Hallo,
ich arbeite nicht als Arzt im Krankenhaus, aber dafür im
Rettungsdienst und damit regelmäßig in einer Institution, in
der es immer um „medizinische Notfälle“ geht - oder besser
gesagt: gehen sollte.
Und daher kommt nun bestimmt jetzt nur Kritik an mir und nicht ein Funken Verständnis, oder?
Fakt ist aber daß ich mich bei 80% aller Patienten frage was
sie auf die Idee gebracht hat die 112 zu wählen. Sie schildern
Beschwerden, die auch für jeden Laien erkennbar keinen Notfall
darstellen.
Vor 5 oder 10 Jahren hätte man sich zum Hausarzt bemüht oder
wäre selber ins Krankenhaus gefahren, heute muß ein
Rettungswagen kommen um einem bei Übelkeit 2 Treppenstufen
herunterzuhelfen und um ins Krankenhaus gefahren zu werden.
Das trifft nicht auf mich zu, denn ich bin eigenhändig mit meinem Auto die 15km einfach ins Krankenhaus gefahren. Ich habe mich auch nicht von meinem Auto aus mit dem Rollstuhl abholen lassen, sondern bin auch zu Fuß in die Station gelaufen (habe nicht mal nach dem Weg gefragt!).
Die Rettungsassistenten dürfen wie Pagen im Hotel die Koffer
tragen und müssen sich um die Transportbescheinigungen (ein
Rezept, das die medizinische Notwendigkeit der Inanspruchnahme
des Rettungsdienstes bescheinigt) kümmern, weil der Herr
Patient (oder die Frau…) es nicht nötig hatte ZUERST eine
solche Bescheinigung zu besorgen - in Fällen, in denen es kein
lebensbedrohlicher Notfall sondern ein geplanter
Krankentransport ist wäre das aber die Pflicht des Patienten.
Ist aber oftmals nicht bekannt (siehe einen anderen Thread, der sich mit dem Transport einer alten, gehbehinderten Dame zum Zahnarzt befasst), so sollte man daher mehr Informationsarbeit leisten, z.B. Handzettel in Praxen. Ist aber auch nicht mein Problem, meine Handtasche konnte ich selbst noch tragen.
Diese Dienstleistungsmentalität, die da inzwischen um sich
greift, stört mich immens.
Klar, nicht umsonst heißt es seit Jahren, dass Deutschland eine Servicewüste sei.
Wenn Du dir ein Kind nicht leisten kannst und willst, wenn Du
wegen Deines Arbeitgebers keine Zeit für Arztbesuche hast,
Nicht jeder arbeitet in einer medizinischen Einrichtung.
dann solltest Du in Zukunft bei der Verhütung sorgfältiger
sein.
Meinst du, ich habe das absichtlich gemacht? Meinst du, ich hole mir jeden zweiten Tag die Pille danach? Ich bin nicht so perfekt wie du, ich bin auch nur ein Mensch, dem Fehler unterlaufen oder der sich mal irren kann. Aber dann deswegen alle Schuld der Welt auf mich abwälzen zu wollen (übertrieben formuliert), scheint ja in diesen medizinischen Kreisen sehr beliebt zu sein (leider nicht übertrieben formuliert).
Der „Fehler“ liegt nämlich nicht in der Organisation des
Krankenhauses - welche Du als Patient gar nicht beurteilen
kannst weil Du nicht weißt aus welchen Gründen die anderen
Patienten dort gewartet haben - sondern in Deiner Einstellung
gegenüber Deiner Behandlungspriorität.
Wenn man der Reihe nach drankommen will, setzt man sich eigentlich keine hohen Prioritäten, oder? Ich will nicht als erster drankommen, sondern dann, wenn derjenige, der vor mir dran war fertig ist, und diejenigen, die nach mir kommen auch nach mir drangenommen werden.
Wie Du ja auch selber erkannt hast waren die anderen Patienten
der Notfallambulanz genauso große „Notfälle“ wie Du auch -
nämlich keine.
Und deshalb sollen sie mir dann vorgezogen werden?! Komische Mentalität…
Schwangerschaften sind keine medizinischen
Notfälle, und dementsprechend war die Behandlung der anderen
Leute genauso „dringend“ wie Deine auch.
Darin sind wir uns ja einig, womit hast du dann ein Problem? Dass ich was dagegen habe, dass alle anderen vor mir dran kommen, obwohl ich bis auf eine Person vor ihnen da war?!
Daß man Dich gründlich untersucht hat ist nur eine Folge der
Denkweise, die sich heute verbreitet.
Es gibt nun mal keinen Allglauben mehr an die Götter in Weiß.
Was wäre gewesen wenn Du
auf die Einnahme der „Pille danach“ mit massiven
Komplikationen reagiert hättest? Du wärst doch die erste
gewesen, die lamentiert hätte daß man dich nicht ausreichend
untersucht habe und Du nun deswegen arbeitsunfähig bist…
Warum, weil du nur das Schlechte in mir siehst, kein gutes Haar an mir lassen willst und dann, obwohl du nur ein paar Worte von mir kennst, dann gleich weißt, wie ich mich verhalte? Du scheinst ja ein großer Psychologe (oder Wahrsager) zu sein, wenn du mich schon so gut zu kennen scheinst. Nur leider bin ich nicht so. Schließe bitte nicht von dich auf andere: Du bist derjenige, der nur das Schlechte in den anderen sieht, der immer nur annimmt, dass jeder nur bösartig ist und daher nur nörgelt, so dass man anderen nichts recht machen kann.
Es spricht sehr für und überhaupt nicht gegen den Arzt wenn er
gewissenhaft vorgeht und Dich vor der Ausgabe eines Rezeptes
erstmal gründlich untersucht.
Dann sollte aber nicht vorher versprochen werden (von der Rettungsleitstelle, die ich auf Anraten meiner Apotheke angerufen habe), dass gleich das Rezept zum Abholen bereit liegt.
Um es mal nach Rudi Völler zu sagen: „Wir müssen uns
allmählich mal überlegen ob es in der Zukunft so weitergehen
kann. In welcher Welt lebt ihr denn alle? Ihr müßt doch alle
mal von eurem hohen Roß herunterkommen.“
Dann fang mal an. Und setzte erstmal das Bild, dass du von mir hast, wieder auf ein richtiges Niveau zurück.
Vielleicht versuchst Du demnächst erstmal zu vermeiden daß Du
wegen der „Pille danach“ während der Arbeitszeit in eine
Notfallambulanz gehen mußt.
Es war vor der Arbeitszeit. Und ganz sicher gehe ich in dieses vermaledeite Krankenhaus NIE wieder, wenn es sich vermeiden lässt. Ich habe mir ja nicht aus Spass die Pille danach geholt. Das scheinst du irgendwie vergessen (oder absichtlich ignoriert) zu haben. Ich habe sie mir aus der Notwendigkeit heraus geholt, dass ich nicht ein Kind in eine ungewisse Zukunft setzen möchte, die eher düster denn gut aussieht. Soviel Verantwortungsbewusstsein wird dann noch durch ein solches Verhalten, wie insbesondere du und andere es an den Tag gelegt hast, dann auch noch bestraft. „In welcher Welt leben wir?“ Das ist wirklich eine gute Frage.
Grüße
Manor