Objekt-Nebensatz

Hallo Leute,

ein weiser man hat mir geraten, dass ich bei einem uneingeleiteten Nebensatz nur dann ein Komma setzen soll, wenn es ein Objekt- oder Subjektsatz ist.

Wie kann ich nun zuverlässig herausfinden, ob ein Nebensatz ein Objektsatz ist? Wie macht ihr das in „der Hitze des Gefechts?“ also beim Schreiben?

Konkret machen mir etwas der zu schaffen:

Ich erinnere mich, sie hatte weiße Haare

Wenn ich hier frage:

F: An was erinnere ich mich?
A: Dass sie weiße Haare hatte

erhalte ich als Antwort einen Satz mit einer Konjunktion, die nicht im eigentlichen Satz enthalten ist --> NS kann so nicht erfragt werden --> HS. Es ist allerdings kein HS sondern ein NS.

Hoffe ihr habt gute Ideen wie das zu „testen“ ist…

Grüße

Philocyber

Wie kann ich nun zuverlässig herausfinden, ob ein Nebensatz
ein Objektsatz ist? Wie macht ihr das in „der Hitze des
Gefechts?“ also beim Schreiben?

Hi, das ist gar nicht so schwer, denn wenn der Nebensatz im Hauptsatz die Rolle eines Objekts erfüllt, ist es ein Objektsatz. Meist werden diese durch dass eingeleitet.
Ich hab die Kommas aber im Gefühl, d.h. meist muss ich nicht über sowas nachdenken. Satzarten muss man aber zum Teil in der Linguistik bestimmen, also ist das schon manchmal für mich wichtig. :smile:

Konkret machen mir etwas der zu schaffen:

Ich erinnere mich, sie hatte weiße Haare

Das Komma ist auf alle Fälle richtig, doch die Regel, die hier greift, ist doch eher die, dass zwischen zwei Hauptsätzen ein Komma kommt, wenn nicht und oder oder (oder was da noch stehen kann) steht. Das hier sind ja zwei Hauptsätze. Ich erinnere mich. und Sie hatte weiße Haare. — du könntest auch einen Gedankenstrich, ein Semikolon oder einen Doppelpunkt dazwischensetzen.

Wenn ich hier frage:

F: An was erinnere ich mich?
A: Dass sie weiße Haare hatte

erhalte ich als Antwort einen Satz mit einer Konjunktion, die
nicht im eigentlichen Satz enthalten ist --> NS kann so nicht
erfragt werden --> HS. Es ist allerdings kein HS sondern ein
NS.

Bist du sicher? Ich denke, hier sind 2 Nebensätze vorhanden und „lose“ verbunden. Nur der Kontext zeigt hier, dass das mit den weißen Haaren das ist, woran du dich erinnerst.

Viele Grüße,

  • André

Wie kann ich nun zuverlässig herausfinden, ob ein Nebensatz
ein Objektsatz ist? Wie macht ihr das in „der Hitze des
Gefechts?“ also beim Schreiben?

Hi, das ist gar nicht so schwer, denn wenn der Nebensatz im
Hauptsatz die Rolle eines Objekts erfüllt, ist es ein
Objektsatz.

Das heißt also, dass man nach ihm als Satzglied fragen kann .
(…, man kann nach ihm …
…: Man kann …)

Meist werden diese durch dass eingeleitet.

Ja. Aber nach den Verben des Mitteilens, Wahrnehmens u. a. kann man den dass-Satz als eine Form der indirekten Rede auffassen (was in der Umgangssprache oft der Fall ist*), und m. E. ist dies der Grund für die Möglicheít, ohne „dass“ auszukommen und eben den Objektsatz in die Form eines Hauptsatzes zu transformieren; natürlich nicht nach allen Regeln der gewöhnlichen indirekten Rede:
„Er weiß, dass er Recht hat“ kann nicht ergeben: „Er weiß, ICH habe Recht“ (außer man verwendet Doppelpunkt und evtl. noch Anführungszeichen, siehe mein Beispiel oben).
* Beispiele für solche Formen der Personenrede en masse in
Döblin, Berlin Aexanderplatz.
Schönen Gruß!
H.

Meist werden diese durch dass eingeleitet.

Ja. Aber nach den Verben des Mitteilens, Wahrnehmens u. a.
kann man den dass-Satz als eine Form der indirekten Rede
auffassen (was in der Umgangssprache oft der Fall ist*), und
m. E. ist dies der Grund für die Möglicheít, ohne „dass“
auszukommen und eben den Objektsatz in die Form eines
Hauptsatzes zu transformieren; natürlich nicht nach allen
Regeln der gewöhnlichen indirekten Rede:
„Er weiß, dass er Recht hat“ kann nicht ergeben: „Er weiß, ICH
habe Recht“ (außer man verwendet Doppelpunkt und evtl. noch
Anführungszeichen, siehe mein Beispiel oben).

Oh, guter Gedanke. Könnte es sein, dass auch hier sowas vorliegt?

Gruß,

  • André

Hi, André!

Oh, guter Gedanke.

Danke!

Könnte es sein, dass auch hier sowas
vorliegt?

Ich meine, dass dies hier der Fall ist.
Ob man einen solchen vermiedenen dass-Satz irgendwie als Ellipse auffasst, weiß ich nicht; es ja doch nicht nur eine asyndetische Reihung.
Ich halte es für eine Möglichkeit der Personenrede, hätte aber nichts dagegen, wenn sich darüber eine Diskussion ergäbe.
Gruß!
H.

Hallo allerseits,

Ich meine, dass dies hier der Fall ist.

Hannes du liegst völlig richtig mit deiner Vermutung. Der Satz stammt aus dem Metzler’schen Sprachlexikon, und ist ein Beispielsatz für einen Objektnebensatz (das Zitat aus dem Lexikon steht weiter unten in dem Thread):

/t/relativsatz-nicht-immer-attributsatz/2250424

Ziel meines Postings war auch mehr herauszufinden, warum in diesem Beispiel das Erfragen als Test nicht funktioniert. Ich verstehe deine Antwort nun so, dass du meintest, dass das dass eigentlich in den Satz gehört, aber weggelassen wurde.

Das würde bedeuten, dass die Probe mit dem Erfragen bei manchen Verben des sagens nicht funktioniert, da sie die Konjunktion dass weglassen und das Erfragen dann als Antwort den Satz mit Konjunktion liefert. Richtig?

Grüße

Philocyber

Hallo,

vielleich liest das ja noch jemand …:

ein weiser man hat mir geraten, dass ich bei einem uneingeleiteten Nebensatz nur dann ein Komma setzen soll, wenn es ein Objekt- oder Subjektsatz ist. […]
Konkret machen mir etwas der zu schaffen:
Ich erinnere mich, sie hatte weiße Haare

Unabhängig von der vorherigen Diskussion: Das gilt nicht nur für Objekt- oder Subjektsätze. Auch in Adverbialsätzen wie

Hätte ich das früher gewusst, hätte ich alles anders gemacht – oder auch in anderer Stellung:

Ich hätte alles anders gemacht, hätte ich das nur früher gewusst

muss der (hier: konditionale) Nebensatz mit Komma abgegrenzt werden. Ich würde allgemein empfehlen, bei Nebensätzen (mit finitem Verb) Kommata zu verwenden. Und wo wir schon dabei sind: bei erweiterten Infinitiven auch, selbst wenn da die neue Rechtschreibregelung vereinzelt etwas freier sein sollte.

Das nur zur Ergänzung des „weisen Mannes“.

Viele Grüße
Michael

Hallo Happy Eater, ja das Ganze ist angekommen!

Mein Ursprungsposting wahr wohl etwas schlecht formuliert.Ich suche eigentlich ein „System“ wie möglichst einfach erkennen kann, ob ein Satz, der nicht eingeleitet ist, ein Nebensatz ist. Es müsste nicht perfekt sein, mir würde was „Stochastisches“ mit vielleicht 90-95% Trefferquote ausreichen, da ich nicht so der Grammatikexperte bin.

Eine Idee das für einen Grammtik-Dummie handhabar zu machen?

Jeder Versuch würde sehr helfen…

Grüße

Philocyber

Hallo Philocyber,

ganz einfach ist das leider nicht immer, wie schon Dein ursprünglicher Beispielsatz zeigt …
Was Subjekt- und Objektsätze angeht: Diese stehen ja für ein notwendiges Satzglied, ohne das der Satz unvollständig wäre: Du sagst (aber hier fehlt: WEN oder WAS => Akkusativobjekt); ich erinnere mich (aber hier fehlt: AN WAS => Präpositionalobjekt). Und wenn das Objekt durch einen Satz ausgedrückt wird, kann man sagen, dass ein Nebensatz vorliegt: Du sagst, dass Dir das gefällt. Du sagst, Dir gefalle das.
Nebensätze und Hauptsätze haben aber üblicherweise einen bestimmten Aufbau, und der (Teil-)Satz sie hatte weiße Haare hat eine typische Hauptsatzstruktur. Daher kann man in diesem Fall evtl. auch von einem abhängigen Hauptsatz sprechen.
Die Probe, die Du selbst ansprichst, ist aber im Prinzip ein gutes Zeichen dafür, dass der zweite Satz zum ersten gehört: _ dass sie weiße Haare hatte_ ist eine typische Nebensatzstruktur, und die gesamte Konstruktion bedeutet nach der Umformung genau dasselbe wie vorher, also haben wir durch die Umformung nichts wesentliches verändert.

In Sätzen wie Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich alles anders gemacht steht der Nebensatz nicht für ein Objekt, sondern für ein Adverbial. Der Nebensatz hat eine konditionale Bedeutung (Wenn …) und kann auch sinnvoll nur mit einer konditionalen Subjunktion umgeformt werden. Das zeigt, dass dieser Teilsatz ein Nebensatz ist. Um das zu erkennen, muss man natürlich die Adverbialtypen (temporal, lokal, konditional, …) kennen.

Ich weiß nicht, ob das für 90% reicht … wie gesagt, ganz einfach ist das leider nicht immer …

Viele Grüße
Michael

Danke für die Antwort Michael,

aber in mir reift wohl die Erkenntniss, dass die deutsche Sprachen mir keine 90% gönnen möchte :wink:

Grüße

Philocyber

P.S. hast du noch Beispiel a la:

Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich alles anders gemacht

Also NS, bei denen die NS-Konjunktion „verschluckt“ wurde…

Grüße

Philocyber