Religion und Humor

Moin,

Zweitens ist mein Dank für das Zutrauen in meine poetischen
Künste als humoriges Einsprengsel gedacht - oder glaubst du
wirklich, ich meine das ernst?

sagen wir es mal so.
Es gibt durchaus einige Beiträge von Dir, die ich nicht ganz ernst nehmen kann.

Gandalf

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Das sind aber alles innerreligiöse Regelungen. Wir …

Wir?

Wir haben selbstverständlich Meinungs(äußerungs) freiheit und Rechte.

Es gibt nun aber auch Zwänge und Pflichten.

Und grob umrissen

nehmen sich die Mitglieder einer Gruppierung untereinander Rechte/Freiheiten heraus

und ordnen sich den Pflichten/Zwängen der Gruppierung unter.

Gegenüber anderen Gruppierungen entsteht jedoch ein großes Ungleichgewicht. Hinsichtlich Verteilung der Rechte gegenüber den Pflichten und der Freiheiten gegenüber den Zwängen.

Das heißt, jedem steht es frei, Religion an sich und damit auch sämtliche religiösen Gesetze abzulehnen. Und Religionen dürfen kritisiert werden.

Das heißt es natürlich nicht! Stell dir vor, du lehnst ebenso die staatlichen Gesetze (deiner hier etwas anders gearteten Gruppierung) ab.

Man nimmt nur seine gefühlten, sicherlich erst einmal nicht berechtigten Rechte und Freiheiten gegenüber anderen deutlicher wahr.

Franz

Hej Tormod,

Es gibt tatsächlich eine Menge religiöser Witze.

die größte Sammlung von Pfaffenwitzen ist mir beim Abt von Leffe begegnet, der es geschafft hat, während fünfundvierzig Minuten Busfahrt ununterbrochen Pfaffenwitze zu erzählen.

Schöne Grüße

MM

Humor in den Religionen
Hi.

Humor kann innerhalb des religiösen Denkens, soweit dieses theistisch ist, nur in Ausnahmefällen erscheinen. Theistische Religion (= Theismus) ist nämlich von seinem genuinen Kontext her eine absolut todernste Angelegenheit. Das hängt mit zwei voneinander unabhängigen Umständen zusammen:

  • Das religiöse Denken entstand in prähistorischer Zeit in der Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Geburt.

  • Das theistisch-religiöse Denken in historischer Zeit (seit dem Aufkommen von Schrift und Königtum) stand immer im engsten Zusammenhang mit gewaltgestützter Herrschaft durch eine Elite aus Kriegern und Priestern.

Der erste Punkt bildet die ´natürliche´ Basis religiöser Spekulation, im zweiten Punkt kommt ein politischer Aspekt ins Spiel, der nicht zum ´natürlichen´ Wesen des Religiösen gehört, sondern den Menschen von einer starken Elite aufgezwungen wurde. Thematisch gehört Punkt 1 immer noch zum motivischen Gesamtrahmen des Theismus, wurde geschichtlich aber aber für die Interessen einer Elite politisch instrumentalisiert. Das im einzelnen aufzuzeigen würde den Rahmen des UP allerdings sprengen.

Klar ist, dass Humor innerhalb des religiös-theistischen Denkens keinen Platz hat, einfach deswegen, weil Humor, gleich wie man ihn definiert, auf jeden Fall jene Art von zersetzender Kraft hat, die der Strenge eines theistischen Systems absolut zuwiderläuft. Theismus will Angst erzeugen, vor allem in Form von Schuldgefühlen, die das Verhalten des Gläubigen kontrollieren und steuern.

Man muss allerdings differenzieren zwischen den polytheistischen Systemen und den späteren monotheistischen Systemen. Im Polytheismus gibt es aufgrund der vielfältigen Götterkonstellation ein gewisses Potential für humorige Elemente bzw. für Elemente, die wir Heutigen als humorig interpretieren können, auch wenn diese Interpretation im Einzelfall anachronistisch sein mag. Insbesondere die sexuelle Thematik eignet sich für ein solches Verständnis, da das Sexuelle mit einiger Sicherheit kultur- und zeitenübergreifend zum Lächeln oder Lachen herausfordert. Man kann also davon ausgehen, dass entsprechende polytheistisch-mythologische Darstellungen die Empfindung von Lustigkeit (im doppelten Wortsinn) im Hörer oder Leser hervorriefen.

Ich zitiere nachfolgend ein Beispiel für pornographische Poesie aus dem alten Sumer: Die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Inanna (bis etwa zur Zeit Hammurabis die wichtigste mesopotamische Gottheit überhaupt) fordert ihren Geliebten, den Hirtengott Dumuzi, zum Geschlechtsakt auf:

Meine Vagina, ein Hügel, der geöffnet und bewässert ist,
meine, der Jungfrau, (Vagina) – wer wird ihr Pflüger sein?
Meine Vagina, die feuchte, bewässerte,
meine, der Herrin, (Vagina) – wer wird den Ochsen (gud) dorthin bringen?
Pflüge in meiner Vagina, Mann meines Herzens!

In der ägyptischen Mythologie gibt es eine allerdings volkstümliche Variante des sog. Mythos von dem Gericht der Neunheit, in welchem ebenfalls sexuxelle Themen angeschlagen werden, und zwar in offen humoresker Weise, denn es geht um Homosexualität, die im alten Ägypten zwar toleriert, aber nicht gesellschaftlich ´normal´ war, von daher also ein Gegenstand des Spotts. Natürlich war diese Variante nicht Bestandteil der offiziellen ägyptischen Mythologie, da sie die ägyptischen Götter alles andere als ehrfurchtgebietend schildert.
Ich zitiere aus einer Zusammenfassung, da mir die längere Version von Brunner-Traut gerade nicht als copypaste-fähige Datei verfügbar ist.

Das nächste Mal traf sie (= Göttin Isis) Seth (= ihr göttlicher Bruder), der vor Schmerzen brüllte und seine Schwester beschwor, ihn aus Mitleid zu verschonen. Diesem Wunsch kam Isis nach. Horus (= göttlicher Sohn von Isis) war sehr verärgert darüber, stieg aus dem Wasser und schlug seiner Mutter den Kopf ab.
Als die Götter das sahen, beschlossen sie Horus zu strafen, indem sie Isis einen Kuhkopf gaben.
Wieder erschienen alle vor dem Göttergericht. Re befahl Horus und Seth, dass sie endlich in Eintracht leben und aufhören sollen, um das königliche Amt zu streiten.
Daraufhin lud Seth Horus ein, um mit ihm ein Fest der Versöhnung zu feiern. Abends schliefen beide miteinander. Horus war listig genug, um den Samen von Seth in seiner Hand aufzufangen. Er brachte den Samen seiner Mutter, als Seth eingeschlafen war. Isis schnitt Horus die Hand ab, warf sie ins Wasser und zauberte ihm eine neue. Dann nahm sie den Samen von Horus und benetzte damit das Frühgemüse des Seth.
Als nun am anderen Morgen Seth wieder vor Gericht erschien, um anzugeben, dass Horus für das Amt unwürdig sei, weil er ihn beschlafen hat, erwies sich Isis wiederum als die Klügere. Denn als Thot den Samen des Seth anrief, antwortete dieser vom Grunde des Gewässers, wohin Isis die Hand des Horus geworfen hatte. Aber als Horus nun sagte, er habe den Seth beschlafen, und Thot den Samen des Horus aufrief, antwortete dieser aus dem Haupt des Seth. Thot gebot dem Samen herauszukommen. Er erschien wie eine Krone auf dem Haupt des Seth. Thot nahm sie und setzte sie dem Horus auf. Damit krönte er ihn ein weiteres Mal.

Zum jüdischen Religions-Humor ist zu sagen, dass er selbstverständlich nicht zum ursprünglichen Judentum gehörte, sondern eine Art Reaktionsbildung auf die vielen antijüdischen Witze ist, welche sich die Juden in den vielen Jahrhunderten der Diaspora und damit verbundenen Unterdrückung natürlich oft anhören mussten. Sie entwickelten ihre Rabbi-Witze auf der Grundlage der antijüdischen Witze, aber auf eine Weise, die so sympathisch wirkt, dass den feindlichen Witzen quasi der Wind aus den Segeln genommen wurde.
Im Einzelfall ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Witz tatsächlich von Juden erfunden wurde. Der folgende z.B. scheint mir außerjüdischen Ursprung zu haben:
Ein Rabbi ärgert sich darüber, dass viele der Gläubigen ohne
Käppi in die Synagoge kommen. Also schreibt er an den Eingang:
„Das Betreten der Synagoge ohne Kopfbedeckung ist ein dem
Ehebruch vergleichbares Vergehen.“
Am nächsten Tag steht darunter:
„Hab ich probiert. Kein Vergleich!“

Ein anderer, mit Sicherheit echter jüdischer Witz:

„Unser Rabbi spricht mit Gott selbst.“ „Das ist doch nicht wahr!“ „Doch. Würde Gott etwa mit einem Lügner sprechen?“

Die Pointe besteht natürlich in der zirkulären Argumentation. Das zu Beweisende (dass der Rabbi mit Gott spricht) dient als Argument für die Wahrheit der Behauptung.

Folgender buddhistischer (also nicht-theistischer) Witz ist ebenso simpel wie genial:

Ein Mann beobachtet, wie ein buddhistischer Mönch auf einer grossen Wiese genau gegen einen Baum läuft und zu Boden geht. Er geht zu ihm hin.
„Wieso bist Du denn gegen den Baum gelaufen? Du hättest doch rechts oder links vorbeigehen können.“
Sagt der Mönch : „Ich wollte den mittleren Weg nehmen.“

Chan

Jemand, der gleich zwei Leuten die Fälschung einer
Sutra-Strophe unterstellt, nur um (in seinen argwöhnischen
Augen) den Buddhismus schlecht zu machen

Rechnest Du auf das kurze Gedächtnis der hier Mitlesenden? Nur zur Erinnerung bzw. Erklärung für die, die die Diskussion nicht mitbekommen hatten: Chan hatte hier mit Frau Okano eine „Expertin“ vorgestellt, die ihre Einlassungen über den frauenfeindlichen Buddhismus Japans mit einem angeblichen Zitat aus dem Lotossutra ‚belegte‘, das den häßlichen Schönheitsfehler hatte, dass sich das Zitat in der angegebenen Quelle nicht fand.

Auf Nachfrage präsentierte Chan hier eine etwas genauere Quellenangabe von Frau Okano:

In Bezug auf das Lotussutra gibt es mehrere Versionen. Die von Ihnen angegebene Stelle im Lotussutra stützt sich auf den von Kumarajiva ins Chinesische übersetzten Text, der wiederum basiert auf dem Sanskrit-Text „Saddharmapundarika“ ed. by H. Kern und N. Nanjio (St. Petersburg, 1912, Biblioteka Buddhica X). Dieser Text in Sanskrit gilt im allgemeinen als vollständig.

Richtig ist, dass die Quellenangabe „Buch VIII Kap.25“ sich, wie ich u.a. in der Diskussion schon ausgeführt hatte, nur auf die japanische Edition von Kumārajīvas Übersetzung beziehen kann. Allerdings kein Wort dazu, dass sich die „von Ihnen angegebene Stelle im Lotussutra“ (natürlich war die Stelle nicht von Chan oder mir angegeben, sondern von Frau Okano selbst) sich in dem „von Kumarajiva ins Chinesische übersetzten Text“ überhaupt nicht findet und auch nicht in den Ergänzungen dieser Übersetzung in der sog. ‚populären Edition‘. Dazu meine Antwort (die meine vorangegangenen eingehenden Ausführungen zur Textgeschichte des Lotossutra ergänzte und zusammenfasste):

Damit hat sich […] der Verdacht fachlicher Inkompetenz bestätigt. Die Behauptung, Kumārajīvas Übersetzung stütze sich auf die von Kern/Nanjio edierte Sanskritversion des Saddharmapundarika ist definitiv falsch, sogar absurd, wie schon ein Textvergleich beider Versionen auf Anhieb zeigt. […]

  • insbesondere kann sich Kumārajīva gar nicht auf diese Version gestützt haben, da sie etliche Jahrhunderte jünger (was etwas anderes ist als „vollständiger“) ist als die von Kumārajīva benutzte -

Wie schon geschrieben, wurde die Kumārajīva-Übersetzung durch die aus Jñānagupta und Dharmaguptas Übersetzung entnommene Gatha ergänzt. Die von Frau Okano angeführten Verse jedoch wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein nie ins Chinesische (oder Japanische, Koreanische …) übersetzt, schon gar nicht fanden sie Eingang in Kumārajīvas Text (bzw. die durch Ergänzungen von Faxian/Fayi und Jñānagupta/Dharmagupta erweiterte sog. ‚populäre Fassung‘), den Frau Okano als Quelle angibt.

Zusammenfassend: Frau Okanos Zitat findet sich nicht dort, wo es ihre Quellenangabe verortet (Buch VIII Kap.25) bzw. sonst irgendwo in einer chinesischen oder japanischen Version des Lotossutra, sondern vielmehr in Kapitel 24 einer historisch späten Sanskritversion, die für das ostasiatische Mahayana völlig irrelevant ist.

Man stelle sich vor, als Beleg für die Frauenfeindlichkeit des europäischen Christentums würde ein Autor ein angebliches Zitat aus dem Markusevangelium anführen, sogar mit Angabe des Kapitels. Allerdings würde sich das Zitat dort gar nicht finden lassen und erst nach eingehender Recherche würde sich herausstellen, dass der Autor nicht etwa das allgemein bekannte griechische Markusevangelium bzw. dessen lateinische Vulgata-Übersetzung benutzt hat, sondern vielmehr eine erst im Mittelalter entstandene aramäische Variante des Markusevangeliums. Die nicht nur eine andere Kapiteleinteilung hat, zu der die Zitatangabe des Autors nicht passt, sondern auch seit Jahrhunderten mit tatsächlicher christlicher Lehrverkündung nichts mehr zu tun hat - und erst recht mit Christentum in Europa noch nie etwas zu tun hatte, weil nur ein paar Philologen die Existenz dieses Textes überhaupt bekannt ist. Das dem aramäischen Text entnommene Zitat erweist sich dann noch überdies als zeitlich späte Hinzufügung.

Ich denke, mit „unseriös“ ist so etwas noch wohlwollend und zurückhaltend bezeichnet. Zum Vorwurf der Inkompetenz noch ergänzend die Information, dass Frau Okano ungeachtet ihrer Nationalität nicht etwa Buddhismuswissenschaftlerin ist (ein Studiengang, der in Japan so gängig ist wie hierzulande Theologie), sondern katholische Theologin - was einiges erklärt.

Notabene: unstreitig weisen die buddhistisch geprägten Gesellschaften Ost- und Südostasiens ebenso wie die Europas und Amerikas Strukturen auf, die Frauen diskriminieren. Selbstverständlich ist der Einfluss, den speziell der Buddhismus bei der Herausbildung und der Rechtfertigung geschlechtsspezifischer Diskriminierung in diesen Gesellschaften gespielt hat, durchaus religionswissenschaftliche Untersuchungen wert - und diese Arbeit wird ja auch geleistet. Ich habe selbst beispielhaft auf die hier wegweisenden und seriösen Arbeiten von Diana Y. Paul und Nancy Schuster hingewiesen.

Es ist nun wirklich nicht meine Schuld, wenn die von Chan zusammengegoogelten ‚Belege‘ seiner eigenen krausen Argumente so häufig ziemlich dubios sind. Bevor man das Internet als Quelle für Recherche benutzt, sollte man sich halt doch erst einmal ein wenigstens rudimentäres Grundlagenwissen zulegen, um die Spreu vom Weizen trennen zu können.

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(Anscheinend) notwendige Nachbemerkung
Dass die notorischen Islamphobiker hier die Steilvorlage von paran dankbar aufgreifen, war ja wohl unvermeidlich und entsprechend vorhersehbar. Ebenso erwartbar, dass in bewährt hysterischer Manier wieder einmal versucht wird, Erklärungen mit Rechtfertigungen gleichzusetzen.

Man stelle sich vor, jemand erzählt in einer Dönerbude in Berlin-Kreuzberg lauthals Türkenwitze. Oder derselbe kauft sich ein Ticket in der Ostkurve des Olympiastadions und reisst dort während eines Heimspiels Witze über Hertha BSC. In beiden Fällen stehen die Chancen gut, dass dem Witzbold die Fresse poliert wird. Ein solches Ergebnis ist vorhersehbar, die psychologischen Mechanismen sind einfach zu erklären und wenn der Witzbold selbst von dem Ergebnis überrascht sein sollte, weil er der Ansicht ist, das Recht auf freie Meinungsäußerung schütze ihn vor solchen Übergriffen, dann ist er zweifellos ein Idiot. Wenn er weiss, was ihm blüht und trotzdem so handelt, dann ist er ebenfalls ein Idiot, falls er kein Masochist ist. Man stelle sich vor, in einem gerne von älteren Menschen aufgesuchten Café lümmeln sich zwei Halbstarke an einem Tisch und reißen lauthals Witze über Demenz und Inkontinenz. Ist so etwas tatsächlich lustig oder wären die beiden Scherzkekse nicht eher zutreffend als Arschlöcher zu bezeichnen?

Das offen auszusprechen - heisst das auch, in solchen Fällen Körperverletzung gutzuheißen und Straflosigkeit für die Schläger einzufordern? Heisst das, eine Einschränkung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung zu fordern, so dass man den Spassvogel wenigstens verklagen kann, wenn man ihn schon nicht verprügeln darf? Nein, das heisst es natürlich nicht. Auch, wenn dieses Recht nicht wirklich dazu erkämpft wurde, um Witzbolde vor einem humorlosen Publikum zu schützen, sondern einem erheblich wichtigeren Zweck dient.

Dummheit ist nicht strafbar und schon gar nicht verleiht sie anderen das Recht, in Selbstjustiz Prügelstrafen (oder schlimmeres) für Dummheit zu verhängen. Wir haben hierzulande das Recht auf freie Meinungsäußerung - egal wie dämlich oder moralisch verkommen die geäußerte Meinung auch sein mag. Ich füge hier ausdrücklich nicht hinzu „und das gut so“. Gut ist das nämlich nicht, aber unvermeidlich, wenn man eine schleichende Aushöhlung dieses Rechtes ablehnt.

Dass dieses Recht nicht in jedem Fall vor Konsequenzen seines Ge- oder Missbrauchs schützt, ist evident. Das ist schlichte Kausalität - und es zeugt entweder von sehr begrenzter Auffassungsgabe oder aber von perfider Wortverdreherei, jemandem, der zu Wirkungen die Ursachen benennt, zu unterstellen, er wolle damit die Wirkungen entschuldigen oder rechtfertigen.

Im ersten Fall würde wohl auch eine Richtigstellung die intellektuelle Kapazität überfordern. Im zweiten Fall gilt George Bernard Shaws schönes Bonmot: „I learned long ago, never to wrestle with a pig. You get dirty, and besides, the pig likes it.“ Von diesem Grundsatz sei dieses mal abgewichen - aber damit ist das „wrestling“ für mich auch schon beendet.

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Hallo,

es gibt keine objektiven Kriterien dafür, was (noch) Humor
bzw. humorvolle Kritik ist und was schon beleidigender und
herabsetzender Hohn und Spott ist.

Es ging mir nicht um die Grenzziehung zwischen Humor und Spott oder Beleidigung.
Das wäre eine andere Diskussion.

Nicht, dass ich das gleichsetzen

würde, aber eine Gemeinsamkeit gibt es da schon: rassistischer
Humor unterstellt bestimmten Menschen eine biologische
Minderwertigkeit, Witze über Religion unterstellen den
Gläubigen dieser Religion eine intellektuelle
Minderwertigkeit.

Unterstellen? M.W. ist das sogar statischtisch belegt, aber der Unterschied ist eben nur statistisch relevant, also recht gering.

Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn

die Objekte solcher Späße da gelegentlich ‚humorlos‘
reagieren.

Kann ich nachvollziehen. Blondinenwitze (ganz dürftiges Niveau) gehören übrigens auch in Dein Sortiment. Wieviele Blondinen regen sich auf deswegen, fordern Respekt, einstweilige Verfügungen, drohen mit Mord oder Bombenanschlägen etc.?

Einen Unterschied zwischen Witzen zu regionaler Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht und Religion ist immerhin, dass die Wahl einer Religion mehr oder weniger freiwillig ist, die übrigen Attribute hingegen nur sehr eingeschränkt bis garnicht.

Natürlich umfasst Meinungsfreiheit auch das Recht, sich wie
ein Arschloch aufzuführen. Was nicht heisst, dass jemand, der
sich dann wie ein solches benimmt - z.B. indem er die
religiösen Überzeugungen seiner Mitmenschen und diese damit
selbst als imbezile Schwachköpfe verspottet - nicht auch
tatsächlich eines ist. Meist ist es ja doch so, dass ein guter
Teil des Spasses, den manche Leute an ‚humorvollen‘ Äußerungen
über die Religion, die Herkunft, die Hautfarbe, das Geschlecht
usw. … anderer Menschen haben, gerade daraus resultiert,
dass diese sich persönlich verletzt und beleidigt fühlen.

Nun, wenn viele Menschen, die z.B. in oder mit nahem Bezug zu religiösen Einrichtungen etc. aufgewachsen sind, sich verletzt fühlen, dann teils wohl auch, weil sie verletzt wurden.
Man denke nur an die Pädophilieskandale der kathoischen Kirche der letzten Jahre.
Aber denjenigen wird wohl kaum nach Witzen zumute sein.

Das

zweifelhafte Etikett ‚Humor‘ ist da nicht mehr als ein
ziemlich durchsichtiger Vorwand, andere Leute guten Gewissens
(natürlich nur in bester, erzieherischer und aufklärerischer
Absicht) zu verhöhnen.

Selbst wenn: Ostfriesen, Bayern, Opelfahrer uvm. wurden schon ordentlich verhöhnt (durch den Kakao gezogen).
Sie alle haben es hingennommen, selbst oft mitgelacht. Es fragt sich, welchen Schuh man sich anzieht.
Man kann wegen jedem Quatsch beleidigt sein, muss aber nicht.

Aber dieses Humorniveau meinte ich mit meiner Frage weniger. Stammtischwitze sind Modeerscheinungen und meist eh lahm. Außerdem nicht auszurotten.

Kritischer, intelligenter Humor kann auch zum Nachdenken anregen oder Missstände aufs Tapet bringen - das war eher die Richtung von Humor, an die ich gedacht hatte.
Auch wenn ich als ältere blonde Ostfriesin durchaus mal über einen guten Ostfriesen-, Blondinen- oder ältere Frauenwitz gut lachen kann. Fundierten Humor mag ich mehr - ist interessanter.

Religiöse Witze erzeugen oft wesentlich mehr erbitterten Widerstand, als alle anderen Themen des Humors.
Besonders wird da immer Respekt gefordert, Respekt vor dem „Glauben“, weil der offenbar als besonders schützenswert eingestuft wird, schützenswerter, als die Tatsache, dass man z.B. völlig unfreiwillig und ungefragt so, wie man ist, gebohren wurde.

Da wird mit zweierlei Maß gemessen.
Darum gehts.

Gruß, Paran

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Hallo,

sagen Dir Blondinenwitze etwas? Oder Ostfiesenwitze?
Ich bin blonde Ostfriesin. Und rege mich nicht über die überwiegend blöden Witze diesbezüglich auf.

Wenn Religionen weniger abkönnen, als Blondinen und Ostfriesen - je nun.
Dann ist das halt so.
Armselig, aber immerhin selig.

Gruß, Paran

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Hallo,

Warum können Religionen keinen Humor ertragen?

das ist allgemein bei doktrinären Systemen so. Politisch
doktrinäre Systeme reagieren mehr oder weniger genauso.
Je abstruser die Doktrien, desto rabiater die Vertreter
derselben.

Das wirds wohl sein.

Ergibt aber gleich die nächste Frage: warum sehnen sich soviele Menschen nach doktrinären Systemen?
Religionswahl ist ja zumindest zu einem gewissen Teil auch freiwillig.

Innerhalb eines solchen Systems gibt es, mehr oder weniger
hinter vorgehaltener Hand, aber durchaus einen z.T. sogar
beißenden Humor.
Speziell das Judentum hat sich m.E. hier positiv hervorgehoben
mit solchem Eigenhumor. Aber das ist zu einem guten Teil ein
sehr feiner, geistreicher Humor, der auch Missstände benennt.

Mag im Judentum so sein, kenne ich aus der christlichen Religion so nicht.

Dank für eine sinnige Antwort,
Gruß, Paran

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Hallo Pentti,

Du triffst es perfekt auf den Punkt, wo ich Absatzweise rumeiere, trotz oder wegen Deutschleistungskurs seinerzeit.

Danke für Deinen klärenden Beitrag. Kann Dir nur vorbehaltlos zustimmen.

Gruß, Paran

Hallo,

danke für das Zitat. Passt gut.

Gruß, Paran

Hallo Ch´an

Humor kann innerhalb des religiösen Denkens, soweit dieses
theistisch ist, nur in Ausnahmefällen erscheinen. Theistische
Religion (= Theismus) ist nämlich von seinem genuinen Kontext
her eine absolut todernste Angelegenheit. Das hängt mit zwei
voneinander unabhängigen Umständen zusammen:

  • Das religiöse Denken entstand in prähistorischer Zeit in der
    Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Geburt.

Möglich. Aber da hätte ich meine Zweifel.
Was ist mit Neanderthalern oder Homo Erectus? Sie waren kaum oder garnicht weniger intelligent als unsereins. Aber religiöse Riten sind kaum nachweisbar - O.K., es gibt auch wenig Fossilien und kaum gute Erhaltung. Das ist schwer einzuschätzen bei so magerer Datenlage.

Könnte mir allerdings vorstellen, dass ein Zusammenleben in größeren Gruppen, damit die Erforderniss von Regeln über die normalen Familienbande hinaus, der wesentliche Auslöser für theistische Ideen und Riten war.
Eine wesentliche Funktion von frühen Religionen dürfte wohl auch die Regelung des sozialen Zusammenlebens gewesen sein.

Im Übrigen kann ich Deine Analyse recht gut nachvollziehen.

Fände es allerdings langsam an der Zeit, Religionen realistischer und auch humoristischer zu sehen. Zumindest hierzulande.

Dank für deine fundierte Antwort, Paran

Hi paran.

Fände es allerdings langsam an der Zeit, Religionen
realistischer und auch humoristischer zu sehen. Zumindest
hierzulande.

Sicher, Weihnachten ist wirklich schon am Horizont.

Aber bedenke:
In der Liste der Merkmalen der Intelligenz ist die Fähigkeit Humor zu verstehen gar selbst sie machen zu können ganz oben. (Douglas Hofstadter)

Balázs

In einer Sprache die du vielelicht eher verstehst:
Ich werde dir morgen eine Fahne vom FC Bayern an die Tür hängen, denn wenn wir das ganze Kritisch betrachten, spielen die Hamburger Mannschaften ja nun furchtbar schlecht, das müsstest auch du und deine Freunde objektiv betrachtet und demütig anerkennen. Und die Fahne natürlich hängen lassen, denn es besteht ja Meinungsfreiheit.
Da wäre ich mal auf die Reaktionen gespannt.

Hallo,

Was ist mit Ostfriesen-Witzen? :o)

schon eine sehr spezielle Religion, dieses Ostfriesisch.

Grüße
T.

Hallo

Was ist mit Neanderthalern oder Homo Erectus? .

was soll sein? Nix is…

Könnte mir allerdings vorstellen, dass ein Zusammenleben in größeren Gruppen, damit :die Erforderniss von Regeln über die normalen Familienbande hinaus, der wesentliche :Auslöser für theistische Ideen und Riten war.
Eine wesentliche Funktion von frühen Religionen dürfte wohl auch die Regelung des :sozialen Zusammenlebens gewesen sein. …

Frühere Generationen, die Gott nicht kannten und von der Bibel keine Ahnung haben konnten, die hatten sicher Spaß im Leben, schon allein an der noch sauberen Natur… sie hatten eines ja mitbekommen, das Gewissen Röm.2, 14 …was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen…
Was bedeutet – dass es erkannt wird …

Eine wesentliche Funktion von frühen Religionen dürfte wohl auch die Regelung des :sozialen Zusammenlebens gewesen sein …

sie „versetzten“ vielleicht andere wegen ihres Glaubens/ Weltanschauung nicht gleich ins „Spasskabinett“ wie das heute ja gern geschieht ah… hab ja nur„Spaß“ gemacht…Spr.26, 19…? der Glaube ist eben Stückwerk 1.Kor 13,9…

Fände es allerdings langsam an der Zeit, Religionen realistischer und auch :humoristischer zu :sehen. Zumindest hierzulande…

Wer heute an Gott glauben will braucht nicht mehr so viel es herauszufinden, etwas Zeit, wissenschaftliche Unterlagen, Bibel ect. und: es auch wollen- lt. Bibel sollte man „warten“ können…Markus 9,23 Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du glauben kannst – alles ist möglich dem, der glaubt!..Off.21,1-4…. erwarten können… warum-
Nach Eden 1.Mo.2,17… Gott gibt Nachkommen noch eine Chance, später bekam Israel als „sein“ Volk 3.Mo.26,12… nötige „Anleitungen“ um das Zusammenleben zu sichern, - Christen glauben dazu kam Jesus um alle „freizukaufen“… Gott will, dass Menschen auf der Welt ihren Spaß haben, alle sollen sich am Leben erfreuen können- Hiob 33,4 Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen erhält mich am Leben. 1. Thessalonicher 5,16 Freut euch allezeit!.. der Atheist denkt da ganz anders… eben, er mag vielleicht nicht „warten“- Beweise will er … die gibt es für ihn nicht so wie er es will - er wird „gereizt“ und auch spöttisch…spasshalber? gute Frage
speedytwo

Oh, ich glaube, Torsten hat mal wieder einen Beitrag verfasst.

Hallo,

Was ist mit Neanderthalern oder Homo Erectus? .

was soll sein? Nix is…

Nix?? Das ist wenig. Warum?

Aber erfrischend, dass mal zu einem Thema kein Bibelspruch daherkommt, sondern eine einge Meinung.

Gruß, Paran

Hallo,

stimmt.

Aber das Schwäbische erst.

Gruß, Paran

Hi.

Aber erfrischend, dass mal zu einem Thema kein Bibelspruch
daherkommt, sondern eine einge Meinung.

Wunschdenken.

" sie hatten eines ja mitbekommen, das Gewissen Röm.2, 14 …"

Sonst hätte ich ihm den obligatorischen * schon gegeben:smile:)))

Gruß, Paran

Balázs