Was bedeutet dieses Zeichen?

Also wenn ich so darüber nachdenke, fallen mir außer Japanisch
und Chinesisch keine Schriften ein, die heute noch ohne
Leerzeichen auskommen.

Danke für diese kenntnisreiche Belehrung.
Ich darf vielleicht ergänzen, daß Du Hangul vergessen hast,
die koreanische Schrift.

Nein, Hangeul benutzt Leerzeichen zwischen den Wörtern. Wie lang das schon so ist, weiß ich nicht. Aber stimmt, ich hätte das erwähnen sollen, das wäre eine Schrift, die sich irgendwann im Laufe der letzten 100 oder 200 Jahren – vielleicht über westlichen Einfluss – Leerzeichen und westliche Satzzeichen angeschafft hat. :smile:

Aber sowas kann ja nur hilfreich beim Lesen sein.
Manchmal wünschte ich sogar, Chinesisch hätte Leerzeichen. Aber nur manchmal. :wink:

Gruß,

  • André

Nein, Hangeul benutzt Leerzeichen zwischen den Wörtern. Wie

Meinst Du damit vielleicht den Kringel, der keinen Lautwert hat? Der markiert aber m.W. keine Wortgrenzen, sondern ist nur ein Füllsel, damit die Silbe nicht zuwenig Buchstaben hat.

Aber nur manchmal. :wink:

Ja, kann auch irritierend wirken.

Gruß

Hans Ode

Hallo!

Es freut mich, dass mein Nonsense-Beitrag eine solche interessante Diskussion in Gang gesetzt hat. Insbesondere lese ich auch Deine Beiträge (André) immer wieder gern - da gibt es immer was zu lernen!

Bei meiner Behauptung, fast alle Schriften würden Leerzeichen verwenden, dachte ich ehrlich gesagt nur an Schriften, die ein Alphabet verwenden, wie das Lateinische, das Griechische oder das Kyrillische. Bei denen kann ich mir kaum vorstellen, dass sie ohne ein Trennzeichen auskommen, das die Wörter von einander trennt. Es muss sich dabei freilich nicht um ein Leerzeichen handeln. Ein Trennstrich oder so wäre auch denkbar.

(Ausgeschlossen ist dies natürlich nicht, denn es gibt auch alphabetische „Schriften“ (im weitesten Sinne), die ohne Leerzeichen auskommen, z. B. der Binär-Code oder der genetische Code. Aber beide werden nicht von Menschen gelesen, sondern von Maschinen bzw. Ribosomen.)

Michael

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Moin,

Bei meiner Behauptung, fast alle Schriften würden Leerzeichen
verwenden, dachte ich ehrlich gesagt nur an Schriften, die ein
Alphabet verwenden, wie das Lateinische, das Griechische oder
das Kyrillische.

das Leerzeichen ist zwar schon recht alt, aber es gab es nicht immer. Sehr alte, frühmittelalterliche und (spät)antike Texte haben, trotz einer alphabetischen Schrift, sehr häufig keine Leerzeichen. Das kam erst in der karolingischen Zeit auf.

http://de.wikipedia.org/wiki/Leerzeichen#Entwicklung…

Gandalf

Hi

Seit den 1980ern, lieber André, aber meist nur im bildungstechnischen- oder Comicbereich.

Bücher werden noch oft so runtergeschrieben, allerdings mit Interpunktion und ich meine hinter dem Punkt sei ein Leerzeichen, kann mich aber auch irren da ich meine koreanischen Bücher verkauft habe.

lg
Kate

Nein, Hangeul benutzt Leerzeichen zwischen den Wörtern. Wie

Meinst Du damit vielleicht den Kringel, der keinen Lautwert
hat? Der markiert aber m.W. keine Wortgrenzen, sondern ist nur
ein Füllsel, damit die Silbe nicht zuwenig Buchstaben hat.

Nein, ich meine ganz gewöhnliche Leerzeichen zwischen den Wörtern, siehe hier: http://ko.wikipedia.org/wiki/%EC%97%90%EB%93%9C%EC%9… (ein zufälliger Artikel aus der Wikipedia gepickt), da sieht man die Worttrennungen doch schön.
Aber das stimmt schon, das war nicht immer so. Ganz früher, als auch chinesische Zeichen (Hanja) benutzt wurden, wo es nur ging, wurden vermutlich keine Leerzeichen gesetzt. Heute aber schon.

Gruß,

  • André

Ja stimmt, das ist zu sehen.

Man drängt die Hanja zurück und hat keine spezielle Buchstaben für Fremdworte (z.B. analog dem Katakana der Japaner), also braucht man eine Markierung der Wortgrenzen. Die armen Koreaner scheinen ihre Sprache mit noch mehr Entschlossenheit kaputtzumachen als die Japaner. Im Vergleich dazu gehts uns Deutschen ja noch gold.

Hi

Irgendwie hast du da was falsch verstanden.

Die Hanja gehören überhaupt nicht zur koreanischen Sprache, diese Schriftzeichen wurden nur benutzt, weil China „die Welt“ beherrschte und das chinesische Schriftsystem besonders adaptierbar ist, da es keine zwingende Phonetik besitzt.

Das klassische Chinesisch (Hanmun) war eine reine Gelehrtensprache, ob es überhaupt je gesprochen wurde ist gar nicht bekannt, es kann auch gut sein, dass NUR Texte darin verfasst wurden.

Das Koreanische war schon immer eine völlig anders funktionierende Sprache als das Chinesische (wenn auch zeitweilig eine Tonsprache), weshalb sich die chinesischen Schriftzeichen als Darstellung auch gar nicht eignen. Diverse koreanische Dialekte und Soziolekte wurden immer gleichzeitig gesprochen.

Das Hangul dagegen ist urkoreanisch, es wurde 1446 von Sejong (angeblich an einem Tag) erfunden, ausgerichtet anhand der Mundbewegungen beim Sprechen des Koreanischen Hofdialekts.

Neben Hanmun und Hangul gab es aber noch weitere Schreibformen z.B. die der Lokalbeamten und die der Frauen. Das Koreanische hatte weniger Prestige als das Chinesische, dementsprechend absteigend wurden die verschiedenen Schriftformen passend zur Sprache angewendet.

Die meiste Zeit aber wurden chinesische Schriftzeichen koreanisch gelesen und nach koreanischer Grammatik verzeichnet.

Im Laufe der Choson Dynastie erhielt das Hangul langsam mehr Prestige und nach dem Koreakrieg sehr beliebt. In den 1980ern schuf man schließlich zugunsten der Alphabetisierung die Hanja ab. Bis dahin wurde schon vornehmlich mit Hangul geschrieben und Hanja für Namen eingesetzt, auch heute haben Hanja hauptsächlich noch in der Ahnenkunde und Identitätsfeststellung eine Bedeutung.

Die Schrift hat sich verändert, aber die Sprache wurde ganz sicher nicht „kaputt“ gemacht, schon gar nicht von Leerzeichen.

lg
Kate

2 Like

Hallo

Hanja gehören so zur koreanischen Sprache wie die sprachprägend vielen chinesischen Fremd-/Lehnwörter.
Prähangultexte kann ich mir nur so vorstellen, daß man eigentlich sinntragende Schriftzeichen als sinnfreie phonetische Silben mißbraucht hat, und weil das nervt, entwickelte man dafür Hangul.
Die Verwendung von Hangul auch auf die chinesischen Anteile des Koreanischen auszudehnen ist ein kultureller Rückschritt, es macht die Texte leichter schreibbar aber schwieriger lesbar. Die Rechtschreibpolitik in Deutschland geht auch in diese Richtung, wenn auch weniger radikal.
Das Koreanische scheint von dem Ansturm englischer Fremdwörter so überrascht worden zu sein, daß es nicht wie Japanisch oder Deutsch diese in eine Sonderschrift fassen konnte und daher die Einführung von Wortgrenzen überall notwendig wurde. In dem Sinne sind die Leerzeichen nicht Ursache sondern Symptom.

Hans Ode