche, die
nicht in diese Textsorte gehören; die fadenscheinige Imagearbeit (die durch das Selbstlob, aber auch durch die überflüssigen Copyright-Zeichen nach jedem Begriff zum Ausdruck kommt); der Ton des Textes ist eine Mischung aus „kritisch“ und „wegweisend“; der Textaufbau, der dem klassischen Werbemuster (Problem-Ursache-Lösung) entspricht; die metakommunikativen, überflüssigen Wegweiser („Problem: blablabla“); die zahlreichen Behauptungen, die nicht fundiert sind; die Fussnoten, die in ihrer Funktion missbraucht werden; und alles, was ich jetzt noch vergessen habe.

Das wären jetzt erst einige formale Aspekte, die Birkenbihl als eine
Pseudowissenschaftlerin entlarven. Dich interessieren die inhaltlichen aber wohl viel mehr; nun gut, fangen wir mal an und sehen, wie weit wir kommen… :smile:

Birkenbihl versucht beim Leser das Gefühl zu erwecken, dass man Fremdsprachen bis anhin nach grundfalschen Ansätzen gerlernt hat (Pauken, voreiliges Anwenden, etc…) und dass sie nun endlich eine „vernünftige“ Methode entwickelt hat. Die wenigen, gut ausgewählten Beispiele wie z.B. das japanische Sätzchen bilden die Köder. Erstaunlich, wie man die neuen Strukturen einer fremden Sprache auf den ersten Blick erfassen kann! Ist es nicht wunderbar, dass Fremdsprachenlernen so einfach sein kann?

Aber was hat man denn gelernt? Nicht viel.

Anwenden lässt sich dieses Wissen nämlich nicht, und das schlägt Birkenbihl auch gar nicht vor; alles, was sie verlangt, ist, dass man dieses Sätzchen nach Gehör auswendig lernt, um sich an das neue Denkmuster und den Klang dieser Worte zu gewöhnen. Aber was bringt das angesichts der Tatsache, dass man dieses Sätzchen in einer leicht
abgeänderten Form bereits nicht mehr verstehen kann? Man erkennt die Strukturen der neuen Sprache zu diesem Zeitpunkt nämlich nur bei gleicher Wortfolge und bei Verwendung identischer Wörter. Das Gehirn hat ja nichts, woran es sich halten kann – aber das braucht es unbedingt, um die Erkenntnisse verarbeiten zu können! Wir möchten doch auch andere Sätze verstehen können und wir möchten eigene Sätze bilden können. Um das zu erreichen, muss man aber zwingend die Strukturen und Regularitäten (Grammatik!) der Sprache verstehen lernen. Birkenbihl kann so sehr behaupten, wie sie will, man könne das Lernen von Grammatikregeln umgehen, stimmen tut es trotzdem nicht! Das Gehirn versucht sogar automatisch, nach Regularitäten zu suchen. Was geschah in deinem Kopf, als du dir das japanische Sätzchen mit der wörtlichen Übersetzungen zum ersten Mal angeschaut hast? Hat sich auch bei dir automatisch ein Analyseprozess in Gang gesetzt, bei dem du – bewusst oder unbewusst – den japanischen Satz mit der deutschen Syntax verglichen hast, bei dem du dir Sinn gebende Fragen gestellt hast?

Dass das Gehirn neue Informationen mit bestehendem Wissen zu verknĂĽpfen versucht, um sie greifbar zu machen, ist ein ganz normaler
und wichtiger Prozess, den Birkenbihl offenbar auszuschalten versucht, in dem sie sich auf passive Lernstrategien beruft.

„Alles, was irgend jemand in der Lektion sagt (denkt), kann unser Lerner ebenfalls mit absoluter Sicherheit in der Zielsprache sagen (oder denken)!“, schreibt Birkenbihl. Das Problem ist nur, dass man dann eben gezwungenermassen auch nur das sagen kann, was in der Lektion steht. Kann der Lernende in der Realität so mit der Vielfältigkeit aller sprachlichen Äusserungen umgehen? Ganz ohne die Kenntnis von Regeln und ohne irgendwelche Erfahrung? All die Unsicherheiten, die ihm während des Kurses durch das blosse Auswendiglernen der vorgegebenen Texte erspart bleiben, kommen
allerspätestesten bei den ersten eigenen Gehversuchen in der allerdeutlichsten Form zum Vorschein. Da könnte man doch glatt die Krücken-Metapher von Birkenbihl wieder aufgreifen, denn eigentlich ist doch der ganze Kurs nichts anderes als eine Krücke – eine sehr zerbrechliche sogar!

Insbesondere in diesem Zusammenhang möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Birkenbihl beim Vergleich ihrer Methode mit der Art und Weise, wie Kleinkinder ihre Muttersprache erlernen, ausser Acht lässt, dass Kleinkinder (und auch ein Fremdsprachen-Lernender im Ausland) stets mit der Sprache in all ihrer Variationen und Ausdrucksformen konfrontiert sind. Dieser Kurs bietet aber nur einen äußerst beschränkten Einblick in die Fremdsprache!

Alle Diskussionen und Bemühungen um die Entwicklung von effizienteren Modellen und Methoden zum Erlernen von Fremdsprachen sind sowieso von vornherein nutzlos, wenn sie – wie der klägliche Versuch von Birkenbihl – die grundlegenden Gesetze, nach denen unser Gedächtnis funktioniert, verkennen oder außer Acht lassen. Ich beschäftige mich schon seit geraumer Zeit mit Mnemotechniken, aber natürlich auch mit
dem Fremdsprachenlernen. Es ist eine Tatsache, dass bei jeder Gedächtnisaufgabe, sei es bei einem Gedächtniskunststück oder beim Vokabeln pauken, immer die selben Schlüsselfaktoren eine Rolle spielen und über Erfolg oder Nicht-Erfolg entscheiden: Sie lassen sich mit den Begriffen INTERESSE, BEOBACHTEN/VERSTEHEN, ASSOZIIEREN
(neue Information wird IMMER mit bestehendem Wissen verknüpft, auch wenn das oft ganz unbewusst geschieht) und WIEDERHOLEN abdecken. Beim ASSOZIIEREN ist die Stärke des Eindrucks entscheidend, die wiederum von anderen wesentlichen Eigenschaften des menschlichen Gehirns abhängig ist, u.a. von der Beteiligung möglichst vieler Gehirnareale beim Lernen und von der Tatsache, dass das Gedächtnis naturgemäß nur bildliche Eindrücke verarbeiten kann (auch das ist schwer zu glauben,
aber wahr).
Wieso ich das hier alles erzähle? Um dir aufzeigen zu können, wo das Geheimnis verborgen liegt, das hinter der von dir vermuteten Ansicht steckt, wie man denn „richtig“ Fremdsprachen lernt. Dass du Hebräisch so gut und schnell lernen konntest, liegt darin begründet, dass du es intensiv und – im Gegensatz zum Schulunterricht – mit allen Sinnen getan hast. Das Wesentliche daran ist es, zu begreifen, dass dies der einzige Grund ist; dass du also die Sprache aktiv gelernt hast und nicht passiv. Der Erwerb einer Fremdsprache bedeutet einen Wissenszuwachs und viele Leute wollen einfach nicht begreifen, dass man Wissen passiv nicht aneignen kann! Die Erfahrungen, die du beim Fernsehen gemacht hast, kenne ich nur zu gut. Aber auch hier liegt der Grund für den ausserordentlichen Lernerfolg nur darin, dass man INTERESSIERT hinhört und dass beim beim ASSOZIEREN des neuen Wissens gleichzeitig mehrere Gehirnareale beteiligt sind (du speicherst die Information dann unbewusst meistens zusammen mit der entsprechenden Situation im Film ab). Da man auf diese Weise so leicht lernen kann, verleitet dann beispielsweise zum Irrglauben, dass man Fremdsprachenkenntnisse am besten nur duch passives Hören oder Lesen erwirbt. Die Erkenntnisse, die man bei solchen Tätigkeiten aber sammelt, entstehen auch dann immer nur in Momenten des bewussten Hinschauens oder Hinhörens, also dann wenn man BEOBACHTET. Das kann man so sehr bestreiten, wie man will, aber alles andere widerspricht den grundlegenden Gesetzmässigkeiten, nach denen unser Gedächtnis funktioniert. Lesen und Hören ist natürlich äusserst wertvoll und wichtig, aber es muss aktiv geschehen! Die grösste Bedeutung kommt diesen beiden Tätigkeiten übrigens zu, wenn es darum geht, gelerntes Wissen zu festigen. Eine neu gelernte Vokabel, ein Idiom oder auch eine grammatische Regel, die vielleicht noch nicht so gut im Gedächtnis sitzt, prägt sich tief und fest in die Gehirnwindungen ein, sobald man sie in einem Text oder Gespräch wiederfindet. Hier wirkt der WIEDERHOHLUNGEFFEKT, das ASSOZIIEREN der Vokabel mit neuem Kontext und die GEFÜHLE des kurzzeitigen Erfolgserlebnisses.

Die Kunst, abstrakte Information systematisch in bildliche, einprägsame Eindrücke zu verwandeln, bildet die Grundfertigkeit eines jeden Gedächtniskünstlers: Sie erlaubt es ihm, Unmengen von Daten innert kurzer Zeit und ohne grosse Anstrengung in seinem Gedächtnis zu speichern. Gleichzeitig liegt darin aber auch das Geheimnis begründet, wieso das Fremdsprachenlernen je nach Situationskontext so schwer, oder aber so leicht fallen kann.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass es zu Madame Birkenbihls Methode längst wissenschaftliche Untersuchungen gäbe, die einen gesteigerten Lernerfolg nachweisen würden, sollte etwas dahinter stecken. Sie hätte dann wohl in sprachwissenschaftlichen Kreisen auch einen etwas bekannteren Namen.

Gruß und schönes Wochenende!

Ben

4 Like

hallo ben,

danke für diese einschätzung! sehr interessant! du bist experte, sehe ich das richtig?

Pseudowissen über Gedächtnis, Unterbewusstsein, Wittgenstein
etc.

volle zustimmung! es wird wissenschaftlichkeit bloĂź suggeriert.

… snip wegen zustimmung …

dennoch ein paar eigene erfahrungen:

Man
erkennt die Strukturen der neuen Sprache zu diesem Zeitpunkt
nämlich nur bei gleicher Wortfolge und bei Verwendung
identischer Wörter. Das Gehirn hat ja nichts, woran es sich
halten kann – aber das braucht es unbedingt, um die
Erkenntnisse verarbeiten zu können! Wir möchten doch auch
andere Sätze verstehen können und wir möchten eigene Sätze
bilden können.

daran krankt diese „methode“: sie beschreibt ganz richtig den natürlichen spracherwerb, suggeriert aber, daß des möglich wäre, diesen durch kassetten zu simulieren!

genau wie oben beschrieben läuft es aber in der realität ab.

ganz am anfang ist das gehör - du hörst geräusch, das aus dem mund der menschen kommt. man erklärt dir dies und das, zeigt auf gegenstände, erklärt einfache kommunikationsmittel wie bitte und danke, ich heiße so und so, kann ich ein glas wasser haben. diese phrasen werden als solche memoriert - als komplette geräuschblöcke, OHNE grammatik, flexion, zeitformen usw. je verstanden zu haben. du lernst sie nachzuahmen und hast erfolg - du wirst VERSTANDEN!

nach einer gewissen zeit kannst du dich verständnlich machen und die menschen verstehen, ohne jemals eine einzige regel gelernt zu haben.

Um das zu erreichen, muss man aber zwingend die
Strukturen und Regularitäten (Grammatik!) der Sprache
verstehen lernen.

beispiel:

http://www.deutsch-lernen.com/virtual/test_kurz.htm

mache den test. du wirst 100% richtig liegen. und jetzt versuche zu erklären, warum es „ich habe unterschrieben“ und nicht „untergeschrieben“ heißt. wenn du nicht zufällig deutschlehrer bist, wirst du scheitern. das ist der beweis: du kannst die regeln anwenden, ohne sie verstanden zu haben.

Hat
sich auch bei dir automatisch ein Analyseprozess in Gang
gesetzt, bei dem du – bewusst oder unbewusst – den
japanischen Satz mit der deutschen Syntax verglichen hast, bei
dem du dir Sinn gebende Fragen gestellt hast?

ja. und das ist der zweite kritikpunkt: natĂĽrlicher spracherwerb funktioniert durch totale immersion. ĂĽbersetzungen sind verboten! es darf nicht dauernd zweisprachig gedacht werden.

Dass das Gehirn neue Informationen mit bestehendem Wissen zu
verknĂĽpfen versucht, um sie greifbar zu machen, ist ein ganz
normaler
und wichtiger Prozess, den Birkenbihl offenbar auszuschalten
versucht, in dem sie sich auf passive Lernstrategien beruft.

sie hat recht. nur läßt sich das nicht simulieren!

Das
Problem ist nur, dass man dann eben gezwungenermassen auch nur
das sagen kann, was in der Lektion steht.

richtig. man kann anfangs auch nur genau die sätze sprechen, die man zuvor 100x pro tag gehört hat.

Kann der Lernende in
der Realität so mit der Vielfältigkeit aller sprachlichen
Ă„usserungen umgehen?

mit der zeit - JA. ein baby lernt es schlieĂźlich auch.

Ganz ohne die Kenntnis von Regeln und
ohne irgendwelche Erfahrung?

nur mit erfahrung! vierjährge sprechen perfekt ihre muttersprache, ohne von grammatik die leistese ahnung zu haben.

ausser Acht lässt, dass Kleinkinder (und auch ein
Fremdsprachen-Lernender im Ausland) stets mit der Sprache in
all ihrer Variationen und Ausdrucksformen konfrontiert sind.

bingo! immersion fehlt. sie kann nicht simuliert werden.

Ich beschäftige mich schon seit
geraumer Zeit mit Mnemotechniken, aber natĂĽrlich auch mit
dem Fremdsprachenlernen. Es ist eine Tatsache, dass bei jeder
Gedächtnisaufgabe, sei es bei einem Gedächtniskunststück oder
beim Vokabeln pauken, immer die selben SchlĂĽsselfaktoren eine
Rolle spielen und ĂĽber Erfolg oder Nicht-Erfolg entscheiden:
Sie lassen sich mit den Begriffen INTERESSE,
BEOBACHTEN/VERSTEHEN, ASSOZIIEREN
(neue Information wird IMMER mit bestehendem Wissen verknĂĽpft,
auch wenn das oft ganz unbewusst geschieht) und WIEDERHOLEN
abdecken. Beim ASSOZIIEREN ist die Stärke des Eindrucks
entscheidend, die wiederum von anderen wesentlichen
Eigenschaften des menschlichen Gehirns abhängig ist, u.a. von
der Beteiligung möglichst vieler Gehirnareale beim Lernen und
von der Tatsache, dass das Gedächtnis naturgemäß nur bildliche
EindrĂĽcke verarbeiten kann (auch das ist schwer zu glauben,
aber wahr).

das klingt sehr einleuchtend.

… snip… kein kommentar, da ich erstens zustimme und zweitens einfach interesseirt gelesen habe :smile:

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass es zu Madame
Birkenbihls Methode längst wissenschaftliche Untersuchungen
gäbe, die einen gesteigerten Lernerfolg nachweisen würden,
sollte etwas dahinter stecken.

welche? sehr interessant.

gruĂź
dataf0x

Hi dataf0x,

das hier

ganz am anfang ist das gehör - du hörst geräusch, das aus dem
mund der menschen kommt. man erklärt dir dies und das, zeigt
auf gegenstände, erklärt einfache kommunikationsmittel wie
bitte und danke, ich heiĂźe so und so, kann ich ein glas wasser
haben. diese phrasen werden als solche memoriert - als
komplette geräuschblöcke, OHNE grammatik, flexion, zeitformen
usw. je verstanden zu haben. du lernst sie nachzuahmen und
hast erfolg - du wirst VERSTANDEN!

nach einer gewissen zeit kannst du dich verständnlich machen
und die menschen verstehen, ohne jemals eine einzige regel
gelernt zu haben.

möchte ich in keiner Art und Weise bestreiten! Ich sehe das genauso und bin aus diesem und vielen anderen Gründen ein entschiedener Gegner der Generativisten (Choamsky & Co.)

Auch das

du kannst die regeln anwenden, ohne sie verstanden zu haben.

möchte ich nicht in Frage stellen.

Ich glaube, unser kleines Missverständnis rührt daher, dass ich einen großen Unterschied mache zwischen dem Spracherwerb bei Kleinkindern und demjenigen bei Erwachsenen. Klar können Kinder die Sprache durch Nachahmung Stück um Stück erwerben. Die Welt, in der sie leben, ist aber auch noch nicht ganz so kompliziert :smile: Die Fähigkeit, längere Texte zu verstehen oder beispielsweise auch die Fähigkeit, einen argumentativen Text zu schreiben, werden erst viel später in der Schule verlangt. Früher könnte man das auch gar nicht von ihnen verlangen, weil sie dann in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind. Die Erwachsenen hingegen lernen die Sprache, wenn ihre geistigen Fähigkeiten voll entwickelt sind und sie über ein großes Weltwissen verfügen; sie können nicht wieder von vorne beginnen und sich zuerst ein, zwei Jahre lang mit einfachen sprachlichen Mitteln begnügen… Sie müssen eine Fremdsprache anders lernen und benötigen dabei ihre kognitiven Fähigkeiten. Sie müssen sich nämlich sofort auf die komplexeren Strukturen der neuen Sprache einlassen können.

Vermutlich ist aber die Tatsache, dass Kinder die Sprache in ihren Entwicklungsjahren erwerben, auch der Grund dafĂĽr, wieso man eine Fremdsprache nie ganz so gut lernen kann, wie die Muttersprache. Aber auf diesem Gebiet bin ich eigentlich kein Experte, da kannst du ruhig noch ein paar Kritikpunkte anfĂĽgen :wink:

ja. und das ist der zweite kritikpunkt: natĂĽrlicher
spracherwerb funktioniert durch totale immersion.
ĂĽbersetzungen sind verboten! es darf nicht dauernd
zweisprachig gedacht werden.

Totale Immersion klingt auch fĂĽr mich nach einem plausiblen Weg, eine Sprache effizient (oder eben natĂĽrlich) zu erwerben.
Das Erlernen einer Fremdsprache mittels Hilfsübersetzungen kann aber auch ein Vorteil sein, zum Beispiel in meinem Metier :smile: Es ist ein bekanntes Problem, dass Übersetzerstudenten, die zweisprachig aufgewachsen sind, am Anfang viel mehr Mühe haben, einen äquivalenten Ausdruck in der anderen Sprache zu finden als ihre Mitstudenten. Bei ihnen sind die beiden Sprachen im Gehirn nämlich nicht miteinander verknüpft, sondern existieren quasi unabhängig nebeneinander.

wichtiger Prozess, den Birkenbihl offenbar auszuschalten
versucht, in dem sie sich auf passive Lernstrategien beruft.

sie hat recht. nur läßt sich das nicht simulieren!

Ich bin voll und ganz ĂĽberzeugt, dass jegliche passive Lernstrategien fĂĽr die Katz sind! Auch ein Baby lernt die Sprache aktiv , sehr aktiv sogar und mit allen Sinnen!

Das
Problem ist nur, dass man dann eben gezwungenermassen auch nur
das sagen kann, was in der Lektion steht.

richtig. man kann anfangs auch nur genau die sätze sprechen,
die man zuvor 100x pro tag gehört hat.

Wie gesagt ist das in der Lektion Gelernte extrem beschränkt. Ich bin sonst auch der Ansicht, dass bez. idiomatischer Ausdrucksweise etc. Nachahmung eine sehr wichtige Rolle spielt.

Kann der Lernende in
der Realität so mit der Vielfältigkeit aller sprachlichen
Ă„usserungen umgehen?

mit der zeit - JA. ein baby lernt es schlieĂźlich auch.

Der Kurs hat vier Schritte, ein Baby alle Zeit der Welt!

Ganz ohne die Kenntnis von Regeln und
ohne irgendwelche Erfahrung?

nur mit erfahrung! vierjährge sprechen perfekt ihre
muttersprache, ohne von grammatik die leistese ahnung zu
haben.

Ich beziehe mich bei meinen AuĂźagen immer nur auf den Birkenbihl-Kurs. Sonst wĂĽrden wir uns offenbar bestens verstehen :smile:

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass es zu Madame
Birkenbihls Methode längst wissenschaftliche Untersuchungen
gäbe, die einen gesteigerten Lernerfolg nachweisen würden,
sollte etwas dahinter stecken.

welche? sehr interessant.

Ich habe alles in den Konjunktiv gesetzt… Für mich ist es das erste Mal, dass ich etwas von Birkenbihl gehört habe und ich glaube nicht, dass es wisschenschaftliche Untersuchungen dazu gibt.

Glaub mir, ich kann deine Erfahrungen bestens nachvollziehen. Ich argumentiere ausschlieĂźlich gegen die Birkenbihl-Methode, die in dieser Form einfach nicht funktionieren kann!

GruĂź
Ben

1 Like

Hallo,

Ich finde die Methode super! Habe damit Spanisch gelernt.
eine gĂĽnstige Alternative zu Birkenbihl Kursen findest du hier:
http://sprauch.at/produkte/
oder auf Englisch
http://sprauch.com/
Durch mitlesen, währenddessen du die Geschichten anhorchst, kannst du die Sprache leicht vertiefen. Die Methode funktioniert für mich.

Freundliche GrĂĽsse
Anton