Konjunktivistik
Hallo,
die „indirekte Rede“ (allgemeiner: die oratio obliqua) mit Konj. I wird nicht nur für „sagen“ und „fragen“ verwendet, sondern auch für „glauben“, „meinen“, „vermuten“, „behaupten“ usw. Ob sie aber, was durchaus möglich ist, mit Konj. II gebildet wird, hängt von der Sprachebene ab, auf der die Aussage getroffen wird, d.h. von der Stellung des Sprechenden zu der Aussage. Nämlich ob er es bezweifelt, oder ob er Gegenteiliges weiß, glaubt, meint usw. oder ob er das Ausgesagte einfach konstatiert bzw. schlicht nur eine Meinung einholen will.
„Du sagst (behauptest, glaubst, vermutest, meinst), es gebe keinen Gott“ (Mir ist das egal, ob oder ob nicht. Ich habe Meinung dazu, aber mich interessiert deine)
aber
„Du sagst (behauptest, glaubst, vermutest, meinst), es gäbe keinen Gott“ (Ich weiß, glaube usw. aber, daß es einen gibt)
„Du glaubst, du wärest Napoleon“ (Klar, daß du es nicht bist)
„Du glaubst, er sei dein leiblicher Vater?“ (… obwohl du es gestern noch bezweifelt hast?)
„Du glaubst (immer noch), er wäre dein leiblicher Vater?“ (… obwohl die Geburtsurkunde das Gegenteil beweist?)
„Du glaubst, du beherrschest den Gebrauch des Konjunktivs?“ (Bin gespannt, ob sich das bestätigt)
„Du glaubst, du beherrschtest [= würdest beherrschen] den Gebrauch des Konjunktivs?“ (Du beweist ja gerade, daß das nicht der Fall ist!)
In deinem Beispiel kommt es also auf die Meinung bzw. Sachkenntnis des Sprechers an, und darauf, was er mit der Frage implizieren will:
„Du meinst, es gebe keinen Regen heute?“ (Ich selbst habe keine Ahnung, ob oder ob nicht)
„Du meinst, es gäbe keinen Regen heute?“ (Haha! Ich stehe bereits im Regen!)
Also:
„Glaubst du, es gebe keine Deutschen, die …?“ (Ich selbst weiß nicht, ob oder ob nicht, bzw. habe keine Meinung dazu und will nur deine erfahren)
Aber:
„Glaubst du (etwa), es gäbe keine Deutschen, die …?“ (Ich weiß aber, daß es sie gibt, daß also deine Vermutung falsch ist)
Das Weitere ist dann der Relativsatz „… die Französisch sprechen/sprächen“. Dieser bezieht sich ausschließlich auf das Objekt des „es gibt“ und hat mit der übergeordneten Aussage bzw. Frage, gar nichts zu tun. Er ist lediglich Attribut zum Objekt. Es gibt keinen Grund, ihn anders als im Indikativ auszusagen. Anders formuliert wird das klarer:
„Glaubst du, es gebe/gäbe keine Französisch sprechenden Deutschen?“
oder eben:
„Glaubst du, es gebe/gäbe keine Deutschen, die Französisch sprechen?“
Analoges Beispiel:
„Glaubst du (etwa), es gäbe keine schwarzen Schwäne?“
Alias
„Glaubst du (etwa), es gäbe keine Schwäne, die schwarz sind“?
Gruß
Metapher
PS: „Wenn wir mit dem Konjunktiv nicht sorgfältig umgingen, wo führte uns das hin!“