'colored people' - und auf Deutsch!?

Hi Malte,

In diesem Kontext ist es durchaus denkbar, daß
ein Weißer einen Schwarzen „Nigger“ nennt, ohne daß das in
irgendeiner Form abfällig ist - im Gegenteil.

Da waere ich vorsichtig. Sehr vorsichtig.

Es ist ein Grund, warum ich meine Jungs vor dem Wortgebrauch
warne. Sie sind nun mal nicht ganz dunkel und unter Freunden
mag das hingehen, aber auf der Strasse sich das mal zurufen,
und dann hoert das jemand, der das unbedingt falsch verstehen
moechte…

Gruesse
Elke

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Hi,

In diesem Kontext ist es durchaus denkbar, daß
ein Weißer einen Schwarzen „Nigger“ nennt, ohne daß das in
irgendeiner Form abfällig ist - im Gegenteil.

Da waere ich vorsichtig. Sehr vorsichtig.

Ja, ich auch, wie gesagt, das ist nur bei engen Beziehungen drin - das gilt aber für andere Bezeichnungen genauso. Es wird sicher Frauen geben, die ihren Partner im beiderseitigen Einvernehmen „mein Dickerchen“ nennen (auch wenn ich sowas als befremdlich empfinden würde).

Es ist ein Grund, warum ich meine Jungs vor dem Wortgebrauch
warne. Sie sind nun mal nicht ganz dunkel und unter Freunden
mag das hingehen, aber auf der Strasse sich das mal zurufen,
und dann hoert das jemand, der das unbedingt falsch verstehen
moechte…

Das verstehe ich nicht. Was interessiert es mich, was andere vom Umgang meiner Freunde mit mir und umgekehrt halten?

Gruß,

malte.

Hi Malte,

Das verstehe ich nicht. Was interessiert es mich, was andere
vom Umgang meiner Freunde mit mir und umgekehrt halten?

Also ich kann mir da schon nicht-verbale, sondern durchaus
handgreifliche Reaktionen vorstellen - je nach dem wo.
Solche Situationen koennen sich schnell hochschaukeln.
Allerdings sind wir, glaube ich, nicht mehr beim Thema
deutsche Sprache.

Gruesse
Elke

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Difficile est, satiram non scribere!
Fällt mir gerade noch dazu ein: Das Buch ‚10 keine Negerlein‘ von Agatha Christie wurde ja jetzt auch in Deutschland umbenannt. In GB ist dies schon vor einigen Jahren geschehen… dort hieß es ‚10 little niggers‘

Neger darf man nicht mehr sagen, die Neger wollen das nicht, dann muß man natürlich gehorchen, klar :wink:

Noch mehr so Nettes:

Der alltägliche Wahnsinn

Deutschland, deine Fettnäpfchen

Deutschland, 2002. Bundespräsident Johannes Rau hat beschlossen, die Probleme der heutigen Zeit zu lösen, wie zum Beispiel Benachteiligung von Frauen, Unterdrückung religiöser Minderheiten, Diffamierung von sozial Schwachen, Ächtung von Lehrern (PISA) und Beamten aller Art.
Vor allen Dingen aber soll das multikulturell-ethisch-sittliche Klima mitteleuropäisch-deutsch korrekt auf ein höheres Niveau gehoben werden, damit die Welt nie wieder am deutschen Wesen genesen soll. Vorschläge zu diesem anspruchsvollen Ziel soll eine Deutschlandverbesserungskommission erarbeiten.
Mitglieder: Richard von Weizsäcker, Marcel Reich-Ranicki, Cem Özdemir, Klaus Wowereit, Alice Schwarzer, Metin Kaplan (Kalif von Köln - aus der Justizvollzugsanstalt zugeschaltet), Paul Spiegel, Sarah Wagenknecht, Rita Süssmuth und Bischöfin Jepsen. Nach monatelanger Diskussion wurde die folgende Empfehlungsliste zusammengestellt, die dem Bundestag zum Abnicken vorgelegt wurde.

Benachteiligung von Frauen.

Bundeswehr
Umbenennung diverser Dienstgrade: Hauptmann in „Hauptperson“, fakultativ „Hauptfrau“, und Feuerwehrmann in „Feuerwehrperson“. Ausbau des vorderen Torpedoraums in U-Booten und Einbau von Frauennaßzellen mit Schminktisch, um diese letzte Männerbastion der Bundeswehr zum Einsturz zu bringen. Auf den Zerstörerinnen und Zerstörern der Bundesmarine wird eine Shopping-Meile eingerichtet.

Bundeskanzleramt
Eine Expertenkommission wird eingesetzt, um das Bundeskanzleramt zu untersuchen.
Sie kam zu dem schockierenden Ergebnis, daß das dem Arbeitszimmer des Bundeskanzlers/der Bundeskanzlerin nächstgelegene Frauenklo 100 Meter entfernt ist, das nächste Männerklo nur 5 Meter.
„Diese 95 Meter könnten im Ernstfall das Schicksal einer Nation entscheiden“, meinte Rita Süssmuth. Wowereit meinte allerdings, ihm sei das ziemlich egal.

Vergangenheitsbewältigung.
Das Wort „Führer“ muß endlich eliminiert werden. Hierbei galt die DDR als Vorbild („Reisebilderstatter“ statt „Reiseführer“). Besonders anstößig ist der Führerschein, der im Ausland falsch verstanden werden könnte.
Die Geburt am 20. April wird gesetzlich untersagt. Dies ist als Kompromiß zu werten, da der Rest der Welt viele andere Vorschläge hatte (Stalin, Usama bin Laden, Haider, Bednarz) und dies zu einer unverantwortlichen Kürzung des Kalenderjahres geführt hätte.
Die Buchstabenkombinationen SA, SS, HH (Widerspruch von Frau Jepsen), FH, NS sollen verboten werden.
Reich-Ranicki weigert sich allerdings, den ersten Teil seines Nachnamens in „Bund“ zu ändern.

Ausländer/Minderheiten:

Zigeuner
Das Wort „Zigeuner“ verschwindet endgültig aus dem deutschen Wortschatz. Es heißt demnächst nur noch „das Mobile Ethnische Minderheiten (MEM)-Schnitzel“.

Agatha Christie
Der Weltbestseller „Zehn kleine Negerlein“ wird in „Zehn kleine Afrikanerinnen und Afrikaner“ umbenannt, vorhandene Exemplare eingezogen.

Der schwarze Mann
Der Begriff „Schwarzer Mann“ darf sich nur noch auf CSU-Kanzlerkandidaten beziehen.

Star Trek
Auch die bekannte amerikanische Serie STAR TREK mußte sich Kritik gefallen lassen. So ist das Motto der Sternenflotte „Mutig dahin zu gehen, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist“, als rassistisches Gedankengut enttarnt worden, da verfolgte Minderheiten wie Vulkanier und Klingonen dort überhaupt nicht vorkommen.

Öffentliches Leben:

Betroffenheitskundgebungen
Ein präzise geregeltes Mahnwachen-, Schweigeminuten-, Lichterketten- und Betroffenheitsreglement wird verabschiedet. So wird etwa die Absetzung von Sportereignissen vom neu einzurichtenden Inländischen Betroffenheitsrat kurzfristig veranlaßt.
Auslöser können sein: Kriege, Terroranschläge, Silvesteransprachen des Bundeskanzlers, verbotswidriges Gebären am 20. April und Brände in Synagogen und Moscheen (aber nicht Kirchen).

Umgang mit religiösen Minderheiten.

Islam
Alle Aussagen über den Islam müssen mit folgenden Phrasen beendet werden: „Die Kreuzzüge waren ja auch schlimm“, „es gibt ja auch christlichen Fundamentalismus“, „aber eigentlich ist der Islam eine tolerante Religion“, „Osama bin Laden hat’s noch nicht gestanden, solange hat er als unschuldig zu gelten, der Rest ist CIA-Propaganda“, „jede Frau will das Kopftuch tragen“, „der Dschihad ist eine verständliche Reaktion auf den westlichen Imperialismus“.

Christliche Kirchen.
Nach einigem Bedenken beschließt die Kommission, Kinder- und Jugendmessen erst ab 16 Jahren zuzulassen, um den Anblick von gewaltverherrlichenden Kruzifixen zu ersparen.

  1. September.
    Beim Analysieren dieses Ereignisses einigte man sich darauf, daß die political correctness auf jeden Fall die Erwähnung mindestens einer Verschwörungstheorie erfordert („Die Täterinnen und Täter waren ganz normale, gutgläubige, vom Mossad im Auftrag der CIA gehirngewaschene Flugzeugentführungspersonen“).

Beim Überreichen des Berichtes an Bundespräsident Rau erklärte der einzige, der gegen die Empfehlungen gestimmt hatte, Marcel Reich-Ranicki, er würde bei Inkrafttreten der Empfehlungen auswandern; Deutschland würde dann einfach „laaaangweilig“.

G.D./M.P./K.R./MiWi

======================
Diese Kürzel weisen auf die VerfasserInnen hin.
Ich habe aber vergessen, woher ich den Text habe.
Vielleicht aus unserem Forum?

Fritz

Hallo, Elke

Ich entsinne mich, dass wir bei der letzten Diskussion zu diesem Thema schon mal zu genau dieser Beobachtung und dem gleichen Ergebnis kamen.
Man kann hier keine generell gültige Form festlegen.

PS: Persoenlich vermeide ich wenn es nicht zur Sache gehoert
(und es gehoert sehr, sehr selten zur Sache) die Referenz zu einer
Hautfarbe)

Dem stimme ich ohne Einschränkung ab immo pectore zu!

Gruß Fritz

Was –
hat dein pectoris damit zu tun???

Dem stimme ich ohne Einschränkung ab immo pectore zu!

(verwundert)
Elke
(Nicht-Lateiner)

*Guck mal ins Witzebrett(aber gib mir Zeit zum Tippen)

Hehe, Burkhard,

das

und was macht der Stall im Afroo-Stall-gäuer?

ist beste Realsatire!

Afro-ost-allgäuer!

Liebe Grüße
Fritz

hat dein pectoris damit zu tun???

mein e pectus ist mein Bruschtkaschten, wo meine Gefiiihle spiiile!

Fritz

totally off topic
Ich kenn einen ‚Neger‘ (weisse Mutter, also nicht zu dunkel), der im Waisenhaus aufgewachsen ist… die hatten auch so ein Negerlein, und während die anderen Kinder ihn immer mit diesem identifizierten, hat er das nie verstanden, und erst mit (!!!) 14 oder 15 ‚gemerkt‘, dass er ‚schwarz‘ ist!!! Er war (in Irland) eben durch das Waisenhaus streng katholisch aufgewachsen, hatte sogar die ganzen Vorurteile gegen Schwarze angenommen!

Ich hab ihn mal interviewed, für nen Projekt, das mit Anti-Rassismus zu tun hatte - bis dahin wusste ich nicht, dass er als Waise aufgewachsen war - mir wurden die Augen ganz schön geöffnet, von dem, was er erzählte.

völlig off-topic Gruss,
Isabel

Danke für die Satire - das hatte ich immer schon mal gesucht.

Aber ich stimme dir nicht zu, dass Neger ein akzeptables Wort ist.
Es wäre auch nicht ein Wort, was mir in den Kopf kommen würde als überhaupt eine mögliche Bezeichnung. Für richtig verpönt halte ich es zwar nicht - aber nicht umsonst heisst der Negerkuss heute nicht mehr Negerkuss…

Gruss, Isabel

Meiner Erfahrung nach - ich unterrichte Ausländer und da sind
immer wieder Leute aus Kamerun, Ghana, Benin und anderen
mittelafrikanischen Ländern dabei - verstehen vor allem
afrikanische Neger - ich halte dieses Wort ebenfalls für
unverfänglich, aber … - dieses ganze „Getue“ nicht.

Gruß Fritz

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Also, ich weiss ja nicht, ob Du damit meinst, dass ‚coloured people‘ im Englischen ok wäre - finde ich nämlich überhaupt nicht.
In der US wird meist von African Americans gesprochen, was ich für eigentlich unpassendes PC speak halte. They’re BLACK. What’s wrong with that?

Ich habe deutsche Schwarze schon über andere Schwarze als ‚Farbige‘ reden hören, nehme also an, dass zumindest auch diese sich selbst dann als ‚farbig‘ bezeichnen würden. Hab aber in Fällen auch gemerkt, dass es ihnen eigentlich gar nicht leicht über die Lippen ging - haben die Deutschen es mit ihrer eigenen versuchten political correctness es schwer gemacht, sich selbst namentlich zu identifizieren?

Ich selbst finde, dass nicht nur im Englischen, sondern auch im Deutschen, black oder schwarz am ‚richtigsten‘, einfachsten und auch angenehmsten - bei dem Wort läuft’s keinem kalt den Rücken runter, wie eben bei ‚Neger‘ o.ä.

Gruss, Isabel

(die jetzt mal schaut, ob sie sich den Dialog zwischen 'afrikanisch-amerikanischem Vater und Sohn abgespeichert hat, dann setzt sie ihn nämlich ins Witzebrett)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Also, ich weiss ja nicht, ob Du damit meinst, dass ‚coloured
people‘ im Englischen ok wäre - finde ich nämlich überhaupt
nicht.
In der US wird meist von African Americans gesprochen, was ich
für eigentlich unpassendes PC speak halte. They’re BLACK.
What’s wrong with that?

Richtig - ‚black‘ ist ja auch sehr gebräuchlich.

Allerdings werden nicht nur Schwarze als ‚Farbige‘ bezeichnet.
Und es ging ja um die korrekte Übersetzung - wenn es sich nun um einen Text aus den Siebzigerjahren handelte, beispielsweise, wäre ‚Afroamerikaner‘ völlig fehl am Platz.
Damals war eben ‚colored people‘ pc.

M.

Hi,

nicht umsonst heisst der Negerkuss heute nicht mehr Negerkuss…

Richtig, er heisst nicht mehr so, weil „political correctness“ mittlerweile Formen angenommen hat, die ich als pervers empfinde. Wurde das Märchen „Der kleine Mohr und die Goldprinzessin“ mittlerweile auch schon verboten oder umgetextet, vielleicht in „Der nicht ganz so große Schwarzafrikaner und die Goldthronfolgeperson“?

_Ich_ halte diesen ganzen Mist für albern. Diskriminierung und Abfälligkeiten und Vorurteilen machen sich nicht an Worten fest, sondern an Taten, an Geisteshaltungen. Okay, wenn ein Schwarzer (mein favorisierter Begriff für das, was hier diskutiert wird) von mir als „Hutzliputzli“ bezeichnet werden möchte, bitte schön, tu ich dann auf persönlichen Wunsch. Aber ansonsten erwarte ich vom Umgang mit mir doch ein wenig mehr Intelligenz und Nachdenken. Dasselbe darf natürlich jeder auch umgekehrt einfordern.

Gruß,

Malte.

PS: Ich werde mich nie darauf einlassen „Schaumkuß“ zu sagen.

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Hallo Messalina,

wenn sich nun
um einen Text aus den Siebzigerjahren handelte,
beispielsweise, wäre ‚Afroamerikaner‘ völlig fehl am Platz.
Damals war eben ‚colored people‘ pc.

Wenn es darum ginge, waere die ganze Diskussion
eh’ unnuetz. Aber die Anfrage klang schon anders
und Isabel hat total Recht. „Coloured“ ist, wie ich
auch sagte, in Suedafrika wieder im Kommen, aber in
den USA nicht akzeptabel.

Gruesse
Elke

Wenn es darum ginge, waere die ganze Diskussion
eh’ unnuetz. Aber die Anfrage klang schon anders

Stimmt. Das hatte ich falsch in Erinnerung.

und Isabel hat total Recht. „Coloured“ ist, wie ich
auch sagte, in Suedafrika wieder im Kommen, aber in
den USA nicht akzeptabel.

Wird ‚black‘ in Südafrika demnach als diskriminierend empfunden? Eine südafrikanische Bekannte jedenfalls reagiert immer recht gereizt, wenn sie in Deutschland als ‚Schwarze‘ bezeichnet wird.

Ich persönlich finde ‚schwarz‘ als Adjektiv völlig okay („Er ist schwarz.“), als Substantiv jedoch („Er ist ein Schwarzer.“) hat es für mich einen unschönen Beiklang. Da wäre mir ‚Farbiger‘ tatsächlich lieber. Wenn schon.

Gruss, M.

Hi nochmal,

nachdem ich die diskussion nun verfolgt habe, ist mir aufgefallen, daß es hier lediglich um die reziption geht.
Vor allem sollte es hier egal sein, wie man in südafrika oder sonstwo über diesen oder jenen terminus denkt.
mE geht es doch wohl eher um den richtigen begriff im deutschen sprachgebrauch.
Ich denke, solang es nicht abwertend gemeint ist, sollte es egal sein, ob man nun neger, farbiger, schwarzer oder wasauchimmer sagt.
Man macht nunmal unterscheidungen ob des aussehens. Wenn es legitim ist zu sagen "ich meine die blonde/brünette etc., darf man auch die hautfarbe deskriptiv mit einbeziehen.

soviel erst mal

LG Alex:smile:

Ich denke, solang es nicht abwertend gemeint ist, sollte es
egal sein, ob man nun neger, farbiger, schwarzer oder
wasauchimmer sagt.

Nein, das stimmt leider nicht.
Natürlich spielt der attitude, eh, die Einstellung, des Sprechenden eine entscheidende Rolle, aber eher weil diese Einstellung die Wortwahl beeinflusst.

Wenn ich aus irgendwelchen Gründen entscheiden würde, dass ich persönlich das Wort nigger niedlich, süss und nett finde, heisst das noch lange nicht, dass es ok wäre, dieses Wort auch zu verwenden - weder wenn ich über dritte spreche, noch wenn ich jemanden selbst mit diesem Wort bezeichne.

Um es mal zu überspitzen - ja, im PC speak wird einiges übertrieben, und es wurde hier auch schon einiges diskutiert. Ich will so eine Diskussion um Himmels Willen hier nicht anzetteln, aber dennoch zum Vergleich:
Selten hört man Leute über JUDEN sprechen, nein, sie sind JÜDISCHE Mitbürger (und Ausländer sind nicht Ausländer, sondern ausländische Mitbürger…). Für mich lächerlich, überzogen, und nicht deshalb verwendet, weil sich die jeweils bezeichneten mit den Begriffen wohler fühlen, sondern weil der nicht zu der jeweiligen Minderheit gehörige sich damit scheinbar wohler fühlt… was ja wohl belegt, dass da ein grosses Problem existiert. Aber für mich ist ein Jude jüdisch, dass er ein Mitbürger ist, steht nicht zur Debatte, das ist halt so. Müssen wir unsere was-auch-immer-für-Mitbürger andauernd darauf hinweisen, dass wir sie wirklich für Mitbürger halten? Wenn es extra dazugesagt werden muss, heisst das nichts anderes, als dass es in Wirklichkeit gerade NICHT so ist.

Aber bevor ich völlig abschweife - während ‚jüdischer Mitbürger‘ somit m.E. etwas überzogen ist, halte ich (auch m.E.) Jude oder jüdisch für völlig ok - keiner würde aber bezweifeln, dass ein Ausdruck wie ‚Judensau‘ o.ä. unter aller Sau wäre.

Bei Worten wie nigger u.ä. ist das sprachlich einfach nicht so deutlich, da sich die Bedeutung & Bewertung von vielen Wörtern über die Jahre und Jahrzehnte eben verändert. Heute aber empfinde ich, sowie viele andere auch, das Wort nigger mehr oder weniger equivalent zu dem von mir oben genannten Schimpfwort, das ich nicht noch einmal wiederholen möchte.

Dies unabhängig davon, dass die Wertung von dieser Begriffe im Deutschen natürlich durch die deutsche Nazi-Vergangenheit nicht verglichen werden kann. Falls dadurch das Beispiel hinkt, verzeiht mir. Ich hoffe, ihr versteht, was ich ausdrücken wollte.

…kleiner disclaimer…
falls ich mich verwirrend oder missverständlich in irgendeiner Weise ausgedrückt haben sollte… nicht auf mir rumhacken, lieber nachfragen. Ich habe gestern Nacht (last night, heisst das dann heute nacht auf Deutsch) nicht geschlafen. Mir ist was ziemlich Widerliches widerfahren, stehe wohl auch noch ein bisserl unter Schock.
Nein, nein, bitte keiner sich Sorgen machen. Long story, and so whacky no-one would believe me if I told it. But I lost a little bit of faith in humanity, sadly.

Isabel

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Hi Messalina,

Wird ‚black‘ in Südafrika demnach als diskriminierend
empfunden?

Das kommt drauf an. Das ist komplizierter.
Als es noch Apartheid gab, wurde man in Suedafrika
klassifiziert: man war entweder weiss - oder nicht.
WEnn man weiss war, war es egal ob man englischer,
afrikaanser oder anderer (europaeischer) Herkunft war.
Einzige Unterscheidung (und all das war an der Identitaets-
nummer zu erkennen) ob man in Suedafrika geboren war oder
nicht (ich z.B. war ‚naturalised white‘ = 007).
Dann gab’s Schwarze. Die waren aber unterteilt in
Xhosa, Zulu, Sotho, Swazi, Ndebele, Venda, Tswana, Tsonga
(ich hoffe, ich hab niemand vergessen). Und je laenger
es Suedafrika gab, desto mehr wurden sie zu Auslaendern
erklaert (–>homeland politic). Der Rest der Schwarzen,
die nicht mehr eindeutig einer „Nation“ zugeteilt werden
konnten (das traf auf viele, aber nicht alle, Bewohner
der staedtischen Townships zu), waren ‚black‘. Das hiess
aber nicht einfach ‚black‘, sondern ging in verschiedenen
Epochen der Vor-Apartheidpolitik und der Apartheidpolitik
mit verschiedenen Namen einher: Kaffir, natives, Bantu,
plural.
Dann gab es ‚coloureds‘ - das waren zum einen Menschen,
deren Vorfahren (seit Mitte 17. Jhd.) bereits aus verschiedenen
Rassen hervorgegangen waren. Traf aber auch auf diejenigen zu,
deren Eltern verschiedener Rassen angehoerten (nur hier
wurde die Klassifizierung schwierig, weil 1. ein Kind von
z.B. schwarzem Vater und weisser Mutter ja nicht haette
existieren duerfen, zweitens weil ein solches Kind zwar
eigentlich ‚coloured‘ waere, dann aber weder bei Mutter
noch bei Vater (die ja nicht heiraten oder zusammenleben
konnten) haette grosswerden koennen (es gab auch Faelle,
wo dies der einzige Grund war, warum man einer Frau von
Staats wegen das Kind abnahm). Unter der 1. Sorte gab
es verschiedene Sorten: ‚normale‘ Coloureds, Cape-Malay
(da waren die malayischen Sklaven in der Kapregion als
Vorfahren beteiligt), Griquas (in der Naehe Kimberleys,
die Vorfahren waren zum Teil Khoi und San, also das, was
wir heute nicht mehr Bushman nennen. Dann gab es noch
„Indians“. Und „Chinese“, „Chinese“ waren aber nur die,
die um die Jahrhundertwende nach Suedafrika gekommen waren,
die neuen Einwanderer der 80er Jahre aus Taiwan galten
als „other Asians“. Die wenigen Japaner, die es in Suedafrika
gab, galten allerdings als „honorary white“.
Ich glaube, ich hab sie alle. (hab ich erwaehnt, dass das
kompliziert ist?)
Also die meisten Schwarzen, werden nichts dagegen haben,
also solche bezeichnet zu werden, bzw. so definieren sie sich
selbst (black), und sind stolz drauf.
Ein paar altvordere, radikal-konservative Zulus werden es
wahrscheinlich nicht gern hoeren und sich lieber als „Zulu“
definiert wissen.
Coloureds der alten Generation (vor 1976) verstanden sich als
„coloureds“ und waren sich ihrer Privilegien gegenueber den
Schwarzen bewusst (ihnen ging’s allgemein besser, einzige Aus-
nahme: sie durften sich nie laenger als 24 Stunden im Oranje
Freistaat aufhalten, Inder uebrigens auch nicht, tut hier nichts
zur Sache, aber ich musste es loswerden).
Nach 1976 fand unter den Juengeren und denen, die sich
politisch auf der Seite des ANC sahen, eine Solidarisierung
mit den Schwarzen statt: sie wollten ebenso als Schwarze
bezeichnet werden. Das entspricht der ‚black consciousness‘
Bewegung in den USA, die sich auch dagegen wehrte, dass
auf Grund der Pigmentierung Unterschiede gemacht wurden (heller=
frueherer Housenigger = priviligierter).
Nach der ersten Euphorie nach der Entbannung des ANC und
der angekuendigten Freilassung Nelson Mandelas (gestern
vor 15 Jahren uebrigens) erreichte dieses Verstaendnis
ihren Hoehepunkt. Der hielt an, solange ANC und National
Party die Post-Apartheid-Details ausklamueserten.
Spaetestens nachdem die erste demokratische Regierung
Suedafrikas eingeschworen wurde, gab es eine Gegenbewegung,
weil die „coloureds“ nun Angst hatten, wieder einmal
vergessen zu werden. Vorher waren sie nicht weiss genug
gewesen, jetzt sind sie nicht schwarz genug. Seither
erlebt die Klassifizierung „coloured“ wieder einen
Aufschwung.

Eine südafrikanische Bekannte jedenfalls reagiert

immer recht gereizt, wenn sie in Deutschland als ‚Schwarze‘
bezeichnet wird.

Das kann ich mir eigentlich nur so vorstellen, wenn
sie entweder eine Radikal-Zulu ist, oder sie ist
eben ‚coloured‘ (s.o.).
Also: :

Ich persönlich finde ‚schwarz‘ als Adjektiv völlig okay („Er
ist schwarz.“),

ich auch

als Substantiv jedoch („Er ist ein
Schwarzer.“) hat es für mich einen unschönen Beiklang. Da wäre
mir ‚Farbiger‘ tatsächlich lieber.

Nein, das kann ich nicht nachvollziehen. Was ist das
Gegenteil von „farbig“ – „einfarbig“? oder „farblos“?
Wenn du einen Gegenstand als „farbig“ redest, denkst du
dann nicht an „bunt“?

Wie gesagt, bei uns zuhause ist das oefter Thema,
ich versuche meinen Soehnen zu erklaeren, dass es
nicht auf die Worte ankommt, sondern auf die Intention.
Aber solange ich nicht direkt betroffen bin,
muss ich ihre Gefuehle respektieren. Was die Gefuehle
anderer Dunkelhaeutiger betrifft, so sind die fuer mich
nicht immer als ehrlich einzuschaetzen.

Gruesse
Elke

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Aber ich stimme dir nicht zu, dass Neger ein akzeptables Wort
ist.

Nun, so erkläre mir, was am Wort „Neger“ tadelnswert ist, was am Wort „Schwarzer“ oder Farbiger nicht ist.

Hic niger est! Das ist ein Schwarzer/Neger!

Ich meine jetzt nicht, dass ich jemanden so anzureden gedenke, sondern ich spreche z. B. über Mickel Jackson, der in der Kindheit und Jugend ein Neger war und dann sich in ein Monster verwandelte!

Gruß Fritz

Aber ich stimme dir nicht zu, dass Neger ein akzeptables Wort
ist.

Nun, so erkläre mir, was am Wort „Neger“ tadelnswert ist, was
am Wort „Schwarzer“ oder Farbiger nicht ist.

Hic niger est! Das ist ein Schwarzer/Neger!

Ich erkläre Dir:
Weil sich die Zeiten ändern. Und geändert haben.
Fritz, Du willst mir doch nicht allen Ernstes erklären, dass Neger, heute, Jahr 2005, im Deutschen ein akzeptables Wort ist, weil im Lateinischen 2000 Jahre früher das Wort niger = ‚Schwarzer‘ verwendet wurde!(*… siehe unten)

Wie gesagt, Neger halte ich zwar für völlig unpassend, aber natürlich keinesfalls sooo negativ belegt wie das Wort nigger im Englischen (das auch dadurch nicht besser wird, dass es vielleicht ein Deutscher in nem deutschen Satz verwendet, if you know what I mean).

Aber, das die Sprache sich mit der Zeit wandelt, das wissen wir ja nun alle - Du allen voran.

Zugeben, auch wenn heute auf der Verpackung nicht mehr Negerkuss oder Mohrenkopf steht, würde ich mir nie im Leben einfallen lassen, selbige mit nem anderen Namen zu bezeichnen. Ob das jetzt pc ist oder nicht. Für mich sind das quasi ‚Eigennamen‘, und da Mohr total veraltet, aber nicht negativ belegt (m.E.) ist, und der Negerkuss für mich auch nichts anstössiges hat, denke ich mal, dass eben ‚Schaum-dingsda‘ ähnlich wie andere unbeholfene Abhilfen nur mehr statt weniger Unbehagen erzeugen - das ‚Weggelassene‘ kann genauso viel, oder wohl mehr, Unbehagen erzeugen, als das Gesagte, wenn es im Hinterkopf sozusagen noch laut und deutlich schreit.

Einen deutschen Schwarzen als Afro-Deutschen zu bezeichnen ist ja wohl nun noch ‚danebener‘, als sein equivalent in den USA Afro-American zu nennen.(Und woher weiss ich von nem Schwarzen, den ich in Deutschland sehe, dass er ein deutscher Schwarzer ist??? Oder ein ‚ausländischer Mitbürger schwarzer Hautfarbe‘?). Und wenn wir sowas anfingen, im Deutschen zu verwenden, wenn wir die Begriffe schwarz, farbig nicht hätten, dann würde ich jederzeit wetten, dass die meisten Schwarzen wohl lieber ‚Neger‘ sein wollen würden, als Afro-Deutsche (Begründung siehe oben - ‚das Weggelassene‘).

Wir haben aber diese Wörter - und wir haben eine ziemlich klare ‚Abstufung‘ von über-pc zu pc zu in ordnung zu daneben zu völlig daneben zu rassistisch. Neger fällt (2005) m.E. so in daneben bis völlig daneben.

Fritz, die Zeiten ändern sich - es gibt auch genügend Satiren über pc speak, was die Schwierigkeit der ‚Mehrheit‘ betrifft, die ‚Minderheit‘ passend zu benennen. Nicht, dass ich auch nur eine parat hätte, aber
was ich meine ist so a la 'früher hiessen die so-und-so’s so-und-so, dann durfte man das auf einmal nicht mehr sagen, dann… und das geht halt endlos weiter, und je älter man wird, desto mehr behält man seine Sprache bei. Sicher spreche ich mit nun Anfang 30 nicht die gleiche lingo wie ein 15jähriger. Der 15jährige wird sich aber nicht seine Jugendsprache abgewöhnen, und wenn er 30 ist, so sprechen, wie ich es tue. Nee, dann werden die meisten 30jährigen die Begriffe, die er heute verwendet, verwenden. Die wachsen mit, die Begriffe. Muss ich ja wohl eigentlich nicht erklären.

Fazit… ohne Dir auf die Füsse treten zu wollen… Du wirst alt, mein Herr. Was scheinbar nicht der einzige Grund ist:

Ich meine jetzt nicht, dass ich jemanden so anzureden gedenke,
sondern ich spreche z. B. über Mickel Jackson, der in der
Kindheit und Jugend ein Neger war und dann sich in ein Monster
verwandelte!

Wenn Du nicht meinst, jemanden so anzureden zu gedenken, wie kann es dann in Ordnung sein, ÜBER ihn unter Verwendung des Begriffes zu reden??? Den Satz da oben hätte ich irgendwie nicht von Dir erwartet, sorry.

Hoffe auch hier nicht allzu viele Missverständnisse - habe eben letzte Nacht nicht geschlafen.

Gruss, Isabel

(* pardon this little excurse into an experience I had in my youth…
da gab es doch allen Ernstes einen Jugendgruppenleiter, der einen Tanz mit ner grossen Gruppe von uns einüben wollte, mit vielen schwierigen Figuren innerhalb von kleineren Grüppchen… daher bemerkte ich das Gesamtbild erst recht spät: Es hatte Hakenkreuzform. Sowie ich dies bemerkte, schloss ich mich aus dem Kreis aus, wurde von ihm zusammengeschissen, weil niemand mehr übrig war, meinen Platz zu füllen, und dort nun eine Lücke prankte. Ich blieb aber standfest. Meine Diskussion mit ihm bekam Zuschauer bzw -hörer, die ihm schliesslich auch die Meinung sagten, sodass ich schliesslich die Diskussion den ‚Älteren‘ überlassen konnte (da war ich noch ziemlich jung). KEINE Argumente liessen ihn von der Überzeugung abbringen, dass das Hakenkreuz ein uraltes germanisches (?) Sonnensymbol ist & war, und weil soviel älter als die Nazizeit, natürlich als das ursprüngliche Symbol weiterbestehen sollte. Die Tatsache, dass das ganze an nem langen Wochenende draussen, wo auch jeder Spaziergänger uns zugucken konnte, stattfand - und wir diese nun nicht individuell über SEINE Bedeutung des Hakenkreuzes aufklären konnten, selbst wenn alle unsere Teilnehmer diese Erklärung um des Friedens willen angenommen hätten, störte ihn auch überhaupt nicht.

Wenn ein Wort, ein Symbol, ein was-auch-immer, seine ursprünglich positive oder neutrale Bedeutung verloren hat, und durch Missbrauch (im Fall vom Hakenkreuz), dem Wandel der Zeiten, der ‚Aufklärung‘,… eine neue, negative Bedeutung angenommen hat, dann haftet diese Bedeutung diesem Begriff an. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Und wer sagt ‚ich persönlich mag diesen Begriff, er gefällt mir, ich sehe darin nichts negatives, daher verwend‘ ich ihn einfach weiter’ - der denkt nun viel zu subjektiv. Ob schriftlich oder mündlich, Wörter dienen zur Kommunikation, und diese hat bekanntlich einen sender, a message and a recipient. Wenn die message, die beim recipient ankommt, nicht die ist, die beim Sender abging, dann ist da doch irgendwas schiefgelaufen, meinste nicht?

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