Schaumstoffteile im Ausland herstellen

Hallo !!
Ich habe ein neues Produkt aus Schaumstoff entwickelt, habe es schützen lassen und möchte es nun herstellen lassen. Das ist in Deutschland sehr teuer. Hat jemand Erfahrung mit China oder Ostblockstaaten Trade ?? Ich kann jede Information gebrauchen.
Viele Grüsse
Susanne

Hi Susanne,

Produktion im Ausland setzt (kurzgefaßt)
a) verläßliche Partner dort
b) große Abnahmemengen
voraus.

Selbst ein weltweites Patent, so Du eins hast, gibt Dir keinen Schutz vor Ideen-Klau, solltest Du außerhalb des EU-Raums gehen.

Wenn es ein neues Produkt ist, ist es sicherlich sinnvoll, erstmal eine kleine Test-Auflage produzieren zu lassen (auch, wenn die Investition am Anfang teuer ist) und die Absatzchancen zu testen. Was bringt es Dir, 50.000 Teile preiswert zu produzieren, wenn es dann niemand kauft?
Tipp: Wahrscheinlich wird bei Kunststoff ein speziell entwickeltes Werkzeug oder eine Form notwendig sein. Diese solltest Du mitbezahlen und als Dein Eigentum absichern - dann kannst Du bei Erfolg leichter zu einem anderen Lieferanten gehen & hast nur einmalige Entwicklungskosten.

Gruss
G

Hallo Susanne!

Ich habe ein neues Produkt :aus Schaumstoff entwickelt, :habe es schützen lassen und :möchte es nun herstellen :lassen. Das ist in :smiley:eutschland sehr teuer. Hat :jemand Erfahrung mit China :oder Ostblockstaaten Trade ??

Zunächst hast Du es nicht mit Staaten zu tun, sondern mit Menschen. Stell Dir vor, der Hersteller Deines Produkts ist Dein Nachbar. Sprachprobleme, Zeitverschiebungen, andere Mentalitäten und Dir fremde Vorschriften gibts nicht. Trotzdem brauchst Du langen Atem, bis Herstellverfahren, Qualität und Preis stimmen. Dafür brauchst Du unmittelbaren Kontakt mit den für die Fertigung verantwortlichen Leuten. Sobald der Kontakt zu Deinem Nachbarn über Dritte läuft, funktioniert zunächst gar nichts mehr.

Nun stelle Dir ein Verfahren vor, bei dem der Kontakt über Dritte läuft, Du also gar keinen persönlichen Kontakt zu den Verantwortlichen der Fertigung hast und stelle Dir weiter vor, daß Zeitverschiebung, Mentalitäts- und Sprachprobleme sowie diverse Behördenleute dazu kommen. Diese Probleme führen Dich weit weg von Deinem Ziel der preisgünstigen Fertigung. Du wirst sehr viel Geld brauchen und vor allen Dingen den Willen, eine langfristig tragfähige Geschäftsbeziehung aufzubauen, andernfalls wirst Du teures Lehrgeld bezahlen und letztlich scheitern.

Bis jetzt sind die meisten Leute gescheitert, die zunächst nur den niedrigen Preis im Sinn hatten. Wenn es sich um große Auftragsvolumina mit langfristiger Perspektive handelt, kann sich der administrative Aufwand einer Vergabe in ein Niedriglohnland treiben, sofern es sich um ein lohnintensives Produkt handelt. Bei zu kleinen Volumina macht Dir der ganze Aufwand drumherum den vermeintlichen Preisvorteil (und Deine Nerven) kaputt. Bei weitgehend automatisiert herstellbaren Sachen gibt es zumeist überhaupt keinen Vorteil. Der irgendwo in Deutschland stehende Vollautomat arbeitet mit einiger Wahrscheinlichkeit zuverlässiger und wirtschaftlicher als der gleiche Automat, der irgendwo in Weißrußland oder China steht. In den Billigländern hast Du nämlich nicht binnen 24 Stunden jedes Ersatzteil nebst Fachpersonal am Ort, da hat man oft nicht einmal ununterbrochen Strom zur Verfügung.

Anfang der 90er Jahre kamen ungezählte Unternehmer auf die Idee, die plötzlich zugänglichen billigen Fertigungsmöglichkeiten im ehemaligen Ostblock zu nutzen. Ich gehörte auch dazu und fasse mir heute an den Kopf, wie ich nur so dämlich sein konnte, weil ich doch ganz genau wußte, welchen Aufwand ich sonst mit Lieferantenbewertungen, im Detail vereinbarten Fertigungsverfahren unter Berücksichtigung aller verwendeter Materialien bis zur Messerspitze Farbstoff und bis zum Klebstoff und Lösungsmittel zu treiben hatte. Sogar bei vermeintlich eindeutigen technischen Zeichnungen muß sich der Ausführende an Eigenheiten des Konstrukteurs und der Darstellung gewöhnen und umgekehrt muß der Konstrukteur die Fertigungsmöglichkeiten und -Grenzen sehr genau kennen, um teure Fehler und ärgerliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Schließlich ist mit Geld gar nicht zu bezahlen, wenn zwischen Konstrukteur und Ausführendem nicht tausende Kilometer liegen und man mit gemeinsamem Sachverstand Detailprobleme lösen kann. Gußteile, manuell nachzuarbeite Tiefziehteile und fieselig herzustellende Spulen wollte ich früher im Ausland billig herstellen lassen. Zig Unternehmerkollegen verfolgten ähnliche Ansinnen. Ist alles Murks, kannte vergessen. Wenn der polnische Lkw vor das Tor rollt und seine Drahtgitterpaletten ablädt, freut man sich. Daraus wird sehr bald Frust, wenn man zwischen dem vielen Zeug die wenigen brauchbaren Teile suchen muß, weil der überwiegende Rest einfach nur Ausschuß ist. Dann nützt plötzlich der niedrige Preis gar nichts mehr, weil man Lieferverpflichtungen im Kreuz hat und diese mangels brauchbarer Zulieferung nicht erfüllen kann. Dabei trifft den polnischen Zulieferer keine Schuld, weil der Auftraggeber nur auf den niedrigen Preis guckte, ohne bereit zu sein, den langen Weg des Aufbaus einer zufriedenstellenden Lieferantenverbindung zu gehen. Das alles funktioniert nicht über Mittelsmänner und Agenturen, man braucht die eigene betriebliche Infrastruktur und den direkten Kontakt zum Fertiger.

Wenn man das alles berücksichtigt, kann man wirtschaftlich sinnvoll Lohngefälle nutzen. Dann kann man sich aber auch an Hand seines konkreten Produkts ausrechnen, wie groß das Geschäftsvolumen mindestens sein muß, um auf einen grünen Zweig zu kommen.

„Schaumstoffteile“ ist ein weiter Begriff. Bitte beschreibe etwas deutlicher, um was es sich handelt, damit Dir konkret geholfen werden kann, mit welchem Verfahren (ist i. d. R. stückzahlabhängig) eine Fertigung sinnvoll machbar ist.

Gruß
Wolfgang

Das kann doch gar nicht so teuer sein!

Probiers mal bei
Metzeler Schaum GmbH
Donaustr. 51
87700 Memmingen
Tel. (0 83 31) 8 30 - 0

Was ist teuer? Der Schaumstoff als Rohstoff?
Hallo,
Schaumstoffe bekommst Du definierter Qualität nirgens billiger, denn da hast Du in etwa Weltmarktniveau. Schaumstoff verträgt keine weite Reisen, denn Du transportierst hauptsächlich Luft.

Gruss
Jörg-Holger