Trotzdem ist es - finde ich - erlaubt, sich auch erst einmal
nur über das NT Gedanken zu machen.
Erlaubt ist alles. Nur wenns um eine Schriftreligion geht, so kann man nicht nur Teilaspekte betrachten. Und Jesus nur an Hand des NT zu betrachten ist nunmal nicht genug.
Jesus und Gott können nach christlicher Lehre nicht getrennt
werden, das denke ich auch. Es ist aber ein Unterschied, ob
eine Schrift Menschen zur Gewalt aufruft (z.B. „Schlagt sie
tot“) und durch Erzählungen nahelegt, dass Gott es gut findet,
wenn man seine Feinde umbringt (z.B. das Buch „Josua“ im AT),
oder ob eine Schrift sagt: Menschen, haltet euch da raus, Gott
sorgt schon für Gerechtigkeit.
Siehe meine anderen Ausführungen dazu. Jesus ist als Gott der maßgebliche Urheber und Unterstützer dieser Aufforderungen im AT.
Ansonsten mal weg von dieser Methodik-Diskussion.
Die Frage, wie es nun mit der Gewalt steht, kann nicht nur daran aufgehangen werden, ob gewisse Gewaltaufrufe vorliegen. Denn wenns nur danach gehen würde, so findest du im Strafgesetzbuch und in jedem Gesetzbuch dieser Welt Gewaltaufrufe.
Also die Tatsache, dass auf irgendeine Sache eine Strafe steht, ist erstmal kein Beweis für „Gewalttätigkeit“. Niemand würde behaupten ernsthaft, dass die hiesigen Staatsapparate „gewalttätig“ wären.
Ich finde bei der Beurteilung dieser Frage ist entscheidend, ob die Voraussetzungen die eine gewaltstrafe auslösen, akzeptable Gründe sein können.
Zudem ist entscheidend für mich, ob die betreffende Ideologie/Religion für das Zusammenleben von menschen genügend Regelungen mitbringt.
In dieser Welt leben nunmal auch Psychopaten und Gewalttätige Menschen. Die Frage ist also, ob ein NT mit seinen Versen, die auf reine Duldung der Gewalt und eine strikte Bindung an die Obrigkeit und seine Gewalt vorschreiben, eine zufriedene Regelung mit sich bringt bzgl. Gewalt.
Das ist halt die alte Frage, dass der reine Pazifismus eine Utopie und damit eher eine indirekte Gewaltförderung mit sich bringt.
Kennst du den Film Soldat James Brian?
Da ist eine Szene in dem Film:
Einer der Soldaten ist ein reiner Pazifist und will unter keinen Umstnden einen Menschen töten. Der steht also unten an der Tür und oben im Haus wird gerade sein Kamerad von einem feindlichen Soldaten zusammengeschlagen. Er hat nun die Wahl: nach oben gehen und den ANgreifer töten (und damit das Leben des Kameraden retten) oder unten zu bleiben und selbst direkt keinen Menschen umzubringen.
In dieser Situation wird halt sehr deutlich, dass der reine Pazifist selbst keine Gewalt anwendet jedoch seine Hände nicht frei sind vom Blut. Denn er hat indrekt zur Tötung beigetragen.
Das wäre dann halt die Kehrseite der Medaille.
In diesem Sinne erhält die von dir als gut aufgeführte Aussage aus dem NT „Menschen, haltet euch da raus, Gott sorgt schon für Gerechtigkeit“ in meinen AUgen eine negative AUfforderung.
MfG