Summa summarum
Hi Thomas
ich versuche mal hier zu antworten und auf deine Antwort unten an Humancrossing zugleich, sonst wird es mir zu unübersichtlich.
nicht die geringste Prise Spott
na gut, ich nehme das so hin, habe aber immer noch Probleme
mit einigen Formulierungen, die mir nicht einleuchten.
Ich kann beim besten Willen nicht sehen, in welchen Fromulierungen du „Spott“ entdeckt hast. Allerdings - da ich dich ja im Argumentieren geschult und trainiert weiß, erlaubte ich mir, in die Kiste etwas subtilerer Argumentationsformen zu greifen.
Ich kann daher auch Humancrossings Vorwurf mangelnden Respekts nicht akzeptieren, und deine ihn bestätigende Antwort:
Ich weiß auch nicht, was in die beiden gefahren ist
läßt mir schier den Kiefer herunterfallen.
… denn ich habe ja gar nicht behauptet, Buddhist werden zu wollen.
Nein, aber du befaßt dich vehement mit Typen des Zweifeln, die jemand deiner Ansicht nach haben müßte, der es werden wollen würde (resp. der den Zen-Weg tatsächlich gehen wollen würde). Und was Marion, sofern ich sie verstanden habe (und ich verstehe sie durchausweitgehend in dem, was dir schrieb) und auch ich zu vermitteln versuch(t)en, ist, daß jemand, der den festen Entschluß hat, einen dieser Wege zu gehen, diese Art des Zweifeln nicht hat… sonst würde er den Weg nicht gehen wollen.
Sicher wird er eine Weile herumwandern und den Meister oder die Meisterin seines Vertrauens zu finden versuchen. Aber wenn er ihn oder sie gefunden hat, besteht dieses Finden ja gerade darin, daß er bereit ist, seine Zweifel fallen zu lassen.
Ich kenne keine einzige Zen-Richtung … in der irgendetwas verboten wäre.
Ok, dann muss man vielleicht sagen, das bundesrepublikanische Praxis und Ideal auseinanderlaufen.
Dann darf es dich nicht wundern, wenn der Disput etwas Farbe bekommt: Ich hab dir das doch geschrieben zur Verdeutlichung, daß eine „Schule“, in der dir etwas verboten wird, keine Zen-Schule sein kann. Dann hast doch immerhin ein kleines Kriterium für dich.
Das implizit enthaltene Argument ist, dass man Zen je nach
seinem Gusto studieren kann.
Zen kannst du selbstverständlich studieren nach deinem Gusto. Das bestünde dann darin, zu lesen, zu lesen, zu lesen. Aber Zen zu machen ist etwas anderes, das mit Lesen nichts zu tun hat, weil es dabei nicht um Wissensakkumulation geht.
Aber selbst wenn man das hinnehmen würde (was mir nicht unproblematisch erscheint): Man bliebe immer noch bei der Frage stehen, ob man seinen eigenen „Geschmack“ richtig beurteilt (denn auch darin kann man sich sehr irren - indem man eben kein Bewusstsein von dem hat, was man wirklich, also nicht bloß aktuell, will oder braucht).
Hier übernimmst du wiederum potentielle Argumente von jemandem, der den Weg gehen wollen würde. Aber du selbst intendierst du doch gar nicht, ihn zugehen!!??
Aber jemand, der ihn mit aller Überzeugung gehen will, der hegt diese Art des Zweifels nicht.
Mir fällt ein … könnte, dass der Lehrende gleichzeitig (?) katholischer Priester war. Darin könnte natürlich eine Quelle der falschen Anweisungen (?) zu suchen sein.
Kann sein, denn das Verbieten riecht nach katholischem Lehrstil. Der Zenmeister ist dagegen eher durch ein überragendes Maß an Empathie ausgezeichnet.
What ever: Ich sprach von Zen, nicht von Buddhismus …
Das hängt nicht zusammen?
Siehe mein Posting unten „Zen und Buddhismus“
Wenn es viele richtige Wege gibt, heißt das ja noch lange
nicht, dass der eingeschlagene Weg zu diesen richtigen gehört.
Marion versuchte es mit der Metapher des Apfelessens, die ich für vortrefflich halte. Mir erscheint dein (vermutlicher) dargestellter Standpunkt auch deutlich zu werden mit dem Bild, daß jemand die Zweifelsfrage durchackert, ob man je gewiß sein könne, im Haus zu sein, wenn man drin wäre - und er zweifelt angesichts der Empfehlung „wenn du drin bist, siehst du selbst deine Kriterien der Gewißheit“ einfach gleichsam mechanisch weiter.
Ich kann nur für einige sprechen, aber es gibt Meister, die einen Interessenten mit dieser Haltung erst gar nicht als Schüler annehmen würden … es wäre Zeitverschwendung für den Interessenten.
1.Joh.4.1 formuliert es auf seine Weise.
Schönes Zitat!!! Es fehlt nur die Angabe des Prüfungsverfahrens!
Im Falle Johannes gibt es zahlreiche Prüfungsverfahren (z.B. 1.Joh.3.19-20). Beim Zen gibt es das nicht. Da ist es mit dem Satori ähnlich wie mit dem Orgasmus: Wenn dus hast, weißt du, daß du es hast - vorher nicht.
mit eigenem Auge …
Ja, das mag sein, aber so erleuchtet bin ich halt nicht, dass
ich mir die Frage nach dem „Wie“ des Sehens nicht erst stellen
würde.
Ok - auch N.O. Brown würde hier vermutlich antworten, er habe gesagt "mit den eigenen Augen sehen , ist … " und nicht „die Frage zu klären, wie man Gewißheit erlangen könne, ob man mit den eigenen Augen sehe, ist …“.
Ich sehe eine Gefahr darin, einem Meister blind zu vertrauen.
Das ist deutlich zu erkennen. Und dazu kann ich leider auch nichts weiter sagen, zumal du gar keinen suchst, wenn ich dich richtig verstanden habe.
Wahrscheinlich würde der eine oder andere Meister daraus einen Koan machen, etwa „Es kommt darauf an, blind zu sehen“ oder so ähnlich.
Kaum. Vielleicht eher, daß man sehen solle, und zwar unabhängig davon, ob man blind oder nicht blind sei, oder unabhängig davon, ob es hell oder dunkel ist …
Vielleicht dazu eine kleine Geschichte (Quelle hab ich nicht zur Hand): Ein Zenmeister ging spazieren, ein kleines Kind ging hinter ihm her. Da drehte er sich plötzlich um und ging mit seinem Stock in eine Verteidigungshaltung. Das Kind war erschrocken, und der Meister erklärte, daß er den Eindruck gehabt habe, jemand wolle ihm mit einem Stock auf den Kopf schlagen. Da gab das Kind zu, daß es sich mit dem Gedanken beschäftigt habe, was wohl passieren würde, wenn es dem Meister mit seinem Stock auf den Kopf schlagen würde …
… denn es sieht so aus, als wollten die beiden nicht mehr zu diesem Thema (jedenfalls nicht mit mir) posten. … sondern stehe dem Diskussionsabbruch eher ratlos gegenüber.
Ist es auch denkbar, daß man manchmal einfach keine Zeit zu posten hat? Oder manchmal auch ratlos ist angesichts der immer überabzählbaren Menge von möglichen „ja abers“? Schließlich will weder pendragon noch ich dich von irgendetwas überzeugen … warum auch?
Und wenn du dich von irgendetwas hier angegriffen fühlst (kann nur für mich sprechen, Marion kann das besser für sich), dann trägt das zu meiner Ratlosigkeit bei …
*smile* und herzliche Grüße
Metapher