Fallgeschwindigkeit, Gravitation, Masse

Hallo,

es gibt ja dieses berühmte Experiment, dass eine Feder und ein Metallstück auf dem Mond die gleiche Fallgeschwindigkeit haben. D.h. die Masse ist für die Fallgeschwindigkeit eines Objektes im Vakkuum irrelevant. Richtig?

Auf der Erde herrscht bekanntermaßen kein Vakkuum und ein leerer Karton wird nicht so schnell den Boden erreichen wie ein Karton, der mit Steinen gefüllt ist. Richtig? Aber warum? Liegt es an der Luftreibung, die dann abhängig von der Masse wäre (das widerspricht meiner Intuition) oder an was liegt es? Kann es sein, dass nur die Beschleunigung von der Masse abhängt und die Tatsache, dass der volle Karton zuerst den Boden erreicht nur daran liegt, dass er schneller beschleunigt als der leere, aber die Endgeschwindigkeit ist gleich? Ist die Beschleunigung dann auf dem Mond zu vernachlässigen oder warum funktioniert das Experiment trotzdem?

Ist die Gravitationskraft abhängig von der Masse eines Objekts? Könnte man ja zuerst denken, aber diese Aussage widerspricht oben genanntem Experiment!?

Kann mir das mal einer verständlich erklären? Danke im voraus!

Huhu,

die Gravitationsbeschleunigung ist abhängig von der Masse des Planeten und dem Abstand vom Mittelpunkt.
Aber sie wirkt auf alle Gegenstände an einem Ort gleich.
Die Geschwindigkeit ist v=g*t mit g die Gravitations- oder Erdbeschleunigung und t ist die Zeit … um so länger es fällt, desto schneller fällt es :smile:

Das gilt so fürs Vakuum. Hier auf der Erde haben wir kein Vakuum … wir haben Luft und deshalb auch einen Luftwiderstand.
Wie groß dieser Luftwiderstand (also eine Gegenkraft ist) hängt wesentlich von der Fläche ab, die sich der Luft entgegen setzt. Also je größer etwas ist, desto größer die Kraft die der Bewegung nach unter entgegen wirkt.

Auf der anderen Seite haben wir noch die Schwerkraft/Gravitationskraft. Die ist F=m*g … ist also massenabhängig.

Die Differenz aus den beiden Kräften ist ist also Fresultierend=m*g-FLuftwiderstand

Aus der resultierenden Kraft kriegen wir dann auch die resultierenden also wirkliche Beschleunigung aresultierend:
Fresultierend=m*aresultierend

also:
aresult=g+FLuftw/aresult

Hier siehst du also, gibt es keine Luft, also keinen Luftwiderstand, dann ist die Beschleunigung massenunabhängig.
Gibt es einen Luftwiderstand ist die Beschleunigung nicht massenunabhängig, es sei denn der der Quotient als Luftwiderstand und Masse ist so klein, das man ihn vernachlässigen kann.

Also in deinem Beispiel:
Karton leer: Luftwiderstand groß, Masse klein —> nicht massenunabhängig
Karton leer: Luftwiderstand im Gegensatz zur Masse klein —> massenunabhängig

Gruß
TeaAge

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Vielen Dank für die Erklärungen. Ich glaube nun habe ich es besser verstanden.

Ich würde gerne mein Fazit noch zusammenfassen ob ich’s tatsächlich verstanden habe:

D.h. aufm Mond beschleunigt jedes Objekt, unabhängig von seiner Größe, seinem Gewicht u.a. Attributen gleich schnell, wenn man es fallen lässt (Bei einem Wurf könnte man natürlich das leichtere Objekt schneller beschleunigen.). Die permanent steigende Geschwindigkeit und auch die Endgeschwindigkeit (?) ist bei beiden Objekten die ganze Zeit gleich.

Aber das „könnte“ doch dem widersprechen:

Auf der anderen Seite haben wir noch die Schwerkraft/Gravitationskraft. Die ist F=m*g … ist also massenabhängig.

Schwere Objekte müssten dann doch auch auf dem Mond einer höheren Gravitationskraft ausgesetzt sein und somit „schneller“ sein. Andererseits wenn die Geschwindigkeit v=g*t, dann sehe ich da kein m in der Formel :wink: Wenn aber auf einen schwereren Gegenstand eine höhere Kraft ausgeübt wird, heisst das nicht, dass er auch eine höhere Beschleunigung oder Geschwindigkeit hat. Klingt komisch, ist aber wohl so!?

An dieser Stelle noch eine weitere Frage:

Wenn im Luftleeren Raum tatsächlich alles immer schneller wird, warum heisst es dann, dass nichts schneller sein kann als das Licht? Irgendwann muss es ja abbremsen um auf dieselbe Geschwindigkeit wie das Licht zu kommen, oder?

Hier hast Du wohl einen kleinen Tippfehler gehabt:

> Karton leer: Luftwiderstand groß, Masse klein —> nicht massenunabhängig
> Karton leer: Luftwiderstand im Gegensatz zur Masse klein —> massenunabhängig

Richtig ist das hier, oder?

Karton leer: Luftwiderstand groß, Masse klein —> nicht massenunabhängig
Karton voll: Luftwiderstand im Gegensatz zur Masse klein —> massenabhängig

Massenabhängig ist’s ja in beiden Fällen, aber man kann sie bei dem leichten Karton „vernachlässigen“, da der Luftwiderstand viel stärker in die Rechnung schlägt.

D.h. aufm Mond beschleunigt jedes Objekt, unabhängig von
seiner Größe, seinem Gewicht u.a. Attributen gleich schnell,
wenn man es fallen lässt (Bei einem Wurf könnte man natürlich
das leichtere Objekt schneller beschleunigen.). Die permanent
steigende Geschwindigkeit und auch die Endgeschwindigkeit (?)
ist bei beiden Objekten die ganze Zeit gleich.

Öhm, da hol ich mal ein bisschen aus:

Eine Geschwindigkeit ist ein zurückgelegter Weg in einer bestimmten Zeit: v=delta(s)/delta(t) (ist zum Beispiel die Durchschnittsgeschwindigkeit)
Eine Beschleunigung ist eine Geschwindigkeitsänderung in einer bestimmten Zeit:
a=delta(v)/delta(t) (ist die Durchschnittsbeschleunigung).

Eigentlich gibt man das als Differentials bzw. Integrale an:
v=ds/dt; a=dv/dt
oder
v=Integral(a)dt und
s=Intergal(v)dt

Überall auf der Mondoberfläche (oder Erdoberfläche) ist die Gravitationsbeschleunigung gleich (sie nimmt aber ab um so weiter man sich von der Oberfläche entfernt), das heißt wir haben eine konstante Beschleunigung a, um sie aber als Gravitationsbeschleunigung zu kennzeichnen nennen wir so g. Also g ist konstant. Die Gravitationsbeschleunigung wirkt immer Richtung Planetmittlepunkt (also Mond- oder Erdmittelpunt)

Integrieren wir jetzt g nach der Zeit t, bekommen wir die Geschwindigkeit
v=Integral(g)dt=g*t
s=Integral(v)dt=1/2*g*t²
Das einzige was einen Körper jetzt auf der Erde davon abhält zum Erdmittelpunkt zu fliegen und dabei immer schneller zu werden ist die Erdoberfläche.

Wir müssen jetzt für den betrachteten Körper eine Kräftegleichgewicht aufstellen, das gilt immer und erst damit können wir die wirkliche Beschleunigung definieren.

Also die Kraft ist F=m*a … also Kraft gleich Masse mal Beschleunigung.
Das heißt, wollen wir einen Gegenstand beschleunigen, also seine Geschwindigkeit ändern, müssen wir eine Kraft auf ihn ausüben.
Andersrum gesagt, ein Gegenstand irgendwo tief im Weltall, weit weg von anderen Planeten und Sonnen, fliegt solange mit einer Geschwindigkeit weiter bis irgendetwas eine Kraft auf ihn ausübt und ihn dadurch abbremst.

So, zurück auf den Erde (Erdbeschleunigung g=9,91m/s²):
Ein Gegenstand soll aus einer gewissen Höhe runter fallen,
dann hat er nach 2 Sekunde die Geschwindigkeit v=g*t=9,81m/s²*2s=19,62m/s
und den Weg s=1/2*g*t²=0,5*9,81m/s²*(2s)²=19,62m zurück gelegt.

Das war jetzt ohne Luft und soll auch erstmal so bleiben.
Wirft man jetzt irgendwas hoch, dann Beschleunigten man in kurzer Zeit den Gegenstand bis man ihn los lässt. Er hat zum Zeitpunkt in dem man ihn los lässt also ein Geschwindigkeit v0. Danach wirkt keine Kraft mehr von uns auf ihn … er wird nicht weiter beschleunigt und würde in die Unendlichkeit fliegen, wenn da nicht die Erdbeschleunigung (oder Schwerkraft) wäre, die permanent auf ihn wirkt und ihn immer weiter abbremst.

Also erstmal über das Kräftegleichgewicht die wirkliche Beschleunigung ermitteln.

Also welche Kräfte wirken auf den Gegenstand nach dem wir ihn los gelassen haben?
Nur die Schwerkraft, also Fres=m*a==FG=m*g
Hier sehen wir also, das die Erdbeschleunigung g, die wirkliche Beschleunigung a ist.
Für die Geschwindigkeit ergibt sich dann, v=v0-g*t
Also die Erdbeschleunigung lässt die ursprüngliche Geschwindigkeit (durchs werfen) immer langsamer werden.
Wie schnell der Gegenstand aber nach unserem Wurf ist, hängt natürlich stark vom Gewicht bzw. von unserer Kraft ab.

Schwere Objekte müssten dann doch auch auf dem Mond einer
höheren Gravitationskraft ausgesetzt sein und somit
„schneller“ sein.

Auf schwerere Objekte wirkt eine höhere Gravitationskraft
FG=m*g

Aber die Beschleunigung die wirkt ist aber Kraft durch Massen als a=FG/m=(m*g)/m=g

Also der Gravitationsbeschleunigung ist es egal wie schwer das Ding ist, damit auch die Geschwindigkeit.

Andererseits wenn die Geschwindigkeit v=g*t,
dann sehe ich da kein m in der Formel :wink: Wenn aber auf einen
schwereren Gegenstand eine höhere Kraft ausgeübt wird, heisst
das nicht, dass er auch eine höhere Beschleunigung oder
Geschwindigkeit hat. Klingt komisch, ist aber wohl so!?

Genau :smile:

An dieser Stelle noch eine weitere Frage:

Wenn im Luftleeren Raum tatsächlich alles immer schneller
wird, warum heisst es dann, dass nichts schneller sein kann
als das Licht? Irgendwann muss es ja abbremsen um auf dieselbe
Geschwindigkeit wie das Licht zu kommen, oder?

Im Luftleeren Raum bzw. im Vakuum wird nicht immer alles schneller. Zum schneller werden muss man es beschleunigen (also muss eine Kraft auf den Körper wirken).

Die Gravitation (also die Gravitationskraft) wird das nicht schaffen können.
Weil sie ja erstens weit weg vom Planet oder Sonne so klein ist, das sie quasi keine Wirkung hat und zweitens wirken da auch noch Gravitationskräfte in eine andere Richtung … so dass sich die Gravitationen ausgleichen.

Man könnte es mit einem Sonnensegel probieren. Dort wird ein riesiges Segel (wir reden hier von km²) ausgeklappt. Die Sonnenstrahlen die auf das Segel treffen üben auch eine Kraft aus (wie Wind bei einem Segelboot).
Allerdings kann man dann auch nie schneller als das Licht werden, nur maximal so schnell wie das Licht, denn dann können auch keine Lichtstrahlen mehr auf das Segel treffen.

Soweit ich weiß (hier möchte ich mich aber nicht zuweit aus dem Fenster lehnen) ist es möglich etwas zu bauen, was die Belastungen aushalten würde.
Das liegt sicherlich an der Relativitätstheorie E=m*c² … E, die Energie erhöht sich quadratisch mit der Geschwindigkeit c. Das geht solange gut, bis die Energie so hoch ist, dass es den Körper zerstört.

Da kann vielleicht jemand anderes was aussagekräftiges sagen…

Hier hast Du wohl einen kleinen Tippfehler gehabt:

> Karton leer: Luftwiderstand groß, Masse klein —>
nicht massenunabhängig
> Karton leer: Luftwiderstand im Gegensatz zur Masse klein
—> massenunabhängig

Richtig ist das hier, oder?

Karton leer: Luftwiderstand groß, Masse klein —> nicht
massenunabhängig
Karton voll: Luftwiderstand im Gegensatz zur Masse klein
—> massenabhängig

Massenabhängig ist’s ja in beiden Fällen, aber man kann sie
bei dem leichten Karton „vernachlässigen“, da der
Luftwiderstand viel stärker in die Rechnung schlägt.

Meine Formulierung war vielleicht nicht so geschickt.

Karton voll: Luftwiderstand im Vergleich zur Masse klein —> Luftwiderstand ist vernachlässigbar, es verhält sich also fast wie im Vakuum

Karton leer: Luftwiderstand im Vergleich zur Masse groß —> Luftwiderstand ist nicht vernachlässigbar, es fällt also langsamer als der volle Karton.

So, alle Klarheiten beseitigt?

Gruß
TeaAge