Hallo,
Am Schluss einer literaturwissenschaftlichen Arbeit feiner zu
differenzieren als in Primär- und Sekundärliteratur, halte ich
für wenig hilfreich.
Na das ist doch eine klare Aussage…
Wohin soll das führen? Dass man als
Quintärliteratur alle Kinderbücher angibt, die man vorgelesen
bekommen hat?
Fände ich lustig - aber im Ernst, es taucht insgesamt natürlich nur Literatur auf, die ich nicht nur gelesen, sondern auch zitiert habe.
Unter Primärliteratur
führst du sämtliche Texte auf, bei denen es sich nicht um
wissenschaftliche Untersuchungen handelt, sondern die
Gegenstand ebensolcher geworden sind (oder werden könnten).
Das sind – neben deinen zwei Erzählungen – die
Romane anderer Schriftsteller und die philosophischen Essays
(egal welchen Alters), aber auch Briefe oder Tagebücher von
Autoren usw.
Okay.
Unter Sekundärliteratur
listest du, einfach gesagt, den ganzen Rest auf, also Texte,
in denen fremde Texte diskutiert werden. Das umfasst sowohl
wissenschaftliche Veröffentlichungen als auch Zeitungsartikel.
Okay, also das, was ich oben schon als „Sekundärliteratur“ bezeichnet habe, ist auch tatsächlich Sekundärliteratur, und der ganze andere Kram ist Primärliteratur…?
Auf den ersten Blick mag diese Unterteilung zu grob
erscheinen. Allerdings sorgt die alphabetische Sortierung nach
Autorennamen für die notwendige Feinstruktur. Ich würde selbst
bei einer Dissertation oder Habilitation mit einer
dreistelligen Anzahl zitierter Werke an der binären Trennung
festhalten, wobei man dann darüber nachdenken kann, innerhalb
der zwei großen Blöcke noch mal zu differenzieren.
Zum Glück befinde ich mich noch im zweistelligen Bereich…
Zweifelsfälle sind Nachschlagewerke – nicht im Hinblick
auf die Zuordnung als Sekundärliteratur, sondern darauf, wie
sinnvoll es überhaupt ist, sie in ein Literaturverzeichnis
aufzunehmen.
Einmal habe ich das gemacht (aber in einem anderen Fach): Einen Brockhaus-Artikel zitiert und unter Tertiärliteratur aufgeführt, und das war auch in Ordnung.
Andererseits würdest du dich wundern, was im Bachelorstudium noch so alles „in Ordnung“ ist; ich hab auch schon von Seminararbeiten ganz ohne Literaturverzeichnis gehört, die trotzdem eine Note bekommen haben.
Wenn ich als Uni-Dozent Prüfer einer
literaturwissenschaftlichen Arbeit wäre und mir würde jemand
bei der Bachelorarbeit den Brockhaus
zitieren, stellte ich schon den Sinn meines Wirkens in Frage.
Bei der Bachelorarbeit habe ich mir jede Art von Nachschlagewerk verkniffen.
Auch Selbstkommentare von Autoren können Schwierigkeiten bei
der Einordnung bereiten.
Ich glaube, nach deinen Ausführungen oben sind meine eindeutig Primärliteratur.
Ich hoffe, diese Anmerkungen verhelfen deiner Bachelorarbeit
zum letzten Schliff.
Davon gehe ich aus. Wenn ich die Note habe, gebe ich im Plauderbrett einen Sekt aus (wenn man das noch darf).
Grüße
Sonja