Moin Thomas
Von welchem Zweck gehst du bei deiner Frage aus ?
reines Erkenntnisinteresse …
Also wenn es dabei um irgendeine Erkenntnis geht, dann ist es vermutlich tatsächlich egal. Aber dann könntest du auch das Telefonbuch lesen . Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass deine Ursprungsfrage darauf abzielte…
Um eine
„vorzeitige“ Fokussierung zu vermeiden ist es vielleicht
sinnvoll, sich erst mit den Grundlagen der buddhistischen
Lehre vertraut zu machen. Anschließend könnte man durch das
Studium bestimmter buddhistischer Schulen entsprechende
Schwerpunkte setzen.
Wenn ich das mit christlichen oder philosophischen Schulen
vergleiche, dann scheint mir diese Herangehensweise
merkwürdig, denn dort kann ich ohne weiteres irgendwo
einsteigen.
Ohne dass die Gefahr einer „vorzeitigen Fokussierung“ bestünde ?
Natürlich weiß ich dann schon ungefähr, was
Christentum oder was Philosophie ist. Und ich meine auch eine
Vorstellung davon zu haben, was Buddhismus ist .
Ok, wenn dir die Grundlagen bekannt sind, warum befürchtest du dann eine vorzeitige Fokussierung ? Wieso vorzeitig ? Was wäre denn deiner Meinung nach der „richtige“ Zeitpunkt ? Welche Voraussetzungen müssten dafür gegeben sein ?
warum sollen rationale Begründungen falsch sein ? Versteh ich
jetzt nicht…
Weil der rationale Herangehensweise an buddhistische
„Denkweisen“ immer wieder vorgehalten wird, dass man damit das
Wesen des Buddhismus nicht erreichen kann.
Verstehst du unter „Wesen des Buddhismus“ etwas anders als die Grundlagen der Buddhistischen Lehre ? Und wenn ja, was ?
Koans sind doch
gerade dazu da, Rationalstrukturen zu beseitigen, oder etwa
nicht?
Ja, das mag sein, aber das heisst für mich nur, dass es wenig Sinn macht, sich Koans auf rational-gedankliche Weise zu nähern. Solange ich hier nicht in Koans spreche ist es demnach IMHO ok, wenn wir auf einer halbwegs rationalen Gesprächsebene bleiben *g*.
Aber vielleicht kannst du mir auf die Sprünge
helfen indem du mir verrätst, wovon Suzuki
„Rationalisten“ überzeugen wollte ?
Wie ich es verstehe, möchte Suzuki den Buddhismus westlichen
Charakteren verstehbar machen, indem er ihn sprachlich
transformiert. Die Spitze ist dann aber doch immer wieder,
dass man Sartori eben nur erreicht, indem man den rationalen
Pfad verlässt.
Das ist doch nichts ungewöhnliches. Du kannst viele Bücher über Einkunstlauftheorie lesen, das heißt aber nicht, dass du deshalb in der Lage bist, auch selbst Schlittschuh zu laufen oder gar Pirouetten zu drehen. Jetzt kannst du zwar einem Eiskunstläufer vorwerfen, er würde den rationalen Pfat verlassen, wenn er tatsächlich Schlittschuh läuft, aber macht dieser Vorwurf Sinn ?
Auch Kunstwerke sind rein rational nicht zu erfassen, sondern nur intuitiv.
Warum aber bereitet dir diese Denkweise beim Satori Probleme ? Schließlich wird Satori nie als irgend etwas anderes, als ein Erlebnis beschrieben.
Vielleicht solltest du ein wenig von der Idee abrücken, dass Erkenntnis nur (oder in diesem speziellen Fall) über rationales Denken möglich ist. Es gibt eben noch viele andere Arten, Erkenntnis zu erlangen. Die Erkenntnis, wie ein Apfel schmeckt, werde ich zum Beispiel nur erlangen, indem ich hineinbeiße
Antworten? s. o.
Egal, auf jeden Fall ein spannendes Gespräch
lieben Gruss
Marion