Sterben die Fleischer aus?

Moin,

außer dass der Anteil von guten Organisten bei den
Lutherischen höher ist.

und sie mit J.S. Bach den bedeutendsten Komponisten der (westlichen) Welt hatten.

Gandalf

Slow Food im Norden
Hallo,

es hat sicher mehrere Gründe, dass Slow Food hier im Norden unterrepräsentiert ist

  • die Besiedelung ist dünner als in anderen Gegenden Deutschlands
  • das Einkommensniveau ist niedriger
  • rundherum Weideland: da kann man sicher sein, dass die Fleischer gute Qualität bekommen
  • um kulinarische Genüsse wird ganz sicher nicht so viel „Gedöns“ gemacht wie im Südwesten; aber in den 35 Jahren, die ich jetzt hier wohne, hat sich doch einiges gebessert: man kann häufiger mit Leuten über’s Essen quatschen, es gibt mehr Gaststätten, in denen man recht gut essen kann, und seit einigen Jahren gibt es sogar einen Sternekoch hier - mit sternigen Preisen :wink:

Pit

Hallo,

seit Jahren werden die Berufsschulklassen für Metzger immer kleiner.

auf ca 1 Mio Einwohner schätze ich kommen bundesweit jährlich so in etwa 10 - 15 neue Lehrlinge.

Zwischenzeitlich legt man oft die Klassen für die Metzger und die Fleischereifachverkäuferinnen zusammen um überhaupt noch anständigen Unterricht machen zu können.

Aber es haben sich eben auch die Zeiten geändert.

Willst du deinem Kind sagen:
Mach mal Metzger, kannste Schweine und Kühe töten und aufschneiden soofte willst…

Grüße
miamei

Hallo,

auch wenn es danach momentan nicht aussieht, aber ja, ich würde meine Kinder durchaus unterstützen, wenn sie diesen Beruf ergreifen wollten. Gerade der Große (8) hat heute schon durchaus Spaß daran mit Mama und Papa Wurst zu machen, Speck zu räuchern, … und er weiß seit frühester Kindheit, dass das dafür benötigte Fleisch nicht auf Bäumen wächst, Tiere nicht totgestreichelt werden, und kennt durchaus noch als Tier erkennbare halbe Schweine aus der heimischen Küche. Er ist auch mit der Anatomie vertraut, und hat den Weg vom toten Tier zur Wurst / zum Speck schon mehrfach miterlebt, und dabei auch mitgemacht.

Dabei hat er aber insbesondere auch immer mitbekommen, dass seine Eltern sehr bewusst mit Fleisch umgehen, dabei das Tier im Hinterkopf immer präsent ist, und wir alle immer froh sind, wenn wir Fleisch von ehedem „glücklichen Tieren“ bekommen und verarbeiten können (weshalb wir z.B. viel Wild verarbeiten), und zunehmend weniger Supermarktware auf den Tisch kommt.

Also warum nicht?

BTW: Kommentar aus frühester Kindheit auf den Hinweis auf die „süßen Entchen“ einer älteren Dame: „Ich habe auch schon ein paar Rezepte!“

Gruß vom Wiz

1 Like

Mahlzeit,

meine Mutter hat ihre Kindheit auf einem Bauernhof verbracht, ihr Onkel war der Dorfmetzger und ihre Mutter für das Schlachten von Geflügel und Hasen/Kanninchen zuständig.
Sie erzählte mal, daß sie einmal (da war sie gerade in die Schule gekommen) in den Hof gerufen wurde, ein junges Lamm in den Arm gedrückt kriegte und Photos gemacht wurden.
Anschließen kam ihr Onkel, nahm das Lamm und schlachtete es.

Sie isst immer noch Fleisch.

Gandalf

Hallo,

was Slow Food angeht, gebe ich Dir Recht. Was den Rest angeht empfehle ich mal einen Blick in das nordwestliche Niedersachsen, das ist die Gegend mit der größten Dichte an fleischproduzierenden Betrieben in ganz Deutschland. Einerseits natürlich mitverantwortlich für genau das Billigfleisch, das wir alle nicht haben wollen, andererseits aber auch zunehmend wieder durch anständige bäuerliche Betriebe geprägt.

Gruß vom Wiz

Hallo,

ja, hin und wieder wird man recht drastisch auf den Boden der Tatsachen geholt. Mein Onkel war mal mit der ganzen Familie im alten Jugoslawien unterwegs, und kehrte in einen herrlich authentischen Landgasthof ein. Die Kinder spielten vorne auf dem Hof mit den kleinen Ziegen, und Mama und Papa bestellten Ziegenbraten für die ganze Familie.

Der Opa des Hauses kam heraus, nahm eine junge Ziege zärtlich auf den Arm und brachte sie zu einer Bank vor dem Haus, streichelte sie noch einmal, und hatte plötzlich - von den Umstehenden erst gar nicht bemerkt - dem Tier ganz schnell die Kehle durchgeschnitten. Eine halbe Stunde später stand sie auf dem Tisch.

Gruß vom Wiz

Servus,

mir scheint, dass ~//~ Vechta in der Nähe der Insel Reichenau verortet, Winsen (Luhe) zu den Vororten von Stuttgart zählt und Kaltenkirchen man grade so als „im Norden“ gelegen akzeptiert: Wo man Niedersachsen und das Emsland hintut, ist wohl eine Frage der Perspektive…

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

was „Norden“ angeht:

zwischen Osnabrück und Stuhr ist richtig gute Küche seitens der vorhandenen Gastronomie durchaus ein wenig dünn gesät -

in Delmenhorst und Bremen wird’s dann etwas besser -

in Richtung Nordwesten (Oldenburger Land, Ammerland und Ostfriesland) wird’s gastronomisch (mit etwas Suchen) durchaus ordentlich -

dann aber leider weiter Richtung Nordosten (auch die gesamte Lüneburger Heide) ist kulinarische Diaspora -

Hamburg hat dann wieder eine ganze Reihe ausgezeichneter Adressen -

und letztlich Schleswig-Holstein: ab ca. Quickborn nach Norden auf beiden Küstenstreifen und im Landesinneren kann man, wenn man sich mit der Suche ein wenig Mühe gibt, für relativ kleines Geld durchaus gute, landestypische Küche genießen - und es gibt sogar das eine und andere Sternelokal…

Ergo: So ganz schlimm, wie dargestellt, ist’s im Norden nicht - allerdings findet man im Vergleich zur Landschaft südlich des Mains nicht die Vielzahl von guten und preiswürdigen regionalen Gastronomiebetrieben - da seid ihr Süddeutschen deutlich besser dran - ich hoffe, ihr würdigt’s auch…!!!

Herzliche Grüße

Helmut

Nanananana, für jeden echten Norddeutschen beginnt unweit von Hannover der Süden, auch erkennbar an den vielfältigen gutturalen Dialekten :wink:

Welche Landstriche gastronomisch steiniges Gelände sind, zeigt die Slowfood Karte im Groben ganz gut. Trutz hat’s differenzierter ausgeführt. Dass die frugalen Gaumenfreuden auch viel mit dem Protestantismus & seinen Auswüchsen zu tun haben, wurde ja schon erwähnt.

P.S.: Zu letzterem Thema empfehle ich „Babettes Fest“

~//~

Moin,

Ergo: So ganz schlimm, wie dargestellt, ist’s im Norden nicht

  • allerdings findet man im Vergleich zur Landschaft südlich
    des Mains nicht die Vielzahl von guten und preiswürdigen
    regionalen Gastronomiebetrieben - da seid ihr Süddeutschen
    deutlich besser dran - ich hoffe, ihr würdigt’s auch…!!!

Die guten Landgasthöfe haben nicht das Geld für große Werbung und leben von der Mund-zu-Mund-Propaganda, d.h. sind für Touristen eben Geheimtipps, die man erstmal bekommen muss.

Gruß Volker

Ergo: So ganz schlimm, wie dargestellt, ist’s im Norden nicht

  • allerdings findet man im Vergleich zur Landschaft südlich
    des Mains nicht die Vielzahl von guten und preiswürdigen
    regionalen Gastronomiebetrieben - da seid ihr Süddeutschen
    deutlich besser dran - ich hoffe, ihr würdigt’s auch…!!!

…ja klar würdigen wir das. Genau deßhalb gibt es ja diese vielen Gaststätten bei uns.

Beste Grüßev

Hallo,

Hast Du schon mal hier geschaut? http://www.neuland-fleisch.de/verbraucher/einkaufen…

Ich würde liebend gerne ab und zu frischen Seefisch zubereiten. Leider in Süddeutschland keine Chance…

M.

Hallo,

Hallo,

Hast Du schon mal hier geschaut?
http://www.neuland-fleisch.de/verbraucher/einkaufen…

Ob das wirklich so eine gute Alternative ist…
http://www.deutschlandfunk.de/fleisch-betrug-guetesi…

Ich würde liebend gerne ab und zu frischen Seefisch
zubereiten. Leider in Süddeutschland keine Chance…

M.

&Tschüß
Wolfgang

Ja, handwerkliche Metzger sterben aus…

Hallo,

Hallo,

… weil in Zeiten von industrieller Lebensmittelproduktion einschließlich Großschlachthöfen und Discounter-Preiskriegen ein seriöser Metzger mit eigenen Bezugsquellen preislich nicht mithalten kann.
Der führt nämlich evtl. nicht nur Fleisch von ihm bekannten erzeugern, sondern schneidet auch passend zu, beint aus, hat vielleicht auch Alternativtipps
Und bloß weil der Discounter behauptet, das Fleisch stamme aus der „Region“, heißt das noch lange nicht, daß es eine bessere Qualität hat. Vor allem dann nicht, wenn man im Einzugsgebiet der organisierten niedersächsischen Tierquälerei lebt.

Qualität kostet und für ein paar € für das Kilo Fleisch gibt es nunmal nur Industrieware.
Die Verbraucher haben es selbst in der Hand und sie geben die Antwort (nicht nur beim Fleisch): Nur der Preis zählt, egal wie es schmeckt. Und das ist eine bundesweite Entwicklung, die zB auch Bäcker betrifft.
Richtig gute Erzeuger liefern idR nicht an Discounter bzw. Supermarktketten.

Ich bin gespannt auf Antorten!

Bitte sehr

Pit

Wolfgang

muss wohl…
Hi

Ich lebe nicht einmal weit auf dem Land (eher Stadtrand)…
jahrelang hat meine Familie Hühnerflügel gekauft und zubereitet. Ein fahrender Bauer bzw. jetzt Intermediär (kurz, Eiermann) kommt einmal die Woche vorbei und verkauft Erzeugnisse der ansässigen Bauern.

Tja, nur Flügel nicht mehr. Die Bauern haben keinen Bock mehr sie an Privatpersonen zu verkaufen und beliefern ihn nicht mehr mit dem Kommentar die Kunden „sollen die Flügel doch halt im Supermarkt kaufen“.

lg
Kate

Silent Food
Servus,

deutlich besser dran - ich hoffe, ihr würdigt’s auch…!!!

noja, ein jedes Ding hat zwei Seiten - die Landstriche, in denen eine Gaststätte voll ist, wenn an jedem Tisch schon einer sitzt, haben den unschätzbaren Vorteil, dass man dort nicht von irgendjemandem mit etwas zugetextet wird, das sich wie Südwestfunk 4 in Prosa anhört, und der schon beim zweiten Schoppen der allerbeste Kumpel sein will und einen am anderen Tag nicht mehr kennt.

PW: Ein Geschäftsreisender in Bietigheim in der Wirtschaft, vor ihm eine Forelle Müllerin: „Ach Herr Ober, bringen Sie mir doch bitte noch ein Viertölö Ochsenbacher, der Fisch will schwimmen!“ Dem Gast am Nebentisch gefällt dieser Spruch, er sitzt vor einem Siedfleisch mit Rote Bete und Meerrettich, und er gibt Laut: „Wirtschaft! No a Halbe, dr Ochs will saufa!“

Schöne Grüße

MM

Materieller Bock
Servus,

die Bauern werden schlicht keinen Bock mehr haben, Flügel für Flügel draufzuzahlen, wenn ihnen die, die sie zum ca. vierfachen Preis der Ware aus weitgehend automatisierten Zerlege- und Konditionierungsbetrieben anbieten mussten, um wenigstens noch das Wasser für die Suppe daran zu verdienen, fast niemand mehr abgenommen hat.

Schöne Grüße

MM

Servus,

alldieweil der zentrale Umschlagplatz für Seefisch nicht mehr Cuxhaven, sondern FRA Airport ist, gibt es da im ganzen südwestdeutschen Raum recht gute Chancen. Man muss halt schauen, bei welchem Einzelhändler man Seefisch sucht. Fischhändler aus Portugal, Spanien und der Türkei sind da häufig recht ordentlich versorgt.

Wenn das nichts hilft, muss man halt zu Nachbars nach Weißenburg, Hagenau, Schlettstadt oder so fahren.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

wo bekommen Elsässer überhaupt so frischen Seefisch her?

Bis ich den nachhause transportiert und ich die Nacht über geschlafen habe, ist der auch nicht mehr fangfrisch. Macht bei mir ca. 350 km hin- und zurück.

Als Süßwasser-Anglerin erkenne ich, ob ein Fisch frisch oder bloß kalt ist.
Dann schon lieber ab und an gefrostete und zertifizierte.

Beste Grüße
Maralena