Hallo frankli68,
- Eine Bürgschaft ist eine Bürgschaft. Es hängt
ausschließlich von der Zahlungsfähigkeit des Bürgen und vom
Bürgschaftstext ab, was die wert ist.
Da gebe ich Dir völlig recht, Dein Rückschluß ist jedoch fragwürdig.
Du beachtes dabei einen wesendlichen Punkt nicht. Nämlich wie aussagekräftig ist eine Bürgschaft in Bezug auf die Solvenz eines Mieters. Für den Vermieter ist dies nämlich neben der Absicherung durch den Bürgschaftsgeber von entscheidender Bedeutung.
Also wie sicher kann ein Vermieter sein auch regelmäßig seine Miete zu bekommen. Glaubt man Deiner Äußerung, Banken geben nur „guten“ Kunden eine Bürgschaft, so kann ich als Vermieter sicher sein, eine Bank (welche doch recht gut über die finanziellen Möglichkeiten des Mieters bescheit weiß und sich nicht auf die doch sehr umstrittene Schufa-Scoring-Auskunft alleine verlassen muß) schätzt den Mieter sehr solvent ein.
- Die Aussagen des Deutschen Mieterbundes gehen völlig an der
Realität vorbei.
Naja, der Deutsche Mieterbund ist doch seinen Mitgliedern sehr zuträglich und veröffentlicht nicht unbegründet Beiträge auf seinem Internetportal. Die Einschätzungen sind also sehr fundiert, da sie sich aufgrund ihres Seins ausgiebig mit allen Belangen des Mieterschutzes auseinander setzen.
Man kann nicht einfach zu seiner Hausbank
gehen und eine Bürgschaft beantragen, weil das in der Regel
keine Bank mehr macht - außer für sehr gute Kunden mit
umfangreicher Verbindung.
Über diese Aussage bin ich doch sehr erstaunt. Meine Bank (und es ist im Verbund eine sehr große Bank) hat mir ohne weiteres eine Bürgschaft mit 3% Gebühren angeboten. Ich selbst bezeichne mich als Otto-Normalverbraucher.
- Es bleibt unklar wessen Interessen der Deutsche Mieterbund
vertritt, offensichtlich nicht die des „Normalbürgers“.
Die Interessen eines jeden Mieters, egal aus welcher finanziellen Schicht dieser kommt!
Nach der aktuellen Umfrage des Immobilienscout plündern 36 Prozent
der Mieter ihr Sparkonto,
Sehr sinnvoll, besser als 4,7 % für eine Versicherung zu bezahlen
19 Prozent borgen sich Bares von Freunden oder Verwandten
Die haben ein gesichertes soziales Umfeld. Das erfreut jeden Vermieter.
16 Prozent überziehen ihr Girokonto
Solange es nicht auf Dauer ist, durchaus sinnvoll. Außerdem zeigt es an, die Bank hält den Kunden für solvent… auch das freut den Vermieter.
und sieben Prozent nehmen sogar einen Kredit auf.
Und jetzt wird es etwas länger. Meiner Ansicht nach machen die es am schlausten. Warum? Kleine Beispielrechnung:
Mieter benötigt 1000 € für eine Kaution. Die Banken bieten durchschnittlich solventen Kunden zur Zeit Zinssätze von rund 7% (sehr pessimistisch gesehen) an. Er kann rund 30 € im Monat entbehren (wenn das ein Mieter nicht kann, so würd ich nicht an ihn vermieten).
Laufzeit 36 Monate, 7% Verzinsung, Kreditbetrag 1000 € führt zu einer ungefähren Rate von 30 €.
Über die Laufzeit bezahlt er auf den Kreditbetrag im Durchschnitt 3,5% Zinsen. Gegenzurechnen sind 0,5% aus der Anlage des Kautionssparbuches. Daraus folgt für 36 Monate 3% Zinsen auf die Kaution. Dem gegenüber stehen 4,7% Kosten für die Versicherung zuzüglich anderweitigen Kosten über den kompletten Zeitraum der Anmietung. Sollte er nicht beabsichtigen selbst Eigentum zu erwerben oder die Bürgschaft abzulösen also bis zum Ende seiner Tage.
Die Gegenseite sieht allerdings anders aus: "Nur zwei von drei
Mietern bekommen ihr Geld nach dem Auszug sofort wieder.
Nur? Bei 75 % der Mieter verzichtet der Vermieter auf sein Recht der (teilweisen) Rückbehaltung für einen Zeitraum!
Außerdem wird es wohl bei einer Bürgschaft auch nicht anders aussehen, schlimmer noch, die teilweise Rückgabe ist ja hier ausgeschlossen, es entsteht dem Mieter also auf den gesamten Betrag 4,7% Kosten.
Jeder fünfte Mieter gibt an, seine Mietkaution gar nicht oder nur
unvollständig zurück bekommen zu haben.
Bei 20% der Mieter wird eine Verrechnung vorgenommen… was soll das aussagen?
Sieben Prozent sagen, dass der Vermieter sie mit der Kaution unter Druck gesetzt hat
Na, ist doch ok. Wenn berechtigte Ansprüche bestehen kann der Vermieter doch angeben, er verrechnet seine Ansprüche mit der Kaution. Unter Druck setzten kann man einen Mieter nur, wenn die Ansprüche gerechtfertigt sind. Aber da gibt es keinen Vorteil zwischen Bürgschft und Kaution.
und jeder zwanzigste Mieter musste sich sogar einen Anwalt
nehmen, um die Rückzahlung seiner Mietsicherheit einzuklagen."
5% aller Mieter nehmen sich einen Anwalt wegen eines Rechtstreites bezüglich der Bürgschaft? Na, da sollte Immobilienscout24 mal die Glaubwürdigkeit der Aussage hinterfragen. Aber da bietet die Bürgschaft auch keinen Vorteil. Egal ist nämlich, ob der Vermieter Geld oder Bürgschaftserklärungen zurückhält.
Die Online-Bonitätsprüfung z.B. beim Deutschen Mietkautionsbund
bringt für den Vermieter eher mehr Sicherheit.
Wohl wie oben ausgeführt eher nicht.
Und gemäß der gleichen Studie würden 64 % der Vermieter derzeit eine
Bürgschaft akzeptieren.
Zu den 64% zähle ich auch, aber eben nicht von einer Versicherung!
Zuletzt noch eine Frage die man sich in diesem Zusammenhang
stellen sollte, gerade bei der heute immer mehr geforderten
räumlichen Flexibilität: Was machen z.B. Auszubildende,
Berufseinsteiger, Studenten, junge Paare, die zusammenziehen -
also Menschen, die in ihrem Leben noch gar nicht die Chance
hatten, größere Bargeldbestände anzuhäufen: sind das schlechte
Menschen, die keine Wohnung mieten dürfen?
Jeder, der sich eine Wohnung leisten kann, hat die Möglichkeit sich eine zu mieten, dazu bedarf es keiner Bürgschaftsversicherung.
Warum sollen die nicht die Freiheit haben, einfach und unkompliziert zu - im Vergleich zu den horrenden Bank-Kreditzinsen - günstigen Konditionen eine Mietbürgschaft zu bekommen?
Wie oben angeführt sind die gegenüber Bank-Kreditzinsen nicht günstiger sondern teurer.
Gruß
Joschi