Hallo!
Da prallen wohl zwei völlig unterschiedliche Generationen aufeinander. Früher war es einfach nicht üblich, über eine Fehlgeburt länger nachzudenken geschweige denn darüber zu reden. Begraben wurden auch nur solche Kinder, die kurze Zeit lebten, bei Totgeburten war das bei uns unmöglich.
Ich selbst hatte drei Fehlgeburten, sodass ich weiß, wovon ich rede. Natürlich war ich sehr traurig, und gerade weil „man“ darüber nicht redete, entwickelte sich bei mir eine Depression. Kürzlich hörte ich im Radio einen Bericht, dass im größten Spital Österreichs ein Ort des Gedenkens dafür eingerichtet wurde. Da dachte ich auch, wie sehr sich die Zeiten doch geändert haben, und dass ich damals keine Möglichkeit hatte, mit meiner Trauer umzugehen.
Deine Schwiegermutter gehört mit ihrerm angeblichen Nicht-Trauern zu meiner Generation. Sie hat es nicht anders gelernt und hat ja das Enkelkind nie kennengelernt. Trauern kann man immer nur um jemanden, zu dem man eine Beziehung aufgebaut hat. Das war hier nicht der Fall.
Was mir aber auffällt, dass Dein Erlebnis schon drei Jahre zurückliegt. Ich habe den Eindruck, dass Du Deine Trauer noch immer nicht verarbeitet hast. Natürlich darf man auch nach vielen Jahren noch traurig sein, wenn man an damals denkt, aber trauern dürfte man eigentlich nicht mehr. Vielleicht findest Du eine Selbsthilfegruppe oder einen guten Psychologen, der Dir hilft, die Trauerarbeit endlich abzuschließen.
Du erwähnst auch nichts, dass Du inzwischen Nachwuchs hättest, und da könnte es auch sein, dass Du Deine Enttäuschung darüber in Gedanken an Deiner Schwiemu „auslässt“. Aber wie gesagt, die ist völlig unschuldig in dieser Angelegenheit.
Ich wünsche Dir aus ganzem Herzen, dass Du da herauskommst!
Beste Grüße
Waldi