Vervielfältigungsmaschine

Hallo zusammen,

Ich biete seit kurzem historische Führungen an und habe nun einen Flyer erstellt, den wir in der nächsten Zeit von einer Firma drucken lassen werden. Bis dahin helfe ich mir mit selbst gedruckten Exemplaren aus und musste feststellen, dass das ganz schön in’s Geld geht. Zusammen mit einer befreundeten Archivarin habe ich nun eine alte Vervielfältigunsmaschine gefunden, die sie mir gerne als Zwischenlösung überlassen würde. Leider wissen wir nicht, wie sie funktioniert. Nun wollte ich euch einmal fragen:
-ob ich damit ausgedruckte Flyer 1 zu 1 kopieren kann
-ob ich andere Schrifttypen außer Arial (z.B. Old English text) kopieren kann
-was ich brauche, um die Maschine wieder in Betrieb nehmen zu können.
und ob ich-was ich mir gut vorstellen könnte-Druckplatten o.Ä. herstellen muss, um den Flyer kopieren zu können.

Wäre super, wenn ihr mir helfen könntet. Vielen Dank schon mal im Voraus,

Adrian

Hallo,

Die meisten Vervielfältigungsmaschinen arbeiten mit sogenannten Matrizen; das sind (waren) mit der mechanischen Schreibmaschine hergestellte Druckplatten.
Die in der Schreibmaschine eingebaute Schrift ist die einzig mögliche. Ein Übernehmen einer fertigen gedruckten Seite ist nicht möglich.
Man hat Matrizen mit der auf „Leer“ gestellten Farbbandsteuerung beschrieben, dabei wurde die eigentliche Druckplatte durchlässig; sie hat ein Stützgewebe, damit sie nicht bei den Hohlbuchstaben wio „O“, „B“ usw. Löcher bekommt. Zum Korrigieren gibt (gab) es eine Flüssigkeit, mit der man die Stelle überstreichen und neu beschreiben konnte. Nach Fertigstellen hat man ein Blatt von der Matrize abgetrennt, das man zum Korrekturlesen verwenden konnte.

Dann wurde die Druckform in die Abziehmaschine eingespannt und die passende Druckfarbe eingefüllt. In den Papierhalter wurde zunächst Makulatur, meist Fehldrucke von früher, eingelegt und einige Proben gedruckt. Wenn die Einfärbung in Ordnung war, konnte man mit dem Drucken loslegen, das Papier dazu nennt (nannte?) sich Saugpost; es ist rauer als heute übliche Hartpost und ähnelt Zeitungspapier, damit die Druckfarbe sich einsaugen und trocknen kann.

Nach Fertigstellung der Auflage ist Putzen angesagt: restliche Druckfarbe aus dem Färbewerk muss weg, sonst wird sie hart und verklebt die Maschine.(Testbenzin ist das Mittel der Wahl). Nach gründlicher Reinigung auf einer dicken Lage Zeitungen kann die Matritze aufbewahrt werden. Insgesamt eine recht aufwendige und schmutzige Arbeit, viele alte Zeitungen als Arbeitsunterlage sind empfehlenswert.

Wahrscheinlich ist die Beschaffung der nötigen Zubehöre schwierig, einfacher ist sicher, am PC die Dokumentation zu erstellen und als Billigkopie im Copy Shop zu vervielfältigen; manche arbeiten sogar leber mit *.PDF -Daten.

Gruss von Julius

Hallo Anja,

Dazu habe ich keine Infos, doch handelt es sich dabei nicht um einen Kopierer, sondern um eine per Handkurbel zu bedienende Vervielfältigungsmaschine, wie sie auch die Mitglieder der „Weißen Rose“ zum Druck der Flugblätter benutzt haben. Ich dachte eigentlich, dass die alle gleich funktionieren…

Gruß,

Adrian
Nutzer „Adrian Roßner“

Hallo Julius,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! :smile:
Oje, Ich glaube nicht, dass ich das überhaupt noch alles ranbekomme…zwar gibt’s bei uns (ländliches Gebiet) irgendwo bestimmt in irgendeinem Laden noch solche Matritzen, eine Schreibmaschine habe ich auch (die hat sogar die Funktion, die du mir gerade beschrieben hast, dass heißt beim betätigen einer Taste hebt sich das Farbband nicht an), aber der Flyer würde nicht so aussehen, wie ich ihn gern haben wollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Herstellung, wenn man den Aufwand dazurechnet, billiger wäre als eine Druckpatrone für den heimischen Apparat.
Auch meine erste Idee war ein Copyshop, doch leider gibt’s sowas bei uns nicht-der nächste ist ca. 40 km entfernt…
Naja, da muss dann wohl mein Drucker herhalten.

Dir auf jeden Fall nochmal vielen Dank!

Adrian

Wenn du es billig haben willst:

  1. Druckerei suchen und ausdrucken lassen (Kosten können angefragt werden)
  2. Drucker kaufen (möglichst einen, den man selber leicht!!! nachfüllen kann; rechnen)
  3. evtl. in einen Supermarkt gehen. Die haben für Ihre Flyer auch so Kopierer (hab ich letztens bei mir im Ort gesehen) und dir ein Angebot geben lassen.
  4. andere fragen, wo sie Kopien machen lassen (Alles was du im Briefkasten findest)
  5. 40 km ist doch nicht die Entfernung (fallst kein Auto hast, Anhänger ans Fahrrad und auf gehts…

Gruß

Hallo Adrian
ich dachte, ich hätte Dir eine Antwort geschrieben, aber die ist wohl wo anders gelandet.

Das was Du Hast, scheint eine Spirit-Carbon Maschine zu sein.
Wenn ich mich recht erinnere hat GeHa so was gebaut. Die Matritzen gab es in gutsortierten Schreibwarengeschäften. Es war ein Satz von 3 bis 4 Blättern, die an einem gemeinsamen Rand hingen. Die Matritzen konnte man mit einer Schreibmaschine beschreiben oder mit Bleistift (besser Kuli) zeichnen.
Das Papier war einseitig geglättet und recht leicht, immer leicht chamois farbig und nicht sonderlich stabil, dafür aber billig. Der Druck war meist blau. Haltbarkeit einer Matritze ca. 100 bis 150 Kopien, dann war die Matritze ausgelutscht, das Bild wurde flau und verwaschen.
Meine Frau (Lehrerin) hat so ein Ding zum letzten Mal um 1976 in der Schule benutzt.
Mit dem Aufkommen billiger Fotokopien waren die Dinger bald gestorben. Man hat sich bös einferkeln können, die Farbe war Kopierstift ähnlich und ging aus den Fingen nicht mehr raus.

Es könnte aber auch sein, dass du eine sehr frühe OFFSET hast.
Gibt es in der Maschine eine Walze, auf die Du die Vorlage spannst, einen Gummituchzylinder, ein Farbwalzwerk für Druckfarbe? Wenn ja, lass die Finger davon, das sind absolute Profimaschinen, für die man Metallmatritzen braucht, die fotografisch hergestellt wurden. Näheres wahrscheinlich bei WICKEL.

M. F. G.

der Klugscheißer

Ich würde die Spirit -Karbon nur noch aus Nostalgiegründen sehr selten benutzen, wenn man denn Matritzen auftreiben kann.

Hallo Elmar,

Das wäre natürlich auch eine Idee…
Ich werde einmal im nächsten Supermarkt nachfragen-wenn die Kopie nicht gleich 50 cent pro Exemplar kostet, was ich leider befürchte- kann man sich das einmal überlegen.

Danke für den Tipp,

Adrian

Hallo Olschi,

Ich kenne mich damit leider nicht aus, kann dir aber die Maschine noch einmal beschreiben:
Sie hat zwei Stahl(?)-walzen, die durch eine Kurbel an der Seite betrieben werden. Bei jeder Umdrehung der Kurbel ist ein Knacken zu hören und ein Greifer(?) hebt und senkt sich wieder. Bei der Maschine waren auch Plastikflaschen mit einem schwarzen Pulver gelagert. Ich weiss leider nicht, wie lange sie schon da oben steht-es könnte also auch sein, dass eine Flüssigkeit pulverisiert ist. Groß ist sie eigentlich nicht: Sie misst ca. 50x70 cm, wiegt aber einiges. Alles in Allem ist die Technik ziemlich einfach zu verstehen.
Ich weiss, dass auch die Gebrüder Scholl eine solche Maschine zum Verfielfältigen ihrer Flugblätter benutzt haben, allerdings sieht die im Archiv viel moderner aus, als das Exemplar aus den 40ern, was für die 70er als Produktionsjahr sprechen könnte.
Ich habe eine solche Apparatur erstmals bei den Simpsons gesehen, als Lisa die „Red Dress Press“ herausgibt und auf diese Weise kopiert. Es sah eigentlich ziemlich einfach aus, aber da hat mir wohl das Zeichentrick-Universum wieder einmal einen Streich gespielt. :smile:

Danke für deine Antwort,

Adrian

Hallo Adrian
ich habe inzwischen mal gegockelt
Such mal unter Hektographieren, da wirst Du wahrscheinlich genauso fündig wie ich.
Die WEISSE ROSE hatte vor dem Krieg nur solche Maschinen zur Verfügung, XEROX ab Mitte der 60er und 3M Thermocopy (Anfang bis Ende der 60er) gab es noch nicht. Nach Wicki war Spirit Carbon im Westen bis in die 90er noch in Schulen in Benutzung.
Ob Du die gestrichenen Papiere noch bekommst, wage ich zu bezweifeln.
Das war mieseste Qualität; die Skripte, die ich noch aus Studienzeiten habe brechen inzwischen und werden sich wohl bald in Wohlgefallen aufgelöst haben (so wie Taschenbücher aus dieser Zeit)
Gruß vom KS

Nein, der Widerstandskreis hat keine Flugblätter hektographiert, es handelt sich um einen weitläufigen Irrtum!

zunächst benötigen wir mehr Infos zu der Maschine: Hersteller, Typ, etc.

Nein, es ist etwas komplexer! Zunächst muss geklärt werden, um welches Vervielfältigungsverfahren es sich handelt, erst dann kann die Anwendung beschrieben werden. Matrize ist nicht gleich Matrize! Jedes Vervielfältigungsverfahren verwendet eine andere Matrize!

Hallo Adrian,

Schon einmal etwas von Email und Post gehört?

Bei manchen Copyshops kann man die elektronische Vorlage per Email zusenden und bekommt die Drucke dann per Post zugestellt.

MfG Peter(TOO)

Der Beitrag, auf den Du geantwortet hast, ist sechs Jahre alt :wink:

Gruß,
KHK