Könnte auch unter 'Behörde' stehen

Hallo miteinander
Wer kennt ihn nicht, den allseits beliebten Standard-Beamten-Gruß

Maaahhhlzeit…

Die von den Mitarbeitern teils geschätzte, teils verteufelte gleitende Arbeitszeit bringt neben den bekannten Problemen noch ein weiteres, bisher unbeachtet gebliebenes Problem, nämlich das des Grüßens in der Verwaltung, mit sich. Im Zusammenhang mit der Gleitzeit gewinnt die Verwendung des in Behörden, Großbetrieben und Hotels üblichen Grußes „Mahlzeit“ neue Bedeutung.

Bereits der Ursprung des Grußes liegt im Dunkeln. Kenner sprechen von einer Verbindung zum Mahl und leiten davon die gewagte These ab, die Grußformel hätte etwas mit essen zu tun. Dies steht jedoch im Widerspruch dazu, dass der Gruß „Mahlzeit“ auch um 15.00 Uhr hemmungslos und in hoher Lautstärke verwendet wird. Aufgrund dessen bezieht eine Mindermeinung den Gruß auf die Pause, nämlich „mal etwas Zeit haben“. Unerklärlich ist dann jedoch, wenn auch Mitarbeiter, die schwitzend schwere Aktenstapel schleppen oder gehetzt, mit hochrotem Kopf, von Besprechung zu Besprechung eilen, mit einem freundlichen „Mahlzeit“ gegrüßt werden, sich sogar selbst, gegenseitig, ächzend ein „Mahlzeit“ zuzischen.

Letztlich wird die Behauptung aufgestellt, dass mit „Mahlzeit“ tatsächlich die Zeit des Müllers zum Mahlen gemeint gewesen sei. Die beruhe darauf, dass der Müller einer der ersten gewesen sei, der über seine Wareneingänge und -ausgänge Buch führen und sich überdies mit der Vermeidung der Mehlsteuer habe beschäftigen müssen. Die Müller seien die ersten gewesen, die sich neben dem Handwerk mit Verwaltung beschäftigt hätten. Danach bedeute „Mahlzeit“ im übertragenen Sinne so viel wie „Verwaltungstätigkeit ausüben“ oder „Vorgänge bearbeiten“. Dagegen lässt sich jedoch einwenden, dass die „Müllervariante“ des Grußes zur Mittagspause eine höchst unangenehme Ermahnung wäre, die Arbeit wieder aufnehmen zu müssen.

Ebenso dunkel wie die Herkunft ist auch die zeitliche Verwendung dieser Grußformel, woraus auch die kommenden Probleme resultieren. Typischerweise wird sie während einer Kernzeit (Mahlzeitkernzeit) von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr verwendet, so dass eine Harmonisierung der Mahlzeitkernzeit mit der Gleitzeitkernzeit möglich erscheint. Probleme bereiten jedoch die Mahlzeitausreißerzeiten. Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass einzelne Mitarbeiter bereits in der Zeit von 8.30 Uhr bis 15.55 Uhr hemmungslos mit „Mahlzeit“ grüßen. Daher kollidieren die Differenzzeit zwischen Gleitzeit und Kernzeit, die sogenannte Gleitzeitdifferenzzeit, mit der Mahlzeitausreißerzeit. Es besteht daher die Gefahr, dass ein fröhliches „Mahlzeit“ ungehört auf leeren Fluren verhallt oder gar mit einem „Schöhnfeiaahmt“ eines früh gehenden Mitarbeiters disharmonisch zusammenfällt. Dieses Problem stellt sich um so drängender, als zu erwarten steht, dass mit dem Beginn der Gleitzeit sich die bisher minimale Schöhnfeiaahmtgrußzeit um die Gleitzeitdifferenzzeit ausweitet und mit der Mahlzeitausreißerzeit zusammenfällt. Zur Vermeidung von amtsinternen Grußdissonanzen besteht daher Handlungsbedarf bezüglich einer Grußverfügung mit dem Ziel der Harmonisierung von Gleitzeitdifferenz- und Kernzeit mit Mahlzeitausreißerzeit und Schöhnfeiaahmtzeit.

Also verehrter Herr Vorsteher, liebe Geschäftsstelle und geschätzter Personalrat. Ihr seid allesamt gefordert. Laßt Bürgerbüro, Erhebung und WinGF links liegen, setzt Euch in Ruhe zusammen, bildet einen Arbeitskreis, einen „Runden Tisch“ oder einen Cirkel und denkt über das drängenste Problem der Gegenwart nach: „Die Harmonisierung der meistgebrauchten Grußformel Deutschlands“.

Wir erwarten ein schmackhaftes Ergebnis
Bis die Tage, tschüss und Maaahhhlzeit

Erschwerend kommt noch hinzu, daß zwar das „Mahlzeit“ ein Allerweltsgruß ist und zu jeder Tages und Nachtzeit gebraucht werden kann, bloß nicht zum Essen, da heißt es „An guadn“.

Pfiate God und Servus

gerhard