Gymnasium abbrechen -> Ausbildung beginnen

Hallo, ich bin 18 Jahre alt, lebe in Sachsen und habe dieses Jahr meine Mittlere Reife mit einem Notenschnitt von 2,3 erreicht.
Nach der Realschule wollte ich unbedingt noch das Abi nachholen und befinde mich nun seit August auf einem Gymnasium. Hier beginnt nun mein Problem:
Ich musste leider aus gesundheitlichen Gründen 6 Wochen im Krankenhaus verbringen, zwar habe ich versucht den versäumten Stoff aufzuholen um wenigstens etwas mithalten zu können, aber meine Noten sind trotzdem ziemlich im Keller, mein Privatleben leidet durch die fehlende Freizeit (Freunde/in, Band, Verein…)und meine Motivation sinkt auch Tag für Tag.
Deshalb will ich nun so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen.

Meine Fragen wären:

  • Mein Halbjahreszeugnis wird sehr schlecht aussehen und ich würde dieses ungern in eine Bewerbung packen. Macht es deshalb Sinn schon vor dem Ende dieses HJ abzubrechen?
  • Hat Dies dann Konsequenzen seitens des Arbeitsamtes für mich?
  • Bei welchen Behörden muss man sich sonst noch melden?
  • Meine Mutter bezieht Hartz4 und mein Vater arbeitet in Teilzeit als Koch. Die Zeit bis ich eine Ausbildung gefunden habe wollte ich für ein Praktikum oder ein paar Nebenjobs nutzen. Würde das Geld, was ich verdiene dann vom Einkommen meiner Eltern abgezogen werden? (Sie würden wohl auch demnächst Miete von mir verlangen)

Achja: Der Bund/Zivi kommt für mich leider nicht in Frage, da ich ausgemustert worden bin.

Vielen Dank schonmal

Mit Abi (egal welche Note) hast Du später mehr Auswahl im Leben.

Gruß JK

guten morgen…

was ist denn aus dem „unbedingt abi nachholen“ geworden? daß noten beim wechsel von realschule auf gymnasium schlechter werden, kenne ich aus eigener erfahrung, es dauert eine weile, bis man sich reingefuchst hat…

der krankenhausaufenthalt war zwar eine unglückliche pause, aber es ist doch kein grund, die flinte ins korn zu werfen und aufzugeben. in spätestens 5 jahren bereust du, dein abi nicht gemacht zu haben und fragst in diesem forum möglicherweise (wieder) nach plan b, das abi doch irgendwie nachzuholen… in abendkursen, neben beruf oder nebenjobs, eigener wohnung, verpflichtungen, noch weniger zeit…

warum also nicht gleich? du bist auf dem gymnasium und wohnst noch entspannt bei deinen eltern. deine noten sind noch nicht so schlecht, daß dich die schule zum beispiel ein jahr wiederholen läßt, oder? organisier dich neu - mit enstprechenden zeiten für freunde und freizeit… such dir mitschüler, die dir nachhilfe in fächern geben, in denen du auf dem schlauch stehst oder zu viel stoff verpaßt hast…

im moment ist es doch „nur“ das halbjahreszeugnis, das schlecht aussieht, das zeugnis im sommer könnte besser werden, wenn du willst…

das sind nicht unbedingt die antworten auf deine fragen, und auch auf die gefahr hin, daß ich mich anhöre wie meine eigenen eltern: du bist erst 18 jahre alt und hast alles noch vor dir. mach dein abi, dann gedanken über den beruf, der zu dir paßt und dir gefällt… vielleicht willst du ja irgendwann studieren, und auch das geht nur mit abi…

viel erfolg und viele grüße!

natasha

Hallo, ich bin 18 Jahre alt, lebe in Sachsen und habe dieses
Jahr meine Mittlere Reife mit einem Notenschnitt von 2,3
erreicht.

Gut.

Nach der Realschule wollte ich unbedingt noch das Abi
nachholen und befinde mich nun seit August auf einem
Gymnasium. Hier beginnt nun mein Problem:
Ich musste leider aus gesundheitlichen Gründen 6 Wochen im
Krankenhaus verbringen, zwar habe ich versucht den versäumten
Stoff aufzuholen um wenigstens etwas mithalten zu können, aber
meine Noten sind trotzdem ziemlich im Keller,

Was noch nicht heißen muss, dass sie da bleiben. Hier müsste eingeschätzt werden, ob du wieder den Anschluss findest und deine Noten sich dann im Laufe der Zeit verbessern können. Wenn du das Abitur nachher auch mit 2,3 machst ist’s o.k. Kein Mensch fragt mehr nach den Noten, die du im Moment hast.

mein Privatleben leidet durch die fehlende Freizeit (Freunde/in, Band,
Verein…)

Voll klar. Das ist aber bei der Berufsausbildung und dann im Job auch nicht anders.

und meine Motivation sinkt auch Tag für Tag.

Das ist eine Momentaufnahme. Frag mal ein paar Azubis im 1. Lj. über deren Motivation?

Deshalb will ich nun so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen.

Erstmal eine finden.

Meine Fragen wären:

  • Mein Halbjahreszeugnis wird sehr schlecht aussehen und ich
    würde dieses ungern in eine Bewerbung packen. Macht es deshalb
    Sinn schon vor dem Ende dieses HJ abzubrechen?

Nein. Abrechen kommt erstmal nicht in Betracht. Wenn du jetzt aussteigst und nachher keine Anschlussausbildung findest, bist du gleich das, was deine Eltern jetzt sind, Hartz4. Das kann’s nicht sein. Es ist schlimm genug, das deine Eltern keinen richtigen Arbeitsplatz finden, weil keine Arbeitsplätze da sind. Aber kein Grund für dich jetzt auch den Weg einzuschlagen. Du entkommst dem nur, in dem immer ein bischen mehr lernen musst als die anderen. So wie eben nicht jeder das Zeug zum Abitur hatte, aber du zu denen deiner Realschule gehörtest, die aufs Gym. gewechselt haben. Der Weg ist erstmal richtig. Und das er einfach ist, hat keiner gesagt.

  • Hat Dies dann Konsequenzen seitens des Arbeitsamtes für
    mich?

Na klar. Unter 25 als Hartz4 ist so ziemlich noch schlechter als VollHartz4. Abgesehen davon müsste man mal in das Schulpflichtgesetz schauen. Also da tust du dir keinen Gefallen.

  • Bei welchen Behörden muss man sich sonst noch melden?

Erstmal ist das die ARGE. Alles andere ergibt sich.

  • Meine Mutter bezieht Hartz4 und mein Vater arbeitet in
    Teilzeit als Koch. Die Zeit bis ich eine Ausbildung gefunden
    habe wollte ich für ein Praktikum oder ein paar Nebenjobs
    nutzen.

Die Praktika bringen dich nicht wirklich weiter. I.d.R. sind unbezahlte Hilfsjobs. Die Unternehmen haben inzwischen einen regelrechten Praktikantenarbeitsmarkt für sich entdeckt. Will jemand einen Job, „mach erstmal ein Praktikum bei uns, dann sehen wir weiter“. Das ist ein kostenloser Arbeiter gewesen, „der nächste bitte.“

Würde das Geld, was ich verdiene dann vom Einkommen
meiner Eltern abgezogen werden?

Vom Einkommen nicht, aber von den Hartz4-Bezügen. Ihr bildet zusammen eine Bedarfsgemeinschaft. Jeder steht für jeden ein. Auch Kinder arbeiten dann mit für den Unterhalt der Eltern. Peter Hartz hat das so gewollt. Eine Situation die viele betroffenen Eltern unerträglich finden, von ihren eigenen Kindern ausgehalten werden zu müssen.

(Sie würden wohl auch demnächst Miete von mir verlangen)

Wie gesagt, es ist eine Bedarfsgemeinschaft. Ihr legt dann alle eure Einnahmen zusammen um gemeinsam davon zu leben. Es ist hierbei egal ob ihr das untereinander so handhabt oder nicht, denn die ARGE berechnet das so.

Achja: Der Bund/Zivi kommt für mich leider nicht in Frage, da
ich ausgemustert worden bin.

Auch nicht schlimm. Die paar Monate.

Puh, erstmal danke für die ganzen Antworten

Was noch nicht heißen muss, dass sie da bleiben. Hier müsste
eingeschätzt werden, ob du wieder den Anschluss findest und
deine Noten sich dann im Laufe der Zeit verbessern können.
Wenn du das Abitur nachher auch mit 2,3 machst ist’s o.k. Kein
Mensch fragt mehr nach den Noten, die du im Moment hast.

Nachdem ich wieder in die Schule gehen konnte prasselte erstmal ein riesiger Haufen von nachzuschreibenden Arbeiten auf mich ein, auf die ich mich noch neben dem aktuellen Stoff vorbereiten musste. Zumal wir sowieso schon mit Arbeiten bombadiert werden.
Ich kam garnicht mehr hinterher.

das sind ca. meine Noten:

Deutsch: 2
Französisch: 2
Wirtschaft und Recht: 2
Mathe: 5
Chemie: 3
Physik: 4
Informatik: 4
Maschinenbau: 5
Englisch: 3
Bio: 4

Und meine Schule siebt zum Halbjahresende ordentlich aus.
Und der momentane Kurs tendiert eher zum noch Negativeren

mein Privatleben leidet durch die fehlende Freizeit (Freunde/in, Band,
Verein…)

Voll klar. Das ist aber bei der Berufsausbildung und dann im
Job auch nicht anders.

und meine Motivation sinkt auch Tag für Tag.

Das ist eine Momentaufnahme. Frag mal ein paar Azubis im 1.
Lj. über deren Motivation?

Also viele meiner ehemaligen Klassenkameraden und Freunde haben sich für eine Ausbildung entschieden und die meinen, dass sie ihre 8 Stunden im Betrieb bzw. in der Berufsschule verbringen und dann ihre komplette Freizeit für sich haben, die sie dann auch (aus finanzieller Sicht) voll und ganz ausschmücken können.

Mein Tagesablauf hingegen sieht so aus:
um 5:00 Uhr aufstehen, von 5:45-7:15 Uhr bin ich auf dem Weg zur Schule. Die Schule endet meist 16:00. 17:30 bin ich dann wieder zu Hause angekommen und lerne dann bis 22:00.
Ich hab mir schon Karteikarten gebastelt um die Zeit unterwegs noch konstruktiv nutzen zu können.

Mir bleibt eigentlich kaum Freizeit - meine Freundin und Freunde sehe ich nur am WE, beim Fußballtraining war ich inzwischen seit fast 3 Monaten auch nicht mehr und ich bin schon froh, wenn ich mal 4 Stunden geschlafen habe.
.

Deshalb will ich nun so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen.

Erstmal eine finden.

Das ist wohl das Hauptproblem

Nein. Abrechen kommt erstmal nicht in Betracht. Wenn du jetzt
aussteigst und nachher keine Anschlussausbildung findest, bist
du gleich das, was deine Eltern jetzt sind, Hartz4. Das kann’s
nicht sein. Es ist schlimm genug, das deine Eltern keinen
richtigen Arbeitsplatz finden, weil keine Arbeitsplätze da
sind. Aber kein Grund für dich jetzt auch den Weg
einzuschlagen.

Aber ab Februar wäre ich wohl sowieso spätestens nicht mehr auf der Schule und stünde mit einem sehr schlechten Abgangszeugniss da, welches ich natürlich auch in der Bewerbung mit angeben muss.

was ist denn aus dem „unbedingt abi nachholen“ geworden?

Das ist wohl verloren gegangen als mein jugendlicher Übermut („Mir liegt die Welt zu Füßen“) vom Boden der Tatsachen abgelöst wurde.

warum also nicht gleich? du bist auf dem gymnasium und wohnst
noch entspannt bei deinen eltern.

Naja das Verhältnis zu meinen Eltern lässt sich in der letzten Zeit eher als angespannt bezeichnen und ob sie mich noch lange bei sich wohnen lassen wollen steht auch eher in den Sternen :wink:

such dir

mitschüler, die dir nachhilfe in fächern geben, in denen du
auf dem schlauch stehst oder zu viel stoff verpaßt hast…

Ich hab ja schon während meines Krankenhausaufenthaltes versucht den Stoff aufzuarbeiten, aber nach ein paar Wochen nach Schulbeginn war der Klassenzusammenhalt noch nicht so groß, dass jemand ständig die Fahrtkosten und die Rennerei auf sich nimmt, nur um mir die Hausaufgaben und Mitschriften ständig vorbeizubringen. Und die Mitschriften, die ich bekam, brachten mir auch nicht so viel.

Momentan fühle ich mich einfach maßlos überfordert. Die Situation steigt mir einfach völlig über den Kopf.

MFG

Hi Astaroth_13,

das sind ca. meine Noten:
Deutsch: 2
Französisch: 2
Wirtschaft und Recht: 2
Mathe: 5
Chemie: 3
Physik: 4
Informatik: 4
Maschinenbau: 5
Englisch: 3
Bio: 4

Aber das ist doch nicht so schlecht wie Du schreibst. Ich war jetzt von nem Schnitt von 5,5 ausgegangen - aber 3,4 ist doch erstmal okay (wenn natürlich auch nicht rühmlich *fg*). Vor dem Hintergrund, dass Du a) den Übergang von der Realschule auf Gymnasium hattest UND noch 6 Wochen krank warst ist das aber völlig akzeptabel.

Generell lese ich da raus, dass Du sprachlich und wirtschaftlich ziemlich gut drauf bist und in den Naturwissenschaften / Technik eher nicht so. Das ist auch erstmal nicht schlimm, kommt in den besten Familien vor *fg*

Nun stellt sich die Frage: bist Du auf nem Technischen Gymnasium? Hättest Du die Möglichkeit auf den wirtschaftlichen Zweig zu wechseln oder so?

Gegebenenfalls wäre auch ein Schulwechsel denkbar - Du hast ja wohl auch ne längere Anreise zur aktuellen Schule. Vielleicht liesse sich da was kombinieren? Sprich, dass Du zu ner Schule wechselst, die fachlich besser passt UND die für Dich in kürzerer Zeit erreichbar ist? Notfalls musst halt das Jahr wiederholen - aber das wäre ja nicht das Ende der Welt *find*

Also viele meiner ehemaligen Klassenkameraden und Freunde
haben sich für eine Ausbildung entschieden und die meinen,
dass sie ihre 8 Stunden im Betrieb bzw. in der Berufsschule
verbringen und dann ihre komplette Freizeit für sich haben,

Hmm, das würde ich nicht ganz so sehen. Also unsere Lehrlinge müssen daheim ganz schön lernen (Hausaufgaben, Klausuren etc. an der Berufsschule) und tagsüber sind die auch richtig am schaffen. Und - je nach Lehrberuf - kann das durchaus auch körperlich recht anstrengend (weil ungewohnt) sein, so dass die vielleicht am Abend frei haben, aber derartig platt sind, dass ausser Sofa nimmer viel stattfindet.

Ich hab mir schon Karteikarten gebastelt um die Zeit unterwegs
noch konstruktiv nutzen zu können.

Das ist ne gute Idee - ich hab quasi meinen gesamten Schulwortschatz in den Fremdsprachen im Bus gelernt :smile:

inzwischen seit fast 3 Monaten auch nicht mehr und ich bin
schon froh, wenn ich mal 4 Stunden geschlafen habe.

Na, dann gehste halt um 22 Uhr ins Bett, dann haste 7 Stunden Schlaf *scnr*

Deshalb will ich nun so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen.

Erstmal eine finden.

Das ist wohl das Hauptproblem

Wenn meine obigen Vorschläge nicht realisierbar für Dich sein sollten, kann ich Dir nur raten Dich ERST zu bewerben und DANN die Schule hinzuschmeissen. Du hast doch ein gutes Realschulzeugnis und kannst locker jederzeit argumentieren, dass das mit dem Gymnasium für Dich der falsche Weg war. Ich glaub nicht, dass Dir da jemand einen Strick draus dreht.

Aber ab Februar wäre ich wohl sowieso spätestens nicht mehr
auf der Schule

Warum nicht?

Naja das Verhältnis zu meinen Eltern lässt sich in der letzten
Zeit eher als angespannt bezeichnen und ob sie mich noch lange
bei sich wohnen lassen wollen steht auch eher in den Sternen
:wink:

Schon - aber von nem Lehrlingsgehalt kannste Dein Leben auch nicht finanzieren. Sprich, für ne eigene Bude wird das nicht reichen, das heisst auch im Fall dass Du ne Ausbildung machst wirste daheim wohnen müssen.

Und die Mitschriften, die ich bekam,
brachten mir auch nicht so viel.

Dann geh zu den Lehrern hin. Bitte sie um Unterlagen. Bitte sie, Dir Arbeiten zu korrigieren. Bitte sie, Dir jemanden zur Nachhilfe zu vermitteln (oder Dir das selber zu erklären). Ruf sie an, und frag was im Unterricht dran war.

Momentan fühle ich mich einfach maßlos überfordert. Die
Situation steigt mir einfach völlig über den Kopf.

Don’t panic - mach Dich bloss nicht verrückt. Deine Lage sehe ich wirklich nicht als aussichtslos an. Wenn Du Dich jetzt reinhängst kannst Du das Ruder noch rumreissen und in 3 Jahren stolz Dein Abi in Händen halten.

*wink*

Petzi

Hallo Astaroth,

du kannst natürlich das Gymnasium abbrechen (ist nicht empfehlenswert!) und eine Ausbildung beginnen. Hierfür ist jedoch auch noch ein Weg vorgesehen, der nicht unbedingt ganz so leicht ist-aber natürlich nicht unmöglich.
Da du den Wunsch vom Abitur nicht aufgeben möchtest, kannst du die Ausbildung mit dem Besuch einer FOS 13 (oder BOS) (siehe: http://www.abi-nachholen.de/berufliche-oberschule.html ) verbinden und hierdurch dann über den Umweg die allgemeine Hochschulreife erlangen.
Das soll dir zeigen, dass der einzige Weg zum Abitur keinesfalls nur regulär über ein Gymnasium verlaufen muss, sondern es mittlerweile einige (!) Wege gibt, bei denen jedoch individuell abgestimmt werden muss, ob die Voraussetzungen den Anforderungen entsprechen oder nicht.

Gruß
Soleil