Psychologie - Präsenzuni oder Fernuni?!

Ich (30) möchte mich zum Wintersemester für Psychologie (Bachelor) an der Uni einschreiben. Nun stehe ich vor der Entscheidung - die FernUni Hagen oder die Uni Heidelberg?
Vorteile FernUni:

  • mit zwei Kindern zeitlich deutlich flexibler
  • keine Anfahrtswege - Heidelberg wäre etwa 40 km weg
  • gut mit meinem jetzigen Beruf (Freiberuflerin) vereinbar

Vorteile Präsenz-Uni:

  • soziale Kontakte, Austausch
  • Übungen, Seminare, Vorlesungen - mehr praxisorientiert
  • möglicherweise bessere Chancen auf Master-Studienplatz, da diesen auch Heidelberg anbietet, Hagen jedoch nicht
  • Anteile in klinischer Psychologie im Bachelor mit drin (das hab ich in Hagen nicht: möglicherweise Nachteil bei Bewerbung um Master-Platz in dieser Richtung, ich will Therapeutin werden)
  • renommierte Uni, evtl. besser anerkannt auf dem Arbeitsmarkt als Fernuni.

Heidelberg ist eine geschätzte Uni und ich würde es lieben, dort studieren zu dürfen. Aus rein beruflicher Sicht würde ich diese Uni bevorzugen. Aus familiärer Sicht wäre die Fernuni allerdings einfacher, weil eben mehr zeitliche Unabhängigkeit herrscht. Veranstaltungen nachmittags sind mit den Kindern nicht ganz leicht zu organisieren, zudem kann ja auch immer mal ein Kind krank sein…
Das Fernstudium erfordert aber wiederum mehr Eigenmotivation und Selbstdisziplin, ich denke da würde mir wiederum Heidelberg mehr entgegenkommen.

Was ist die bessere Lösung? Mit meinem Mann habe ich auch schon gesprochen, der ist auch unschlüssig und meint, keine Entscheidung wäre wirklich falsch oder richtig…

Wie würdet ihr entscheiden?
Danke für eure Meinungen.

Hallo,

ich würde zu Heidelberg raten. Ein Psychologiestudium macht man nicht mal eben so nebenher, und die Versuchung, die Alltagsbelastungen auf dem gewohnten Level zu halten und das Fernstudium zusätzlich stemmen zu wollen, halte ich für sehr hoch.

Wenn du erfolgreich studieren willst, muss die ganze Familie mit ran. Das bedeutet, dass jeder - auch die Kinder - sich umorganisieren muss, damit der Laden trotzdem läuft. Da das mit Einschränkungen der Bequemlichkeit verbunden ist, ist da mit einigem Widerstand zu rechnen - auch wenn in der Theorie noch jeder behaupten mag, dazu bereit zu sein.

Es wird mit Sicherheit deutlich mühsamer werden, deine Familie davon zu überzeugen, nicht weiterhin im bekannten Maß verfügbar zu sein, wenn du zuhause anwesend bist. Gleichzeitig wirst du nicht einfach weghören können, wenn es Stress gibt und du ihn mitbekommst.

Bist du an der Uni, bist du einfach nicht da. Punkt. Das Familienleben muss zu diesen Zeiten ohne dich funktionieren, was es auch tun wird, wenn klar kommuniziert wird, dass es eben nun anders laufen wird. Frei machen musst du dich von deinem schlechten Gewissen.

Es ist aber illusorisch zu glauben, du könntest alles auf dem selben Level bewältigen und daneben ein Studium absolvieren. Du wirst aber durchaus in Versuchung sein, dieser Vorstellung zu erliegen :smile:. Wie deine Familie übrigens auch. Als Mutter von vier Kindern, die gleichzeitig studiert bzw. gearbeitet hat, weiß ich, wovon ich rede.

Und: Du bist nicht mehr die Jüngste. Die Präsenzuni wird dich deutlich stärker fordern und damit dazu beitragen, zügig voranzukommen. Die Fernuni läuft dir nicht weg - und das kann sich zur Harke auswirken und nicht nur den Studien- sondern auch den Berufserfolg in Frage zu stellen. Zudem wirst du immer in Konkurrenz zu Leuten stehen, die mit der gleichen Ausbildung 10 Jahre jünger sind als du.

Auch in diesem Zusammenhang scheint mir die Fernuni die schlechtere Wahl. Es hat schon ein wenig den Touch von „Hausfrau und Mutti hat ein bisschen an der Fernuni studiert und sucht nun 'ne Beschäftigung“. Ein Studium an einer angesehenen Uni wird sich da anders darstellen.

Und: Unileben „live“ ist durch nichts zu ersetzen :smile:.

Schöne Grüße
Jule

Guten Morgen!

Hallo,

ich würde zu Heidelberg raten. Ein Psychologiestudium macht
man nicht mal eben so nebenher, und die Versuchung, die
Alltagsbelastungen auf dem gewohnten Level zu halten und das
Fernstudium zusätzlich stemmen zu wollen, halte ich für sehr
hoch.

Ich gebe dir vollkommen recht.

Und: Du bist nicht mehr die Jüngste. Die Präsenzuni wird dich
deutlich stärker fordern und damit dazu beitragen, zügig
voranzukommen. Die Fernuni läuft dir nicht weg - und das kann
sich zur Harke auswirken und nicht nur den Studien- sondern
auch den Berufserfolg in Frage zu stellen. Zudem wirst du
immer in Konkurrenz zu Leuten stehen, die mit der gleichen
Ausbildung 10 Jahre jünger sind als du.

Im oberen Teil hast du ebenso recht. Aber bitte nicht dem Klischee verfallen, dass junge Leute heutzutage belastungsfähiger sind als erfahrene ältere Personen. Die Lebenserfahrung und die Jugend sind die beste Mischung.

Auch in diesem Zusammenhang scheint mir die Fernuni die
schlechtere Wahl. Es hat schon ein wenig den Touch von
„Hausfrau und Mutti hat ein bisschen an der Fernuni studiert
und sucht nun 'ne Beschäftigung“. Ein Studium an einer
angesehenen Uni wird sich da anders darstellen.

Es gibt tatsächlich Leute die bringen das unter einen Hut. Ich denke, du solltest nicht so abwertend gebenüber Studenten der FernUni urteilen. Es sei denn, du verfügst über Erfahrungen.
Woher willst du wissen, dass die FernUni keine angesehene Uni ist?
Es gibt keinen Vergleich, da es nur die eine in Deutschland gibt. Äpfel mit Birnen zu vergleichen, hat noch nie funktioniert.

Und: Unileben „live“ ist durch nichts zu ersetzen :smile:.

Stimmt!!!

Schöne Grüße
Jule

Gruß

1 Like

Hi!

Die Fernuni hat keinen NC.

@ Klinische Psychologie ist kein Bestandteil des Curriculums des B. Sc. Psychologie an der FernUniversität.

Quelle: http://www.fernuni-hagen.de/KSW/bscpsy/studienorgani…

Was willst Du denn später machen?

LG

@ Klinische Psychologie ist kein Bestandteil des Curriculums
des B. Sc. Psychologie an der FernUniversität.

Hallo! Ja, ich weiß, dass klinische Psychologie da nicht inbegriffen ist. Man kann aber wohl - so die Aussage aus Heidelberg - dort dann trotzdem den Master in klinischer Psychologie draufsetzen.

Ich möchte Psychotherapeutin werden - insofern wäre aber natürlich auch klinische Psychologie im Bachelor, wie in Heidelberg, natürlich vorteilhafter.

Guten Morgen!
Ich habe an der FernUni im Nebenfach Psychologie studiert. Das entspricht in etwa deinem Studenvolumen in deinem angestrebeten Studiengang.
Ich habe allerdings mit meiner Frau zusammen den selben Studiengang belegt. Wir haben nach fast 9 Jahren erfolgreich den Magisterabschluss erlangt.
Die Betreuung an der FernUni ist qualitativ sehr hoch. Die Präsenzveranstaltungen halten sich im kleinen Rahmen und werden sehr gut geführt.
Was das Psychologiestudium betrifft würde ich allerdings abraten es über die FernUni zu absolvieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Psychologie vom Schwierigkeitsgrad sehr unterschätzt wird. Ein Direktstudium hätte mir im nachhinein besser gefallen und wäre intensiver gewesen.
Alleine ein Fernstudium durchzuführen erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Ich weiß genau von was ich rede. Wir hatten den Vorteil einer kleinen Lerngruppe.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Entscheidung.
Gruß

Hallo!

Danke für deine Antwort. Ja, es spricht wohl wirklich mehr für die Präsenzuni - auch die räumliche Trennung Familie / Studium ist wohl gar nicht so schlecht. Ich hoffe nur, ich bekomme wirklich Vorlesungen, Seminare, Praktika und gleichzeitig Familie und Job (nebenbei) unter einen Hut… zumal ich ja auch noch die Fahrtzeiten Uni-Wohnort habe.
Wie hast du dich denn organisiert, wie hat das mit der Kinderbetreuung bei dir geklappt? Bist du allem noch soweit gerecht geworden?

Danke für deine Antwort! Ja, ich tendiere momentan auch mehr zur Präsenzuni, einfach weil ich dort nicht so „isoliert“ lernen muss und es sicher etwas praxisorientierter ist. Ich glaube, die Motivation ist höher, wenn man das Angebot vor Ort hat und sich auch einmal austauschen kann… andererseits ist es eben ein höherer Organisationsaufwand mit den Kindern - aber vielleicht klappt das alles auch besser, als ich mir das jetzt vorstelle. Reizvoller wäre die Präsenzuni auf jeden Fall, zumal Heidelberg auch wirklich interessante Vorlesungen zu haben scheint (insbesondere klinische Psychologie, was in Hagen ja ausgeklammert wird).

Hallo Jule,

hierzu möchte ich anmerken:

Auch in diesem Zusammenhang scheint mir die Fernuni die
schlechtere Wahl. Es hat schon ein wenig den Touch von
„Hausfrau und Mutti hat ein bisschen an der Fernuni studiert
und sucht nun 'ne Beschäftigung“. Ein Studium an einer
angesehenen Uni wird sich da anders darstellen.

die Fernuni in Hagen hat schon 1977 in Wirtschaftswissenschaften eher schwerere Inhalte vermittelt (laut Mitstudenten, die Präsenzunis kannten), als entsprechende Präsenzuni-Studiengänge, eben um das „Hausfrau und Mutti“-Image gleich gar nicht aufkommen zu lassen.

Ein bisschen wundert mich das daher jetzt schon, dass das immer noch in den Köpfen spuken soll.

Gruß, Karin

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Hallo.

Im oberen Teil hast du ebenso recht. Aber bitte nicht dem Klischee verfallen, dass junge Leute heutzutage belastungsfähiger sind als erfahrene ältere Personen.

Darum ging es mir gar nicht. Eher darum, dass die Gefahr bei der Fernuni höher ist, noch länger zu brauchen, bis man in den Job kommt.

Woher willst du wissen, dass die FernUni keine angesehene Uni ist?

Ich habe in diesem Zusammenhang einige Male mitbekommen, dass Bewerber der Fernuni aus genau dem Grund ausgesiebt wurden: Weil sie Absolventen der Fernuni waren. Ob das gerechtfertigt war oder nicht, kann ich nicht beurteilen, habe aber das - zugegebenermaßen subjektive - Gefühl, dass man in gewissen Kreisen eher „traditionell“ denkt.

Schöne Grüße
Jule

Hallo.

Wie hast du dich denn organisiert, wie hat das mit der Kinderbetreuung bei dir geklappt?

Ich habe alle Spielformen durchgemacht: Vom Mitnehmen (Kinderbetreuung an der Uni, Forschungsauftrag in Afrika) über Unterbringen bei Freunden oder Großelternhilfe bis hin zum AuPair. Eine so ausgeprägte Ganztagsbetreuung wie heute gab es vor 25 Jahren noch nicht.

Bist du allem noch soweit gerecht geworden?

Natürlich nicht. Das Schwierigste dabei ist, sich selber zu verzeihen, dass man nicht überall gleich gut sein kann. Ich lebte mit jeder Menge ups and downs und habe gelernt, immer wieder dort einen Schwerpunkt zu setzen, wo er grade am Nötigsten war. Das hat natürlich auch bedeutet, dass die Kinder nicht immer an erster Stelle standen. Im Gegenzug habe ich aber auch einige sehr verlockende berufliche Angebote der Kinder wegen abgelehnt.

Unterm Strich hat es trotzdem ganz gut funktioniert. Wenn du allerdings den Anspruch haben solltest, dass es familientechnisch nahtlos so weiter geht, wie bisher und dass es da keine Reibungsverluste gibt, wirst du vermutlich nicht ganz so weich in der Realität landen :smile:.

In jedem Fall brauchst du eine gehörige Portion „Mut zur Lücke“.

Schöne Grüße,
Jule

Auch in diesem Zusammenhang scheint mir die Fernuni die
schlechtere Wahl. Es hat schon ein wenig den Touch von
„Hausfrau und Mutti hat ein bisschen an der Fernuni studiert
und sucht nun 'ne Beschäftigung“. Ein Studium an einer
angesehenen Uni wird sich da anders darstellen.

Das ist eine Beleidigung für jeden, der an der FernUni Hagen studiert hat.

Die FernUniversität Hagen ist eine staatliche, AKADEMISCHE Hochschule, mit PROMOTIONSRECHT und HABILITIERTEN Professoren. Glaubst Du im Ernst NRW hätte einer „Hausfrau- und Mutter- Pseudo-Uni“ das Promotionsrecht verliehen? Glaubst Du im Ernst habilitierte Professoren würden sich herablassen, sich an eine „Hausfrau- und Mutter-Pseudo-Uni“ berufen zu lassen? Glaubst Du im Ernst Hagener Studiengänge wären akreditiert, wenn sie nicht akademischen Standards genügen würden?

Ich habe mein Erststudium an einer Präsenzuni gemacht, mein Zweitstudium absolviere ich nun an der FernUni Hagen. Mein Erststudium an der Präsenzuni war vom Leistungsniveau her Kindergarten, mein derzeitiges Studium ist wesentlich anspruchsvoller. Erstmal ein Studium an der FernUni schaffen, dann kann man sich darüber auslassen, ob es wirklich ein Pille-palle Hausmütterchen- und Mutti-Studium ist, das wir absolvieren.

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