Was ist ein sonderführer?

hallöchen, ja die frage steht ja nun schon da. ich habe diesen begriff einmal in der literatur über den 2. wk und einmal im gespräch mit einem älteren herren aufgeschnappt, in dem es um dolmetscher während des krieges ging. was tut ein sonderführer und wie wurde man dazu ernannt?

mfg goetz

Hallo !

Sonderführer ist eine Dienststellung, kein Dienstgrad. Hatte mit dem Militärischen Strukturen nicht unbedingt etwas zu tun. Sonderführer werden Leute für eine absehbare Zeit, um einen speziellen Auftrag zu erfüllen. Nach Erfüllung dieses Auftrags werden sie wieder entbunden.
Man wird Sonderführer durch Befehl Hitlers. Ist nur ihm unterstellt.

Z.B. :

  1. Mai 1943

Sonderführer Freiherr von Neurath, ein Sohn des früheren Reichsaußenministers, berichtet Hitler in Gegenwart der Feldmarschälle Keitel und Rommel über die labile Lage in Italien nach dem Verlust Nordafrikas.

[Tageschronik: 20. Mai 1943. Digitale Bibliothek Band 49: Das Dritte Reich, S. 6151 (vgl. DGK Bd. 2.2, S. 372 ff.) © Droste/Directmedia]

mfgConrad

Hallo,
Sonderführer waren im Normalfall Zivilisten, die einen, je nach Fähigkeit, zu einem bestimmten Dienstgrad, ich glaube maximal Hauptmann, von einem militärischen Vorgestzten für eine bestimmte Zeit ernannt wurden. Wenn ich mich recht entsinne wurden oft Handelsschiffsoffiziere als Leutnant (S) eingesetzt um Prisen von deutschen Handelskreuzern nach Frankreich zurückzubringen.
Bei den Brandenburgern gab es häufiger Dienstgrade(S).
Auf der Bismarck fuhr auch ein Reporter mit dem Dienstgrad Leutnant(Sonderführer) mit.
Gruss
Rainer
P.S.: Beim googeln findet man auch etwas dazu

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hallöchen, schönen dank für die informationen. insbesondere der umstand, das es sich um zivilisten handelte, erhellt jetzt einiges. dank euch, bis später goetz

Es lohnt sich, im Umfeld von Lothar Günther Buchheim und seinem Roman DAS BOOT ein bisschen nachzuforschen. Oder das Buch (wieder) zu lesen.

Werden in Kampfhandlungen Personen verwickelt oder in solchen eingesetzt, die nicht eindeutig den Kombattanten-Status haben, also z.B. durch Uniformen als solche erkennbar sind (Soldaten im Sinne des Völkerrechts), haben sie auch keine Rechte als Militärpersonen (nach Kampfende z.B. Schonung von Leben und Gesundheit). Sie können bei Gefangennahme als gewöhnliche Kriminelle (noch dazu als feige und hinterhältig, wie die Resistanceleute, weil ohne vereinbarte Kennzeichen) eingestuft und abgeurteilt werden.

Als Sonderführer wurden z.B. in der Kriegsmarine Zivilisten beurkundet, die wegen ihrer Aufgabe (wie Buchheim als Maler und Zeichner, also Kriegsberichterstatter) an Kampfhandlungen (Angriffe auf alliierte Schiffe) teilnahmen, ohne Kämpfer zu sein. Aber sie waren eben keine Leute, die wirklich den Drücker irgendeiner Waffe betätigen mussten. Aber - die moderen Medien lassen grüssen - Berichterstattung musste sein. Und diese „Zivilisten“ bedurften und bedürfen des Schutzes durch das Kriegsrecht.

Sonderführer waren also etwas generalisierend Zivilsten, die wegen einer besonderen Aufgabe zu ihrem rechtlichen Schutz den Kombattanten-Status erhalten mussten, aber keine wirklichen Kombattanten (Soldaten) waren.

Buchheim hat wohl stets darunter gelitten, kein wirklicher Seeoffizier gewesen zu sein.