gehängt vs. gehangen

Hallo Leute,
neulich fielen mir die zwei Partizip Perfekte des Wortes „hängen“ auf. Ich hab überlegt, wann man welches benutzt, da das Verb „hängen“ ja 2 Arten hat: Einmal den Kausativ, also „etwas irgendwohin hängen“, und dann die ‚normale‘ Form (weiß nicht, wie die heißt), wenn etwas irgendwo hängt.
Wenn ich mir überlege „man hat ihn gehangen“ und „man hat ihn gehängt“, dann finde ich keine der beiden Versionen ungrammatisch.

Wofür verwendet man jetzt die beiden Formen? Oder ist vielleicht eine davon veraltet, wie bei „fragte“ vs. „frug“?

Danke im Vorraus,

  • André

Hallo André,

beim regelmäßigen Verb „hängen“ (Vergangenheitsform „hängte“) wird die transitive Form verwandt, beim unregelmäßigen Verb „hängen“ (Vergangenheitsform „hing“) die intransitive.

Beispiele:

Er hat die Wäsche auf die Leine gehängt. (transitiv)
Die Wäsche hat auf der Leine gehangen. (intransitiv)

Sie hängte das Bild an die Wand. (transitiv)
Das Bild hing an der Wand. (intransitiv)

[Quelle: „DUDEN - Richtiges und gutes Deutsch - Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“, Bd. 9]

Viele Grüße
Jana

Hallo, André,

du bist auf der richtigen Spur, hast aber noch nicht die passenden Kategorien und Begriffe genommen, um des Unterschied von „hängen“ und „hängen“ zu beschreiben

Das eine „hängen“ ist transitiv , d.h. es kann ein Akkusativobjekt haben und es kann im Passiv verwendet werden.
Dieses „hängen“ ist ein regelmäßiges Verb.

Präsens: Er hängt das Bild an die Wand.
Präteritum: Er hängte das Bild an die Wand.
Perfekt: Er hat das Bild an die Wand gehängt.

Hier ist also eine Person da, die mit einer Sache etwas tut!

Hierher gehört auch der Satz: Man hat ihn im Morgengrauen gehängt!
Und das ist weder falsch, noch ungewohnt oder veraltet.

Das andere „hängen“ ist ein intransitives Verb , d.h. es kann kein Akkusativobjekt haben und kein Passiv bilden
Diese Verb ist unregelmäßig.

Präsens: Der Pullover hängt im Schrank.
Präteritum: Der Pullover hing im Schrank.
Perfekt: Der Pullover hat im Schrank gehangen.

Hier „tut“ jemand oder etwas etwas. Es könnte auch heißen:
Der Gehenkte hat schön am Strick gehangen.

Ähnliche Bedeutungsvariationen gibt es auch bei

  • stecken, wozu es früher eine unregelmäßige Fom gab: Der Schlüssel stak im Schloss. Diese Form ist in der Tat veraltet und man hört sie nicht mehr, liest sie allenfalls in alten Romanen, die nicht „modernisiert“ wurden.

Des weiteren gibt es:
stellen = transitiv und regelmäßig / stehen = intransitiv und unregelmäßig;
legen = transitiv und regelmäßig / liegen = intransitiv und unregelmäßig;
setzen = transitiv und regelmäßig / sitzen = intransitiv und unregelmäßig.

Bei diesen Verben untescheidet sich auch schon der Infintiv, was die Verwendung vereinfacht.

Gruß Fritz

Vielen Dank! *owT*

Bei diesen Verben untescheidet sich auch schon der Infintiv,
was die Verwendung vereinfacht.

Hallo, Fritz,
ist es nicht eigentlich auch bei „hängen/henken“ so, dass sich die Infinitiv formen unterscheiden/unterschieden?
Gruß
Eckard

ist es nicht eigentlich auch bei „hängen/henken“ so, dass sich
die Infinitiv formen unterscheiden/unterschieden?

Ja freilich!

Und „henken“ ist eine Ableitung von „hängen“. Dazu Kluge:

_ henken
schwaches Verb erweiterter Standardwortschatz obsolet (11. Jh.), mhd. henken, ahd. henken „kreuzigen“ Stammwort.
Mit der (unregelmäßig bewahrten) Geminate vor altem j. Das Wort ist dann gegenüber der Variante hängen (trans.) differenziert worden; heute meint man mit henken nur noch „einen Menschen (als Todesstrafe) aufhängen“; entsprechend Henker, das aber zu „Scharfrichter“ verallgemeinert wurde.
Angstmann (1928), 28-31;
Lühr (1988), 364f. deutsch_

Wie schon das Sprüchwort und Schiller sagt: Die Nürnberger henken keinen, sie hätten ihn denn.

Gruß
Fritz