Hallo,
ich kann auf normalem Weg irgendwie nicht antworten.
Es gibt 2 typische Bodenbeläge, die Asbest enthalten
- Vinyl-Asbest-Platten: Eine Art dünne Fliese 25x25 oder 30x30 eher fest, nur leicht biegsam - Asbest liegt in festgebundener Form vor
- Cushion Vinyl: Bahnenware, verhält sich ähnlich einem normalen PVC hat aber als Trägerschicht eine Pappe, nämlich Asbestpappe - Asbest liegt in leicht-gebundener Form vor und demnach gefährlicher.
Man kann Asbestfasern nicht mit dem Auge erkennen. Wenn ich einen normalen PVC-Boden zerreiße, dann sehe ich auch die Gewebefasern, dies ist aber kein Zeichen für Asbest. Entscheidend ist eine Trägerschicht aus Pappe auf der Rückseite. Die Pappe ist meist weiß oder grau-weiß, wie die eigentliche Farbe von Weißasbest (Chrysotil) Es gab früher auch noch andere Bodenbeläge mit schwarzer Pappschicht (wie Dachpappe) auf der Rückseite. Dieser Bodenbelag nennt sich Stragula und ist ohne Asbest und meist aus einer früheren Zeit.
Den Kleber (braun oder schwarz) würde ich aber als typisch für die Zeit einordnen, wo genau diese Bodenbeläge (Vinyl-Asbest oder Cushion-Vinyl) verlegt wurden, also 1960 bis in die Mitte der 80er. Ab 1993 gibt es ein Asbestverbot in Deutschland und seit 2005 für ganz Europa, aber damit verschwindet das vorhandene Asbest nicht. Es handelt sich um ein grundsätzliches Verkaufs- und Weiterverarbeitungsverbot.
Wenn Sie Gewissheit wollen, dann lassen Sie fachmännisch eine Probe entnehmen oder behandeln Sie es wie Asbest, d.h. nicht daran kratzen oder herumfummeln, nicht unprofessionell entfernen, sondern decken Sie es baldigst komplett ab. Optimal mit einer Unterfolie oder Alufolie (für Sanierungen) oder beschichtetem Trittschall und kleben Sie die Randfugen zur Fußbodenleiste mit Aluband ab. Macht nicht Unmengen an Arbeit und schützt Sie auch noch vor den oft enormen PAK-Werten aus dem Bitumenkleber.
Wenn Sie nicht einen Staubsauger mit HEPA-Filter oder einen Industriesauger für Feinstäube haben, dann würde ich vom Staubsauger eher Abstand nehmen und auf feuchtes Wischen umsteigen, bis Sie sich sicher sind, dass Sie das Zeug vernünftig abgesperrt haben. Hier spielt ebenfalls die PAK-Belastung eine besondere Rolle, da sich die Gase aus dem Kleber an den Hausstaub haften und durch den Staubsauger schön im Raum verteilt werden und damit auch eingeatmet werden können. Der Asbest ist die eine Sache, der ist mit Abdecken schon erledigt, Sperrfolie und Randabklebung dienen der PAK-Reduzierung.
Der Arzt kann ihnen nicht helfen, da Sie sich nicht vergiftet haben oder einen offensichtlichen Schaden erlitten haben. Die Latenzzeit für einen derartigen Krebs liegt bei 15-40 Jahren, im Mittel bei ca. 30. Die lungengängigen Fasern (nicht alle Fasern sind lungengängig, viele d.h. die Masse bleiben in der Nase, Schleimhäuten & Bronchien hängen und kommen gar nicht so weit in die Lunge) spießen sich ins Lungengewebe und lösen durch ihre Biobeständigkeit, weil sie nicht abgebaut werden können, einen Entzündungsprozess aus, da der Körper jahrelang gegen die Fremdkörper kämpft. Aus diesem Entzündungsprozess kann sich (muss nicht) ein Krebs entwickeln. Die Fasern können sich aber auch verkapseln. Man kann die Fasern nur durch eine Gewebeprobe der Lunge über ein sehr kostspieliges Verfahren nachweisen, aber suchen Sie mal die Nadel im Heuhaufen, d.h. es ist unmöglich. Ich bin aber kein Mediziner, da könnten Sie einen Facharzt fragen.
Machen Sie sich nicht verrückt. Man muss wissen, wie man damit umgeht und das Thema überlegt angehen und für die Zukunft die Augen offen halten. Was glauben Sie, wie viele Menschen täglich derartige Dinge tun, aber niemals erkennen, was sie da eigentlich getan haben und es vielleicht vielfach wiederholen. Sie sind hier weit im Vorteil. Sie haben die Erkenntnis und können aktiv für Ihre Gesundheit und für Ihr Umfeld agieren.
Ich bin der Überzeugung, dass fast jeder Mensch in seinem Leben mindestens 1x mit Asbest in Berührung gekommen ist, allein durch die Hintergrundbelastung in der Luft. In den 70er- 80er Jahren übrigens an jeder gut befahrenen Kreuzung. Die Bremsbeläge der Autos waren oft aus dem wesentlich gefährlicherem Blauasbest (im Vergleich zu Weißasbest). Wäre jeder Kontakt tödlich, Asbest wäre das Gesellschaftsproblem Nr.1 bei über 3000 Produkten mit Asbest, die weiterhin verbaut sind oder unsachgemäß saniert werden, wo ganze Nachbarschaften der Gefahr ausgesetzt werden. Das Asbestverbot gilt nur für Europa. In Indien boomt die Asbestindustrie und in China wird Asbest weiterhin verarbeitet und kommt mitunter sogar über Randprodukte wieder nach Europa. Kanada hat noch bis vor kurzem fleißig Asbest abgebaut und exportiert.
@ Sven Glückspilz
nein, da wir eine Hintergrundbelastung durch Asbestfasern in der ganz normalen Atemluft haben (sogar in der Antarktis), ist es unmöglich, diese Aussage zu beweisen. So wie Menschen durch ihre Arbeit (KFZ-Mechaniker, Schreiner, Elektriker, Dachdecker) mit Asbest in Kontakt kamen und an typischem Asbestkrebs erkrankten, so erkrankten auch vereinzelt Menschen ohne wissentlich jemals in ihrem Leben mit Asbest hantiert zu haben. Man kann 100te Fasern in der Lunge haben (verkapselt, da biobeständig) und es passiert nichts, aber die 101 Faser löst einen Entzündungsprozess in der Lunge aus, der dann über Jahre (ständige Reizung) zum Krebs führt. Es geht wirklich vorrangig um Vermeidung und jede weitere, unüberlegte Belastung ist zu viel. Ich bin kein Mediziner, aber ich stelle es mir so vor: Wenn ich ständig an einem Leberfleck rumfummle, dann brauch ich mich nicht wundern, wenn er irgendwann mal entartet und dies ist eine Tatsache. Es ist eine Frage der Zeit und eine Frage der Dosis. Es bleibt theoretisch, aber durchaus möglich, da eine Faser für den Beginn einer Erkrankung ausreicht. Eine derartige Aussage ist aber auch ein Stück Panikmache, verdeutlicht aber auch das Gefahrenpotenzial, deshalb sollte man es nicht überbewerten, aber eine persönliche Schädigung stets (so gut wie möglich) vermeiden.
Alles Gute