Hauptsache günstig
Servus,
über die vielen weiteren Aspekte, die Du assoziativ hier aufgemacht hast, möchte ich hier und heute nicht gerne diskutieren - vielleicht können wir uns ja zu Ostern mal auf die Suche nach den „riesengroßen Übersetzungsabteilungen“ von Wintershall, ABB, Siemens, AREVA etc. machen, die seit mindestens zwanzig Jahren überflüssig geworden sind, weil in diesen Unternehmen Arbeitssprache Englisch ist.
Ein Punkt ist mir allerdings wichtig.
Das hier:
Und weil er eben allein über seine
Preise entscheidet, muss er auch überlegen, ob er will/kann
mit seinem Kollegen aus einem Land, indem die Lebenskosten ca.
3/4 niedriger sind als die eigenen. Manchmal, mancher wollen
das. Andere, nicht.
nennt man ruinösen Wettbewerb. Das ist das Phänomen, das u.a. dazu geführt hat, dass es in den USA keinen ernstzunehmenden Eisenbahn-Fernverkehr mehr gibt´(nein, ich will jetzt nicht über Eisenbahnen reden - das Beispiel, das ich benenne, ist eben nur das in der Marktlehre bekannteste und kann auf diese Weise als Stichwort dafür dienen, sich mit dem Thema ruinöser Wettbewerb zu beschäftigen).
Wenn man dieses:
Manchmal, mancher wollen das. Andere, nicht.
auch auf Dinge wie Wohnen und Essen übertragen könnte, hätte der im Namen der Hl. Liberalitas völlig deregulierte Markt sogar fast einen Sinn - wenn er denn transparent wäre.
Das geht in einem beschränkten Umfang schon - ich hatte in den 1990er Jahren eine Übersetzerin in der Mandantschaft, die kaufmännisch mit ihrem Agenturbetrieb nicht so recht glücklich wurde, weil sie sich immer freute, wenn sie ihren Übersetzern Honorare zahlen konnte, von denen die sich auch einmal zu Weihnachten einen Rinderbraten kaufen konnten: Die gute Frau hatte ihre Wohnung aufgegeben und schlief auf einem Feldbett im Büro, um die Wohnungsmiete zu sparen. Aber grundsätzlich ist der Glaube an die Hl. Liberalitas nicht grad etwas, was den Anhängern dieser Religion irgendwelche Punkte im Himmel oder gar einen Schlag Leberwurst aufs Brot bringt.
Bei der freien Entscheidung über das Essen geht es dann im Zweifelsfall wie bei dem Bauern, der seiner Ziege das Fressen abgewöhnen wollte, damit sie billiger in der Haltung wird. Kurz bevor ihm das gelungen war, ist ihm das blöde Vieh verreckt.
Ich finde es ganz interessant, mal zu überlegen, wie viel Wissen und Sachverstand durch eine wirtschaftliche Organisation verloren gehen, die grundsätzlich erfordert, dass jeder Spezialist in z.B. Starkstromelektrik oder Statik des Stahlbaus (die Beispiele hören sich harmlos an, aber in diesen beiden Fächern dürfte es jeweils unter hundert echte Fachleute in D geben) gleichzeitig auch Kaufmann sein muss, während umgekehrt kein Kaufmann in der Lage sein muss, z.B. einen Nagel grade in die Wand zu schlagen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder