Relativsatz - nicht immer Attributsatz?

Hi,

wer kann mir wieder einmal bei meiner Hilflosigkeit bezüglich der deutschen Sprache helfen?

Ich habe bei meinem Neffen einmal so in seinen Deutschheften geblättert und bin auf etwas gestoßen, was mich überrascht hat.

Also was ein Relativsatz ist, das verstehe ich noch. Ich habe, als ich Deutsch als Fremdsprache gelernt habe, auch gehört, dass man zum Relativsatz Attrbiutsatz sagen kann.

Nun sehe ich aber in dem Heft meines Neffen, dass die Kinder den Relativsatz noch näher bestimmen müssen, das heißt in Subjektsatz, Objektsatz und Attrbiutsatz.

Verstehe ich nun richtig, dass nicht jeder Relativsatz ein Attrbiutsatz ist? Oder ist jeder Relativsatz ein Attrbiutsatz und kann aber trotzdem ein Subjektsatz sein.

Zum Beispiel in dem folgenden Satz:

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

(Was ich nicht weiß) Dies ist für mich ein Relativsatz. Wenn ich sage, dies sei ein Attrbutsatz, ist das dann falsch? Müsste ich sagen es ist ein Relativsatz als Subjektsatz?

Wann ist denn dann bitte ein Relativsatz nur ein Attributsatz? Immer oder immer nur dann,w enn er nicht Subjekt- oder Objektsatz ist?

Wer kann mir helfen?

Danke :smile:

Phil

Hallo, pps,

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
(Was ich nicht weiß) Dies ist für mich ein Relativsatz.

Richtig

Wenn ich sage, dies sei ein Attributsatz, ist das dann falsch?

Ja

Müsste ich sagen es ist ein Relativsatz als Subjektsatz?

Wie fragst Du nach dem Nebensatz? „Wer macht mich nicht heiß?“ „Wer“ ist 1. Fall, also ist der Satz „Was ich nicht weiß“ das Subjekt des Hauptsatzes.

Wann ist ein Relativsatz ein Attributsatz?

Immer oder immer nur dann, wenn er nicht Subjekt- oder
Objektsatz ist?

Wenn er ein Attribut ersetzt. „Die Grammatikregeln, die so schwer zu verstehen sind, kann man notfalls nachschlagen.“ Hier ist „die so schwer zu verstehen sind“ ein Relativsatz, der ein Attribut zum Subjekt Akkusativobjekt des übergeordneten Satzes darstellt. (Hier kannst Du nicht mit „Wer?“ nachfragen!)
Ouups, da hatte ich mich doch glatt vertan :smile:

Gruß
Eckard

Hi,

das ging aber sehr schnell! Vielen Dank! :smile: Dann werde ich jetzt mal üben gehen … an den Beispielsätzen, die ich schwer finde (attributivischer Relativsatz(?), aus dem Heft meines Neffen :smile:

Phil

Ich hänge mich an!
Hallo, ihr zwei!

Ich brauchte etwas länger, weil ich => s. u.

Hallo,

als Attributssatz werden alle Beifügungen zu einem Satzteil bezeichnet.
Attributsätze im engeren Sinn sind dann Relativsätze.

Die Relativsätze können innerhalb eines Satzgefüges (Hauptsatz + Nebensatz) die Funktion des Subjekts einnehmen und heißen dann Subjektsätze.

Beispiel:

Wer das liest, ist doof. = Der Leser dieses Satzes ist doof!
Wer das liest und Der Leser sind die Subjekte des Prädikats: ist doof.

Oder sie nehmen im Satzgefüge die Funktion des Objekts ein und sind dann eben Objektsätze.

Beispiel:

Wen ich liebe, suche ich selbst aus. = Meinen Liebhaber suche ich selbst aus.
Wen ich liebe und Meinen Liebhaber sind Objekte des Prädikats: suche ich selbst aus.

Die folgenden Erklärungen aus dem Metzler’schen Sprachlexikon sind vielleicht etwas geschwätzig, aber umfassend und präzise.

Gruß Fritz

_ Attributsatz

(in Schulbüchern auch: Beifügungssatz, Gliedteilsatz. Engl. (subordinate) attributive clause, frz. proposition (subordonnée) épithète) (Neben)satz, der als Attribut einer Konstituente fungiert.
Als A. können Konjunktionalsätze (einschl. Fragesätze), Relativsätze, uneingeleitete Nebensätze, Infinitivsätze und Partizipialkonstruktionen fungieren, z.B. die Gefahr, daß er in einen Stau gerät / in einen Stau zu geraten; die Frage, ob er in einen Stau geraten ist oder eine Panne gehabt hat; die Nachricht, wann er ankommt; Hunde, die bellen, beißen nicht; bellende Hunde beißen nicht; diese These, seit langem widerlegt; damals / in den fünfziger Jahren, als noch nicht jeder ein Auto hatte; eine neue Entdeckung, um sich vor Diebstahl zu schützen. Als A. von einem ganzen Satz können sog. »weiterführende Relativsätze« vom Typ: Er hatte sich der Polizei gestellt, was alle überraschte. betrachtet werden.

Subjektsatz

Finiter oder infiniter Nebensatz, der als Subjekt eines Verbs oder eines adjektivischen oder nominalen Prädikats fungiert. Der finite S. ist in der Regel durch eine Subordinationskonjunktion (daß, ob, w-) eingeleitet (vgl. aber: Es ist besser, du kommst pünktlich (Helbig & Buscha Gr9, 644)): Ob er gewinnt, ist unsicher; Gold zu gewinnen war ihr größter Wunsch; Warum er verloren hat, ist mir nicht klar; Jeden Tag Sport zu treiben bekommt ihm sehr gut. Ob ein Verb (bzw. ein Adj. oder ein N) ein satzartiges Subj. zuläßt und welcher Art es ist, ist eine lexikal. Eigenschaft desselben ( Rektion, Valenz). Da ein Satz, ebenso wie Substantive wie ‚Tatsache‘, ‚Faktum‘, ‚Frage‘ u.a., das Merkmal [+ abstrakt] hat, sind S. nur bei Verben möglich, die abstrakte Subjekte zulassen (freuen, ärgern, gelingen, zweifelhaft sein, bekannt sein, gefährlich sein… ein Wunsch/Problem/Glück sein…, nicht aber Verben wie lesen, schreiben, anrufen, hören, bitten…). Daher ist es nicht ratsam, Relativsätze vom Typ Kann befreien, wer selbst unterworfen ist? (Duden Gr4, 1193) als S. zu betrachten. Es sind Relativsätze (kann derjenige befreien, der selbst unterworfen ist?; vgl. Engelen, S. 59 ff.), d.h. eine vom Verb unabhängige Realisierungsform der Subjekts-NP ( Objektsatz). - Als Korrelate zu S. treten es, das und bedeutungsarme Substantive wie die Tatsache, der Umstand u.a. auf, z.B. Mich enttäuscht (es/das/die Tatsache), daß er nicht gekommen ist; Es enttäuscht mich, daß er nicht gekommen ist (Helbig & Buscha Gr9, 671). Die Tatsache, daß es nicht möglich ist, wenn der Satz mit dem S. beginnt, läßt es fraglich erscheinen, ob es immer Korrelat ist, z.B. *daß er nicht gekommen ist, es enttäuscht mich; daß er nicht gekommen ist, das enttäuscht mich. Es ließe sich auch als Platzhalter beschreiben, wie in Es lebte einmal ein König; *Einmal lebte es ein König; *Ein König lebte es einmal; Es wurde gestern gestreikt; *Gestern wurde es gestreikt. Auf jeden Fall kann es im Unterschied zu das nur vor dem S. stehen, auf den es verweist (Engelen, S. 169).
Lit. B. Engelen, Einf. in die Syntax der dt. Sprache, II. Baltmannsweiler 1986.

Objektsatz

(auch: Komplementsatz. Engl. object clause, frz. proposition complétive/objet) Finiter oder infiniter Nebensatz, der als Objekt von einem Verb fungiert. Ein O. kann ein Akk.-, Dat.-, Gen.- oder Präp.obj. vertreten, in Abhängigkeit vom Verb, das ihn regiert. Ob der O. ein Akk.obj., ein Dat.obj. oder ein Gen.obj. vertritt, ist ihm nicht anzumerken, da ein Satz naturgemäß keine Kasusmarkierung zuläßt. Anders bei O., die ein Präp.obj. vertreten, wenn die Präp. mit einem Korrelat verschmolzen im Satz erscheint, z.B. Ich freue mich darauf, daß die Ferien bald beginnen / bald nach Spanien fahren zu dürfen. - Ein finiter O. wird im Dt. i.d.R. durch daß eingeleitet, nach Verben der Sinneswahrnehmung ( verbum sentiendi) auch durch wie (z.B. Er sah, wie sie auf ihn zukam), und bei sog. indirekten Fragesätzen durch ob oder ein Fragepronomen (wer, wen, wann, warum u.a.). Als Obj. vor allem von Verben des Sagens ( verbum dicendi) kommen auch uneingeleitete Nebensätze vor, z.B. Er behauptet, seine Schwester sei verreist; Ich erinnere mich, sie hatte weiße Haare (Duden Gr4, 1193). - Die Rede vom Gen.obj. für den O. in Er brüstet sich, daß er unschlagbar sei oder vom Dat.obj. für den O. in Ich konnte nur zusehen, wie die Überschwemmung zurückging sowie von einem Präp.obj. in Ich zweifle, ob dieser Versuch gelingt (Duden Gr4, 1193) hat nur Sinn, wenn man die O. mit den nominalen Objekten vergleicht, die sie vertreten, d.h. wenn man die für nominale Obj. identifizierte Valenz ( Rektion) des Verbs der Analyse der Konstruktion mit O. zugrundelegt. Man könnte statt dessen von einer differenzierten Rektion ausgehen und für die O. nur zwischen direkten (ohne Präp.) und indirekten (mit Präp., falls sie mit dem Korrelat erscheint) O. unterscheiden. - Es ist ratsam, Relativsätze vom Typ Er aß, was er gefunden hatte; Wir belächelten, was dort geschehen war nicht als O. zu bezeichnen: Der durch was eingeleitete Nebensatz ist eigentlich ein Relativsatz, wobei was den Zusammenfall von Bezugselement (das) und Relativpronomen (was) darstellt. Ein solcher Relativsatz ist also eigentlich eine NP: Das Matrixverb läßt keinen Satz als Obj. zu, Obj. ist das Pronomen das (nur durch einen Relativsatz erweitert). Der Satz ist nicht Obj., sondern Attribut zum Obj. Anders bei W-Fragesätzen wie Er fragt sie, wen sie anrufen will (* Er fragt sie den, den sie anrufen will), wo der Fragesatz als Obj. von fragen fungiert. (Engelen II, S. 59 ff.). - Die Form der O. hängt von dem Verb ab, das sie regiert: z.B. sagen ®daß-, w-, oder uneingeleiteter Nebensatz, behaupten ®daß-, infiniter oder uneingeleiteter Nebensatz. Ich zweifle, ob dieser Versuch gelingt (Duden Gr4, 1193) hat nur Sinn, wenn man die O. mit den nominalen Objekten vergleicht, die sie vertreten, d.h. wenn man die für nominale Obj. identifizierte Valenz ( Rektion) des Verbs der Analyse der Konstruktion mit O. zugrundelegt. Man könnte statt dessen von einer differenzierten Rektion ausgehen und für die O. nur zwischen direkten (ohne Präp.) und indirekten (mit Präp., falls sie mit dem Korrelat erscheint) O. unterscheiden. - Es ist ratsam, Relativsätze vom Typ Er aß, was er gefunden hatte; Wir belächelten, was dort geschehen war nicht als O. zu bezeichnen: Der durch was eingeleitete Nebensatz ist eigentlich ein Relativsatz, wobei was den Zusammenfall von Bezugselement (das) und Relativpronomen (was) darstellt. Ein solcher Relativsatz ist also eigentlich eine NP: Das Matrixverb läßt keinen Satz als Obj. zu, Obj. ist das Pronomen das (nur durch einen Relativsatz erweitert). Der Satz ist nicht Obj., sondern Attribut zum Obj. Anders bei W-Fragesätzen wie Er fragt sie, wen sie anrufen will (* Er fragt sie den, den sie anrufen will), wo der Fragesatz als Obj. von fragen fungiert. (Engelen II, S. 59 ff.). - Die Form der O. hängt von dem Verb ab, das sie regiert: z.B. sagen ®daß-, w-, oder uneingeleiteter Nebensatz, behaupten ®daß-, infiniter oder uneingeleiteter Nebensatz.
[Lexikon Sprache: Digitale Bibliothek Band 34: Metzler Lexikon Sprache, J.B. Metzler Verlag]_

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Halli,

hm, da muss ich jetzt aber auch einmal etwas fragen. Ich habe in der Schule gelernt, dass Relativsätze durch ein Relativpronomen eingeleitet werden: welcher, welche, welches, der, die das, jener, jenes jenes.

Indirekte Fragewörter werden durch ein Fragepronomen eingeleitet wie beispielsweise was, woher, wo, wie etc.

Und ich habe in meinem alten Deutschheft einen Beispielsatz von unserem Lehrer gefunden:
„Wer schläft, stört nicht“ und „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“

Der hat diese als indirekte Fragesätze betitelt. Nun, das ist jetzt zwar schon eingie Jährchen her, aber trotzdem interessiert mich, ob das nun falsch ist. …weil eurer Beispielsatz genauso aufgebaut ist, wie die Beispielsätze meines damaligen Lehrers - ihr bezeichnet diese aber als Relativsätze…

Aber jetzt lese ich auch noch mal diesen langen Beitrag genauer - vielleicht finde ich die Antwort auf meine Frage.

Viele Grüße von Kim

Versuch einer Klärung
Hallali, Kim!

da muss ich jetzt aber auch einmal etwas fragen. Ich habe in der Schule gelernt, dass Relativsätze durch ein Relativpronomen eingeleitet werden:

Das ist richtig!

welcher, welche, welches, der, die das,

Auch das ist richtig! Dazu gehören noch: „was, wer, wo, wohin, woher“ als indefinite =(unbestimmte) bzw. lokale Relativpronomen.

jener jene, jenes.

Dass „jener, jene, jenes“ Relativpronomen sind, glaube ich nicht. Nein, ich bin sicher, dass sie keine sind! :wink: Es sind Demonstrativpronomen wie „dieser, diese dieses“.

Indirekte Fragewörter werden durch ein Fragepronomen eingeleitet wie beispielsweise was, woher, wo, wie etc.

Das ist wieder ganz korrekt!

Und ich habe in meinem alten Deutschheft einen Beispielsatz von unserem Lehrer gefunden:
„Wer schläft, stört nicht“ und „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
Der hat diese als indirekte Fragesätze betitelt.

Ja, dann lass dir mal dein Lehrgeld zurückgeben. :wink: Tschknw.

Indirekte Fragesätze wären das, wenn sie lauteten:
„Ich weiß genau, wer da schläft!“ und: „Ich habe keine Ahnung, was Hänschen alles nicht gelernt hat!“

" Wer schläft , stört nicht" und " Was Hänschen nicht lernt , lernt Hans nimmermehr"

So formuliert sind es aber Relativsätze, die ein Nomen ersetzen. Die Probe dazu:

Ein Schlafender/Schläfer stört nicht.
Den Lernstoff Hänschens/Hänschens Pensum lernt Hans nimmermehr.

weil eurer Beispielsatz genauso aufgebaut ist, wie die Beispielsätze meines damaligen Lehrers - ihr bezeichnet diese aber als Relativsätze…

Weil es halt solche sind! :wink:

Bruß Fritz

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Halli,

lieben Dank für die Erklärung! Eigentlich ganz logisch. Manchmal überprüft man irgendwie nicht, was man so damals gelernt hat. Ich weiß ja auch nicht, wie extrem man früher Grammatik oder Linguistik als Lehrer pauken musste, um es seinen Schülern weitervermitteln zu dürfen. Aber da sieht man doch mal, wie ich den Lehrern immer alles abgenommen habe :wink:

Viele Grüße von Kim Corinne