Hallo!
wir wollen ein Haus bauen und fragen uns, ob sich eine
Erdwärmeheizung rechnet,da Öl und Gas immer teurer werden.
Hat jemand Erfahrungen mit einer Erdwärmeheizung? Vor- und
Nachteile?
Das Haus hat eine Größe von ca. 125 m², ohne Sonnenkollektoren
o.ä… Hat jemand eine Ahnung was man so verbraucht (zwei
Personen im Haushalt).
Je nach Bauweise und Aufwand z. B. bei der Verglasung wird das Haus einen Energiebedarf von 30 bis 50 kWh pro m² und Jahr haben. Bei 125 m² kommst Du auf 3.750 bis 6.250 kWh pro Jahr. Der Heizölbedarf wird mit einem Heizwert von rund 10 kWh/l und Wirkungsgrad ca. 0,9 zwischen 420 und 700 Litern jährlich liegen. Dazu kommt die Energie für Warmwasser, sofern die Erwärmung über die Heizung laufen soll (wäre bei einer Ölheizung vermutlich nicht vernünftig). Du landest dann irgendwo zwischen 500 und 800 Litern Heizöl jährlich.
Der Energiebedarf bei einem zeitgemäß isolierten Haus ist so niedrig, daß es schwer wird, den hohen technischen und finanziellen Aufwand für eine Wärmepumpe zu rechtfertigen. Aufgrund des physikalisch begründbaren Preisfaktors von etwa 3 zwischen Öl und Gas einerseits und Strom andererseits, brauchst Du einen Wirkungsgrad jenseits der 300%, damit sich die Anlage jemals rechnet. Ob das erreichbar ist, hängt von der Bodenbeschaffenheit und vom Grundwasserstand des jeweiligen Standorts ab. Schwerer feuchter Boden ist für eine Wärmepumpe gut, während man in sandig-trockenem Grund auf keinen grünen Zweig kommt. Du kannst natürlich beinahe überall eine Tiefbohrung niederbringen lassen, aber das wird jeden sinnvollen Kostenrahmen sprengen. Auch Wärmepumpen-Systeme, die nur der Außenluft Energie entziehen, sind keine wirtschaftlich betreibbaren Systeme.
In jedem Fall solltest Du Dich für eine großflächige Niedertemperaturheizung entscheiden, also für eine Fußbodenheizung. Wenn es die Grundstücksgröße hergibt, daß Du Brennholz lagern und aufbereiten kannst, sehe zusätzlich für die Übergangszeit mit geringem Wärmebedarf einen mehrere Räume beheizenden Holzvergaser vor. Das macht aber nur Sinn, wenn Du kein fertig gehacktes und abgelagertes Holz kaufen mußt, sondern selbst Holz hackst und lagerst. Für ofenfertiges Brennholz werden nämlich Preise zwischen 50 und 100 €/m³ (manchmal sogar noch mehr) verlangt und das ist teurer als Öl.
Wenn es dauerhaft niedrige Betriebskosten geht, würde ich einen Energiebedarf von 30 kWh/m² und Jahr anstreben und nach Möglichkeit unterschreiten. Das funktioniert mit guten Fenstern mit Wärmeschutzverglasung und wenn man noch mehr machen möchte, mit automatischer Belüftung mit Wärmerückgewinnung. Darüber hinaus rüste den Keller mit einer automatischen Belüftung aus, die sommerliche Kondenswasserbildung vermeidet und baue nicht den üblichen Stahlschrott an Kellerfenstern ein. Da gehören ordentlich schließende Fenster mit Iso-Verglasung rein. Auf diese Weise ist nicht nur der Keller ohne Schimmel und muffigen Geruch nutzbar, sondern die Wände bleiben zuverlässig trocken. Feuchte Wände und niedrige Heizkosten vertragen sich nämlich nicht. Wenn es um das Fernhalten von Witterungseinflüssen vom Haus geht, sollte man nicht an Dachüberständen sparen. Ach ja: Verzichte auf jegliche Bepflanzung direkt an Hauswänden. Wenn es geht, packe die ganze Hütte rundherum in ein Kiesbett mit Drainage und isoliere auch den Keller von außen. Zusammen mit der oben beschriebenen sommerlichen automatischen Belüftung erhältst Du auf diese Weise hochwertigen, uneingeschränkt nutzbaren Kellerraum.
Gruß
Wolfgang