Kein 'ß' in der Schweiz - wie machen die das?

Moin,

meines Wissens sind die Schweizer uns ja insofern voraus, als dass sie den Buchstaben „ß“ boykottieren. Wo sich bei uns also die Kids (und Erwachsenen) rumplagen, ob etwas mit „ss“ oder „ß“ geschrieben wird, setzen die Schweizer ein „ss“ und gut is…
Nun meine Frage: Wie schaffen die Schweizer es jene Worte zu unterscheiden (in der Schriftsprache), wo aus lang oder kurz, aus „ss“ oder „ß“, ein Bedutungsunterschied entsteht?

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

Wie kann ein Schweizer nun im ersten Fall klarmachen, dass die Person kein Spritkopp ist, sondern verantwortungsvoll mit Alk umgeht?

Gruß & Dank,
Claus

Servus Claus,

die Schweizer Matura ist in der Regel damit verbunden, dass der Kandidat über einen Wortschatz von > 800 verfügt.

Darüber hinaus hat die CH den Vorteil der Vielsprachigkeit. Der einfachste Fall ist der Deutschschweizer, der bloß sein regionales Idiom und Deutsch beherrscht. Der Normalfall ist eine so beschränkte Sprachkenntnis aber nicht.

Wo ist also die Schwierigkeit?

Schöne Grüße

MM

Gruezi,

ein netter Beitrag, der nur leider meine Frage nicht auch nur im Ansatz beantwortet…

Gruß,
Claus

Wie kann ein Schweizer nun im ersten Fall klarmachen, dass die
Person kein Spritkopp ist, sondern verantwortungsvoll mit Alk
umgeht?

der schweizer dürfte über ein sprachzentrum im gehirn verfügen, das ihm ermöglich, aus visuellen schriftzeichen eine bedeutung zu rekonstruieren (das nennt man im volxmund „lesen“). gibt es für und dasselbe schriftgebilde mehrere bedeutungsoptionen, wählt das programm automatisch die zum kontext passende aus. das programm optimiert sich durch erfahrung ständig selbst.

geschulte gehirne schaffen es sogar einen text zu lesen, bei dem die obere hälfte der zeichen abgedeckt wurde! dabei sehen ca. 50% aller wörter exakt gleich aus wie andere. sgr hn vkl knn mn snnvll schrbn nd lsn. d bdtng rgbt sch s dm kntxt.

gruß
dataf0x

Hallo,

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

Ein sehr konstruiertes Beispiel.
Es ist ja eine Errungenschaft der neuen deutschen Rechtschreibung, dass nach langem bzw. kurzem Vokal überhaupt ein Unterschied zwischen der Verwendung von „ß“ bzw. „ss“ besteht.
In der alten Rechtschreibung lauten beide Beispiele (in Deutschland u. Österreich):

„Er trank in Maßen.“

Wie nur haben es die Deutschen und die Österreicher vor der Einführung der neuen Rechtschreibung überhaupt schaffen können, diese beiden Fälle auseinanderzuhalten?

Umgekehrt sind die Fälle, in denen die unterschiedliche Verwendung von „ss“ und „ß“ da überhaupt eine Hilfestellung gibt, in der verschwindenden Minderheit gegenüber echten Homonymen (Über den Fall mit „Maß“/„Mass“/„Masse“ hinaus fällt mir im Grunde genommen spontan überhaupt kein weiteres Beispiel ein).

Ein Beispiel:
„Er legte sein Geld auf die Bank.“
Wie schafft es ein Deutscher, ein Österreicher oder ein Schweizer hier zu unterscheiden, ob das Subjekt nun sein Geld auf eine Parkbank gelegt oder zu einem Kreditinstitut gebracht hat … ?

Grüße
Wolfgang

Hallo, Wolfgang,

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

In der alten Rechtschreibung lauten beide Beispiele (in
Deutschland u. Österreich):

„Er trank in Maßen.“

zwischen „Massen“ (von Bier) und „Maßen“ (voll Bier) wurde - zumindest in Deutschland - doch auch vor der Reform unterschieden.

Gruß
Kreszenz

2 Like

Hallo Claus,

die Antwort ist einfach. Die machen das genau so wie wir mit diversen – teils orthographisch, teils nicht orthographisch bedingten – Ambiguitäten, also Mehrdeutigkeiten, umgehen: Indem sie diese entweder für Witze nutzen oder genug Kontext bzw. eine andere Formulierung geben, um sie aufzuheben.

Dass das Problem eigentlich keines ist, wird vor allem dadurch dokumentiert, dass immer wieder dasselbe leidige Beispiel „Massen/Maßen“ zitiert wird. Es scheint kein weiteres Paar von sinnvollen Wörtern zu geben, die sich nur durch einen Austausch von „ss“ und „ß“ sowie eine Längung des Vokals infolgedessen unterscheiden.

Gruß
Christopher

Hallo Kreszenz,

zwischen „Massen“ (von Bier) und „Maßen“ (voll Bier) wurde -
zumindest in Deutschland - doch auch vor der Reform
unterschieden.

Stimmt, da hat mir meine bairisch-sprachliche Sozialisation ein Schnippchen geschlagen. Den Fall mit „das Maß“ vs. „die Maß“ hatte ich bei meiner Antwort im Hinterkopf, und dabei „die Masse“ ganz außer Acht gelassen. Die schrieb sich natürlich auch in alter Rechtschreibung mit Doppel-S. Danke für die Korrektur!

Grüße
Wolfgang

Hallo Claus,

dass sie den Buchstaben „ß“ boykottieren.

boykottieren nennst du das? :wink:
Die Schweizer haben den Buchstaben abgeschafft. Ca. 1935!

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

Auch in D gab es mal Zeiten, bei denen die importierten Schreibmaschinen keine „ß“-Taste hatten und stattdessen „sz“ geschrieben wurde.
Genauso übrigens bei Wörtern, die in GRO SZ BUCHSTABEN geschrieben wurden, so auch MASZSTAB oder STRASZE.

Wir haben irgendwo eine FAQ dazu, ich finde sie aber grade nicht.

Das ist keine Antwort auf Deine Frage, wie es in der Schweiz gehandhabt wird, das soll nur zur zeitlichen Überbrückung dienen, bis ein sachkundiger Schweizer auftaucht! :wink:

Gruß Gudrun

Zitat gekürzt MOD

Gelüste off topic
Hallo Kreszenz,

bei diesem Thema und solch einer Frage denk’ ich sofort immer nur an eins.

Du auch? :wink:

Und der Wolfgang ist eben noch zu jung! :wink:

Gruß Gudrun *einsrüberreichundeinsselberschleck*

Hallo,

Die Schweizer haben den Buchstaben abgeschafft. Ca. 1935!

dazu schrieb ich einst: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Wir haben irgendwo eine FAQ dazu, ich finde sie aber grade nicht.

Die da: FAQ:181.

Gruß
Christopher

1 Like

Hi,

der schweizer dürfte über ein sprachzentrum im gehirn
verfügen, das ihm ermöglich, aus visuellen schriftzeichen eine
bedeutung zu rekonstruieren

ach was habt ihr Ösis und Schweizer doch für ein einfaches Leben :wink:
Im Zuge der Diskussion um die neue Rechtschreibung wurden in D massig künstliche Satzfetzen erzeugt in denen man die Bedeutung nicht mit Sicherheit herauslesen konnte.

Grüße,
J~

PS: deine Schiffttaste ist kaputt
PS2: war heute am Österreichstand auf der Kieler Woche. Wollte einen Germknödel und eine Tasse Kaffee: „den Knödel kriegens hier, den Kaffeee bittschön bei meiner Kollegin“ wobei die Kollegin geschätzte 40cm entfernt war, ich dort aber keinen Platz hatte den Knödelteller abzustellen und natürlich zweimal mein Geld rauskramen musste *grins*

Hallo Gudrun,

Und der Wolfgang ist eben noch zu jung! :wink:

Ach, schön wär’s! *wink*

Prost!
Wolfgang

Hi J~,

Im Zuge der Diskussion um die neue Rechtschreibung wurden in D

wenn ich mich recht erinnere, war (bzw. ist) vorgesehen, dass die Reform für Deutschland, Österreich und die Schweiz gilt. Dafür gab’s doch diese „Zwischenstaatliche Kommission“. Sonst hätten sich die Kultusminister Deutschlands von Anfang an allein die Köpfe einschlagen können. Dass das „Reformwerk“ inzwischen zum größten Teil zerfranst, zerzaust und amputiert ist, sodass jeder erst recht schreibt wie er mag, hat diese Tatsache womöglich aus dem Blick geraten lassen.

Gruß
Christopher

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

Wie kann ein Schweizer nun im ersten Fall klarmachen, dass die
Person kein Spritkopp ist, sondern verantwortungsvoll mit Alk
umgeht?

Das ist eins von den bekannten, aus dem Kontext, aus dem sich ihr Verständnis ergäbe, herausgerissenen Oberlehrer-Beispielen zur Begründung der Erhaltung des „ß“.
Gegen die Einführung der allgemeinen bzw. gemäßigten Kleinschreibung hießen die Beispiele: „der gefangene floh“ und „grüß’ mir die berge, die wälder und vögel recht schön!“

Zitat gekürzt MOD

Hi,

wenn ich mich recht erinnere, war (bzw. ist) vorgesehen, dass
die Reform für Deutschland, Österreich und die Schweiz gilt.

ähh, ja… Und?
Meines Wissens nach gehen unsere Nachbarländer mit der Reform gelassener um als wir verklemten Deutsche die meinen, Rechtschreibregeln wären sowas wie ein Gesetz (Aha Logik: wird ja beides von Politikern gemacht). Ich wollte nur klarmachen, das datafox’ (Österreicherin) Anmerkung man könne auch ohne „ß“ den Sinn eines Wortes aus dem Kontext erkennen in Deutschland einen recht schweren Stand haben dürfte :wink:

Grüße,
J~

Und der Wolfgang ist eben noch zu jung! :wink:

Ach, schön wär’s! *wink*

Du meinst, Du kennst die Dinger?

Diese da:
http://www.enslinweb.de/ut-portal/eszet.htm

Prost!

Prost zurück und *aucheinsrüberreich* :wink:

Gruß Gudrun

Reine Gewohnheitssache, bester Claus,

und auch als Deutscher in Grenznähe gewöhnt man sich rasch an diese Besonderheit.

Ich entsinne mich nur an zwei Male, da ich stutzte.

Das erste Mal bei dem Ortsschield „Diessenhofen“, wo mir die Zunge die Gefolgschaft verweigerte, weil das „ie“ lange Aussprache, dass „ss“ kurze befahl. Und beides zusammen ging nicht.

Und dann verwirrte mich die Schlagzeile einer Zeitung, die meldete: „Kantonsrat muss Busse bezahlen“ und ließ mich fragen, ob der öffentliche Nahverkehr in der Schweiz privat finanziert sei. Aber ein Blick in den Artikel klärte das.

Es ist wirklich kein Problem. So wenig die Lektüre von Kleingeschriebenem ein wirkliches Problem darstellt.

Gruß Fritz

Hallo Claus,

Nun meine Frage: Wie schaffen die Schweizer es jene Worte zu
unterscheiden (in der Schriftsprache), wo aus lang oder kurz,
aus „ss“ oder „ß“, ein Bedutungsunterschied entsteht?

„Er trank in Maßen.“
„Er trank in Massen.“

Du gehst das Problem ganz falsch an! Im zweiten Fall schreibt man:
„Er hat gesoffen.“

Aber wie auch schon geschrieben wurde, ergibt es sich aus dem Kontext. Dein Beispielsatz macht ja so überhaupt keinen Sinn, so einsam und verlassen auf einer einzigen Zeile.

MfG Peter(TOO) aus CH.

Und der Wolfgang ist eben noch zu jung! :wink:

Ach, schön wär’s! *wink*

Du meinst, Du kennst die Dinger?

Diese da:
http://www.enslinweb.de/ut-portal/eszet.htm

Na, aber sicher doch!

Die hier allerdings auch:
http://www.brauerei-sterk.de/23.jpg

(aus verschiedenen Phasen der Jugend, versteht sich …)

Prost!
Grüße, Wolfgang