Tee für Zümra
Servus,
Soll ich ihr also mit einer schönen Karte absagen und evtl.
einen Tee dazu schenken für das Brautpaar?
mit Tee aufpassen, bittschön. Der Tee, der in der ländlichen Türkei, wo man in vielen Gegenden bis heute noch zu arm ist, um sich den Kaffee/Mokka aus osmanischer Tradition leisten zu können, den ganzen Tag lang als „Treibstoff“ getrunken wird, wird ganz anders zubereitet, als Du ihn kennst. Das Prinzip ist wie beim russischen Samowar auch: Ein großer Speicher, in dem Wasser heiß gehalten wird, und oben drauf ein kleines Kännchen, in dem stark konzentrierter Tee auf dem Blatt stehen bleibt.
Dafür kann man nur wenige Teesorten nehmen (Ceylon, Grusinien, Südindien und natürlich auch türkische Anbaugebiete), weil die meisten „hochwertigen“ Tees bei dieser Zubereitung nach ungefähr einer Viertelstunde auf dem Blatt wegen des Tanningehaltes allenfalls noch zum Anpassen von Zahnprothesen geeignet sind. Dass es beim Türken die handliche Kilopackung Tee für sieben Euro gibt, hat auch damit zu tun, dass Brokengrade möglichst ohne Blattspitzen (Tips) nach gängigen Marktkriterien „dritte Wahl“ sind - die Inder z.B. trinken diese Klasse selber und exportieren Tippy Blattgrade, mit denen sie selber nichts weiter anfangen können, weil Chai halt auch anders gemacht wird als hierzulande.
Unmittelbar vom Aufgießen mit höchstens 90° C warmem Wasser weg getrunken und nicht stundenlang auf dem Samowar gehalten werden in Anlehnung an die frühere „pan-arabische“ Nachbarschaft des osmanischen Reichs un- und halbfermentierte Tees, teilweise wie in Nordafrika mit Nanaminze versetzt.
Generell ist türkischer Tee ungefähr so süß wie türkischer Mokka.
Kurz: Wenn Du Tee schenken willst, denk daran, dass das in etwa so sein kann, wie wenn Du einem Deutschen eine Flasche Apfelschorle schenkst, die er eh jeden Tag trinkt, und außerdem daran, dass der Tee, den Du gerne magst, bei klassischer türkischer Zubereitung möglicherweise gar nichts Gutes wird.
Wenn Du bei einem türkischen Bäcker die Auslage anschaust, siehst Du, dass türkische Konditorei eine hohe und ausgiebig gepflegte Kunst ist. Hier würde ich für ein kleines „Aufmerksamkeits“-Geschenk ansetzen: Sehr süße Kekse, viele verschiedene, nichts in der Packung, sondern aufmerksam zusammengestellt (z.B. auf einem hübschen Pappteller), richtig heftig süß und alles vom Feinsten (braucht ja nicht so viel sein) - es ist nicht so einfach, gegen türkisches Backwerk anzutreten. Wenn Du einen Konditor in der Nähe hast, der sowas wie Petits Fours selber macht, passt das auch recht gut.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder