Hallo,
Wir sind uns einig, dass dieser Mann zur Rechenschaft gezogen
werden muss.
Pazifismus ist nichts schlimmes, er allein ist unsere Zukunft.
Du willst, als Untertan der BRD, ein Gericht ueber Saddam
Hussein, oberster Diener des Staates Irak, einberufen (oder
wolltest Du mit der Knarre runter und ihn zur Rechenschaft
ziehen?)
Blödsinn !
Nein, ich denke die internationale Staatengmeinschaft ist das
einzige Gremium, dass hier tätig werden darf.
Also haelst Du diese fuer eine Realitaet. Weiter unten haelst Du sie fuer eine noch zu verwirklichende Utopie.
Darüber hinaus
gibt es nur das Recht auf Selbstverteidigung.
Dieses Recht impliziert die staendige Anwesenheit eines Angreifers. Das ist potentiell jeder Staat, da dieser ohne seine Verteidigung (gegen andere Staaten) durch Militaer nicht auskommt. Die Interessen eines Staates endeten noch nie an seinen territorialen Grenzen.
Aber die USA ist
bis jetzt nicht von Irak angegriffen worden (eher sogar
umgekehrt).
Die Interessen der USA werden durch den jetzigen Zustand verletzt. Das Interesse ist die staendige Verfuegbarkeit von Erdoel (und anderen Bodenschaetzen, s. Afrika) fuer die eigene Wirtschaft. Da die Interessen der anderen Industriestaaten aehnlich gelagert sind, ist ein gemeinsames Vorgehen moeglich. Verletzt werden die Interessen zum einen durch die nationalen Ansprueche des sog. Diktators, die ueber Oel finanziert wuerden, z.B. der Anspruch auf eine Landesverteidigung auf der Hoehe der Zeit, die auch praeemptive Praeventivschlaege ermoeglicht und auch Massenvernichtungswaffen als ultimatives Erpressungsmittel einschliesst.
Zum anderen werden die Interessen gefaehrdet durch die (auch durch das Embargo herbeigefuehrte) Schwaechung des irakischen Staates, da dadurch die Machtuebernahme durch fundamentalistische Gotteskrieger (die alte Dominotheorie -> Saudi-Arabien) droht oder realistischerweise ein Zerfall der Staatsmacht in verschiedene rivalisierende Banden, wie zur Zeit schon im Nordirak (oder Suedjugoslawien oder Afghanistan). Am Beispiel Afrikas ist zu sehen, dass dadurch nicht unbedingt der Abfluss der Rohstoffe scheitern muss, allerdings ist ein Pipelinesystem etwas sensibler und erfordert schon grossflaechige Machtstrukturen.
Wie in Jugoslawien versucht man diesem Zerfall zuvorzukommen, indem man eigene pseudostaatliche Strukturen installiert, ist aber ziemlich unsensibel, wenn z.B. ein „Kreuzfahrer“-General die Verwaltung nach dem Krieg uebernehmen soll.
Ob der Sicherheitsrat diesem o.g. Gremium entspricht, darüber
kann man streiten. Vielleicht entwickeln sich in Zukunft
bessere Gremien.
Also doch nichts mit Staatengemeinschaft. Letztendlich muss jemand das Recht auch durchsetzen, womiit wir wieder bei der groessten existierenden Militaermacht waeren.
Es geht nicht um eine Androhung von Krieg als solche. Es geht
darum, wer darf so einen Krieg androhen. Das ist nicht die USA
!
Da sie letztendlich aber den gewuenschten neuen (Voelker-) Rechtszustand durchzusetzen haetten, werden sie auch im Vorfeld ihre Interessen in entsprechende Beschluesse einzubringen wissen. Sowas zu ueben war seit 1648 genug Zeit.
Nicht Bush schickt, sondern der Staat USA, solange der bereits
laufende Krieg nicht intensiviert wird…
noch haben wir keinen Krieg !
Nein wir haben „nur“ zwei Flugverbotszonen mit staendigen Angriffen auf militaerische Einrichtungen des Staates Irak, massive Eingriffe ueber kurdische Separatisten im Nordirak, ein mit den Streitkraeften benachbarter und verbuendeter Staaten aufrechterhaltenes Embargo,… Du hast recht, das ist tiefster Frieden.
Wer die Interessen
der USA im Nahen Osten und ihre Durchsetzung kritisiert,
sollte auch die fast identischen Interessen des „alten“ Europa
kritisieren.
Ja, tue ich.
Ich bleibe dabei: Geld und Macht ist der Zweck !
Traurig
Nein, Marktwirtschaft, die Vermehrung von Geld bzw. Kapital
auf privater und von Machtmitteln (Militaer, willige
Bevoelkerung, funktionierende Wirtschaft) auf staatlicher
Seite.
Ich Glaube, wir meinen beide das selbe. „Geld verdienen
wollen“ ist nichts schlimmes.
Nicht wahr. So ein kleines Stueck Regenwald kann man schon abholzen, oder die Urwaelder in Kanada. Im Prinzip sind auch die Schwermetallabfaelle, die regelmaessig das Einzugsgebiet der Donau verseuchen, nichts schlimmes. Dass man erst in Suedamerika Fabriken aufmacht, die Bevoelkerung dazu bringt, von Fabrikarbeit zu leben, Geld als Hauptnahrungsmittel zu sehen, dann die Fabriken dicht macht, weil es sich nicht mehr rechnet, aber das Ueberleben weiter vom Geld abhaengen laesst, alles nicht schlimm. In den Schraubendreherfabriken Nordmexikos soll auch nur ganz unschuldig Geld verdient werden, was hat das damit zu tun, dass das Leben zum Alptraum wird,…
Hier wird aber so getan, als
gehe es um Moral, darum, einen grausamen Diktator aus
humanitären Gründen abzusetzen, ein Volk zu befreien. Das ist
ein scheinheiliges Theater.
Die Moral ist scheinheilig, dass Menschenrechte (vor allem fuer auslaendische „Investoren“), Demokratie (als perfekteste Form der Unterwerfung unter einen Staatszweck) und Marktwirtschaft durchgesetzt werden sollen, ist ehrlich gemeint, trotzdem desastroes.
Wolltest Du daran etwas aendern? Wenn nicht, fuer die
funktionierende Wirtschaft ist derzeit und in naher Zukunft
ein stetiger und billiger Oelzufluss unabdingbar, es besteht
ein starkes Interesse aller Industrienationen (als Staaten,
nicht unbedingt der einzelnen Untertanen), diese Abhaengigkeit
nicht zu Erpressbarkeit werden zu lassen. Biologisierend
koennte man von Ueberlebensinstinkt reden.
Nein, sorry, das ist mir zu kurz gedacht und rechtfertigt
jeden Diebstahl und Einbruch.
Nein, denn dies ist nur auf der Ebene der Staatssubjekte erlaubt. Und die handeln so, durch ihre Funktionaere. Als Untertan hast Du Dich an die herrschende Rechtsordnung, vor allem an das vom Staat garantierte Privateigentum zu halten, und das alles noch moralisch gut zu finden. Ein Staat mit ueberlegenen Machtmitteln kann einen anderen fuer illegitim halten, somit auch alle von ihm gesetzten Eigentumsverhaeltnisse, womit dann jede Kriegshandlung gerechtfertigt ist.
Bestes Beispiel: Jugoslavien. Die wirtschaftliche Schwaeche liess den Staat illegitim, zum Regime mit Diktator werden. Die mit der Schwaeche verbundenen inneren Konflikte und deren polizeiliche Unterdrueckung wurden erfolgreich als Menschenrechtsverletzung verkauft (per PR-Agentur, wie sonst). Daraufhin nahm man das Ergebnis des Zerfalls vorweg und spaltete die noerdlichen Republiken ab. Die Sezessionisten im Sueden wurden spaeter ebenfalls zur unterdrueckten Nation erklaert und „befreit“. So macht man heute Kriege.
Das wir uns nicht falsch verstehen, ich bin kein
Antiamerikaner, kein Wirtschaftsverneiner und kein Träumer.
Also fuer die Zerschlagung des Irak und Neuordnung der arabischen Halbinsel.
Die Welt wird aber enger, die Machtmittel, über die unliebsame
Personen und Staaten
Fuer wen unliebsam? Fuer Dich? Evtl. bist Du dann fuer diese „unliebsam“?
in Zukunft verfügen können,
Also praeemptive Zerschlagung aller zukuenftigen Feinde der westlichen "Werte"gemeinschaft (auch Nato genannt). So a la Huntington oder „War on Terrorism“.
werden
zunehmen und damit die Bedrohungen für den Rest der Welt.
Also eine dualistische Weltsicht. Huntington hat das viel klarer formuliert, indem er alles ausserhalb der erweiterten Nato zum Feind erklaerte, sozusagen zum Feind von Anbeginn an.
Krieg wird immer weniger ein geeignetes Mittel werden, gegen
solche Bedrohungen vorzugehen.
Welche Bedrohungen? Die Diplomatie unter Staaten funktioniert nur, wenn sie mit Krieg drohen kann. Gegen nichtstaatliche Bedrohungen, d.h. Terrorismus, kann man per Definition nicht mit Krieg vorgehen, u.a. fuer solche Polizeiaktionen stationiert die selbsternannte Schutzmacht der Weltwirtschaft auf dem gesamten Globus Streitkraefte.
Der Mensch wird sich was neues einfallen lassen müssen !
Und wenn die instrumentelle Vernunft des Westens scheitert, wenn ihm nichts neues mehr einfaellt, um seine Werte zu retten?
Über die Wege werden wir noch viel streiten.
Das setzt voraus, dass man die Situation rational erfasst. Wie war das doch gleich mit dem Zweck des Profitmachens?
Ciao Lutz