Sich besser aufs Wesentliche konzentrieren

Hi Leute,

ich möchte lernen, wie man seine Aufmerksamkeit mehr aufs Wesentliche reduziert - ohne „wirklich Wichtiges“ komplett aus den Augen zu verlieren.

Was meine ich konkret? V.a. nicht so viele Informationen und Ideen „festhalten“ und übermäßig detailliert „ausarbeiten“:

  • „Rumdaddeln“ im Internet   :wink:   also fortwährendes Weiterklicken („oh, das ist auch interessant, …“) und - im Grunde sinnloses - Bookmarken
  • Notizen jeder Art, deren Konsolidierung, „Synchronisierung“ und Sortierung allein schon ein echter Zeitfresser werden kann  :-/
  • gekaufte oder in der Bib geliehene, aber selten wirklich gelesene Zeitschriften und Bücher
  • ausschweifende Kommunikation jeder Art…

Für einige Fälle gibt es (Software-)Tools und (Zeitmanagement-)Methoden - um die es mir hier aber nicht geht. Auch glaube ich rein rational den (Un)Sinn schon zu durchschauen, z.B. einzusehen, dass man ohnehin unmöglich alles im Blick behalten kann, was vlt. interessant ist.

Was mir offenbar immer noch fehlt, ist wohl das Vertrauen darauf, dass nichts Schlimmes passiert, wenn ich mal eine „gute Idee“ nicht festhalte oder verschiedenste Themen nicht aufmerksam verfolge. Ich bewerte wohl unnötig vieles als „wichtig“.

Zum Glück verzettele ich mich nicht so sehr, dass genau das Gegenteil rauskommt, nämlich wirklich Wichtiges dabei zu verpennen („Wald vor lauter Bäumen“ oder so).
Dennoch geht mir insgesamt für das „Ordnung halten“ zu viel Zeit drauf. Ein bisschen ärgert mich auch, den Tricks der „Aufmerksamkeitsmaschine“ auf den Leim zu gehen, anstatt (selbst)bewusst mal sagen zu können, „mag sein - aber so dramatisch wichtig ist das nicht“. Vlt. geht es auch genau darum - was ist denn wichtig?

any ideas?

Viele Grüße,
Hauke

Hallo Hauke,

festhalten - fest und halten…klingt nach Kontrolle…

Kontrolle hat auch immer mit Unsicherheit zu tun- und da könntest Du Dich selber fragen: was kann schlimmstenfalls geschehen, wenn Du nicht alles weißt??
wo liegen Deine Befürchtungen oder Ängste?

Und dann kann man ruckzuck zu den berühmten Glaubenssätzen kommen, die wir alle in uns haben-- welcher ist dann dafür zuständig? möglicherweise „streng dich an!“ ??
Womit man dann bei dem Glaubenssatz ist, der verändert werden kann- was allerdings nicht ganz so einfach ist…denn der wurde vor langer Zeit „eingemeißelt“-- aber wäre doch schonmal interessant zu erfahren, ob es bei Dir so ist!?
Denn so ein Glaubenssatz lässt den Menschen wie per Fernbedienung handeln und es entzieht sich seinem Bewusstsein- man „weiß“ nicht, warum man so handelt…bis man es ansieht, erkennt und dann darauf reagieren kann.

Nachdem Du offensichtlich durchaus konsequent Handeln kannst (indem Du immer weiter machst)- kannst Du diese Qualität auch anders einsetzen.
Nehme dieses Können und lerne Disziplin!
Bücher werden ausgeliehen- und zwar so viele, wie Du in der Ausleihfrist lesen kannst und das dann auch zuende gebracht. Bücher kaufen verlockt leider zum „ich les später“- ich kaufe aus genau diesem Grund keine Bücher zu speziellen Themen.
Man kann sich durchaus Regeln setzen und die auch erfüllen.
Wichtig ist vielleicht zu wissen, dass Erfolg nicht mit hoher Intelligenz verknüpft ist sondern mit Disziplin.

Zuletzt möchte ich Dir noch das Eisbergmodell nahelegen…das Konzept, bei dem wir ca 1/8 im Bewusstsein haben und 7/8 im Unterbewusstsein.
Bedeutet- alles, was Du erlebst wird irgendwo in Dir abgespeichert und ist damit in Dir.

Dieses Wissen wende ich inzwischen so an, dass ich grundsätzlich nichts mehr suche!
Also- wenn ich zB einen Schlüssel „verlegt“ habe- und damals dann ewig alles auf links gedreht „wo hab ich ihn nur hingelegt???“…weiß ich inzwischen, dass ich es ja durchaus weiß-- dieses Wissen gerade nur nicht in meinem Bewusstsein ist.
Also denke ich alla hypnotischem Sprachmuster „mein Unterbewusstsein weiß es und wird mir die Info gleich hochschicken“…und tatsächlich-- ich lenke mich dann auch ab von dem Thema, denke gar nicht mehr dran-- und schwubbs…nach einigen Minuten fällt mir ein, wo ich was hingelegt habe!

Das kann jeder!
Vielleicht beschäftigst Du Dich auch damit mal ein wenig…dann kann es Dir die Gedanken um Wissen und Bewusstsein nehmen.

So- nun hast Du genug erfahren um Dich wieder lange in Büchern und Internet weiter zu bilden :wink:…um dann aber effektiver und ruhiger das zu tun, was Du wirklich willst.

lg kitty

Guten Morgen :smile:

Vielen Dank für Deinen Beitrag, finde ich gut und hilfreich…
„Kontrolle“ ist ja nicht unbedingt positiv… bei anderen, die versuchen,
mich zu „steuern“, mag ich das ja nun gar nicht… ich bin eher der
„Vereinbarungs“ Typ. Also, man begegnet sich respektvoll, und man
geht Vereinbarungen ein, weil jeder was davon hat… soweit die
Theorie :wink: und das auch nur am Rande.

Kann gut sein, dass es mir darum geht, das, was mich (direkt)
beeinflusst, möglichst gut „unter Kontrolle“ zu haben. Da fallen
mir mehrere mögliche Glaubenssätze ein:

  • „Du bist für Dein Leben verantwortlich!“
  • „Du musst alles richtig und komplett machen!“

Während der zweite ganz gut zu meiner (durchaus wohlwollenden,
aber teils auch anspruchsvollen) Erziehung passen könnte, würde
mich beim ersten wundern, woher er kommt. Schlüssig ist er aber
auch, denn ich glaube z.B. bei vielen Leuten, dass sie nicht genug
„reflektiert“ vorgehen (was so pauschal natürlich Quatsch ist!), und
mir daher „keine große Hilfe“ sind :-/ auch wenn wir hier eindeutig
einen Gegenbeweis haben :wink:

Auf jeden Fall bin ich sicherlich oft zu anspruchsvoll. Nicht arrogant,
denke ich, sondern einfach: hohe Erwartungen, auch an mich selbst.
Vlt. mal üben, im Alltag realistischer zu werden?

Vertrauen auf sich, auch wenn einem vorhandenes Wissen etc.
gerade mal nicht direkt bewusst ist, ist ganz bestimmt ein guter
Hinweis. Hat sicher auch was mit „Zuversicht“ zu tun. Ich glaube, ich
bin manchmal auch einfach nur zu ungeduldig. Ich kann dann nicht
mal einen Moment abwarten, um zu sehen, was passiert (wie sich
eine Sache entwickelt, was andere sagen, was mir vlt. später noch
einfällt, etc.). Treffender Punkt…

Disziplin ist ein gutes Stichwort. Das habe ich lange ziemlich gering
geschätzt, weil ich auch ohne Disziplin super „durchgekommen“ bin.
Im Studium wurde dann klar, dass das nicht immer funktioniert.
Seitdem reiße ich mich öfters mal ganz bewusst ein bisschen
zusammen. Ich sollte vlt. versuchen, den Unterschied zu übermäßigem
„Kontrollieren“ zu erkennen, denn das wäre vlt. eher kontraproduktiv
(s.o.)

Gerade denke ich: „lernen, einen Impuls übermäßigen Kontroll-
verhaltens zu kontrollieren“ :wink:

Spannend. Ich mache mir jetzt mal einen Kaffee…

o)

Danke!
Hauke

Hallo Hauke,

„Kontrolle“ ist ja nicht unbedingt positiv…

Als Erstes: Kontrolle ist beides- positiv und negativ!
ALLES besitzt Polarität und damit kannst Du ALLES gut oder schlecht einordnen.
Den größten Gefallen tust Du Dir, wenn Du Wertung generell weg lässt!

versuchen,
mich zu „steuern“, mag ich das ja nun gar nicht…

passt doch absolut!
Vor allem, diejenigen, die selber gerne die Kontrolle haben…geben sie ungerne ab :wink:

Kann gut sein, dass es mir darum geht, das, was mich ( direkt )beeinflusst

nein-- indirekt-- da liegt ja der Schlüssel, da es Dir nicht bewusst ist!

beeinflusst, möglichst gut „unter Kontrolle“ zu haben. Da
fallen
mir mehrere mögliche Glaubenssätze ein:

  • „Du bist für Dein Leben verantwortlich!“

da bin ich mir nicht sicher, da das so ein „erwachsener Satz“ ist- man muss wissen, dass sich Glaubenssätze zu einem Zeitpunkt „bilden“- in der wir noch sehr jung sind.
Es gibt Theorien, die sagen, dass wir bis zum 6.Lebensjahr in einer Welt leben, in der noch nicht wirklich reflektiert werden kann. Alle gesagten Sätze sind für das Kind aber wahr und werden kritiklos angenommen. Was also Umwelt und Eltern sagen!
Insofern ist Dein Satz für dieses Alter nicht stimmig.

auch, denn ich glaube z.B. bei vielen Leuten, dass sie nicht
genug
„reflektiert“ vorgehen (was so pauschal natürlich Quatsch
ist!),

Das klingt auch wieder nach Wertung- wie wirkt auf Dich „keine große Hilfe“?..auf mich wirkt das nicht sehr positiv!
Womit es sich dann auch nach einer gewissen Überheblichkeit anhört, die ich aber wertfrei meine!
Überheblichkeit kommt, wenn man sich aufbauen muss-- um sich nicht klein zu fühlen…mal nebenbei :wink:

Auf jeden Fall bin ich sicherlich oft zu anspruchsvoll. Nicht
arrogant,
denke ich, sondern einfach: hohe Erwartungen, auch an mich
selbst.
Vlt. mal üben, im Alltag realistischer zu werden?

Hinschauen!!!-- Du übersiehst gerade einen Glaubenssatz!! soll ich Dir helfen?–>
„sein anspruchsvoll“

Vertrauen auf sich, auch wenn einem vorhandenes Wissen etc.
gerade mal nicht direkt bewusst ist, ist ganz bestimmt ein
guter
Hinweis. Hat sicher auch was mit „Zuversicht“ zu tun. Ich
glaube, ich
bin manchmal auch einfach nur zu ungeduldig. Ich kann dann
nicht
mal einen Moment abwarten, um zu sehen, was passiert (wie sich

Ungeduld-- das Gegenteil von Geduld…auch da kannst Du genau hinsehen…was für Gedanken tauchen auf, wenn das Gefühl da ist??

Disziplin ist ein gutes Stichwort. Das habe ich lange ziemlich
gering
geschätzt, weil ich auch ohne Disziplin super „durchgekommen“
bin.
Im Studium wurde dann klar, dass das nicht immer funktioniert.
Seitdem reiße ich mich öfters mal ganz bewusst ein bisschen
zusammen. Ich sollte vlt. versuchen, den Unterschied zu
übermäßigem
„Kontrollieren“ zu erkennen, denn das wäre vlt. eher
kontraproduktiv
(s.o.)

Gerade denke ich: „lernen, einen Impuls übermäßigen Kontroll-
verhaltens zu kontrollieren“ :wink:

Du musst aufpassen-- verwechsle Disziplin nicht mit Kontrolle!

Disziplin laut wiki:
Selbstdisziplin oder Selbstbeherrschung bezeichnet ein stetiges und eigenkontrolliertes Verhalten, das einen Ordnungszustand aufrechterhält oder schafft, indem es Anstrengungen aufwendet, die den vorherrschenden individuellen oder äußeren Ablenkungen von einer einzuhaltenden Zielvorgabe entgegenwirken.

Kontrolle laut wiki:
Kontrolle ist die Überwachung oder Überprüfung einer Sache, Angelegenheit oder Person und somit ein Mittel zur Herrschaft oder Gewalt über jemanden oder etwas.

Schon ein Unterschied! :wink:

lg kitty

Nimm Dir Zeit Dich zu langeweilen
…egal ob im Wald oder ganz alleine in einem Kaffee, wo Du zuschaust, wie die Passanten vorbeigehen.

Die Innere Leer vergeht, wenn Dir klar wird, was für Dich wirklich wichtig im Leben ist.

Hallo und danke für Deine Antwort!

Das finde ich eine Klasse Anregung! Wäre ich so nicht drauf gekommen… Mal für eine Weil einfach „kein Ziel verfolgen“? Es stimmt, mit fällt es schwer, mich nicht immer mit etwas bestimmtem zu beschäftigen …

Danke! :smiley:
Viele Grüße,
Hauke

Huhu,

ich glaube, wenn wir gar nicht mehr bewerten, unterscheiden wir auch nicht mehr zwischen guten Freunden und Bekannten, oder Fremden … es geht vlt. eher darum, ein gesundes Maß zu finden … also eigentlich wieder das „was ist wichtig“. Freundschaften sind wichtig, und ich denke schon, dass es hilfreich ist, zu „bewerten“, welche einem gut tun, und welche nicht. Auf jeden Fall einverstanden bin ich natürlich, dass man nicht ALLES bewerten sollte. Z.B. wenn es einfach keinen Unterschied macht, da sollte man sich vlt. eher mit naheliegenderem befassen. Das passt vlt. auch zum „Anspruch“. Je höher, desto fordernder vlt. auch die Gedanken? hmmm :smile:

Das muss ja nicht immer unangenehm sein, im Gegenteil, wenn ich so für mich kreativ im Flow bin, kann ich ne Menge Ideen entwickeln :wink: mit anderen zusammen kommt manchmal(!) Ungeduld auf, tja. Was sind das für Gedanken? Es gibt doch diesen Spruch, „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen.“. Das klappt auch, z.B. in meinem Job, wenn ich ein Team leite. Ist auch eine Frage des Willens.

Wie Disziplin… übrigens, im Wiki-Artikel über Kontrolle gleich der nächste, auf Dein Zitat folgende Satz: „Eine andere, nämlich positive, herrschafts- und gewaltfreie Definition von Kontrolle findet sich … in der handlungspsychologischen Kontrolle … über sein eigenes Leben“. Entsprechend auch die für psychische Gesundheit so wichtige Kontrollüberzeugung. Man hat sein Leben eben auch mehr „im Griff“, wenn man in gewissem Maß diszipliniert ist. So dass ich mir gerade denke: Kontrolle an sich ist vlt. wirklich nicht die Frage, sondern eher, welche Auswirkungen das kontrollierende Verhalten hat… Z.B. ob es den Mitmenschen bzw. einem selbst noch nützt, oder letztlich schadet.

Hat Spaß gemacht drüber nachzudenken :smile:
Viele Grüße
Hauke