Haben Tiere Zeit?

Liebe Gemeinde der Wissenden, Meinenden
und Ahnenden! Aus aktuellem Anlaß wohl
noch in Erinnerung, die nur noch knappe
Zeit für die Weihnachtsgeschenke!
Und da kommt mir aus heiteren Himmel
die Frage, ob und inwiefern auch Tiere
ein Zeitgefühl, eine Zeiterfahrung, ja
eine Art Zeitmaß haben, vor allem die
sowieso schon als sozial ziemlich
entwickelt nekannten Tiere wie z.B.
Bienen, Biber und Ameisen.
Man kann sich leichter vorstellen,
daß da es da manchmal zu Zeitnot und
„Termindruck“ kommt, zum Beispiel bei
Herennahen einer „königlichen“ Geburt.
Und außerdem habe ich nie verstanden,
wie das nun wirklich bei Tieren mit der
Vorratshaltung ist.
Ist es wissenschaftlich erwiesen, daß
diese genetisch angelegt ist?
(Und wie hat Mutter Natur oder die Genese
das „gelernt“?)
Wieviele Generationen von Bibern, bzw.
wieviele „Vorbiberrassen“ sind dazu
zunächst komplett eingegangen in die
„ewigen Fischgründe“?
Oder hat ein lieber Gott es tatsächlich
so eingerichtet, daß die Welt jedenfalls
im wesentlichen „funktioniert“?
Noch einmal meine Einzelfrage:

Haben Tiere Zeit(not)?

Ich bin dankbar für viele Beiträge, wenn
möglich viele eigene Erfahrungsberichte
(mit Haustieren und ähnlichem)! Und bin
auch sehr zuversichtlich nach der doch
sehr ergiebigen Diskussion meiner Frage
nach den „Tränen von Tieren“ vor kurzem.
Liebe Krüsse, Moin, Manni

Hallo Kurt!

Unser Zeitgefühl macht sich an Ereignissen wie Nacht, Tag und Sonnenstand fest. Nach irgendeiner Zeit kommen Müdigkeit und/oder Hunger auf. Darüber hinaus gibt es viele andere Ereignisse, die eine Struktur in die Zeit bringen und sei es das Krähen von Nachbars Hahn. Das Ganze ist überlagert von der „Uhr“ der Jahreszeiten, die wir von der Umgebungstemperatur, über die Kirschblüte bis zum Auftauchen der ersten Schwalben mitbekommen. Die vielen bewußt und unbewußt wahrgenommenen Signale vermitteln uns ein Zeitgefühl.

Unsere Lebensweise mit technischen Lichtquellen, Thermostaten im Wohnzimmer und stets geräumten Straßen führen uns ein Stück weg von den Vorgaben der Natur, manche Menschen degenerieren regelrecht. Denen muß man tatsächlich sagen, daß es im Winter glatt sein könnte. Ohne ausdrückliche Warnung fahren solche Leute wie die Geistesgestörten auf eisglatter Straße oder brechen sich auf dem Gehweg die Haxen, weil sie ohne Aufforderung zu bescheuert sind, für die Jahreszeit geeignetes Schuhwerk anzuziehen. Die naturgegebene Struktur der Zeit hat ihre lebensbestimmende Wirkung für viele Menschen verloren und gerät deshalb in Vergessenheit.

Für in der Natur auf sich allein gestellte Tiere hat die natürliche zeitliche Struktur durch Jahreszeiten sowie Tag und Nacht existentielle Bedeutung. Das läßt mich vermuten, daß das Zeitgefühl bei Tieren ausgeprägter als beim durch zivilisatorische Einflüsse degenerierten Menschen ist.

Beobachtungen bei Hunden, Katzen, Pferden und Kühen lassen keinen Zweifel zu, daß sie allesamt über recht zuverlässige „innere Uhren“ verfügen. So sammeln sich Kühe von ganz alleine rechtzeitig vor dem Gatter, bevor der Bauer kommt, um sie über die Straße in den Stall zum Melken zu führen. Wenn ich über meinen Büchern die Zeit vergessen hatte, meldete sich Fiete (zu seinen Lebenszeiten der schlaueste Dackel unter der Sonne) immer rechtzeitig, weil er genau wußte, gleich kommt ein Familienmitglied nach Hause. Als ich heute ausschlafen wollte, wurde wieder mal nichts daraus. Ungefähr ab 8 toben meine beiden Katzen übers Bett und falls ich dann nicht reagiere, bekomme ich vorsichtig, aber deutlich spürbar eine Pfote ins Gesicht. Soll heißen: Alter, es wird Zeit, schwing die Keulen und sieh zu, daß wir was in den Napf bekommen.

Gruß
Wolfgang