Evolutionärer Zweck der Wechseljahre

Ich denke, die Wechseljahre erfüllen keinen Zweck im Sinne der Evolution. Evolutionär optimiert im Darwinschen Sinne werden nur Prozesse, die zu einer Erhöhung der Anzahl fortpflanzungsfähiger Nachkommen führen. Und zu der Zeit, als sich der biologisch moderne Mensch herausbildete, d.h. als noch eine biologische Evolution des Menschen stattfand, hat kaum eine Frau je ihre Wechseljahre erlebt. Für die Evolution wichtig ist allein, wieviel ihrer Nachkommen sich selbst wieder erfolgreich fortpflanzen. Was mit ihr danach passiert, oder auch mit einem Teil ihrer Nachkommenschaft, ist dafür völlig unerheblich. Im Sinne der Evolution ist eine Frau mit fünf überlebenden (und sich fortpflanzenden) Kindern und fünf nach ihrem frühen Tod gestorbenen anderen Kindern viel erfolgreicher als eine Frau, die steinalt wird und bei der gar keine Kinder gestorben sind, die aber nur zwei fortpflanzungsfähige Kinder in die Welt gesetzt hat.

IN der Gesellschaft (also nicht rein biologisch bedingt) gibt es einen gewissen evolutionären Vorteil dadurch, das Frauen über das gebärfähige alter hinaus überleben. Diese Großmütter wirken sich nämlich förderlich auf die Fortpflanzung der jüngeren Generation aus. Aber: das hat mit den Wechseljahren nichts zu tun !

Frauen verlieren ihre Fortpflanzungsfähigkeit auch nicht mit den Wechseljahren (zumindest nicht, wenn diese nicht sehr verfrüht einsetzen, was dann schon Krankheitswert hat), sondern viel früher, weil die Eizellen kaputt sind, selbst wenn noch Eisprünge stattfinden.

Die Wechseljahre sind auch keine „Hormonumstellung“ - das ist ein reiner Euphemismus. Die Hormonproduktion wird einfach eingestellt, weil sie keinen Sinn mehr macht.

Die ganzen Nebenwirkungen, mit denen moderne alternde Frauen sich herumplagen, sind vom Standpunkt der Evolution her völlig uninteressant. Wozu soll z.B. zum Beispiel eine Frau, die sowieso nicht mehr gebären kann, noch attraktiv für potentielle Sexualpartner sein ?

Hallo KamikazekKatze,

dem kann ich folgendes entgegensetzten:

http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/…

In dieser Veröffentlichung findet sich die Alterstruktur eines ca 5000 Jahre alten Mittelamerikanischen Indianerstammes sowie anderer alter bis steinzeitlicher Populationen. Bei den steinzeitlichen Kulturen liegt der Anteil von Frauen zwischen 40-50 Jahre unter 5%. Über 50-jährige kommen quasi nicht vor.

Es ist schon fraglich ob bei den frühen Menschen wirklich viele Frauen die Menopause erlebten; außer die Wechseljahre setzten damals früher ein. Ich denke es spricht z. Zt. eben einiges dafür und einiges dagegen, dass es sich bei den Wechseljahrem, oder besser gesagt, bei der langen Lebenszeit nach dem Einsetzen der Unfruchtbarkeit um eine alte evolutive Anpassung handelt.

Gruß
Grin

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Hallo Grin,

http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/…

der Link ist leider für Nichteingeweihtemitglieder unzugänglich.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo an alle,

das mögliche oder unmögliche Alter unserer Altvorderen wurde ja ausgiebig diskutiert - letzten Endes wissen wirs nicht. Aber die Tatsache, dass sich etwas wie die Menopause überhaupt entwickelt hat, zeigt eigentlich, dass ausreichend Frauen alt genug geworden sein müssen, um einen Nutzen daraus zu ziehen.

Es kann sich nicht um einen schlichten Alterungs-Abbauprozess handeln, da dieser völlig chaotisch und bei jeder Frau in einem anderen Alter und zu völlig unterschiedlichen Bedingungen verlaufen würde (kriegt ja auch nicht jeder Rheuma oder Herzleiden oder Alzheimer und schon garnicht in einem einigermaßen bestimmten Alter, die Menopause aber erwischt alle Frauen, auch die ansonsten Gesündesten, und alle zwischen 40 und 55, das sieht garnicht nach zufälligem Alterungsdesaster aus).

Zum Thema: alte Frauen und weniger gesunde Kinder: ob ältere Frauen weniger Lebensfähige oder garkeine Kinder in die Welt setzen, wirkt sich evolutionär so aus: diejenigen, die zwar zu 50 oder 70% nicht lebensfähigen Nachwuchs hätten, hätten immernoch mehr lebensfähigen Nachwuchs, als jene, die erst garkeine Kinder bekommen und sollten sich daher evolutionär durchsetzen. Es sei denn, eine sterile Frau nutzt ihrem übrigen Nachwuchs soviel, dass dieser sich besser fortpflanzen kann (Oma-Prinzip).

Wäre die Menopause aber lediglich eine Absicherung gegen weitere Fortpflanzung, wäre die normale Notabschaltung (wie bei Mangelversorgung) doch völlig ausreichend, schneller, problemloser und sogar sicherer - warum geschieht nicht das, sondern ein komplizierter Ablauf, der eigentlich an die Hormonumstellung während der Pubertät erinnert, nur mit anderen Vorzeichen?

Warum ca. zehn Jahre massive Hormonumstellung mit allen Sperenzchen? Während der Menopause selbst taugen die Omas nur halbsoviel, weil sie eher gestresst sind, unter Hitzewallungen oder Schwindelgefühl und sonstigen Wehwehchen leiden. Erst nach der Meonpause sind sie richtige Omas - also sollte man doch annehmen, dass diese stressige, jahredauernde Hormonumstellung mehr bezweckt, als Fortpflanzungsunfähigkeit.

Darum ging es mir eigentlich, aber das habe ich wohl nicht ausreichend klar dargestellt.

Gruß, Anne

Hallo,

sorry wegen der späten Meldung, aber mit zwei Blagen und Job häng ich mich nicht jeden Abend vor den Computer - d.H. tu ich schon, aber meist hab ich anderes zu tun als hier zu quasseln.

Zum Omaprinzip - das ist mir schon klar.
Nur - weshalb so umständlich? Wie gesagt, es geht ja z.B. bei Mangelernährung oder auch extremer Fettleibigkeit oder Krankheit viel einfacher, schneller und ohne Nebenwirkungen, die Fortpflanzung auszuschalten, auch über Jahrzehnte. Das wäre doch im Oma-Fall eine schnelle, elegante Lösung.

Also warum dieser Umstand mit den Wechseljahren, die ja an sich etwas sind. Die durch Stress, körperliche Beschwerden etc. deutlich auf sich aufmerksam machen, Bzw. Einfluß nehmen?
Das Ganze zieht sich über ca. 10 Jahre und man kann sogar, wenn man Pech hat, am Ende noch schwanger werden - das ist vergleichsweise unelegant und scheint erstmal sehr sinnlos.
Kanns aber per Definitionem nicht sein, denn dann gäbs das nicht.

Das ist doch das Rätsel.

Gruß, Anne

Hallo,

sorry, aber nur Linkverweise sind mir denn doch zu spartanisch. Darwin können wir meinetwegen auch mit v oder wie auch immer schreiben, der Ortographen Leuchte bin ich weiß Deutschlehrer nicht - das ließ sich leider trotz 35 jährigem Bemühen nicht ändern. Solange wir alle wissen, wer gemeint ist, gehts ja wohl auch so.

Gruß, Anne

Hallo,

"Frauen verlieren ihre Fortpflanzungsfähigkeit auch nicht mit den Wechseljahren (zumindest nicht, wenn diese nicht sehr verfrüht einsetzen, was dann schon Krankheitswert hat), sondern viel früher, weil die Eizellen kaputt sind, selbst wenn noch Eisprünge stattfinden. "

Jein, es gibt ausreichend Beispiele für die sog. Wechseljahreskinder - (Verhütungspannen), die durchaus auch gesund zur Welt kommen (meine Schwester hatte ab 42 keine Menstruation mehr, meine Schwiegermutter hat mit 41 ihr erstes, mit 42 ihr zweites Kinde bekommen, beide gesund) . Nicht alle Eizellen sind ab 40 kaputt, auch mit 50 nicht.

„Die Wechseljahre sind auch keine „Hormonumstellung“ - das ist ein reiner Euphemismus. Die Hormonproduktion wird einfach eingestellt, weil sie keinen Sinn mehr macht.“

Warum dauert das Einstellen der Hormonproduktion ca. 10 Jahre???
Bei Mangelernährung oder Krankheit geht das bedeutend schneller und Nebenwirkungsärmer.

„Die ganzen Nebenwirkungen, mit denen moderne alternde Frauen sich herumplagen, sind vom Standpunkt der Evolution her völlig uninteressant. Wozu soll z.B. zum Beispiel eine Frau, die sowieso nicht mehr gebären kann, noch attraktiv für potentielle Partner sein?“

Soll sie das? Offenbar nicht. Worum gehts also? Um Sex ganz sicher nicht, um Vermehrung irgendwie schon, sonst hätte sich das Prinzip Wechseljahre ncht durchgesetzt. Also Verbesserung der Vermehrungsmöglichkeiten der Nachfahren. Und das kann vieles sein.

Gruß, Anne

Hallo,

Jein, es gibt ausreichend Beispiele für die sog.
Wechseljahreskinder - (Verhütungspannen), die durchaus auch
gesund zur Welt kommen (meine Schwester hatte ab 42 keine
Menstruation mehr, meine Schwiegermutter hat mit 41 ihr
erstes, mit 42 ihr zweites Kinde bekommen, beide gesund) .
Nicht alle Eizellen sind ab 40 kaputt, auch mit 50 nicht.

Ja, aber gemessen an der Gesamtzahl aller ohne „Hilfsmaßnahmen“ gezeugten und geborenen Kinder fällt das nicht ins Gewicht, sondern zeigt nur, daß es da eine breite Streuung und auch genetische Faktoren gibt, die eine Rolle spielen (und die z.B. eine gewisse Häufung in Familien erklären kann). So, wie es Beispiele gibt, wo Frauen mit 45 noch einmal ganz spontan schwanger werden, gibt es Beispiele, wo es mit 35 eben schon aus ist (unter anderem, weil der Eierstock nicht mehr auf FSH anspricht usw.). Da gibt es so viele Möglichkeiten.

Warum dauert das Einstellen der Hormonproduktion ca. 10
Jahre???
Bei Mangelernährung oder Krankheit geht das bedeutend
schneller und Nebenwirkungsärmer.

Weil es m.E. (ein Endokrinologe könnte hier vielleicht besser Auskunft geben) eben ein Versiegen unter ansonsten normalen Bedingungen ist. So wie im Alter ja einfach viele Funktionen allmählich nachlassen, aber bei Krankheit ganz schnell weg sein können. Außerdem reagieren die einzelnen Hormonsysteme aufeinander, da gibt es Regulationen, positive und negative Rückkopplungsschleifen, die das ganze über einige Zeit in einem gewissen Gleichgewicht halten können oder die eben auch dazu führen können, daß „zuviel“ Hormon produziert wird (wie z.B. FSH - ein früher Indikator für das Versiegen der Fruchtbarkeit).

Wozu soll z.B. zum Beispiel eine Frau, die
sowieso nicht mehr gebären kann, noch attraktiv für
potentielle Partner sein?"

Soll sie das? Offenbar nicht.

Vom Standpunkt der Evolution ist das aber das einzig sinnvolle: Erhaltung der Gebärfähigkeit und Erhaltung der Attraktivität solange wie möglich. Nur - es geht irgendwann nicht mehr, weil die Keimzellen bei der Frau schon vor Geburt angelegt sind und sie ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unversehrt sind (oder eben immer weniger davon).

Worum gehts also? Um Sex ganz
sicher nicht, um Vermehrung irgendwie schon, sonst hätte sich
das Prinzip Wechseljahre ncht durchgesetzt.

Wie gesagt, hier gehen unsere Meinungen auseinandere. Du hattest nach dem evolutionären Sinn gefragt. Ich denke, positiv selektiert wurden über die Jahrtausende Frauen, die länger fruchtbar waren als andere und nicht Frauen, die früher in die Wechseljahre kamen. Und wenn Wechseljahre einen evolutionären „Sinn“ hätten - dann hätten sie ja das positive Selektionskriterium sein müssen.