hallo Hakeem,
was nun der wirklich entscheidende Unterschied zwischen der katholischen und der evangelischen Glaubenslehre ist, kann ich Dir wahrscheinlich auch nicht sagen.
Ein ziemlich wesentlicher scheinen die Sakramente zu sein - es gibt davon in der katholischen Kirche mehrere (Priesterweihe, Ehesakrament, Sterbenssakrament, Taufe, Heilige Kommunion …), in der protestantischen weniger.
Es gibt einige entscheidende Unterschiede im Einzelnen.
Im katholischen Glauben :
Du sprichst selbst die Heiligenverehrung an, die es in der protestantischen Kirche nicht gibt. Ich sehe in engem Zusammenhang damit die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes : in Glaubensdingen könne er sich nicht irren. Somit scheint es kann er auch zuverlässig wissen, wer von den verstorbenen Menschen selig wird (ins Paradies eingeht) und ebenso, wer von Gott für heilig betrachtet wird. Entsprechend kann der Papst selig- und heiligsprechen. Die Heiligen wiederum sollen bei Gott ein besonderes Gewicht/ Bedeutung haben, so daß deren Fürsprache die Gewährung von Gnaden und die Vergebung der Sünden erleichtern soll.
Der Papst, wie alle zu Priestern geweihten Männer, können Sünden vergeben - von ihnen lossprechen. Unter den Sünden gibt es im Katholizimus Kategorien - die läßlichen, die „üblichen“ bzw. häufigen, die Todsünden, die (unverzeihlichen) Sünden wider den Heiligen Geist. Die Vergebung der Todsünden ist schwerer zu erlangen als die der anderen (außer denen wider den Hl.Geist)- im allgemeinen verläuft das so, daß man vor dem Sonntag zur Beichte geht, dem Priester alle seine Sünden beichtet (im Beichtstuhl, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, „Beichtgeheimnis“ ) und der Priester erlegt einem Strafen auf - bestimmte Gebete soundsooft zu beten, soundsoviele Rosenkränze … usw., dann können diese Sünden vergeben werden und das „Beichtkind“ darf am Sonntag an der Heiligen Kommunion teilnehmen, was zugleich auch Pflicht ist. -
Die Verehrung der Mutter Jesu als Gottesmutter , die Kunst und Literatur des Mittelalters und z.T. auch der Renaissance und späterer Zeiten durchzieht, gibt es so nur im Katholizismus. Es scheint, als habe man die christliche Religion nicht ohne prägende weibliche Gestalt in den Norden Europas verbreiten können (und zunächst mal wurde ja nur ein Glaube verbreitet - der katholische = „allgemeine“). Maria zur Heiligen zu erklären, geschah auch erst mehrere hundert Jahre nach Gründung des katholischen Glaubens ( und den Papst in Glaubensdingen für unfehlbar zu erklären, erst meines Wissens im 19. Jahrhundert!).
Es gibt im Katholizismus die Möglichkeit der Exkommunikation , das ist die Verstoßung aus der Glaubensgemeinschaft und das heißt, der Kirche. Früher war so jemand dann vogelfrei - jeder konnte den Exkommunizierten straflos töten, er irrte umher und fand keine Heimat mehr. Das Machtinstrument der Exkommunikation spielte im Mittelalter eine große Rolle im Machtkampf zwischen Päpsten und Kaisern/ Königen - dem exkommunizierten König = obersten Lehnsherrn wurde kein Gehorsam mehr geschuldet. Heutzutage wird mit Exkommunikation glaube ich immer noch der bedroht, der z.B. als Katholik seine Kinder nicht im katholischen Glauben erzieht; oder der Priester ist und heiratet; es gibt noch andere mit E. geahndete Vergehen gegen die kirchliche Lehre, für den Laien wie für den Theologen (wenn er sich gegen wesentliche Stützpfeiler der kath. Lehre ausspricht. Ich glaube, Drewermann ist exkommuniziert?).
Ferner gibt es einen Index verbotener Bücher im Katholizismus, d.h. Bücher, deren Lektüre dem Katholiken nicht erlaubt sei. Ich glaube, Illuminati wurde diskutiert, auf dem Index zu landen, obs passiert ist, weiß ich nicht. Aber es kamen solche Schriften wie von Galileo Galilei und Kepler auf den Index, der sich insgesamt z.T. wie ein „Who s who“ aus Wissenschaft und Literatur liest.
Entscheiden, welche Vorgänge, Anschauungen und Lehren im Katholizismus akzeptiert werden können und welche nicht kann die Katholische Glaubenskongregation , ein Gremium, das die Nachfolge der Heiligen Inquisition angetreten hat und der auch Ratzinger, der jetzige Papst, angehört hat.
Bei den Protestanten gibt es keine Seligen oder Heiligen. Maria als Mutter Jesu wird keine besondere Verehrung zuteil. Sie haben keine in Glaubensdingen „unfehlbare“ Autorität: jeder Mensch hat ein unmittelbares Verhältnis zu Gott, er braucht nicht die Vermittlung durch Priester oder Heilige. Die Voraussetzung zur Seligkeit ist nicht die Vergebung der Sünden durch einen Priester und der Empfang der Sakramente, sondern der Glaube, die Reue und die Umkehr. So etwas wie Exkommunikation gibt es nicht, einen Index auch nicht.
Der Priester muß ehelos leben ( „Zölibat“ ), der protestantische Pfarrer nicht. Es gibt im Katholizismus eine Jahrtausende währende Tradition des Klosterlebens , des Mönch- und Nonnentums ( Zusammenleben rein männlicher oder weiblicher Gruppen unverheirateter, Gott geweihter Gläubiger nach bestimmten Vorschriften), die sehr wesentliche Beiträge leisteten zur Kultivierung und Zivilisation des europäischen Raumes, zugleich auch wesentliche Bedeutung hatten in der Pflege von Wissenschaft, Medizin, aber auch als Machtfaktoren dienten, im Protestantismus nur geringe Ansätze in dieser Richtung. Im Katholizismus dürfen nur Männer Priester werden, im Protestantismus auch Frauen (Pfarrerinnen, sogar Bischöfinnen).
Wahrscheinlich habe ich nur einen sehr verkürzten Ausschnitt aus dem geschrieben, was zu Deiner Frage zu sagen wäre. Aber ich nehme an, daß es in etwa das ist, was ein theologischer Laie heutzutage so wissen kann über diese Unterschiede. Etwas mehr würde ich gern selbst über die Möglichkeiten zur Exkommunikation wissen, es gab (gibt?) da auch noch einiges an weiteren Vorschriften, z.B. was Geschiedene und Wiederverheiratung angeht.
Aber erstmal ists genug … Gruß, I.