In keinster Weise - aaarrgh

Hallo,

ich las gerade - wieder einmal - in einem anderen board die
Wendung „in keinster Weise“, noch dazu von einem user, den ich
besonders schätze – was den klitzekleinen ärgerlichen Impuls, den
ich immer noch bei dieser weit verbreiteten sprachlichen
Entgleisung empfinde, so weit steigerte,
dass ich der Sache etwas nachging.
Bei Google natürlich >1 Mio. Funde. Der erste klingt sogar
seriös: SPIEGEL.
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,311…
Und was lese ich da ?! In einer wohl sprachkritisch gemeinten Kolumne
à la Bastian Sick:

Es handele um den „Elativ“.
Der Elativ, auch „absoluter Superlativ“ genannt, wird außer
Konkurrenz verwendet, also ohne einen wirklichen Vergleich
anzustellen: möglichst, gefälligst, baldigst, gütigst, herzlichst,
mit freundlichsten Grüßen, in tiefster Trauer, beim besten Willen,
beim leisesten Anzeichen, und eben auch: in keinster Weise.

Keinster ist aber gar kein Superlativ, kann also auch nicht als
„absoluter“, als Elativ durchgehen. Irgendwer hat einmal diesen
Wortjux „in keinster Weise“ in die Welt gesetzt, wohl als Witz oder
auch ironische Sprachkritik, und mittlerweile liest man es überall,
nicht etwa deshalb, weil heutzutage Witzi_sch_keit in allen
Medien „aufdringlichst“ geworden ist, sondern ganz unbekümmert.
Ein Fall wie – „nichtsdestotrotz“.

Ich habe jetzt nicht die Kraft, mich in der Google-Liste
vorzuarbeiten.
Kennt hier vielleicht jemand einen link zu einem Artikel,
dessen Autor (oder auch Autorin:wink: so richtig aufräumt mit diesen und
ähnlichen sprachlichen Verhunzungen?

Aaarrgh
Nescio

hALLO nESCIO

Der erste klingt
sogar
seriös: SPIEGEL.

Die Zeiten, als man den SPIEGEL noch als seriös einstufen konnte, waren die 50er und 60er Jahre. Danach setzte ein kontinuierlicher intellektueller Abstieg dieses Magazins ein. Die Zielgruppe, früher die Intellekruellen, sind nun mehr die zusehends verblödende Masse.
Außer Politik kann der SPIEGEL nichts mehr. Geistig-kulturelle Themen sind da unter aller Sau, meilenweit z.B. unterhalb des Niveaus der ZEIT.
Sehr schön kann man es regelmäßig an den schwachsinnigen Artikeln zu Freud und der Psychoanalyse lesen, aber auch andere intellektuelle Themen kann der SPIEGEL schon lange nicht mehr bewältigen.
Gruß,
Branden

Zustimmung
hallo Nescio,

ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen - er findet meine vollste Zustimmung

Wolfgang
auf der Flucht

Hallo,

da hätte ich auch noch einen sinnlosen Superlativ anzubieten:

der mittelste!

Jetzt sag nicht, das gebe es nicht: im Cloppenburger Land - na gut, vorzugsweise Schweinezüchter und vorzugsweise katholisch - gibt es Vorderstenthüle, Mittelstenthüle und Hinterstenthüle - alles Teile der Talsperre rund um Thüle.

Gruß - Rolf

Hallo Nescio,

SPIEGEL.
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,311…
Und was lese ich da ?! In einer wohl sprachkritisch gemeinten
Kolumne
à la Bastian Sick:

also, ehrlich gesagt hätte es mich sehr gewundert, wenn der Zwiebelfisch NICHT „à la Bastian Sick“ schreibt.

Viele Grüße
Stefan

Kennt hier vielleicht jemand einen link zu einem Artikel, dessen Autor (oder auch Autorin:wink:
so richtig aufräumt mit diesen und ähnlichen sprachlichen Verhunzungen?

Kenne ich nicht, interessiert mich auch nicht. Denn das was du im Vorübergehen als „sprachliche Verhunzung“ bezeichnest, ist womöglich gar keine.

Eine Formulierung als „sinnvoll“ zu bezeichnen, wird in der Regel einen Konsens erzielen, wenn diese entweder einen pragmatischen oder einen ästhetischen Zweck erfüllt. Der ästhetische Effekt ist unzweifelhaft vorhanden, da sich zahlreiche Sprecher an der Formulierung stoßen; allerdings ist das sicher nicht die Reaktion, die Verwender dieser als Elativ interpretierbaren Form wünschen. Bleibt die Pragmatik: Ist „in keinster Weise“ exakt bedeutungs- und verwendungsidentisch mit „in keiner Weise“? Eindeutig nein. Im Gegensatz zu letzterer Formulierung kann ich im ersten Fall erkennen, dass es für den Sprecher offenbar besonders wichtig ist, auf die Unmöglichkeit, die absolute Undenkbarkeit der bezeichneten Sache hinzuweisen. Auch wenn er dies auf eine nicht-standardsprachliche Weise bewerkstelligt, transportiert er eine zusätzliche Information. Darüber hinaus notiert der DUDEN, die von dir kritisierte Formulierung habe einen „scherzhaften“ Beiklang – etwas, das man von „in keiner Weise“ nicht gerade behaupten kann, so sehr man es auch dreht und wendet. Das Argument, es gebe doch alternative Formulierungen, zählt nicht: Es gibt fast immer mehrere denkbare Ausdrucksweisen von unterschiedlicher Eleganz.

Zusammenfassend erkenne ich im umgangssprachlichen Umfeld durchaus eine Berechtigung für die Formulierung „in keinster Weise“, die bei simplen Falschschreibungen wie „Standart“ oder typographischen Pannen wie „übrigen’s“ nicht festzustellen ist. Man könnte auch sagen, dass „sprachliche Verhunzung“ eine mögliche, jedoch nicht gerade erschöpfende Betrachtung des Phänomens darstellt.

Gruß
Christopher

Hallo,

die Sprachverwurstelung nimmt oft wirklich skurile Züge an.
Die Medien (zuvorderst die Boulevardblätter haben auch einen
starken Hang zu solchen überzogenen und logisch völlig aus dem
Rahmen fallenden Sprachschöpfungen.

Da fällt mir gerade ein, was ich heute in der Sächsichen Zeitung
gelesen habe: Da ging’s um ein gestohlenes Fahrrad, mit dem der Eigentümer „… schon viele Male und den Globus gefahren ist“.

Kennt hier vielleicht jemand einen link zu einem
Artikel,dessen Autor (oder auch Autorin:wink: so richtig aufräumt mit
diesen und ähnlichen sprachlichen Verhunzungen?

Solche Autoren gibt es schon:
Stichwort: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462034480/302…

Im Osten ist Hans Georg Stengel, ein bekannter Kabarettist,
Autor einiger Bücher, die sich zu diesem Thema auslassen.
In der SZ schreibt er auch wöchentlich über so eine sprächliche
Stilblüte.
http://www.google.de/search?hl=de&q=stengel&btnG=Goo…

Gruß Uwi

Juhu, Christopher,

Kennt hier vielleicht jemand einen link zu einem Artikel, dessen
Autor (oder auch Autorin:wink: so richtig aufräumt mit diesen und
ähnlichen sprachlichen Verhunzungen?

Kenne ich nicht, interessiert mich auch nicht. Denn das was du
im Vorübergehen als „sprachliche Verhunzung“ bezeichnest, ist
womöglich gar keine.

Klingt ein bisschen ergrimmt. Warum? Würde es dich interessieren,
wenn er nicht nur womöglich eine Verhunzung wäre?
Was folgt: ist das dein angekündigtes „Plädoyer“?
Da sind einige Behauptungen eingeflochten, die ich für fragwürdig
halte, z.B.:

…Der ästhetische Effekt ist unzweifelhaft vorhanden…
…dieser als Elativ interpretierbaren Form…
…DUDEN, die von dir kritisierte Formulierung habe einen
„scherzhaften“ Beiklang

(falls du Letzteres ebenfalls behauptest - dass sie das hat oder
haben soll(te), habe ich ja selbst geschrieben. Problematisch finde
ich, dass sie seit langem schon gedankenlos meist in einem Kontext
angewandt wird, der nicht darauf schliessen lässt, dass der Schreiber
scherzen will, auch nicht auf bescheidenem Niveau).

…eine Berechtigung für die Formulierung „in keinster Weise“…

nur, wenn einer eine wirklich verschlissene Scherzhaftigkeit zu
zeigen nicht verschmäht, also jemand, der auch laufend
„nichtsdestotrotz“, „schlicht und ergreifend“ u.ä. herausbringt

die bei simplen Falschschreibungen wie „Standart“ oder
typographischen Pannen wie „übrigen’s“ nicht festzustellen ist.

Häää?! Was soll denn das jetzt hier?

Gruss
Nescio
p.s.: Wofür war denn nun dein angekündigtes Plädoyer?
Für die „Berechtigung“? Ach ja… Lassen wir’s.

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‚sebnitzen‘ tun sie (fast) alle
Hallo, Branden,

Der erste klingt sogar seriös: SPIEGEL.

Die Zeiten, als man den SPIEGEL noch als seriös einstufen konnte…

sind längst vorbei. Gebongt!
Ich meinte ja nur: für diese Frage.
Inhaltlich hört die Seriosität stets dort auf, wo man
gesellschaftlichen Tabus nahekommt, z.B. neulich bei dem Fall der
Prügelei in Potsdam. Da wird dann mehr oder weniger primitiv
„gesebnitzt“, von BILD bis SPIEGEL oder ZEIT oder…
Was von diesem kollektiven antirassistischen Furor zu halten ist,
brauche ich Dir als Psychoanalytiker ja nicht zu sagen.

…Artikeln zu Freud und der Psychoanalyse…kann der SPIEGEL schon
lange nicht mehr bewältigen.

Ebenso die ZEIT, auch wenn sie pro Freud schreibt.
Alles „weichgespült“.
Aber damit kommen wir vom Thema ab.

Gruss
Nescio

Hi,

diesen Ausdruck gibt es wohl schon länger. Meine Oma z.B. gebrauchte ihn recht gern, wie ich mich erinnere. Und die ist schon fast 30 Jahre tot.
Es scheint sich also nicht um etwas Neumodisches zu handeln.

Viele Grüße
WoDi

Hallo Nescio,

es gibt da einige Zehnagelaufroller wie

Optimalste Lösung
Ultimativste selbige
mittlerster

Wenn es Dich tröstet; irgendwann werden die im Duden erscheinen und dann ‚offiziell‘ sein - argh.

Gandalf

vollstes verständnis für dein ‚aaarrgh‘
:smiley:

p.s.: Wofür war denn nun dein angekündigtes Plädoyer?
Für die „Berechtigung“? Ach ja… Lassen wir’s.

Servus Nescio,
in diesem Falle galoppierenden Intellekts heißt es besser: „Lassen’s wir“ - eben wegen dem Zwiebelfisch :–o
Kai

ich las gerade - wieder einmal - in einem anderen board
die
Wendung „in keinster Weise“, noch dazu von einem user,
den ich
besonders schätze

Da ist der in bester (!) Gesellschaft:

Results 1 - 10 of about 9,780 from www.wer-weiss-was.de for „in keinster Weise“. (0.25 seconds)

http://www.google.com/search?hl=en&lr=&q=%22in+keins…

Gruß
dataf0x

Nix Argh, lieber Gandalf,
Zwischen „optimalster“ oder „einzigster“ und „in keinster Weise“ ist noch ein himmelweitester Unterschied, den du und Nescio außer 8 lassen:
Deine oben genannten Beispiele + „einzigster“ (das sagen ja auch so viele) sind wirkliche Fehler, die gemacht werden, weil die Sprecher/Schreiber es nicht besser wissen. Es sind allerdings nur einzelne Wörter.
Im Gegensatz dazu ist „in keinster Weise“ eine Art Redewendung. Über die Überbenutzung kann man sich jetzt streiten — ich bin generell auch eher gegen das Dreschen hohler Phrasen… es ist natürlich semantisch falsch, da „kein“ weder ein Adjektiv noch steigerbar ist, jedoch war er damals zu seiner Entstehung sicher scherzhaft gemeint, ähnlich wie es dereinst Autowerbungen gab mit „noch besserer“ (o.Ä.) — aufregen kann man sich meiner Meinung nach nur über die Witzigkeit dieses Wortspiels.
Nicht alle Superlative wollen den Superlativ ausdrücken. Im Lateinischen und Spanischen verwendet man oft den Superlativ (-issimus/-ísimo oder so) um eher eine Bekräftigung, einen Augmentativ, auszudrücken und keinen tatsächlichen Superlativ. Das wird im Deutschen zwar kaum verwendet, ist aber dennoch nachvollziehbar und könnte als Argument für die Phrase sprechen.

Phrasen wie diese halten eine Sprache lebendig. Wenn wir nur exakt immer das sagen würden, was die Regeln der Logik und Grammatik vorschrieben, dann müsste man Poesie, Sprachwitz und am besten auch gleich alle Synonyme abschaffen. „In keinster Weise“ ist eine starke Verneinung und eine Phrase die schon seit Jahrzehnten (wenn nicht länger) in der Deutschen Sprache™ am Rumexistieren ist — warum sich also ihrer entledigen wollen? Das schüfe doch nur Platz für wirklichen Sprach-Unfug…

Liebe Grüße,

  • André

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