Hallo Ralf,
JA, ein Wahnsinn, 5 Mio Arbeitslose und etwa 1 Mio unbesetzter
Stellen, weil die AL nicht den Anforderungsprofilen der
Wirtschaft entsprechen - richtig - aber dies ist kein Problem
der Kinderkriegenden, sondern des Gutes „Bildung“
dass ein großes Problem besteht, was das Bildungssystem angeht, sehe ich auch so. Aber: Du wirst es auch bei besten Bildungssystemen nicht erreichen können, dass von 10 Kindern 10 Akademiker werden. Das ist ja eigentlich auch gar nicht notwendig, denn wir benötigen auch Kfz-Mechaniker, Kaufleute etc., aber je weniger Kinder, desto weniger qualifizierte Arbeitnehmer, diese Regel wird auch durch das beste Bildungssystem nicht aufgehoben, sondern höchstens etwas in Richtung Qualifikation verschoben.
Womit wir beim Thema wären - WER bekommt heute Kinder?
Nun, sicher, Kinder aus Akademikerfamilien werden viel häufiger selbst Akademiker, diese Rechnung geht auf. Aber mit einem entsprechenden Bildungssystem könnte man auch aus Kindern aus sozial schwächeren Familien mehr „herausholen“. Außerdem solltest du dir dann die Gründe ansehen, weshalb Akademiker heute keine Kinder bekommen wollen: an erster Stelle stehen da das Problem der Kinderbetreuung (nicht die Finanzierung, sondern ganz einfach das Nichtvorhandensein von Betreuungsplätzen) und Angst vor Jobverlust. Um diese Probleme zu beheben, muss man durchaus auch Geld investieren.
DA krankt doch das System - diese
Sozialstaatsvollkaskomentalität des Generationenvertrages -
die Lasten der Jetzigen werden auf die Schultern der
Zukünftigen - der Kinder!! - gelegt, weil die Jetzigen zu faul
und zu Stattsquotengeil sind um für ihre eigenen Belange zu
sorgen - nein nein ich scheiß auf die Umwelt die Sozialsysteme
die Welt den Frieden das Öl … ich hab Kinder (oder profitier
von den Kindern Anderer) und sorg mich nicht um heute - DAS
ist die Krux - und die halte ich für unendlich FALSCH, du
nicht?
Ich finde ebenfalls, dass das Modell des Generationenvertrags überholt ist und bin für individuelle Altersvorsorge. Allerdings müssen diejenigen, die noch auf ihre staatliche Rente vertraut haben und es nicht besser wussten, also die, die jetzt älter werden bzw. schon Rentner sind, noch von der Gesellschaft finanziert werden. Damit kommt auf die jetzige Generation eine Doppelbelastung zu: eigene Vorsorge + Rentenfinanzierung nach Generationenvertrag für die jetzigen Rentner.
Dieses Land braucht dringend Nachwuchs und du bezeichnest
Kinder als Luxus?
Ja, denn die Fordernden stellen ständig die Kosten, die
Mehrbelastung, die Aufwändungen für ihre Kinder in den
Vordergrund - von Liebe wird da meist nicht geredet, nur vom
Geld - und die Summen die da im Raum stehen sind enorm - fast
luxuriös…
Das stimmt definitiv nicht. Trotz aller staatlichen Zuwendungen rentiert sich das Kinderkriegen finanziell nicht. Allerdings sollten wir uns die Frage stellen, warum in anderen Gesellschaften, in denen Kinder nicht in diesem Ausmaß vom Staat „subventioniert“ werden, dennoch die Geburtenraten höher sind. Ich kenne die Zahlen für Frankreich nicht, aber ich bin mir sicher, dass eine Orientierung am dortigen flächendeckenden Betreuungssystem ab dem Säuglingsalter bei gleichzeitigem Wegfall von Steuervorteilen eine bessere Investition wäre. Und, wie gesagt, durch Wegfall der Steuervorteile wäre das durchaus finanzierbar.
und wenn man die Frage des Luxusgutes
„Kinderkriegen“ ggf. mal in den Vordergrund stellen würde
kämen eventuell nicht soviele 18jährige
Langzeitarbeitsloseschulabbrecher auf die Idee „lieber n Kind
als Schule“
Ich würde behaupten, die meisten entscheiden sich nicht bewusst für eine Schwangerschaft, sondern sind etwas unvorsichtig beim Sex und wenn die Frauen erstmal schwanger sind, scheuen sie sich vor einem Schwangerschaftsabbruch (was ich gut verstehen kann) und stellen es dann als die große Kinderliebe dar.
- und dann wäre ggf. auch dein Problem der
Unterversorgung der Wirtschaft mit Potential gelöst - und wenn
das nicht klappt, dann müssen wir uns eben weiter auf
europäischen und aussereuropäischen Märkten nach geeignetem
Menschen umsehen…
Das finde ich sehr problematisch. Qualifizierte Arbeitnehmer gewinnt man nicht, indem man völlig desinteressierten Leuten eine Ausbildung aufdrängt. Andererseits haben wir an der Greencard für Computerspezialisten gesehen, dass sich die ausländischen Spezialisten nicht um ein Visum für Deutschland reißen, sondern Deutschland als 2. Wahl (nach den USA) ansehen. Deshalb würde ich doch lieber auf die eigenen Kräfte vertrauen und wenigstens versuchen, die eigenen Experten im Land zu halten (was ja auch schon häufig nicht gelingt).
Gruß,
Anja