Die Annahme,
dass jmd. entweder meiner Meinung ist, oder aber keine Ahnung hat, ist ein schlechter Ausgangspunkt für eine Diskussion.
Das befremdliche Argument,
gerade dann müssen man sich akribisch an alle Regeln halten,
kann nur von Leuten kommen, die kaum oder gar nicht mit dem
Auto reisen.
Ich fahre tagtäglich 400 km über 3 verschiedene Autobahnen, und komme trotzdem zu einem anderen Schluss. Und ich erzähle Dir meine Position nicht, um Dir/irgendwem eine reinzuwürgen.
Es geht um die Perspektive:
So wie auf der A96 gleich nach München, wo ein einzelner
CSU-Mensch die 80 Km/h durchgesetzt hat, weil es ihm im Garten
von seinem, natürlich deutlich günstiger erworbenen, Haus
dorch ein wenig zu laut war.
40.000 Pendler dürfen darunter dann täglich leiden.
Die 300 Nachbarn, die da seit 20 Jahren leben werden sich freuen, dass sie endlich Gehör gefunden haben.
Die Rechnung ist aber nicht 40.000 gegen 300-
Wie lang ist der Streckenabschnitt? Sagen wir mal einfach 20 Min.
Verlangt wird also, dass der einzelne Pendler 20 Min lang 40 km/h langsamer fährt als durchschnittlich, damit der einzelne Anwohner, nicht 24 Std/Tag dauerbeschallt wird.
Du kannst also mit 20 Min. mäßigerem Fahren 300 Leute auf Schlag glücklich machen. Und die verlangte Geschwindigkeitsreduzierung ist, wenn wir ehrlich sind, zumutbar.
Klar, nervt mich das auch- gerade wenn man es eilig hat.
Aber es macht Sinn.
Von mir gibts grundsätzlich auch weniger Rüffel dafür, dass man dann doch da durchsemmelt, sondern viel mehr dafür, dass man dann nicht dazu stehen will.
Was ich sagen will: Obrigkeitshörigkeit ist schlecht. Man darf
und muss Regeln auch hinterfragen.
Zwischen Regeln Hinterfragen und Regeln brechen gibt es jedoch maßgebliche Unterschiede.
Und grundsätzlich kommen wir hier nicht auf einen Ast, weil das was Du Obrigkeit nennst, bei mir Volksvertretung heißt.
Entsprechend fühle ich mich auch nicht Obrigkeitshörig, wenn ich mich bemühe an das zu halten, was eine Gemeinschaft als Regelwerk für ihr Zusammenleben so aufstellt. Auch wenn ich nicht alles befürworte- dafür ists halt ne Demokratie. Es ist halt subjektiv, eine Frage der Perspektive, ob ich die Regel sinnvoll erachte oder nicht.
Aber wenn ich die Regeln A B C gut finde und Du D E F und jeder hält sich nur an das was er gut findet, kriegen wir uns früher oder später in die Haare. Der Kompromiss ist: ich halte mich an D E F und Du Dich an A B C und alle sind zufrieden.
Wenn eine Begrenzung offensichtlich Schwachsinn ist und man
sie ein wenig beugt, gehen Deutschland und seine Gesellschaft
nicht unter.
Wie gesagt, ob es Schwachsinn ist oder nicht, hängt davon ab, inwiefern mich die Regel betrifft (siehe oben).
Dafür muss man sich alle Seite angucken. Im Kleinen und im Großen.
Und während sich alle einig sind, dass Bankraub sanktioniert gehört- was der Bankräuber übrigens idr auch anders sehen würde- ist man im Kleinen dazu weniger bereit.
Bei obigem Beispiel kommt dann meist „der kann ja da wegziehen“. Die eigene Lebensqualität ist also durch eine Geschwindigkeitreduzierung um ein Drittel so dermaßen beeinträchtigt, dass sich Haus, Hof und Arbeitsplatz anderer danach zu fügen haben.
Das könnte auf der anderen Seite existenzsichernd sein.
Fahrverbote werden in Deutschland viel zu häufig für Kleinkram
ausgesprochen.
Subjektiver Kleinkram. Wer sie ausspricht, hat aber laut Arbeitsanweisung die objektiven Tatsachen zu berücksichtigen-
unabhängig von seiner persönlichen Meinung. In diesem Fall folge ein FV nicht für das Überschreiten der Geschwindigkeit um X, sondern für fehlende Verhaltenskorrektur und mangelnden Lernerfolg. Einen Monat später hätte das schließlich anders ausgesehen.
Person A hält sich nicht an die Regel X bekommt Sanktion B1, tut es binnen kürzester Zeit nochmals und bekommt Sanktion B2.
Gängige Praxis bei (fast) allen Sanktionen.
Für Deine gefährliche Körperverletzung bekommst du Bewährung, bewährst Du Dich nicht wanderst Du dann ein. So einfach ist das.
Wer viel fährt, hat die Sache normalerweise gut im Griff und
braucht seinen FS für den Job.
Und die unnormalen? Oder in nicht normalen Situationen?
Wir können ja nun kaum ein Schild bauen a la
„Hier ist 120/ 80 für alle die nicht 2 mal die Woche hier fahren, gerade ihre Mutter verloren haben, weniger als 8 std geschlafen haben, aus sonstigen Gründen unkonzentriert sind usw. usf.“
Dann müsste derjenige ja auch noch VOR dem Schaden realistisch einschätzen, dass er unkonzentriert ist.
Das geht halt nicht.
Und weil das nicht geht, machen wir das halt für alle einheitlich-
den einen freuts, den anderen nervts- aber es ist halt der sicherere Weg.
Nein, der „Rest der Gemeinschaft“ ist keineswegs Deiner
Meinung. Da maßt Du Dir zu viel an.
Das stand da auch nie. Und ich maße mir schonmal gar nichts an. Da stand der Rest der Gesellschaft ist u.U. anderer Meinung (