Hallo Robert.
Für den genannten Zeitraum sind mindestens zwei Regierungen zu berücksichtigen, denen beiden freilich die Legitimation durch die Nationalversammlung fehlte. Zunächst war da die Regierung der Republik China, die in Beijing residierte. Vom 17.07.1917 bis 10.10.1918 war Feng Guozheng Regierungschef, danach (bis 02.06.1922) Xu Shichang. ‚Starker Mann‘ und Rivale Feng Guozhengs (der Mann hinter Xu Shichang) während jener Jahre war Duan Qirui, berüchtigt für seine Kollaboration mit Japan. Prägend für diese Zeit war vor allem der Machtkampf zwischen der ‚Zhili-Clique‘ (Zhi Xi Jun Fa) Feng Guozhengs (später durch Cao Kun abgelöst) und der ‚Anhui-Clique‘ (Wan Xi) Duan Qiruis, der 1920 zum bewaffneten Konflikt um die Kontrolle Beijings führte. Danach setzten sich die Machtkämpfe zwischen der Zhilin-Clique und der ‚Fengtian-Clique‘ (Feng Xi) Zhang Zuolins fort (bewaffnete Konflikte 1922 und 1924). Die genannten Personen waren (mit Ausnahme Xu Shichangs) alle Generäle – ‚warlords‘.
Gleichzeitig existierte in Guangzhou die Militärregierung der Chinesischen Revolutionären Partei, die das Regime in Beijing (‚Regierung der Warlords‘) nicht anerkannte. Zunächst (10.09.1917 – 05.07.1918) unter Sun Yat-sen (Sun Yixian), danach bis 21.08.1918 unter kollektiver Führung des Regierungskomitees der Militärregierung (Mitglieder: Sun Yat-sen, Tang Shaoyi, Wu Tingfang, Cen Chunxuan, Lu Rongting, Tang Jiyao und Lin Baoyi). Nach der Vertreibung der Militärregierung aus Guangzhou wurde Cen Chunxuan Vorsitzender des Regierungskomitees. Ihm gelang am 24.10.1920 mit Unterstützung des lokalen Warlords Chen Jiongming die Rückeroberung Guangzhous. Danach führte das (verkleinerte) Regierungskomitee wieder kollektiv die Militärregierung (Sun Yat-sen, Tang Shaoyi, Wu Tingfang und Tang Jiyao) bis 04.05.1921 - Cen Chunxuan, dem der Rückhalt der (Guangdong-)Armee fehlte, wurde kaltgestellt und General Lu Rongting durch Chen Jiongming, der auf Sun Yat-sens Seite gewechselt war, vertrieben (Guangdong-Guangxi-Krieg 1920-21). Am 04.05.1921 entschloss man sich, Sun Yat-sen zum Präsidenten zu wählen, obwohl die die Anzahl der noch ‚greifbaren‘ Abgeordneten der Nationalversammlung nach der Verfassung von 1912 eigentlich nicht dafür ausreichte. Sun Yat-sen (der ‚provisorische Präsident‘ vom 01.01.1912 bis 10.03.1912) nannte sich daher bis zu seinem Tod (12.03.1925) ‚Ausserordentlicher Präsident‘. Zu einem ‚echten‘ Präsidententitel hat es der ‚Vater der Nation‘ ironischerweise nie gebracht …
Freundliche Grüße,
Ralf