Vollzugsbeamte

Hallo,

mich interessiert, was Justizvollzugsbeamte tun? Warum werden in Haftanstalten für Männer auch Frauen als Wachpersonal eingesetzt? Sind die nicht grundsätzlich unterlegen und dadurch gefährdet?

Wäre nett, wenn dazu jemand was wüsste.

Schöne Grüße
Cirwalda

Hallo,

im wesentlichen sind sie für die beiden Hauptgebiete des Vollzuges

  • Unterbringung und
  • Beschäftigung

zuständig.
In der Unterbringung zählen zu den Aufgaben der
-Schließdienst (Stationsdienst)
-Pfortendienst
-Wachdienst
-Besucherdienst sowie der Sanitätsdienst.

Außer durch ihre Ausbildung werden Justizvollzugsbeamte auch laufend
geschult und einem körperlichen Fitnesstraining unterzogen bzw. machen sie dieses freiwillig.

Im Schließdienst und Sanitätsdienst werden jedoch in der Regel
Männer nur in der entsprechenden Abteilung für männliche Insassen und
Frauen in der für Frauen eingesetzt.

mfg

mich interessiert, was Justizvollzugsbeamte tun? Warum werden
in Haftanstalten für Männer auch Frauen als Wachpersonal
eingesetzt? Sind die nicht grundsätzlich unterlegen und
dadurch gefährdet?

Grundsätzlich zu dem was sie tun oder nicht tun: in Deutschland ist es - zumindest im öffentlichen Dienst - (leider) völlig egal ob es tatsächliche körperliche Unterschiede zwischen männlein und weiblein gibt, soweit es die „Gleichberechtigung“ im Bereich von Sicherheitsaufgaben der Exekutive angeht. Egal ob Bundeswehr, Polizei oder eben Justizvollzugsdienst werden eigentlich nicht zu leugnende Unterschiede per Gleichstellungsgesetz vom Tisch gewischt und für nicht existent erklärt.
Das geht wahrscheinlich solange gut, bis es deswegen Tote gibt - beim G8-Gipfel waren es „nur“ schwer Verletzte, was es bei den Einsätzen der Bundeswehr durch diese Ignoranz der Realität noch geben wird werden wir wohl erleben.

Das ganze könnte eigentlich gut funktionieren - zumindest wenn man die Unterschiede erkennt, aufgreift und ganz offiziell zum eigenen Vorteil ausspielt - tut es aber nicht, weil der Gesetzgeber einfach per Gesetz Ungleiches gleich macht.

Aber bevor das hier jetzt in eine nicht mehr zu stoppende „Gender Mainstream“ Debatte abgleitet 8was wohl keum mehr zu stoppen ist) höre ich wohl lieber auf. ;o)

Gruß Andreas

Im Schließdienst und Sanitätsdienst werden jedoch in der Regel
Männer nur in der entsprechenden Abteilung für männliche
Insassen und
Frauen in der für Frauen eingesetzt.

Während meiner Haftzeit hatten wir sowohl Männer als auch Frauen im Schliessdienst. Weder für die Bediensteten, noch für uns Insassen war das irgendein ein Problem. In erster Linie sah man einen Vertreter der Justiz, erst dann ein Geschlecht. Natürlich gab es auch einige, die Probleme mit der Autorität von Frauen hatten, jedoch war das nur ein sehr geringer Teil. Im allgemeinen bin ich sowieso der Ansicht, das sämtliche Aufgaben, die ein Mann erledigen kann, genausogut auch von einer Frau bewerkstelligt werden können.

MfG

Goetz

2 Like

Während meiner Haftzeit

war das zu ddr-zeiten oder nach der wende?

gruß
michl

Sicherung und Resozialisierung
Hi,

Warum werden in Haftanstalten für Männer auch Frauen als Wachpersonal
eingesetzt?

Ein Argument, neben der Gleichstellungsdebatte, ist die Tatsache, dass der Strafvollzug neben den Sicherungsaspekten immer, wenn möglich, auch dem Resozialisierungsgedanken folgt (en sollte).
Wer ein „Problem“ mit Frauen zb. hinsichtlich Autöriät hat, entsprechend viele Jahre ausschließlich in der Gesellschaft von Männern verbringt, wird auch nach dem Ende der Haftstrafe weiterhin dieses Problem aufweisen.
Problematisch ist das insbesondere dann, wenn diese Problematik in irgendeiner Weise deliktnah ist. Der Rückfall ist dann fast schon vorprogrammiert, weil einfach null lerneffekt zu verbuchen ist.
Das kann man sicher diskutieren, ist aber nicht außer Acht zu lassen.

Sind die nicht grundsätzlich unterlegen und dadurch gefährdet?

Insgesamt gibt es - toi toi toi- relativ (!) wenig Übergriffe auf Vollzugsbeamte. Was ua. damit zu tun hat, dass man dem Unterlegenen (unabhängig vom Geschlecht) vielleicht noch eine „reindrücken“ kann- die Konsequenzen daraus aber zumeist äußerst hart sind.
Der Effekt der sich dabei (praktischerweise) einstellt, ist, dass ich Konflikte, auch wenn mein Gegenüber mir körperlich unterlegen ist, lerne anders zu lösen. (Wesentlich für den Großteil der KV-Delite)
Außerdem werden die Beamten weitgehend akzeptiert.

Zudem gibt es „Arbeitsanweisungen“, wann in welchen Situationen Hilfe zu holen ist (zb. über den Notrufpieper), die m.E. (zur eigenen Sicherheit) auch empfindlich eingehalten werden. In dem Augenblick wo es einen Konflikt gibt, sollte theoretisch kein Beamter alleine sein- unabhängig vom Geschlecht. Dafür gibt es ua. Fortbildungen
Wer sich hier aufgrund subjektiver körperlicher Überlegenheit selbst überschätzt ist grundsätzlich falsch im Vollzug und hat binnen kurzer Zeit meist ein Problem.

Sicherlich funktioniert dieses System nicht immer so wie gedacht- und in solchen Augenblicken kommen körperliche Unter-/Überlegenheiten sicherlich zum tragen (zb. unverhoffte Angriffe als Teil eines Fluchtplans). Allerdings sind diese Momente mW derart selten, dass die Vorteile überwiegen und ein Ausschluss von Frauen nicht gerechtfertigt ist. In vielen Anstalten wird insofern darauf Rücksicht genommen, dass insbesondere die Personalgestaltung der Eingangsstationen besonders bedacht wird, und der Frauenanteil dort idr deutlich geringer ist.
Zudem ist es üblich, dass das Verhältnis pro Schicht mind. 50:50 ist.

Grüße frosch
weiblich
im Vollzug auf einer Männerstation tätig
noch nie den Pieper benötigt

EXKURS
vor einiger Zeit hatten wir einen jungen Mann der im Freigang mit seiner Freundin in die Diskothek ging. Diese wurde auf der Tanzfläche von einem Dritten „angetanzt“ und an den Hintern gefasst, woraufhin der junge Mann von seinem Stuhl aufsprang und ihm eine Flasche über den Kopf zog. Zum einen natürlich ein klarer Verstoß und strafrechtlich relevantes Verhalten.

Die Reaktion der männlichen Mitarbeiter (in Vollzug und Therapie) folgte dem Motto
„falsches Mittel, aber grundsätzlich ehrenhaftes Motiv“.
Männlich, beschützend- aber für meinen Geschmack zu kurz gedacht.
Keiner von ihnen stellte die Frage, wie besagte Freundin überhaupt auf diesen Übergriff reagierte und ob sie nicht auch in der Lage gewesen sei, die Situation eigenständig zu bewältigen/ gerade zu rücken (insbesondere dann, wenn sie über die drohenden Folgen für ihre Begleitung informiert ist, was sie war. Also bevor mein Freund wieder einwandert würd ich mich doch mit aller Kraft dazwischen werfen).

Die Schlussfolgerung für den jungen Mann war demnach
„es ist okay und notwendig dazwischen zu gehen- aber entweder lass ich mich dabei nicht erwischen oder eben nicht mit einer Flasche.“
=> finde ich persönlich unbefriedigend.

Die Welt kennt nun mal beide Geschlechter und der gesellschaftliche Umgang ist von beiden geprägt. Und wir schauen unterschiedlich auf verschiedene Situationen. Wer nachweislich Probleme mit gesellschaftlichen Normen und Werten hat (mal unabhängig von Strafrecht) und dann nur eine Seite/ Perspektive „gezeigt“ bekommt, läuft große Gefahr immer und immer wieder anecken. Das Ziel „Resozialisierung“ ist somit entsprechend auch gefährdet.

Danach.

MfG

Goetz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Frosch,

super Antwort. Da ich jetzt den Beruf besser einschätzen kann, werde ich dann meine Bewerbung abschicken :wink:

Vielen, vielen Dank
Megumi (Tochter von Cirwalda)

Hallo,

im wesentlichen sind sie für die beiden Hauptgebiete des
Vollzuges

  • Unterbringung und
  • Beschäftigung

zuständig.
In der Unterbringung zählen zu den Aufgaben der
-Schließdienst (Stationsdienst)
-Pfortendienst
-Wachdienst
-Besucherdienst sowie der Sanitätsdienst.

Außer durch ihre Ausbildung werden Justizvollzugsbeamte auch
laufend
geschult und einem körperlichen Fitnesstraining unterzogen
bzw. machen sie dieses freiwillig.

Ach? In welchem Bundesland soll das sein? Was ich kenne ist 10 Einheiten SV, was nur als nichts zu bezeichnen ist.

Im Schließdienst und Sanitätsdienst werden jedoch in der Regel
Männer nur in der entsprechenden Abteilung für männliche
Insassen und
Frauen in der für Frauen eingesetzt.

Das war mal so, als vor etwa 25 Jahren die ersten Frauen in den Männervollzug kamen und umgekehrt. Das ist längst passe´.
In der Krankenpflege sind tradidionell mehr Frauen als Männer beschäftigt, ob im Just.Vollz. oder allgem. KrHs.

Hallo,

Ach? In welchem Bundesland soll das sein? Was ich kenne ist 10
Einheiten SV, was nur als nichts zu bezeichnen ist.

NUn in mehreren BL…:smile:)

Im Schließdienst und Sanitätsdienst werden jedoch in der Regel
Männer nur in der entsprechenden Abteilung für männliche
Insassen und
Frauen in der für Frauen eingesetzt.

Das war mal so, als vor etwa 25 Jahren die ersten Frauen in
den Männervollzug kamen und umgekehrt. Das ist längst passe´.
In der Krankenpflege sind tradidionell mehr Frauen als Männer
beschäftigt, ob im Just.Vollz. oder allgem. KrHs.

Dazu mal anmerkt,das es länsgt nicht in allen Bundesländern auch Justizvollzugs-Krankenhäuser gibt…NRW hat zum B. 1 in Fröndenberg(Ruhr) und dort sind keineswegs Frauen in der Überzahl…