Elektromotor anschließen

Ich habe eine alte Schmiedeesse (Feldesse) erworben. Baujahr ist unbekannt, sieht aus, wie Eigenbau.
An dieser Esse ist ein Elektro-Schmiedegebläse angebaut. Eingeschaltet wird dieses Gebläse mit einem handelsüblichen Lichtschalter. Will sagen, der Motor ist an das einphasige „normale“ 230 V Stromnetz angeschlossen. Hierbei ergibt sich aber das Problem, dass der Motor nicht von alleine anläuft. Bei Einschalten brummt er nur. Wenn man ihn dann per Hand anstößt, so läuft er in der vorgegebenen Richtung weiter, wobei er seltsamerweise in eine Richtung schneller dreht als in die andere.
Ein Kondensator ist nicht angeschlossen und es sieht auch nicht so aus, als ob jemals einer vorhanden war.
Ein Typenschild ist weder am Motor, noch sonst an dem Gebläse zu entdecken. Es ist lediglich der Hersteller (Siemens) auf der Abdeckung des Klemmkastens zu erkennen.
Das Klemmbrett sieht aus, wie dass eines üblichen Drehstrommotors.
Die 6 Klemmen sind bezeichnet mit UVW XYZ, wobei jeweils zwei Klemmen gebrückt sind.

Nun würd ich natürlich gerne darauf verzichten, den Lüfter jedesmal per Hand in die richtige Richtung anzustoßen, bevor er läuft…
Daher dachte ich darüber nach, ob ich diesen Motor wohl an das Drehstromnetz anschließen kann. Ich bin aber irritiert darüber, dass dieser Motor überhaupt mit nur einer Phase und Null und ohne Kondesator läuft. Soweit mir bekant, bekommt man einen üblichen 400V Drehstrommotor mit nur einer Phase nicht ans laufen… auch nicht, wenn man ihn per Hand anwirft.

Also… weiß jemand, was dies für eine Art von Motor ist? Ich kann das Alter des Teils nur schätzen… würd sagen vielleicht 50-60 Jahre.
Werd ich ihn hinrichtenn, wenn ich probehalber drei Phasen anklemme?

Hallo,
versuch es doch mit einer Steinmetzschaltung.
siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Steinmetzschaltung
MfG
Uli

Hallo Gruß- und Namenloser

Dem Klemmbrett nach zu urteilen, scheint es sich um einem Drehstrommotor zu handeln, der im Dreieck verschaltet ist (jeweils 2 Klemmen gebrückt).

Da scheint mal jemand sehr unsachgemäß dran rumgepfuscht zu haben, nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ (wie Du es ja anscheinend auch vorhast) und glücklich gewesen zu sein, dass er ihn irgendwie ans Laufen bekommen hat. Jetzt läuft er zwar nur „auf zwei Phasen“, kann also nicht selbst anlaufen und dürfte im Betrieb auch ziemlich warm werden - und bei „… Eingeschaltet wird dieses Gebläse mit einem handelsüblichen Lichtschalter…“ haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt.

Der Motor muss, bevor er wieder in Betrieb genommen wird, von einem Fachmann untersucht werden, ob er durch den „Zwei-Phasen-Betrieb“ nicht geschädigt wurde (Isolationsmessung, optische Inspektion auf Überhitzungsspuren). Du solltest ihn auf keinen Fall selbst anschließen, da Dir dazu doch einiges an Fachkenntnis fehlt. Erschwerend kommt hinzu, dass Dir die Leistungsaufnahme nicht bekannt ist, Du also keinen Anhaltspunkt für die Auslegung des obligatorischen Motorschutzschalters hast. Ein Fachmann könnte eventuell aus der Baugröße des Motors auf die Leistung schließen.

Jetzt noch ein paar technische Informationen (ohne Gewähr).

Der Motor könnte ein 380/220V-Motor (Stern/Dreieck) sein, was aber nicht sicher ist. Soweit ich mich erinnere, waren Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Industrie auch 500V-Netze und 600V-Netze gebräuchlich - der Motor könnte also auch für eine dieser Spannungen ausgelegt sein.

Ein Drehstrommotor zeigt, wenn er nur an zwei Phasen (in Deinem Fall Phase und Neutralleiter) angeschlossen wird, das von Dir beschriebene Verhalten. Man könnte jetzt die dritte Phase über einen Kondensator nachbilden (Steinmetzschaltung), aber für die Auslegung dieses Kondensators benötigt man auch die Leistungsdaten des Motors.

Mehr Informationen kann ich Dir leider nicht geben.

Gruß merimies

Zunächst mal Dank für so schnelle Auskunft…

Zum Thema Gruß und Namenlos…

Ich wollte hier nicht unhöflich sein… schreibe hier das erste mal etwas ins Forum.
Hätte nicht gedacht, dass hier so viel Wert auf Etikette gelegt wird.

Ok. Dass da einer einfach mal an dem Motor drauflosgebastelt hat ist schon klar. Das mit dem Lichtschalter ist sicher nicht fachmännisch…aber ganz so schlimm find ich das nun auch wieder nicht. Ist schließlich ein kleines Motörchen, mit sicherlich nicht mehr als 500 Watt Leistung (auch wenn man kein Experte ist, kann man das so einigermaße einordnen). Das müsste sich auch ein normaler Lichtschalter noch verpacken können.
Und die Sache mit Versuch und Irrtum ist nun einmal das einzige was einem bleibt, wenn man kein Fachmann auf dem Gebiet ist und auch keinen in der Nachbarschaft wohnen hat.
Deshalb kommt man ja dann auch auf ein solchen Forum wie dieses.
Völlig unbedarft bin ich auf diesem Gebiet nicht, auch wenn du meinst, dass mir die nötige Fachkenntnis fehlt. Ich hab durchaus schon einige Drehstrommotoren angeschlossen und sowohl die Motoren, wie auch ich, haben dies unbeschadet überstanden.
Habe jetzt nur das Problem, dass ich kein Typenschild vorfinden konnte und halt nur einige Grundkenntnisse über E-Motoren habe.
Über ne Steinmetzschaltung hab ich ja auch schon nachgedacht… das mit der Kondensatorgröße kann man ja auch durch „Versuch und Irrtum“ eingrenzen, wenn man die Leistung nicht kennt.
Wäre aber eigentlich unnötig, da ich ja drei Phasen zur Verfügung hätte.
Und dass sich ein Überhitzungsproblem ergeben hat ist eher unwahrscheinlich. Diese Esse ist über Jahrzehnte hinweg so betrieben worden. Wenn der Motor dabei ständig überhitzen würde, dann hätte er wohl schon längst das zeitliche gesegnet.
Und wieso ist ein Motorschutzschalter obligatorisch? Ich betreibe das Gerät im Privatbereich. Im schlimmsten Fall brennt die Wicklung durch, wenn der Motor mal blockiert oder überlastet wird. Ist aber unwahrscheinlich, da ich eh neben der Esse stehe, so lange das Gebläse läuft. Da würde ich doch sofort merken, wenn das Gebläse ausfällt.
Bleibt noch die Frage: Gibt es denn überhaupt Motoren, die mit der Klemmbrettbezeichnung UVW XYZ versehen sind und nicht für drei Phasen 400 V (600 V Auslegung wäre ja unschädlich) ausgelegt sind?

Grüße…
Jörg

Danke für den Tipp…

Hatte ich auch schon drüber nachgedacht.
Wäre aber eigentlich nicht nötig, da ja Drehstrom zu Verfügung steht. Außerdem kenne ich die Leistung des Motors nicht genau. Daher ist es dann auch schwer, die Größe des benötigten Kondensators auszurechen… müsste man dann ausprobieren.

Grüße… Jörg

Hallo
Selbstverständich gibt es Motoren mit den o.g. Klemmenbezeichnungen.
Hier wird es sich um einen Drehstrommotor handeln, der mit einem Hilfskondensator betrieben wurde (gibt es des öfteren bei Lüftermotoren), wenn die Leistung des Motors den Lichtschalter nicht überlastet, kann man diesen auch damit schalten.
Motorschutz sollte schon sein um den Motor zu schützen.
Wenn auf dem Klemmbrett nicht zu ersehen ist, wie groß die Leistung ist, Strangströme messen.

Gruß schwubbi1877

Hallo

Wenn es sich um einen Drehstrommotor handelt kannst Du diesen auch mit Drehstrom betreiben, vorrausgesetzt Du weisst wie der Motor geschaltet werden soll Stern/Dreieck ?, ohne Daten vom Typenschild nicht leicht festzustellen, da wie Du beschrieben hast ja nur 2 Brücken im Klemmbrett angeschlossen waren.

Gruß schwubbi1877

Hallo Jörg !

Habe jetzt nur das Problem, dass ich kein Typenschild
vorfinden konnte und halt nur einige Grundkenntnisse über
E-Motoren habe.
Über ne Steinmetzschaltung hab ich ja auch schon
nachgedacht… das mit der Kondensatorgröße kann man ja auch
durch „Versuch und Irrtum“ eingrenzen, wenn man die Leistung
nicht kennt.

Ja,dann hätte man einen Anhaltspunkt. Faustformel 70µF je kW,damit erreicht man ca. 80% der Nennleistung des Motors.

Übrigens,zur Zeit leistet der Motor am Einphasennetz 230 V nur noch ca. 60%,oder besser,er kann mit 60 % seiner Nennlast belastet werden ohne sich zu überhitzen.

Bleibt noch die Frage: Gibt es denn überhaupt Motoren, die mit
der Klemmbrettbezeichnung UVW XYZ versehen sind und nicht für
drei Phasen 400 V (600 V Auslegung wäre ja unschädlich)
ausgelegt sind?

Alle Drehstrommotoren(zumindest die umschaltbaren Dreieck/Stern) haben alle 3 Wicklungen am Klemmenbrett herausgeführt und so markiert:
U und X= Anfang und Ende der 1.Wicklung,V und Y dito 2.Wicklung,W und Z dito 3.Wicklung.
Du sagst,es sind zwei Brücken drin,das spricht für Sternschaltung: Klemmen X,Y,Z gebrückt(2 Stück ). Die Dreieckschaltung hätte 3 Brücken, U-Z,V-X,W-Y .
Man kann nicht jeden Drehstrommotor an 400 V anklemmen,zumindest nicht im Dreieck,in Sternschaltung fast immer.
Beispiel alter DS-Motor 220/380 V, kann am heutigen 400 V-Netz nur im Stern angeschlossen werden. Auf die seltene Ausnahme 3 x 230 V gehe ich nicht näher ein.

MfG
duck313

Nabend Duck…

Ich glaube, das hilft mir schon weit genug. Wenn ich also aufgrund der Klemmenbezeichnung sicher davon ausgehen kann, dass es sich um einen Drehstrommotor handelt, dann werd ich es jetzt einfach mal austesten und nen 30µF Kondensator dranhängen. Wenn das dann funktioniert, dann müsste er ja auch, zumindest im Stern, auf drei Pasen laufen.

Werd dann nachberichten, obs geklappt hat… :smile:

Vielen Dank für die Infos

Hallo Leute…

Hat geklappt!
Habe den Motor heute in Stern- /Steinmetzschaltung mit 9µF Kondensator angeklemmt und alles ist gut.
Läuft von alleine an und läuft auch etwas ruhiger.

Werd ihn nun noch zerlegen und die Lager säubern und neu fetten, dann ist er ja fast wie neu :smile:

Danke für alle Tipps!!!

Hallo

Ich bin zwar kein Elektriker, aber einiges kann ich dazu sagen.
Das Klemmbrett spielt keine Rolle, wichtiger ist, was für Leitungen aus dem Motor kommen, und welche Bedeutung sie haben.
Gehört das Klemmbrett anscheinend original zum Motor, sieht es besser aus.
Drehstrommotoren am Netz benutzen 3 Phasen, keine 2!.
Man kann manche Drehstrommotoren auf 2 verschiedene Arten anschließen, so das man 2 verschiedene Leistungen abnehmen kann.
Wenn das Laufen mit einer Phase und dem dann notwendigen Anstossen per Hand bereits genug Leistung abgibt, ist der Motor richtig angeschlossen vielleicht zu stark.

Am besten ist es, einem Elektrofachbetrieb, gibts auch speziell für Motoren, damit zu beauftragen.

MfG
Matthias