Gewaltanwendung gegen Mitbewohner (lang!)

Hallo Nita,

danke für Deine ruhige Analyse. Du hast Recht, DAS ist das Problem bei uns: Vorschläge werden gleich als Schläge empfunden, Diskussionen gleiten ins Emotionale ab.
Ich habe einiges gelernt an Kommunikationsfähigkeit, habe z.B. die Streitschule von Simone Pöhlmann und Angela Roethe in München besucht, befasse mich intensiv mit Partner- und Finanz-Problemen, auch psychologisch bin icht nicht ganz unbeleckt.
Was ich in den letzten 20 Jahren diesbezüglich aber oft gelesen habe und noch öfter zum Teil sehr schmerzlich am eigenen Leibe erfahren musste, hat mir erst neulich ein Psychotherapeut persönlich von sich bestätigt:
Man kann nicht Mitglieder der eigenen Familie „therapieren“, dazu sind sie einem zu nah. Und bei Streitigkeiten innerhalb der eigenen Familie versagt die ganze Kunst des ruhigen, überlegten Sprechens und Handelns oft, weil einem selbst das Thema viel zu sehr persönlich nahe geht.

By the way - ich habe unserem Vermieter schon vorgeschlagen die Miete zu senken, und mein Sohn wird ja im Mai ausziehen und sein eigenes Leben in den USA bestreiten.
Ruhig vorzurechnen, dass wir uns von Anfang an verrechnet haben mit dem teuren 5-Zimmer-Haus für 4 Leute, von denen nur zwei Geld verdienen, und dass mir nach der Pfändungstabelle wegen privater Insolvenz nicht mehr als etwa 1000 Euro monatlich bleiben, was 500 Euro weniger sind als nötig, kann ich nur meiner Frau, und die weiss das eigentlich. Ihre Tochter will so was aber gar nicht hören, weil sie ja dann ihr Hotel Mama verlieren würde.

Michael

Hallo Phoebe!

Ruhig kann ich nur mit meiner Frau sprechen, und ihr noch mal vorrechnen, dass wir uns von Anfang an verrechnet haben mit dem teuren 5-Zimmer-Haus für 4 Leute, von denen nur zwei Geld verdienen, und dass mir nach der Pfändungstabelle wegen privater Insolvenz nicht mehr als etwa 1000 Euro monatlich bleiben, was 500 Euro weniger sind als nötig. Das weiss sie aber eigentlich.
Mit ihrer Tochter kann ich nicht so ruhig sprechen, weil die sofort aggressiv wird wenn sie hört dass sie ihr Hotel Mama verlieren wird.

Michael

Hallo Michael,

anscheinend hast du die zweite Intension von Nita überlesen.

Du solltest eine Familienkonferenz einberufen. Dort die Finanzielle Lage offenlegen und jeden sachlich dazu auffordern Vorschläge zu machen was DERJENIGE SELBER zur Verbesserung der finanziellen Lage beitragen kann.

Außerdem solltest du die Konsequenzen offen legen, die sich ergeben, falls die finanzielle Situation sich nicht bessert. Erkläre ruhig und sachlich, dass ihr das Haus dann nicht halten könnt und eine kleine Wohnung stattdessen gemietet werden müsste.

Das ist erst einmal der beste Weg.

Gruß

Phoebe

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Hi Michael,

na klar, in der Familie mit der emotionalen Verflechtung ineinander ist ruhiges diskutieren bei solchen Problemen fast unmöglich.
Nichtsdestoweniger sollte immer wieder der VERSUCH gemacht werden alle auf diese Basis zurückzubringen.
Deine Tochter rastet sofort aus, sagst du. Klar, sie ist diejenige, die am meisten verliert (ihrer Ansicht nach). Versuche also, die Dinge auch aus ihrer Sicht zu sehen. Das aber bringt nicht die Lösung, da die Lage sich nicht ändert. DU siehst das sofort, ihr aber muss klargemacht werden, dass sich ihre große Verärgerung leider nicht in bare Münze umwandeln lässt.
Tatsächlich dachte ich daran, dass es evtl. sein könnte, dass die Tochter immer nur mit den Ergebnissen konfrontiert wurde. Also: „Liebe Tochter, das Geld ist weg, bitte zieh aus!“
Auch du würdest in so einem Fall sicherlich erst einmal negativ reagieren.
Sollte es also so sein, hilft es evtl. die Tochter in den LÖSUNGSWEG mit einzubeziehen. Richtet also konkret die Frage an sie: „Wie würdest DU - mit uns zusammen - das weitere Familienleben finanzieren?“
Dann ist sie gefordert etwas anderes als nur Gemeckere beizutragen.
Verweigert sie das, dann sollte selbst ihr klar sein, dass das Konsequenzen haben wird, die ihr evtl. auch nicht so angenehm sein werden.
Wie an anderer Stelle noch gesagt: Setzt Fristen fest. Eine letzte Frist könnte der Auszug deines Sohnes sein. Bis dahin muss eine Klärung erfolgt sein. Danach darf auch deine Frau nicht mehr zögern. Es müssen dann konkrete Schritte erfolgen. Dies bringt euch wieder in einen „Betriebsmodus“. Anstatt sich immer im Kreis zu bewegen, könnt ihr euch ein zeitliches Ziel setzen und agieren.
So noch einmal: Ganz viel Mitgefühl für diese bedrängte Situation und die Krise! Bleibe besonnen, setze alles Gelernte ein und um! Ihr schafft das! Auch mit und bei diesen Agressionspotentialen.

Gruss
Nita

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Hallo Phoebe,

ich habe nichts überlesen / übersehen.
Das Einberufen einer („Patchwork“)-Familien-Konferenz setzt den Teilnahmewillen ALLER Familienmitglieder voraus.
Wenn meine Frau schon nicht will, weil sie voraussieht dass ihre Tochter nicht mitmacht, fehlt damit schon die Hälfte.
So kann man nichts gemeinsam beschließen.

Ich habe allerdings vor, der Tochter meiner Frau einen Brief zu schreiben, in dem ich ruhig und sachlich die Fakten und deren Auswirkungen auf unser Zusammenwohnen darlege, und ihr schildere, welche Möglichkeiten SIE hat am drohenden Verlust der Wohnung etwas zu ändern.
Vielleicht hilft das!?

Michael

Hi Nita,

das mit der Fristsetzung ist gut. Ich habe das zwar schon seit drei Jahren immer wieder versucht, bin aber am Widerstand der Mutter (das geht nicht so plötzlich, und sie kommt dann sowieso wieder angekrochen, um…) gescheitert.
Wie in meiner Antwort zu Phoebe beschrieben, werde ich mich jetzt aber mal schriftlich an die Tochter wenden.

Michael

Hallo Michael,

Hallo Phoebe,

ich habe nichts überlesen / übersehen.
Das Einberufen einer („Patchwork“)-Familien-Konferenz setzt
den Teilnahmewillen ALLER Familienmitglieder voraus.
Wenn meine Frau schon nicht will, weil sie voraussieht dass
ihre Tochter nicht mitmacht, fehlt damit schon die Hälfte.
So kann man nichts gemeinsam beschließen.

Deiner Frau sollte doch bewusst sein, dass ihr bald das Haus aufgeben müsst, wenn sich an eurer Situation nichts ändert! Vielleicht solltest du erst noch einmal deiner Frau unmissverständlich klar machen, dass ihr das Haus aufgeben müsst, wenn sich die Tochter finanziell nicht beteiligt. Außerdem solltest du ihr sagen - was ihr eigentlich selber klar sein müsste - dass die Tochter als Konsequenz des Hausverlustes auf ihren eigenen Beinen stehen müsste. Denn ihr würdet euch nur noch eine kleine Wohnung leisten können, so dass die Tochter sich etwas eigenes suchen müsste.

Vor diesen Tatsachen kann man sich einfach nicht verschließen, das sollte auch deiner Frau klar sein. Solange ihr nicht am selben Strang zieht, wird sich an der Gesamtsituation nichts ändern.

Ich habe allerdings vor, der Tochter meiner Frau einen Brief
zu schreiben, in dem ich ruhig und sachlich die Fakten und
deren Auswirkungen auf unser Zusammenwohnen darlege, und ihr
schildere, welche Möglichkeiten SIE hat am drohenden Verlust
der Wohnung etwas zu ändern.
Vielleicht hilft das!?

Einen Versuch ist es wert, ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass ein Gespräch mit allen betroffenen Familienmitgliedern die bessere Lösung ist. Vor allem sollte deine Frau einer Meinung mit dir sein, was den Brief angeht. Ist sie das nicht, wird es der Tochter ein leichtes sein das auszunutzen und euch gegeneinander auszuspielen.

Michael

Gruß

Phoebe

Hallo Phoebe,

den Brief habe ich vor drei Tagen geschrieben, er war ein voller Erfolg.
Die Tochter spricht seit dem selbst über Arbeitsamt und Sozialamt und Wohnungsamt und denkt zumindest daran da was zu unternehmen.

Werde berichten wenn sich noch was ändert.

Michael