Moin.
Da hast du ja ein paar interessante Fragen gestellt, aber bisher deutlich zu wenige Einflussfaktoren berücksichtigt.
Ich antworte hier mal so gut ich kann und es als Laie und Dialysepatient aus meiner Erfahrung her kenne.
Meine Hauptfrage ist:
.Wie sieht der Blutdruckverlauf bei einer Dialyse mit konstanter UF-Rate aus?
So wie ich das verstanden habe beginnt, sobald durch die Ultrafiltration das Blutvolumen anfängt :zu sinken, der Körper durch Vasokonstriktion und erhöhen des Herzschlags den Druck aufrecht :zu erhalten.
Dies gelingt ihm bis zu einer bestimmten BV-Menge bis schließlich der Druck zusammen (relativ :linear) mit dem Volumen abnimmt.
Demnach müsste der Druck anfangs stabil bleiben und dann mit dem Volumen sinken.
(Reines Gedankenexperiment mit dauerhaft konstanter UF-Rate).
Circa mit diesem Verlauf: http://i.imgur.com/5U9xhBU.png)
Direkt nach dem Anschluss sinkt der Blutdruck, da Blut aus dem Körper in die Maschine/Schläuche wandert. Darauf reagiert der Körper hält den Blutdruck im Weiteren erstmal ungefähr auf diesem Wert.
Hier kommen im Laufe der Dialyse aber eine ganze Reihe von Faktoren ins Spiel, die den Blutdruck sehr stark beeinflussen und so zu den unterschiedlichsten Ergebnissen führen können.
Viele Dialysepatienten haben Zweit- und Dritterkrankungen. Hierzu nehmen sie die unterschiedlichsten Medikamente.
Erkrankungen und Medikamente haben unterschiedlichsten Einfluss auf den Verlauf des Blutdrucks.
Dieser Einfluss kann auch noch abhängig sein, von der Zusammensetzung des Blutes, der während der Dialyse, und dem damit verbundenen Wasserentzug, ja deutlich schwanken kann.
Das Trockengewicht des Patienten, also das Gewicht des Menschen mit korrektem Wasserhaushalt, stimmt eventuell nicht. Bei Dialysepatienten kann dieses Gewicht ja nur geschätzt werden.
Ist es zu hoch, verbleibt zu viel Wasser im Körper, der Blutdruck steigt/bleibt zu hoch.
Ist es zu niedrig ist der Körper zu trocken und es kommt zu Blutdruckabfall evtl. bis hin zum Kreislaufkollaps.
Es kann zudem zu Wiegefehlern/Ablesefehlern/Einstellfehlern an der Maschine kommen oder Patienten ziehen z.B. mehr oder weniger Kleidung als üblich an und es kommt so zu unechten Gewichtsschwankungen
Viele Patienten essen und trinken etwas während der Dialyse. Dies führt dem Blut wieder Wasser zu.
Manche Patienten wiederrum erleben nach dem Essen während der Dialyse regelmäßig einen Blutdruckabfall, da mehr Blut im Magen benötigt wird (geht mir z.B. so).
Dazu kommen noch die Patienten die sowieso unter Herz-Kreislauf-Problemen oder Myokardinsuffizienz leiden.
In der Praxis ist es trotzdem so, dass der Blutdruck sich zum Ende der Dialyse auf ein patientenabhängiges normales Maß zurück gependelt hat oder bei manchen Patienten sogar eher zu hoch ist.
Jetzt kommt allerdings noch das körpereigene Refilling hinzu welches mir ein wenig Probleme :bereitet.
Da anfangs der Dialyse ein großes Wasserreservior im Körper vorliegt ist das Refilling :anfangs :sehr hoch und nimmt, da auch der Druck des Reserviors abnimmt wenn es leer äuft, immer :weiter ab.
Demnach müsste der Blutvolumenabstieg anfangs geringer sein als später.
Im Kontrast dazu stehen allerdings meine Beobachtungen der Graphen einiger Dialyse :Untersuchungen bei denen mit hohen UF-Raten anfangs begonnen wird und das Blutvolumen :stark umgekehrt expotentiell sinkt.
(circa so: http://i.imgur.com/4OjxBq3.png)
Da bist du wahrscheinlich auf dem Holzweg.
Das Wasser gelangt ja in das Blut und die Nieren können es nicht mehr ausscheiden. Der osmotische Druck steigt und das Wasser beginnt, in die Zellzwischenräume zu wandern. Ist auch dort reichlich Wasser eingelagert, wandern das Wasser langsam auch in die Körperzellen.
Bei der Dialyse wird entsprechend das Wasser aus dem Blut entzogen. Dann beginnt irgendwann Wasser aus dem Zellzwischenräumen wieder ins Blut zu wandern und irgendwann dann auch wieder Wasser wieder aus den Zellen in die Zwischenräume.
ABER: Dies geht langsam vor sich und dauert entsprechend lange. Nach Auskunft meines Arztes findet diese Wasserrückführung während der ersten drei Dialysestunden praktisch gar nicht statt und beginnt ernsthaft erst ab der fünften Dialysestunde
und ist zudem von Patient zu Patient stark unterschiedlich.
Wie schon gesagt, trinken die weitaus meisten Patienten auch während der Dialyse ca. 0,2 bis 0,5 Liter Flüssigkeit, meist Wasser und/oder Kaffee. Dies wird in die zu entziehende Menge natürlich eingerechnet, beeinflusst aber den Wasserhaushalt…
Bei hohen Entzugsmengen ist es zudem angenehmer/leichter zu ertragen/blutdruckschonender, wenn man mit zu Anfang mit hohen Entzugsmengen arbeitet, die zum Ende hin dann entsprechend deutlich niedriger werden. Für den Blutdruck ist das nicht schädlich, auch wenn kein Wasserrückfluss aus dem Körpergewebe ins Blut erfolgt.
Ohne echtes Refilling während der Dialyse bleibt deine nächste Frage wohl ein Gedankenexperiment und die Frage zum Verhalten des Blutdrucks ist entsprechend dann auch nicht pauschal zu beantworten.
Hier noch ein Link zu einem, wie ich finde, recht interessanten Artikel zur Blutdruck-Regulation während der Dialyse:
http://www.pabst-publishers.de/Medizin/med%20Zeitsch…
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Hilfestellungen geben und wünsche dir viel Erfolg.
Mfg
C.Wohlers