Fragen zum Stromnetz - Höchstspannung, Hochspannung, Mittelspannung - Gleich/Wechsel

Hallo zusammen, ich habe seit einiger Zeit ein paar Wikipediaartikel zur Stromversorgung gelesen. Bin aber nicht so recht schlau daraus geworden. Eigentlich müsste ich na nur ein wenig mit U,I,R und P rumrechnen, aber irgendwie wird das nichts :smile:

Hoffe ihr könnt mir ein wenig auf die Sprünge helfen.

— kurz gesagt wie ist der Weg vom Kraftwerk zur heimischen Steckdose und warum wurde es technisch so gewählt (Strom, Spannung, Leiterdicke) —

Soweit klar ist mir folgendes:

•warum bei der Übertragung von hohen Leistungen (ab Kraftwerk) hohe Verluste entstehen können.
Annahme: viel Strom, viel Wärme, viel Verlust durch Wärme

•Warum diese Verluste durch hohe Spannungen verringert werden können.
Leistung=Spannung x Stromstärke
2V x 2000A = 4000W und 2000V x 2A = 4000W  --> weniger Strom, weniger Verluste

•Warum dadurch der erforderliche Querschnitt der Stromleitungen sinken.
2V x 2000A = 4000W  0.001 Ohm Widerstand ->  dicke Leitung
2000V x 2A = 4000W  1000 Ohm Widerstand -> dünne Leitung

Stimmt das soweit?
Was mir nicht klar ist :smile:

wie das alles technisch zusammenhängt. Ich bekomme keine logische Erklärung vom Kraftwerk bis zur heimischen Steckdose hin. Hohe Spannung, niedrige Spannung, Drehstrom, Wechselstrom, dicke und dünne Leitung.
Vielleicht mache ich mal eine Pause und trinke einen Kaffee :smile:

Warum ist es notwendig die Voltzahlen zu transformieren?
Ist der Strom bei der Erzeugung und beim Transport durchgehend Wechselstrom?
Durchgehend dünne Leitungen oder armdicke Leitungen im Haus?

Vielen Dank schon einmal

Hallo!

ich versuche es mal

Hallo zusammen, ich habe seit einiger Zeit ein paar
Wikipediaartikel zur Stromversorgung gelesen. Bin aber nicht
so recht schlau daraus geworden. Eigentlich müsste ich na nur
ein wenig mit U,I,R und P rumrechnen, aber irgendwie wird das
nichts :smile:

Hoffe ihr könnt mir ein wenig auf die Sprünge helfen.

— kurz gesagt wie ist der Weg vom Kraftwerk zur heimischen
Steckdose und warum wurde es technisch so gewählt (Strom,
Spannung, Leiterdicke) —

Der Weg ist kurz so :
Generator Kraftwerk > Umformer(Trafo ) > Hochspannungsleitung > weite Strecke > Umfomer (Trafo) > Mittelspannung > in die Orte rein > Ortstrafo > ab hier 230/400 V in die Haushalte

Soweit klar ist mir folgendes:

•warum bei der Übertragung von hohen Leistungen (ab Kraftwerk)
hohe Verluste entstehen können.
Annahme: viel Strom, viel Wärme, viel Verlust durch Wärme

Ja, das ist richtig. Aber die Wärme ist schon eine Folge des Spannungsabfalls an den stromdurchflossenen Leitungen, weil die einen Widerstand haben.

es entsteht ein Spannungsabfall(Spannungsverlust) und da kannst du bereits mit Deiner Formel Verlustleistung(W) = U²(V) / R(Ohm) diese Wärme ausrechnen.

•Warum diese Verluste durch hohe Spannungen verringert werden
können.
Leistung=Spannung x Stromstärke
2V x 2000A = 4000W und 2000V x 2A = 4000W  --> weniger
Strom, weniger Verluste

Das ist so richtig, deshalb erhöht man die Spannung vor dem Transport über weite Strecken.

•Warum dadurch der erforderliche Querschnitt der
Stromleitungen sinken.
2V x 2000A = 4000W  0.001 Ohm Widerstand ->  dicke Leitung
2000V x 2A = 4000W  1000 Ohm Widerstand -> dünne Leitung

Na ja, irgendwie richtig aber auch wieder nicht. Denn wenn deine Leitung schon 1000 Ohm Drahtwiderstand hätte, dann kann man am Ende ja nichts mehr anschließen um etwas damit zu versorgen. Alle Spannung geht auf der Leitungsstrecke verloren !

Nimm dieses Beispiel:
Du hast eine bestimmte Leitung, Dicke und Leitfähigkeit(Metallart). Dann geht dort bei Strom eine gewisse Spannung verloren, die am Ende der Leitung nicht mehr zur Verfügung steht.

Legt man nun eine niedrige Spannung an und will viel Leistung übertragen (will man ja !),dann fließt hoher, sehr hoher Strom. Je höher desto mehr Spannungsabfall und desto weniger kommt hinten an Spannung an.

Jetzt könnte man die Leitung einfach verstärken(dickere oder neue Leitung parallel) um das auszugleichen = teuer und hohes Gewicht (bei Freileitung).
Man kann aber auch die Spannung am Anfang erhöhen, dann sinkt bei gleicher Übertragungsleistung der Strom. Spannungsabfall geringer, es kommt hinten mehr an.

Je länger die Strecken, desto höher nimmt man die Spannung . Bis 380.000 V bei Fernleitungen, die sich durch ganz Europa ziehen.

Da die Generatoren in Kraftwerken bauartbedingt nicht viel mehr als 10.000 V Spannung erzeugen können (10 kV genannt) muss man bereits am Kraftwerk hochtransformieren, weil mit 10 kV kann man allenfalls ein Gebiet rund um das Kraftwerk von ca. 25 km² versorgen.
Man transformiert also von 10 kV auf Hochspannung hoch, 110, 220 bis 380 kV. Und speist das in das Fernleitungsnetz ein. So steht es weiträumig bereit. Dieses Netz (380 kV) ist europaweit verbunden, überall wird eingespeist und entnommen.
Aus diesem Netz wird in Nähe von Verbrauchsschwerpunkten(Städte, Industriegebiete) wieder zurückgewandelt, auf 110 oder 60 kV. Das wird dann weitergeleitet und vor Ort(Stadtteil) nochmals weiter heruntergespannt , auf 30, 20, 10 oder 6 kV , je nach Entfernung und Leistungsbedarf dort.

Erst ganz in der Nähe der Endverbraucher auf 230/400 V. Denn diese kleine Spannung kann man nicht weit verteilen. So ein Gebiet ist vielleicht 0,3 km² max. groß ( 500 x 500 m)

Begriffe:
Hochspannung nennt man alles über 60 kV, Höchstspannung alles über 220 kV.
Mittelspannung ist alles unterhalb von 60 kV
Niederspannung ist alles unterhalb 1000 V, in der Regel unsere 230/400 V

wie das alles technisch zusammenhängt. Ich bekomme keine
logische Erklärung vom Kraftwerk bis zur heimischen Steckdose
hin. Hohe Spannung, niedrige Spannung, Drehstrom,
Wechselstrom, dicke und dünne Leitung.
Vielleicht mache ich mal eine Pause und trinke einen Kaffee

Warum ist es notwendig die Voltzahlen zu transformieren?

Die Zahlen nicht, aber die Spannung. Man erzeugt ja Spannung, nicht Strom. Also muss man auch die Spannungen umwandeln. Die Ströme sind ja Folge der Spannung, wenn der Stromkreis geschlossen ist.

Ist der Strom bei der Erzeugung und beim Transport durchgehend
Wechselstrom?

Fast ausschließlich. Es gibt den Sonderfall der Höchstspannungs-Gleichstromübertragung(HGÜ)
Das sind 2-adrige oder sogar 1-adrige Leitungen(Rückleitung Erdreich) die aus Kostengründen über sehr weite Strecken gelegt werden. 1-2 Adern sind so viel preiswerter, das sich die extrem aufwändige Umwandlung in Gleichspannung lohnt.

Wechselstrom habe ich gesagt, aber es ist Drehstrom, auch 3-Phasen-Wechselstrom genannt. Auch dadurch kann man höhere Leistung bei dünneren Leitungen übertragen.
Und man hat gleich 2 Spannungen, im Haushalt 230 V und 400 V !

Beispiel : Haussteckdose kann 3700 W liefern, Drahtquerschnitt 1,5 mm². Gleiche Leitung für Drehstrom kann aber bei 1,5 mm² schon das 3-fache = 11.000 W übertragen.
Im Haus findest Du es am E-Herd(selbst wenn Leitung da sicherheitshalber 2,5 mm² ist).

Durchgehend dünne Leitungen oder armdicke Leitungen im Haus?

Im Haus/Wohnung gibt es bereits auch schon verschiedene Dicken aus gleichem Grund wie zuvor erklärt(Spannungsverlust vermeiden)
Ankommend dicker Draht ( kann so ab 25-50 mm²,Bleistiftdick)) sein, dann im Hauptverteiler/Sicherungskasten je nach Bedarf dünne Drähte (1,5- 2,5 mm² für Licht, Steckdosen usw). und etwas stärkere für starke Verbraucher, etwa Durchlauferhitzer, ca. 6 mm².

MfG
duck313

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Hallo duck,

unglaublich :smile:

Eine perfekte Antwort. So etwas sieht man selten und wünscht man sich öfter :smile:

Der Zusammenhang?

Ich versuch es mal.

Grundsätzlich haben wir im europäischen Verbundnetz überall Drehstrom.
(Ausnahme: Es gibt auch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen, aber dieses neumodische Zeugs betrachten wir jetzt einfach mal nicht.)

Drehstrom besteht aus dreimal Wechselstrom, wobei die zeitliche Abfolge der drei Spannungsverläufe versetzt ist. Stellm dir mal ein Stadion vor mit 200 Leuten, die schön verteilt auf der Laufbahn sitzen und eine La-Ola-Welle machen. Deren Hände gehen jeweils rauf-und-runter, von oben betrachtet siehst du, dass sich eine Kreisbewegung ergibt.
Mach das Stadion „etwas“ kleiner und lass nun drei Leute im Kreis sitzen.
Die heben und senken ihre Hände nun wieder so, dass sich eine kreisende Welle ergibt.
DAS ist Drehstrom.
Warum macht man das?
Weil man mindestens drei Leute braucht, um eine Drehbewegung zu erzielen. Zwei Leute sich gegenüber sitzend können auch im Wechsel die Hände erheben, aber da dreht sich nix.
Sobald drei versetzte Wechselspannungen da sind, hast du aber eine Dreherichtung.
Du kannst so aus einem Generator mit drei Wicklungen Drehstrom machen, umgekehrt kannst du mit dem Drehstrom ganz einfach einen Motor betreiben, da er genau umgekehrt wie der Generator direkt aus dem Drehstrom ein drehendes Magnetfeld erzeugt, was dann den Rotor des Motors antreibt.

Du brauchst keinen Drehstrom (Glühlampe, Radio,…)?
Dann lass zwei Beteiligte weg, schon hast du nur noch Wechselstrom.

Wie kommt es nun zu den vielen Spannungen?

Niedrige Spannungen sind leicht zu isolieren und sicher. Aber man kann damit nur wenig Leistung transportieren oder braucht sehr dicke Leitungen.
Hohe Spannungen transportieren hohe Leistungen, sind aber sehr gefährlich und benötigen sehr gute Isolationen.

In einem Kraftwerk würde man bestimmt gerne direkt 110.000V oder mehr herstellen - geht aber nicht, da in den Generatoren dann Überschläge und Kurzschlüsse passieren würden.
Soweit ich weiß, werden meist nur wenige kV im Generator erzeugt. Die werden dann direkt im Werk vom sog. „Maschinentransformator“ auf die Spannung gebracht, mit der ins Verbundnetz eingespeist wird (einige Hundert Kilovolt).

Im europäischen Verbundnetz sind alle Erzeuger und Abnehmer paralell geschaltet.
Alle Kraftwerke - vom größten Kernkraftwerk bis zur kleinsten Solaranlage - speisen es gemeinsam.

Die sehr hohen Spannungen des Übertragungsnetzes (110 - 380 Kilovolt) werden zu den Umspannwerken gebracht (meine 100.000 Einwohner Stadt hat davon zwei), wo aus den höchsten Spannungen der Freileitungen 10.000V gemacht werden. Diese 10kV kann man noch ganz gut über dick isolierte Erdkabel schicken. Erst in der Nähe der Verbraucher werden dann in den Ortsnetz-Transformatoren daraus 400/230V gemacht.
Klar: Efiizienter wäre es, wenn man zu dem Ortsnetz-Trafo 110000V bringt. Nur hätten wir dann alle 500m eine Hochspannungsfreileitung. Geht natürlich nicht.
Klar: Effizienter wäre es, wenn man 10000V in die Wohnung bringen würde. Nur wäre dann ein Rasierapparat etwa so groß wie eine Waschmaschine und alleine die Isolierung armdick.

So sieht dann der Verlauf aus:

6300V Generator im Kraftwerk
Ab Maschinentransformator 220000V.
Die gehen dann ins Verbundnetz.
Ab Umspannwerk 10000V.
Die gehen dann ins Verteilnetz und laufen über Erdkabel (im ländlichen Bereich auch Freileitungen, zu erkennen an drei Leiterseilen mit ca. 1m Abstand) zu den Ortsnetztrafos.
Die haben wenige hundert Meter Abstand zu den Verbrauchern.
Meine Stadt hat einige hundert Trafos von 10000V auf 400/230V.
Teilweise versorgt ein solcher Trafo aber auch nur einen Bauernhof (weil die Entfernung zum nächsten Trafo sonst zu lang wäre).
Firmen mit hohem Strombedarf haben auch eigene Trafos (weil sonst die 400V/230V Zuleitung wieder viel zu dick werden müsste).

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Salve.

ich habe seit einiger Zeit ein paar
Wikipediaartikel zur Stromversorgung gelesen. Bin aber nicht
so recht schlau daraus geworden.

Kein Wunder, die Energietechnik-Wiki-Artikel sind nicht besonders gut. :stuck_out_tongue:

— kurz gesagt wie ist der Weg vom Kraftwerk zur heimischen
Steckdose und warum wurde es technisch so gewählt —

Zuerst muß man verstehen, daß das Elektroenergiesystem historisch entstanden und gewachsen ist. Dies mag als Trivialität erscheinen, wird aber von einer nicht geringen Anzahl von Leuten nicht verstanden. So wissen bspw. selbst Ingenieure nicht, daß die Betriebsfrequenz von 50 Hz nicht vom Himmel gefallen ist. Ende des 19. Jahrhunderts/ Anfang 20. Jahrhunderts existierten zig Frequenzen und Nennspannungen nebeneinander, weil einerseits jedwede Standardisierung fehlte, andererseits die Technologie die Herstellung von Energieanlagen gewissermaßen beschränkte.
Man braucht sich z.B. nur die Isolierstoffe und Isolierungen in den Dreiphasenmaschinen bis in die 1930er anschauen.

In Nordamerika existierten 133-Hz-Netze, 125-Hz-Netze, in Großbritannien 83 Hz, in Kontinentaleuropa ein Wirrwarr von 30 Hz bis 50 Hz; die erste Drehstromübertragung der Welt, von Lauffen nach Frankfurt im Jahre 1891, wies eine Frequenz von 40 Hz auf.
Mit den Spannungen verhielt es sich nicht anders. Tohuwabohu sagte man bei uns in Schlesien früher dazu.

Daß sich nach und nach die 50 Hz und genormte Spannungsebenen durchsetzten, lag vornehmlich an den Industriezentren des Deutschen Reichs: Teile Preußens, Sachsen, die thüringischen Lande und Schlesien (das nordrheinisch-westsfälische Industriegebiet gewann für das Nationalprodukt des Reichs erst nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung), die jährlich mehr und mehr Elektroenergie brauchten. Die erste Hochspannungsübertragung des Kontinents,
1912 von Lauchhammer nach Riesa, wurde als 110-kV-Drehstromdoppellleitung gebaut, d.h. so, wie auch heutzutage Leitungen dieser Spannungsebene bemessen werden. Erstmals wurden die Phasen „verdrillt“, um das Drehstromsystem zu symmetrieren, die Frequenz betrug 50 Hz. (Die Kanadier waren etwas schneller mit ihrer 110-kV-Leitung, doch deren Leitung lief nur mit ungünstigen 25 Hz und hatte nicht wie die sächsische Leitung Kupferleiter sondern Aluminiumleiter).

1915 entsteht in Zschornewitz (liegt bei Wittenberg) das damals größte Braunkohlekraftwerk der Welt; 130 MW, 110 kV, 50 Hz. Zschornewitz diente außerdem zur Durchleitung und Verteilung des 16 2/3 Hz Bahnstromes eines nahegelegenen Bahnstromkraftwerkes.

Die preußische „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“, AEG, in Berlin erwies sich für die technische Entwicklung als federführend, während in Dresden „Koch & Sterzel“ saßen (das spätere „Transformatoren- und Röntgenwerk“; ein Exportkombinat der DDR, das international hohe Reputation besaß und sich auf dem Gebiet der Medizintechnik und der Hochleistungsmeß- und -prüftechnik als kaum schlagbarer Konkurrent für Firmen wie Haefely und Hipotronics erweisen sollte). Koch & Sterzel vertrieben von einer einzigartigen Hochspannungsgerätefarbik aus ihre weltweit führende Produkte, die Voraussetzung für die technische Ausführung von hohen Übertragungsspannungen waren. Die AEG ist es auch gewesen, die in Deutschland definitiv die Dreiphasen-Übertragungstechnik und die 50 Hz durchsetzte (sowie die 16 2/3 Hz der Traktionsversorgung); so erfand der unter Energietechnikern sehr, sehr berühmte Michail Doliwo-Dobrowolski die erste Induktionsmaschine (Asynchronmaschine) und leitete das AEG-Projekt für die Drehstromübertragung von Lauffen nach Frankfurt.

Ab 1914 ließ der Krieg Geld vom Reich in den im Vgl. zu Sachsen und Preußen unterentwickelten Westen und Südwesten fließen - die neuen Rüstungs- und Versorgungsfabriken überforderten die alte Energieinfrastruktur. Während diese Regionen langsam moderniert wurden, und 1923 die erste 220-kV-Trasse der Welt gebaut wurde (im Bergischen Land bzw. nordrheinisch-westfälischen Industriegebiet), ging 1923 in Berlin die erste Freiluftschaltanlage der Welt in Betrieb. Des weiteren führten Preußen und Sachsen in den neu entstehenden 110- und 220-kV-Netzen weltweit erstmals Bündelleiter flächendeckend als Standard ein, und darüber hinaus die ersten dämpfenden Feldabstandhalter (vor der Erfindung der Stockbridge-Schwingungsdämpfer). Bündelleiter setzen die Randfeldstärke herab und auf diese Weise reduzieren sich die Koronaverluste des Leiters signifikant. Koronaverluste erzwingen auch, daß bei hohen Übertragungsspannungen immer mehr Teilleiter gebraucht werden, um die elektrische Feldstärke in der Umgebung des Leiters in Schach zu halten. 380-kV-Leitungen benutzen heutzutage Dreibündel, die Russen bei ihrer 750-kV-Leitung Fünferbündel und die 1150-kV-Leitung in Sibirien Achterbündel.

In den 1920ern verloren die Deutschen ihre Pionierposition, weil die Geographie anderer Länder die Entwicklung hin zu höheren Spannungen beschleunigte, welche man in Deutschland jedoch nicht so dringend benötigte. In Amerika, Kanada und der UdSSR konstruierte man im Laufe der 20er, 30er und 40er Jahre Leitungen mit 275-330 kV.

In Deutschland blieb 220 kV als Spannung der Transportnetze die Höchstspannung. Die erste 380-kV-Leitung der Welt nahmen die Schweden in Betrieb, 1952, mit Viererbündel. Zwei Jahre zuvor schafften es die Sowjets, die erste HGÜ mit 200 kV zu konstruieren und einen fehlerfreien Dauerbetrieb zu gewährleisten (Merke: HGÜ ist kein „neumodischer Kram“).

Der Rest ist Geschichte: 380 kV ist bis heute die Höchstspannung deutscher Transportnetze. Die 220-kV-Ebene wird zurückgebaut und irgendwann ganz verschwinden. Andere Länder betreiben auf Grund der zu überbrückenden Entfernungen aber noch höhere Spannungen, 500 kV (USA), 735/765 kV (Kanada), 750 kV (UdSSR) und schließlich die höchste Drehstromspannung der Welt von 1150 kV (UdSSR/Rußland) von Ekibastus (gesprochen ecki:baß:tuuhs) nach Tscheljabinsk (tschell:jaahbinsk).

Wenn Du Dich fragst, wie das kommt, hier die Antwort:

  1. Normen

Seit Jahrzehnten sind die Spannungsebenen von der IEC genormt, nämlich in der Form der „höchsten Spannung für Betriebsmittel“ Um.

Mit dem Auftauchen von Plänen für neue Ultrahöchstspannungsübertragungsleitungen in China und Indien erfolgte eine Revision von IEC 60071 (genormte Isolationspegel und Isolationskoordination), so daß die „Vorzugsspannungen“ heutzutage lauten

1200 kV
1100
800 (früher 765)
550 (früher 525)
420
362
245
145
123
72,5
36
24
12
7,2
3,6

Diese Spannungen sind nicht mit Nennspannungen zu verwechseln; ich sehe das immer wieder, besonders in den Wiki-Artikeln.
Das deutsche Höchstspannungsnetz z.B. ist 380 kV, und nicht 400 oder 420 kV.
Richtig ist: Aus gewissen Gründen wird das 380-kV-Netz unter Umständen mit 420 kV betrieben. Die Nenn- bzw. Bemessungsspannung beträgt jedoch 380 kV, wodurch man sich im Rahmen des 420-kV-Isolationspegels befindet und eine 420-kV-taugliche Isolationskoordination gemacht werden muß (Stehspannungen, Überspannungsfaktoren, Prüfspannungen).
In Regionen, in denen die IEC-Normen nicht die maßgebliche Normung darstellt (bspw. Nordamerika) existieren abweichende Spannungsebenen.

  1. Verlustleistung

Wel = i 2 R t

P = W/t

Pel = i 2 R

Für die höchste sinnvolle Spannung eines Elektroenergieversorgungssystems kann man sich die Faustregel 1kV/1km merken. Das heißt, müssen im Transportnetz mehr als 300-400 km vom Kraftwerk zum Netzkuppeltrafo zurückgelegt werden, ist 380 kV gegenüber höheren Spannungen zusehends im Nachteil.
Das ist der Grund, weshalb in Deutschland 380 kV zureichen, während geographisch ausgedehnte Staaten 500 kV und mehr benutzen (müssen).

Steigt die Spannung, erhöht sich die natürliche Leistung der Leitung mit dem Quadrat der Spannung, d.h. die Übertragungskapazität der Leitung steigt erheblich.

Sinkt der Strom, verringern sich die Leitungsverluste, weil der Strom mit dem Quadrat eingeht. Eine Reduktion um den Faktor 2 bedeutet eine Reduktion der Verluste um den Faktor 4. Eine Reduktion um den Faktor 5 bedeutet eine Reduktion der Verluste um den Faktor 25. Et cetera perge perge.

Wie sieht jetzt der Weg vom Kraftwerk zur Steckdose aus?

Im „Krafthaus“ des Kraftwerkes treibt ein Generator mit maximalen Generatorspannungen von 27 kV mehrere zehn Kiloampere über die Generatorsammelschiene in den Hochleistungstrafo. Der Trafo heißt in diesem Fall „Blocktrafo“ (manchmal Maschinentrafo genannt) und spannt die 27 kV hoch auf 380 kV, was zugleich zu einer erheblichen Heruntersetzung des Stromes führt.

Mehr als 27 kV sind gegenwärtig nicht machbar. Man versucht schon seit Jahren auf 30 oder 32 kV zu gehen, aber es klappt hinten und vorne nicht. Neueste Entwicklungstendenzen basieren auf modernsten Isolierstoffen, trotzdem sieht niemand Licht am Ende des Tunnels. Die 27 kV sind wie die Schallmauer momentan. Außerdem ist die Wärmeabfuhr bei den Großgeneratoren sowieso das Problem überhaupt und begrenzt die Einheitenleistung als solches am direktesten. Langsamläufer, d.h. Schenkelpolmaschinen in Wasserkraftwerken, erreichen naja sagen wir 18 kV, eventuell 20 kV, da müßte ich mal wieder in aktuellster Literatur nachschlagen.

Vom Blocktrafo geht die Reise über die Höchstspannungsfreileitungen des Transportnetzes (Übertragungsnetz) in überregionale Umspannwerke. In diesen Umspannwerken befindet sich die sogennanten Netzkuppeltrafos.
Netzkuppeltrafos verbinden das Übertragungsnetz mit den niedrigeren Spannungsebenen des Hochspannungsnetzes (380/220 kV, 380/110 kV). Netzkuppeltrafos werden technisch als Spartransformator ausgeführt und drei Einphasen-Trafos müssen auf diese Weise zu einer dreiphasigen Trafobank zusammengeschaltet werden.

Nach dem Runterspannen auf 110 kV befinden wir uns im Verteilungsnetz und kommen über die Hochspannungsleitungen am Leistungstrafo an. Leistungstrafos verbinden das Hochspannungsnetz mit den Mittelspannungsverteilungsnetzen. Über Kabel geht es weiter zu den Umspannstationen bzw. Ortsnetztrafos, die die Mittelspannung von 10-30 kV auf die Niederspannung von 0,4 kV heruntersetzen, und von dort wieder über Kabel in die Haushalte, wo die Verbraucher größtenteils einphasig am Vierlleiternetz hängen.

Langfristig wird offensichtlich folgende Struktur angestrebt: 380 kV - 110 kV - 10 kV - 400 V, d.h. Stufen wie 220 kV etc. sollen soweit wie möglich zurückgebaut oder ganz eliminiert werden, die Vielfalt im Mittelspannungsnetz soll drastisch verringert werden.

Stimmt das soweit?
Was mir nicht klar ist :smile:

wie das alles technisch zusammenhängt. Ich bekomme keine
logische Erklärung vom Kraftwerk bis zur heimischen Steckdose
hin. Hohe Spannung, niedrige Spannung, Drehstrom,
Wechselstrom

Siehe oben.
Verluste entstehen vom Strom. Die Verlustleistung geht mit dem Quadrat des Stromes; kannst Du den Strom auf 1/2 verringern, senkst Du die Verlustleistung pro Kilometer auf 1/4; kannst Du den Strom auf 1/10 verringern, senkst Du die Verlustleistung pro Kilometer auf 1/100.

Du mußt Dir nur merken, daß neben den physikalischen Gründen hauptsächlich technologisch-historische Einflüsse die Entwicklung des Elektroenergiesystems im allgemeinen und besonders in Deutschland bestimmten. Drehstromgeneratoren sind vergleichsweise leicht herzustellen und die Übertragungskapazität von Dreiphasensystemen ist größer als die von Einphasensystemen bei nur minimal größerem technischen Aufwand. Ein Dreiphasensystem auf einen Mast zu hängen ist nicht sehr viel komplizierter als ein Einphasensystem aufzuhängen. Die Realisierung dauert zwar länger, die gewaltigen Vorteile von drei Phasen gegenüber einer Wechselstromübertragung lassen die etwas längere Installationsphase kaum als Negativpunkt erscheinen. Die Maste muß man so oder so aufstellen.
Die Betriebsfrequenz ist ebenfalls historisch entstanden; heutzutage würde man eventuell eine höhere Frequen wählen, zumal die Mediziner nachweisen konnten, daß 50 Hz bzw. 60 Hz die größtmögliche Gefährdung des Herzmuskels bei elektrischem Schlag darstellen.

Mit der heutigen Technologie würde man, quasi wenn man ein weißes Blatt Papier hätte,
das Elektroenergieversorgungssystem in Details anders entwerfen. Aber: Es gab eine historische Entwicklung, es gibt die sehr dominante betriebswirtschaftliche Komponente, die bisweilen ingenieurwissenschaftliche oder naturwissenschaftliche Argumente nicht berücktsichtigt. Die beste technische Lösung ist nicht immer die beste (kaufmännische) Lösung.

Warum ist es notwendig die Voltzahlen zu transformieren?

Verlustleistungsreduktion, Übertragungskapazitätssteigerung

Ist der Strom bei der Erzeugung und beim Transport durchgehend
Wechselstrom?

Nein. Drehstrom (drei um 120° gegeneinander phasenverschobene überlagerte Wechselströme)

Tschö
reinerlein

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