Aber ich stimme dir nicht zu, dass Neger ein akzeptables Wort
ist.
Nun, so erkläre mir, was am Wort „Neger“ tadelnswert ist, was
am Wort „Schwarzer“ oder Farbiger nicht ist.
Hic niger est! Das ist ein Schwarzer/Neger!
Ich erkläre Dir:
Weil sich die Zeiten ändern. Und geändert haben.
Fritz, Du willst mir doch nicht allen Ernstes erklären, dass Neger, heute, Jahr 2005, im Deutschen ein akzeptables Wort ist, weil im Lateinischen 2000 Jahre früher das Wort niger = ‚Schwarzer‘ verwendet wurde!(*… siehe unten)
Wie gesagt, Neger halte ich zwar für völlig unpassend, aber natürlich keinesfalls sooo negativ belegt wie das Wort nigger im Englischen (das auch dadurch nicht besser wird, dass es vielleicht ein Deutscher in nem deutschen Satz verwendet, if you know what I mean).
Aber, das die Sprache sich mit der Zeit wandelt, das wissen wir ja nun alle - Du allen voran.
Zugeben, auch wenn heute auf der Verpackung nicht mehr Negerkuss oder Mohrenkopf steht, würde ich mir nie im Leben einfallen lassen, selbige mit nem anderen Namen zu bezeichnen. Ob das jetzt pc ist oder nicht. Für mich sind das quasi ‚Eigennamen‘, und da Mohr total veraltet, aber nicht negativ belegt (m.E.) ist, und der Negerkuss für mich auch nichts anstössiges hat, denke ich mal, dass eben ‚Schaum-dingsda‘ ähnlich wie andere unbeholfene Abhilfen nur mehr statt weniger Unbehagen erzeugen - das ‚Weggelassene‘ kann genauso viel, oder wohl mehr, Unbehagen erzeugen, als das Gesagte, wenn es im Hinterkopf sozusagen noch laut und deutlich schreit.
Einen deutschen Schwarzen als Afro-Deutschen zu bezeichnen ist ja wohl nun noch ‚danebener‘, als sein equivalent in den USA Afro-American zu nennen.(Und woher weiss ich von nem Schwarzen, den ich in Deutschland sehe, dass er ein deutscher Schwarzer ist??? Oder ein ‚ausländischer Mitbürger schwarzer Hautfarbe‘?). Und wenn wir sowas anfingen, im Deutschen zu verwenden, wenn wir die Begriffe schwarz, farbig nicht hätten, dann würde ich jederzeit wetten, dass die meisten Schwarzen wohl lieber ‚Neger‘ sein wollen würden, als Afro-Deutsche (Begründung siehe oben - ‚das Weggelassene‘).
Wir haben aber diese Wörter - und wir haben eine ziemlich klare ‚Abstufung‘ von über-pc zu pc zu in ordnung zu daneben zu völlig daneben zu rassistisch. Neger fällt (2005) m.E. so in daneben bis völlig daneben.
Fritz, die Zeiten ändern sich - es gibt auch genügend Satiren über pc speak, was die Schwierigkeit der ‚Mehrheit‘ betrifft, die ‚Minderheit‘ passend zu benennen. Nicht, dass ich auch nur eine parat hätte, aber
was ich meine ist so a la 'früher hiessen die so-und-so’s so-und-so, dann durfte man das auf einmal nicht mehr sagen, dann… und das geht halt endlos weiter, und je älter man wird, desto mehr behält man seine Sprache bei. Sicher spreche ich mit nun Anfang 30 nicht die gleiche lingo wie ein 15jähriger. Der 15jährige wird sich aber nicht seine Jugendsprache abgewöhnen, und wenn er 30 ist, so sprechen, wie ich es tue. Nee, dann werden die meisten 30jährigen die Begriffe, die er heute verwendet, verwenden. Die wachsen mit, die Begriffe. Muss ich ja wohl eigentlich nicht erklären.
Fazit… ohne Dir auf die Füsse treten zu wollen… Du wirst alt, mein Herr. Was scheinbar nicht der einzige Grund ist:
Ich meine jetzt nicht, dass ich jemanden so anzureden gedenke,
sondern ich spreche z. B. über Mickel Jackson, der in der
Kindheit und Jugend ein Neger war und dann sich in ein Monster
verwandelte!
Wenn Du nicht meinst, jemanden so anzureden zu gedenken, wie kann es dann in Ordnung sein, ÜBER ihn unter Verwendung des Begriffes zu reden??? Den Satz da oben hätte ich irgendwie nicht von Dir erwartet, sorry.
Hoffe auch hier nicht allzu viele Missverständnisse - habe eben letzte Nacht nicht geschlafen.
Gruss, Isabel
(* pardon this little excurse into an experience I had in my youth…
da gab es doch allen Ernstes einen Jugendgruppenleiter, der einen Tanz mit ner grossen Gruppe von uns einüben wollte, mit vielen schwierigen Figuren innerhalb von kleineren Grüppchen… daher bemerkte ich das Gesamtbild erst recht spät: Es hatte Hakenkreuzform. Sowie ich dies bemerkte, schloss ich mich aus dem Kreis aus, wurde von ihm zusammengeschissen, weil niemand mehr übrig war, meinen Platz zu füllen, und dort nun eine Lücke prankte. Ich blieb aber standfest. Meine Diskussion mit ihm bekam Zuschauer bzw -hörer, die ihm schliesslich auch die Meinung sagten, sodass ich schliesslich die Diskussion den ‚Älteren‘ überlassen konnte (da war ich noch ziemlich jung). KEINE Argumente liessen ihn von der Überzeugung abbringen, dass das Hakenkreuz ein uraltes germanisches (?) Sonnensymbol ist & war, und weil soviel älter als die Nazizeit, natürlich als das ursprüngliche Symbol weiterbestehen sollte. Die Tatsache, dass das ganze an nem langen Wochenende draussen, wo auch jeder Spaziergänger uns zugucken konnte, stattfand - und wir diese nun nicht individuell über SEINE Bedeutung des Hakenkreuzes aufklären konnten, selbst wenn alle unsere Teilnehmer diese Erklärung um des Friedens willen angenommen hätten, störte ihn auch überhaupt nicht.
Wenn ein Wort, ein Symbol, ein was-auch-immer, seine ursprünglich positive oder neutrale Bedeutung verloren hat, und durch Missbrauch (im Fall vom Hakenkreuz), dem Wandel der Zeiten, der ‚Aufklärung‘,… eine neue, negative Bedeutung angenommen hat, dann haftet diese Bedeutung diesem Begriff an. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Und wer sagt ‚ich persönlich mag diesen Begriff, er gefällt mir, ich sehe darin nichts negatives, daher verwend‘ ich ihn einfach weiter’ - der denkt nun viel zu subjektiv. Ob schriftlich oder mündlich, Wörter dienen zur Kommunikation, und diese hat bekanntlich einen sender, a message and a recipient. Wenn die message, die beim recipient ankommt, nicht die ist, die beim Sender abging, dann ist da doch irgendwas schiefgelaufen, meinste nicht?